- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Das majestätische Fell einer langhaarigen Katze oder ein ausgestreckter Katzenbauch beim Sonnenbaden lädt natürlich dazu ein, mit den Fingern hindurchzufahren oder zu kitzeln.
Aber bevor du dich dazu hinreißen lässt, solltest du die Vorlieben deiner Katze bedenken. Für manche Kätzchen gibt es gar nichts Besseres, als gestreichelt zu werden. Andere würden dich hingegen am liebsten umbringen, wenn du mit deinen Fingern in ihre Nähe kommst.
Dank dieser Tipps und Einblicke von Verhaltensforschern für Katzen erfährst du, wo du deine Katze am besten streichelst und wie du erkennen kannst, wann sie genug hat – damit bringst du sie zum Schnurren, anstatt die Krallen auszufahren.
An welchen Stellen kann ich meine Katze am besten streicheln?
„Am besten konzentriert man sich auf den Kopf und die Wangen. Wenn Katzen untereinander befreundet sind, putzen sie sich dort gerne gegenseitig, um ihre Zuneigung zueinander auszudrücken,“ sagt Laura Cassiday, zertifizierte Verhaltensberaterin für Katzen und Gründerin von Pawsitive Vibes Cat Behavior & Training. „Wenn du deine Katze am Kopf streichelst, verhältst du dich am ehesten so, wie es eine andere Katze tun würde.“
Katzen können zwar ganz individuelle Vorlieben haben, dies sind aber die geläufigsten Stellen, an denen Katzen gerne gestreichelt werden:
- Auf und hinter dem Kopf
- An den Wangen
- Unter dem Kinn
- Im Nacken
- Auf, zwischen und hinter den Ohren
- Am Schwanzansatz
Auf der anderen Seite gibt es Stellen am Katzenkörper, wo das Streicheln weniger gern gesehen wird. Zu den allgemeinen Tabuzonen gehören:
- Bauch
- Schwanz
- Pfoten
- Unterer Rücken
- Beine
Es mag verlockend sein, die unwiderstehlichen Fußsohlen einer Katze oder ihren flauschigen Bauch zu streicheln, doch hierbei handelt es sich um zwei der empfindlichsten Stellen an ihrem Körper. „Die meisten Katzen hassen es, wenn man ihren Bauch oder ihre Pfoten anfasst,“ fügt Dr. Bernadine Cruz hinzu, DVM, emeritierte Tierärztin am Laguna Hills Animal Hospital.
Erzwungenes Bauchstreicheln oder das Berühren der Pfoten deiner Katze kann Stress auslösen und dazu führen, dass du von ihr getreten, gekratzt oder gebissen wirst.
iStock/Linda Raymond
Wie sollte ich meine Katze streicheln?
„Wie du eine Katze streichelst, kann genauso wichtig sein, wie die Stelle, an der sie gestreichelt wird,“ sagt der Verhaltensspezialist für Katzen Stephen Quandt, CFTBS und Gründer von Feline Behavior Associates. „Sanftes Streicheln ist in der Regel am besten, aber manche Katzen mögen es gerne auch ein wenig heftiger, ähnlich wie bei einer Massage.“
Um herauszufinden, was deine Katze mag, solltest du probieren, wie viel Druck du ausüben kannst, und dabei die Körpersprache der Katze beobachten. Dadurch merkst du schnell, was sie zum Schnurren bringt und wann sie Reißaus nehmen möchte. „Wenn sich die Katze dem Streicheln hingibt, kannst du den Druck etwas erhöhen,“ fügt Cassiday hinzu. „Wenn sie sich neutral verhält oder sich zurückzieht, solltest auch du es ruhiger angehen.“
„Es gibt Katzen, die es lieben, an den Ohren gekrault zu werden und diese sanft nach oben ziehen zu lassen,“ erklärt Dr. Cruz. „Eine Massage entlang der Wirbelsäule und ein sanfter Klaps am Schwanzansatz können dir ebenfalls ein Schnurren einbringen.“
Dr. Cruz und Cassiday empfehlen beide, immer kurz und sanft in Richtung des Fellstrichs zu streicheln. Streicheln gegen den Strich in abrupten, heftigen Bewegungen vom Schwanz in Richtung Kopf oder lange, schwere Streicheleinheiten können für Katzen sehr überstimulierend sein.
Wann du mit dem Streicheln aufhören solltest
Katzen haben schnell wieder genug vom Streicheln, weshalb du am besten aufhören solltest, wenn deine Katze dir entsprechende Signale sendet. „Oft drehen Katzen den Körperteil, den du streichelst, weg von dir. Manche gehen auch einfach weg,“ erklärt Quandt.
Es kann aber auch sein, dass sich die Katze weniger passiv verhält, um dir zu zeigen, dass sie genug hat. „Wenn deine Katze sich versteift und nach dir schlägt, reicht es ihr vermutlich,“ sagt Dr. Cruz. „Hör auf und weise deine Katze nicht zurecht.“ Sie hat genauso ein Recht auf persönliche Distanz wie du. Nein heißt nein.“
Dies sind weitere Anzeichen, auf die du achten solltest, um zu erkennen, dass du genug gestreichelt hast:
- Nach hinten gelegte Ohren
- Erweiterte Pupillen
- Schnelles Schlagen oder Klopfen mit dem Schwanz
- Knurren oder Fauchen
- Wegschlagen mit Pfote
- Ausholen oder Angreifen
Wie oft eine Katze gestreichelt werden möchte, hängt in der Regel von ihrem Charakter und ihrer Stimmung ab, es gibt also keine Universalantwort darauf, wann es genug ist. Oft mögen es ältere, gemütliche Katzen, stundenlang mit ihren Lieblingsmenschen zu knuddeln. Sehr energiegeladene oder stets verspielte Kätzchen hingegen möchten lieber ihr Lieblingsspielzeug beschatten, jagen und bespielen, als gestreichelt zu werden.
