Es gibt verschiedene Gründe, warum Katzen eine Wand anstarren würden: Möglicherweise sehen sie etwas, das wir nicht sehen; oder sie sind im Jagdmodus; oder vielleicht sind sie einfach nur ein bisschen, naja, mysteriös. In einigen Fällen kann langes An-die-Wand-Starren jedoch auch ein Zeichen dafür sein, dass irgendetwas nicht stimmt.
Normalerweise sehen wir uns das Verhalten und die Handlungen unserer Katze an, um zu verstehen, was ihr so durch den Kopf geht. Einige ihrer Gewohnheiten sind auch recht einfach zu entschlüsseln, andere hingegen bleiben uns wohl immer ein Rätsel. Wenn deine Katze nun die seltsame Angewohnheit hat, Wände anzustarren, könnte dies einfach nur eines dieser skurrilen Katzenmätzchen sein, die scheinbar jeder Erklärung trotzen.
In diesem Artikel möchten wir die Gründe hinter der scheinbaren Faszination mancher Katzen für Wände näher beleuchten. Also lass uns einmal einen genaueren Blick darauf werfen, was in ihren kleinen Köpfen so vorgehen könnte.
Warum starren Katzen Wände an?
Wie bereits erwähnt, kann es verschiedene Gründe geben, warum Katzen ab und an das Bedürfnis verspüren, wie gebannt auf eine Wand zu starren. Im Folgenden findest du einige der weniger besorgniserregenden Erklärungen für dieses Verhalten. Schwerwiegendere Gründe werden wir weiter unten untersuchen.
Deine Katze hat etwas gehört
Das Hörvermögen von Katzen übertrifft bei Weitem das des Menschen.
Katzen können bis zu 64.000 Hz hören, während die Hörgrenze des Menschen bei etwa 23.000 Hz liegt. Das bedeutet, dass Katzen etwa dreimal besser hören als wir. Ein Grund dafür ist, dass sie einen viel tieferen Gehörgang mit einer optimierten Struktur aufweisen, sodass Geräusche effizienter zum Trommelfell übertragen werden.
Deine Katze könnte also die Wand anstarren, da sie dahinter Geräusche vernimmt, die du nicht hören kannst. Vielleicht befindet sich dahinter eine gluckernde Rohrleitung oder sogar ein piepsendes Mäuschen.
Da Katzen eine viel größere Hörweite haben als wir, könnten „sie aufmerksam nach etwas lauschen, während das für uns so aussieht, als würden sie an die Wand starren“, bemerkt Dr. Amber Karwacki, Partnerärztin bei Heart + Paw Callowhill.
Deine Katze hat ein besseres Sehvermögen
Manche Eigenschaften von Katzenaugen sind weniger gut ausgeprägt als beim menschlichen Auge. Laut Cats Protection ist es für Katzen beispielsweise schwieriger, Objekte in ihrer Nähe zu fokussieren. Außerdem nehmen sie weniger Farben wahr.
In anderen Bereichen hingegen sind Katzen uns gegenüber im Vorteil. Cats Protection zufolge verfügen Katzen über ein breiteres Sichtfeld – mit 200 Grad im Vergleich zu 180 Grad beim Menschen. Die „Zapfen“-Zellen in ihren Augen ermöglichen es ihnen, Dinge in größerem Detail zu sehen. Und da sie über eine höhere Anzahl von „Stäbchen“-Zellen verfügen, ist ihr Sehvermögen bei schlechten Lichtverhältnissen bis zu sechsmal besser als unseres.
Diese exquisite Sehkraft ermöglicht es ihnen, Dinge zu erkennen, die deine Augen nicht sehen (insbesondere, wenn du als Brillenträger deine Brille nicht trägst).
„Da Katzen ein besseres Sehvermögen haben, erkennen sie kleine Insekten oder Lichtspuren an den Wänden, die wir nicht sehen“, erklärt Karwacki.
Vielleicht schaut dein Kätzchen sich „verborgene“ Sonnenstrahlen an: Studien zeigen, dass Katzenaugen UV-Licht aufnehmen können, wozu Menschen nicht in der Lage sind.
Deine Katze ist auf der Jagd
Nicht alle Jagdaktivitäten deiner Katze finden draußen statt – sie kann ihren Instinkten auch in eurer Wohnung nachgehen.
Sowohl Hauskatzen als auch Freigänger beobachten ihre Beute zunächst eine Weile, bevor sie sich darauf stürzen: Sie wollen den geeigneten Moment abpassen, um zuzuschlagen.
Wie Karwacki verrät: „Möglicherweise beobachten und jagen sie eine Beute, die du nicht sehen kannst, entlang der Wand.“ Vielleicht krabbelt ja gerade eine Spinne an der Wand hoch und deine Katze wartet nur auf die richtige Gelegenheit, um sich auf sie zu stürzen.
