- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Wenn deine Katze schon viele Jahre bei dir lebt, fragst du dich vielleicht, ab wann sie wirklich das hohe Alter erreicht hat. Darauf gibt es leider keine eindeutige Antwort. Katzen leben durchschnittlich 12–16 Jahre, aber manche werden 18, 19 oder sogar 20 Jahre alt, berichtet Patrik Holmboe, DVM, leitender Tierarzt bei Cooper Pet Care. Das sind umgerechnet über 100 Menschenjahre! Ab welchem Alter ist eine Katze also „alt“? Laut Holmboe gelten Katzen im Allgemeinen im Alter von sieben oder acht Jahren als alt, obwohl diese Grenze etwas willkürlich ist.
Je älter deine Katze wird, desto weniger mobil ist sie und ihre Sehfähigkeit nimmt vielleicht ab – das ist ganz natürlich. Bedenke aber, dass auch ältere Katzen noch ziemlich rüstig und clever sein können. Nimm ein paar Anpassungen in deinem Zuhause vor, um den Bedürfnissen deiner alternden Katze gerecht zu werden.
Weiter unten erfährst du mehr über die Begleiterscheinungen des Alterns und die besten Pflegetipps.
Ab wann ist eine Katze alt?
Darauf gibt es keine definitive Antwort, da es beim Altern um körperliche, geistige und ernährungsphysiologische Veränderung geht und nicht um ein bestimmtes Alter. Laut Holmboe gelten die meisten Katzen ab einem Alter von sieben bis acht Jahren als alt, unabhängig von ihrer Rasse (manche Rassen wie Siamkatzen leben im Durchschnitt jedoch länger). Dank Fortschritten in der Veterinärmedizin und mehr Forschung zu den Nährstoffbedürfnissen von Katzen leben Katzen aber heute länger als früher. Eine siebenjährige Katze ist nun keine Seniorin mehr.
Holmboe fügt hinzu, dass Wohnungskatzen länger leben als Freigänger, da sie weniger Risiken und Gefahren ausgesetzt sind.
Man kann das Alter von Katzen nicht immer korrekt in Menschenjahre umrechnen, da Katzen anders altern. Aber eine ungefähre Vorstellung bekommst du, wenn du das Alter deiner Katze mit 7 multiplizierst, meint Holmboe. Bedenke dabei, dass Katzen in jungen Jahren schneller altern und sich mit zunehmendem Alter langsamer entwickeln. Diese Berechnungsart könnte also das Alter deiner jungen Katze unterschätzen und das deiner älteren Katze überschätzen.
So erkennst du, ob deine Katze alt ist
Wie beim Menschen ist das Altern bei Katzen eine sehr individuelle Sache, so Holmboe. „Aber in den meisten Fällen entwickelt es sich ähnlich“, meint er. Hier beschreiben wir ein paar Anzeichen, die darauf hindeuten, dass deine Katze das hohe Alter erreicht hat. Wenn dir diese Veränderungen oder eine verminderte Aktivität bei deiner Katze auffallen, solltest du unbedingt mit ihr zum Tierarzt gehen und nicht davon ausgehen, dass es sich dabei um normale Begleiterscheinungen des Alterns handelt.
Körperliche Veränderungen im Alter | Verhaltensänderungen im Alter | Gesundheitliche Veränderungen im Alter |
Ergraute Schnauze und Schnurrhaare | Vermehrte Lautäußerungen | Verlust des Seh-, Gehör- und Geschmackssinns sowie anderer Sinne |
Trübe Augen und ein Schleier über der Linse | Verringertes Interesse am Spielen und anderen Aktivitäten | Veränderter Appetit |
Stumpfes, verfilztes oder ungepflegtes Fell | Mehr Schlaf | Gewichtsverlust oder Muskelschwund |
Spröde Krallen | Orientierungslosigkeit | Verminderte Mobilität |
Dünnere, weniger elastische Haut | Verwirrung | Anfälliger für Infektionen und Krankheiten |
Meine Katze hat gesundheitliche Probleme. Gehört das zum normalen Altern dazu?
Das Altern an sich ist noch keine Krankheit. Alte Katzen leiden jedoch mit höherer Wahrscheinlichkeit an Krankheiten. Einige davon können jedoch vom Tierarzt behandelt oder gelindert werden.