So streichelst du ein Kätzchen
Genau wie ausgewachsene und ältere Katzen haben auch kleine Kätzchen ihre Vorlieben, Abneigungen und verschiedene Ansprüche in Bezug auf körperliche Nähe und Interaktionen. Die effektivsten Methoden, um kleinen Katzen bei der wichtigen Sozialisierung zu helfen, sind Streicheln und ein sanfter Umgang, vor allem in Form von angstfreien Techniken.
Es passiert aber schnell, etwas falsch zu machen, warnt Cassiday. „Du solltest immer darauf achten, die Kontrolle über das Kätzchen zu behalten, und ihm erlauben, sich wegzubewegen, wenn es das möchte.“
Vermeide Folgendes beim Streicheln von Kätzchen:
- Abruptes Packen
- Schnappen und Hochheben
- Gewaltsames Festhalten
- Zu viel Druck beim Streicheln
Cassiday empfiehlt Katzenbesitzern, beim Streicheln eines kleinen Kätzchens den gesunden Menschenverstand einzusetzen. „Ich habe schon Menschen gesehen, die Backofenhandschuhe oder Kratzgeräte für den Rücken dazu benutzen, Kätzchen in die Ecke zu drängen und dann zu streicheln. Eine solche Methode geht wirklich gar nicht. Wenn die Katze es nicht mag, lass es lieber bleiben,“ sagt sie.
iStock/AkilinaWinner
Wann ist es in Ordnung, eine Katze zu streicheln?
Im Gegensatz zu anderen rätselhaften und verwirrenden Verhaltensweisen bei Katzen, ist es relativ unmissverständlich, wann eine Katze gestreichelt werden möchte. Selbst wenn du dich nicht mit Katzen auskennst, kannst du die Körpersprache der Katze recht schnell durchschauen. „Oft drehen dir Katzen den Körperteil zu, an dem sie am liebsten berührt werden, zum Beispiel ihre Wangen,“ fügt Quandt hinzu.
Manche Katzen fordern körperliche Nähe auf folgende Weise ein:
- Sie reiben sich an dir
- Sie versetzen dir einen Kopfstoß
- Schnurren
- Miauen
- Sie nehmen Blickkontakt durch sanftes Blinzeln mit entspannten, halb geschlossenen Augen auf
Wenn die Katze, die du streicheln möchtest, keine direkte Aufmerksamkeit von dir fordert, empfiehlt Cassiday eine Art Zustimmungstest auszuprobieren, um ihr die Wahl zu lassen und so letztlich mehr Vertrauen aufzubauen.
So testest du, ob deine Katze mit dem Streicheln einverstanden ist:
- Strecke deiner Katze die Hand hin.
- Lass die Katze auf dich zukommen.
- Bewege deine Hand ein paar Zentimeter von ihrem Kopf entfernt.
- Lass die Katze das Streicheln mit ihrem Kopf oder Körper einleiten.
- Streichel sie für wenige Sekunden und ziehe deine Hand dann wieder zurück.
- Überlasse es der Katze, mehr Streicheln einzufordern.
- Wiederhole dies, bis die Katze weggeht.
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Warum mögen manche Katzen es nicht, gestreichelt zu werden?
Eine Abneigung gegen das Streicheln kann auf natürliche persönliche Vorlieben zurückzuführen sein, aber auch auf Erkrankungen oder Beschwerden, deshalb ist es zu empfehlen, die Katze vom Tierarzt untersuchen zu lassen. Das zählt vor allem dann, wenn sich ihr Verhalten dahingehend ändert. „Es kann sein, dass du aus Versehen eine Stelle berührt, die ihr weh tut oder Unwohlsein hervorruft, zum Beispiel bei Arthritis,“ erklärt Dr. Cruz.
Dies sind einige gesundheitliche Probleme, die dazu führen können, dass deine Katze sich nicht gerne streicheln lässt:
- Hauterkrankungen
- Tumore
- Anomalien der inneren Organe
- Neurologische Störungen
- Katzen-Hyperästhesie
Was tun, wenn deine Katze Streicheln hasst
Wenn deine Katze nicht gerne gestreichelt wird, ist das völlig in Ordnung. Es gibt viele andere Möglichkeiten, um ihr deine Zuneigung zu zeigen und zusammen Spaß zu haben, ohne dass euer Verhältnis darunter leiden muss. „Spielen ist eine tolle Alternative,“ schlägt Quandt vor. „Achte darauf, deiner Katze ausreichend Stimulierung zu bieten, zum Beispiel in Form von Kratzbäumen, Spieltunneln und Futterspielen.“
Indem du deine Katze trainierst und in einem Katzenrucksack, einem Geschirr oder an der Leine mit nach draußen nimmst, kannst du ihr auf sichere Weise die Welt zeigen, um sie zu unterhalten und eure Bindung zu stärken.
Wenn du wirklich über den Tellerrand schauen möchtest, kannst du dich einer ganz neuen Herausforderung stellen. „Ich bin ein großer Fan des Klicker-Trainings,“ verrät Cassiday. „Das macht eine Menge Spaß und baut Nähe auf, indem du deiner Katze Tricks beibringst.“