Holmboe empfiehlt, ältere Katzen alle sechs bis zwölf Monate einer allgemeinen Vorsorgeuntersuchung zu unterziehen. Zwischen den Besuchen beim Tierarzt solltest du deine Katze alle zwei bis vier Wochen wiegen, um ihr Gewicht im Auge zu behalten. Achte auf mögliche Verhaltensänderungen und vereinbare einen Termin beim Tierarzt, wenn dir etwas ungewöhnlich vorkommt. Etwaige Gesundheitsprobleme, die aussehen, als würden sie zum normalen Altern dazugehören, kannst du so frühzeitig erkennen.
Erbrechen, Durchfall, vermehrtes Wasserlassen und Gewichtsverlust sind im Allgemeinen Anzeichen für eine Erkrankung und müssen vom Tierarzt abgeklärt werden, so Holmboe. Die folgenden Erkrankungen gehören laut Holmboe nicht zum normalen Alterungsprozess dazu, obwohl sie auf den ersten Blick so aussehen.
Deine Katze leidet an einer kognitiven Störung
Genau wie Menschen Alzheimer bekommen können, entwickeln manche Katzen im Alter eine Demenz. Obwohl die meisten Katzen mit dieser Diagnose mindestens zehn Jahre alt sind, solltest du in jedem Fall den Tierarzt aufsuchen, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.
Bei älteren Katzen zeigt sich eine kognitive Störung in den folgenden Symptomen.
- Orientierungsverlust an unbekannten Orten
- Verringertes Interesse am Spielen
- Zu viel Schlaf oder ein veränderter Schlafrhythmus
- Starrer Blick an die Wand oder ins Leere
- Verringertes Interesse an Futter oder Wasser
- Urinieren/Defäkation außerhalb der Katzentoilette
- Laute Lautäußerungen, besonders nachts
Deine Katze hat Osteoarthritis
Arthritis nimmt bei Katzen verschiedene Formen an, aber die häufigste ist Osteoarthritis, bei der die Gelenke im Laufe der Zeit entzündet und beschädigt werden. Leider verbergen Katzen bekanntermaßen ihre Schmerzen, daher ist eine veränderte Mobilität oft schwer zu erkennen. Aus diesem Grund wird Osteoarthritis leicht mit normalen Änderungen im Alterungsprozess verwechselt. Eine frühzeitige Diagnose kann das Fortschreiten der Krankheit jedoch verlangsamen und die Behandlung der Schmerzen vereinfachen.
Durch Osteoarthritis ausgelöste Gelenkschmerzen erkennst du an den folgenden Anzeichen.
- Veränderte Nutzung der Katzentoilette
- Verminderte Aktivität, z. B. will die Katze nicht aufstehen, Treppen benutzen oder springen
- Hinken
- Berührungsempfindlichkeit
- Gewichtsverlust
- Depression
- Schlechte Fellpflege
Deine Katze hat eine Nierenerkrankung
Schätzungen zufolge leiden 2–20 % aller Katzen im Laufe ihres Lebens an einer chronischen Nierenerkrankung, wobei die Wahrscheinlichkeit bei Katzen ab dem 16. Lebensjahr auf 30 % steigt. Es gibt zwar keine Heilung, doch die richtige Ernährung und Medikamente können bei einer Nierenerkrankung hilfreich sein.
Bei älteren Katzen zeigt sich eine Nierenerkrankung in den folgenden Symptomen.
- Gesteigertes Durstempfinden
- Übermäßiges Wasserlassen
- Gewichtsverlust trotz normalem Appetit
- Energiemangel
- Schlechte Fellpflege
Deine Katze hat eine Zahnerkrankung
Bei jeder Katze besteht das Risiko einer Zahnerkrankung, doch die Erkrankung und die dadurch verursachten Beschwerden können bei älteren Katzen leicht übersehen werden.
Eine Zahnerkrankung erkennst du möglicherweise an den folgenden Anzeichen.
- Verminderter Appetit
- Futter fällt aus dem Maul
- Aggression
- Schlechter Atem
- Sabbern
- Berühren des Mauls mit der Pfote
- Gewichtsverlust
So kümmerst du dich richtig um eine ältere Katze
Haustierbesitzer mit älteren Katzen wissen, dass diese ganz besondere Pflege benötigen. Zum Glück kannst du in deinem Zuhause ein paar einfache Veränderungen vornehmen, damit sich deine ältere Katze darin wohlfühlt. Sprich auch mit deinem Tierarzt ab, wie oft deine Katze untersucht werden sollte und ob du ihre Ernährung umstellen solltest.
Katzenfutter für ältere Katzen
Die Association of American Feed Control Officials (AAFCO) gibt Empfehlungen hinsichtlich der Nährwerte für das Futter junger und ausgewachsener Katzen, jedoch nicht älterer Katzen. Futter für ältere Katzen deckt zwar den grundlegenden Nährstoffbedarf deiner ausgewachsenen Katze ab, aber es ist nicht auf die Bedürfnisse aller älteren Katzen zugeschnitten.
Um dem langsameren Stoffwechsel und dem Muskelschwund älterer Katzen entgegenzuwirken, sollte Futter für ältere Katzen weniger Kalorien und mehr Protein enthalten, so Holmboe. Allerdings erfüllen nicht alle Futtermittel für Seniorenkatzen diese Kriterien. Außerdem ist eine kalorienarme und proteinreiche Ernährung möglicherweise nicht für jede ältere Katze geeignet. Du solltest dir immer tierärztlichen Rat einholen, wenn du ein Futter für deine ältere Katze aussuchst.
Ein barrierefreies Zuhause
„Selbst wenn keine Anzeichen vorhanden sind, sollte man davon ausgehen, dass ältere Katzen nicht mehr so mobil sind – egal, ob Arthritis der Auslöser ist oder nicht“, erklärt Holmboe. Du kannst dein Zuhause ganz einfach barrierefreier gestalten, indem du Katzentoiletten mit niedrigem Einstieg und Rampen oder Treppen zu den Lieblingsplätzen deiner Katze bereitstellst.
Und wenn die Sehfähigkeit deiner Katze abnimmt, solltest du keine großen Änderungen an deiner Wohnung vornehmen, damit deine Katze nicht verwirrt ist oder sich verletzt. Wenn du Möbel umstellst, kann es passieren, dass deine Katze mit Gegenständen zusammenstößt oder beim Springen die Entfernung falsch einschätzt. Auch Nachtlichter in wichtigen Bereichen, z. B. bei der Katzentoilette sowie beim Futter- und Wassernapf, können hilfreich sein, da die Nachtsicht deiner Katze möglicherweise abnimmt.
Regelmäßige Besuche beim Tierarzt
Möglicherweise empfiehlt dein Tierarzt, deine ältere Katze alle sechs Monate anstatt einmal im Jahr untersuchen zu lassen. Das Gewicht deiner Katze und ihre Herzfunktion werden überprüft, aber auch eine Blutuntersuchung kann sinnvoll sein. „Es steht außer Zweifel, dass schwerwiegende gesundheitliche Probleme schneller erkannt werden, wenn man alle sechs bis zwölf Monate ein großes Blutbild und einen Urintest durchführt, anstatt sich nur an den Symptomen zu orientieren“, so Holmboe. „Das kann allerdings mit Kosten verbunden sein, also liegt die Entscheidung letztlich beim [Haustierbesitzer].“
Wenn du eine ältere Katze besitzt, mit der du häufiger zum Tierarzt musst, solltest du dir eine Haustierversicherung zulegen.
Altersgerechte Fellpflege
Manche Körperstellen kann deine Katze nur mehr schwer erreichen, also bürste sie mehrmals pro Woche. Wenn sich das Haar an manchen Stellen verfilzt, muss deine Katze an dieser Stelle möglicherweise von einem Katzenfriseur oder einem Tierarzt rasiert werden. Dein Tierarzt kann entscheiden, ob eine Ernährung, die reich an Omega-Fettsäuren ist, der Gesundheit der Haut und des Fells deiner Katze zuträglich ist.
Altersgerechtes Spielzeug
Auch ältere Katzen mögen körperliche und geistige Stimulation. Da das Spielen mit Katzenangeln und Federwedeln aber sehr energieintensiv ist, bevorzugen sie vielleicht Kugelbahnen oder Futterlabyrinthe.
Bequeme Schlafplätze
Jede Katze profitiert von einem warmen und gut gepolsterten Schlafplatz, und besonders Katzen mit Arthritis fühlen sich darin wohl. Mit einem orthopädischen Katzenbett stellst du sicher, dass die Gelenke deiner Katze an den richtigen Stellen entlastet und optimal gestützt werden. Für ältere Katzen können sogar Hundebetten geeignet sein!
Mit diesen Tipps sorgst du vor, dass deine ältere Katze noch viele Jahre gesund und glücklich leben kann. Denke aber daran, dass dir nur ein Tierarzt sagen kann, wie du dich am besten um deine alternde Katze kümmern kannst.