Deine Katze ist geheimnisvoll
Ein weiterer Grund, warum dein Kätzchen an die Wand starrt, ist, dass sie das ohne wirklichen Grund tut.
Genauso wie wir Menschen manchmal einfach ins Leere blicken, kann deine Katze das auch. Da wir immerhin nie so richtig wissen, was unseren Katzen so durch den Kopf geht, könnte es gut sein, dass sie gerade von irgendetwas abgelenkt werden oder dass sie einfach nur ein bisschen seltsam sind.
Das muss generell nichts Schlechtes sein: Eine gewisse Mysteriosität kann dabei helfen, eine Beziehung interessanter zu gestalten – auch die Beziehung zwischen dir und deinem pelzigen Freund.
Wann sollte ich mir Sorgen machen, dass meine Katze an die Wand starrt?
Im Allgemeinen ist es nicht bedenklich, wenn eine Katze längere Zeit auf eine Wand starrt. Gelegentlich kann dies jedoch ein Anzeichen für ein medizinisches Problem sein, das deine Aufmerksamkeit erfordert.
Das Starren kann ein Symptom von drei verschiedenen Problemen sein: kognitives Dysfunktionssyndrom, Hyperästhesie-Syndrom und Kopfpressen.
Kognitives Dysfunktionssyndrom bei Katzen
Genauso wie wir Menschen verlieren auch Katzen mit zunehmendem Alter ihre geistigen Fähigkeiten. „Der kognitive Verfall bei Katzen bedingt Veränderungen im Gehirn, die wiederum zu Verhaltensänderungen führen“, erklärt Karwacki. Laut Cornell University College of Veterinary Medicine können Katzen mit 10 Jahren erste Anzeichen für einen kognitiven Verfall zeigen.
Cornell University nennt die folgenden für das kognitive Dysfunktionssyndrom üblichen Symptome:
- Übermäßiges Schlafen oder veränderte Schlafmuster
- Beschränktes räumliches Bewusstsein
- Herumwandern in unbekanntem Revier
- Ausscheidungen außerhalb der Katzentoilette
- Vermindertes Interesse an Spielzeit, Essen und/oder Wasser
- Lautes, längeres Miauen, insbesondere nachts
„Diese [Verhaltens-]Veränderungen können dazu führen, dass sie auf Wände starren“, fügt Karwacki hinzu.
Experten der Cornell University stellten außerdem fest, dass das kognitive Dysfunktionssyndrom bei Katzen mit neurologischen Störungen in Verbindung gebracht werden kann. In diesem Fall kann sich das Verletzungsrisiko einer Katze erhöhen, da der Bereich des Gehirns, der die Reaktionen auf die Umwelt kontrolliert, sich verkleinert.
Hyperästhesie-Syndrom bei Katzen
Laut der Cornell University präsentiert sich diese Erkrankung hauptsächlich als Hypersensitivität auf der Haut, in der Regel auf dem Rücken und am Schwanzansatz.
Es kann jedoch auch von anderen Symptomen begleitet werden, wie zum Beispiel:
- Längeres Anstarren von Wänden
- Exzessive Fellpflege (besonders in der Nähe des Schwanzes)
- Lautes Heulen oder Miauen
- Vergrößerte Pupillen
- Beißen und Aufreißen der Haut
Während für viele Probleme im Bezug auf die Katzengesundheit eine Ursache gefunden werden kann, sind sich Tierärzte nicht sicher, was hinter dem Hyperästhesie-Syndrom steckt.
Manche denken, es handle sich hier um ein neurologisches oder genetisches Problem. Andere glauben derweil, dass es auf Ängste zurückzuführen ist. Jedenfalls lautet die gute Nachricht, dass man bestimmte Maßnahmen ergreifen kann, um die Symptomatik zu lindern.
Karwacki rät: „Wenn deine Katze diese Symptome zeigt, solltest du sie von deinem Tierarzt untersuchen lassen.“
Kopfpressen
Das Hauptanzeichen dieser Erkrankung ist, dass eine Katze „ihren Kopf gegen eine Wand drückt und sich für eine gewisse Zeit nicht bewegt“, erklärt Karwacki.
Andere Handlungen oder Symptome, die mit dem Kopfpressen einhergehen können, sind Orientierungslosigkeit, Krampfanfälle, Sehstörungen, Hin- und Herlaufen und vermehrte Lautäußerungen.
Karwacki fügt noch hinzu, dass Kopfpressen bei Katzen kein gängiges Phänomen ist. Wenn es jedoch auftritt, kann es eine ernsthafte Krankheit wie einen Hirntumor, eine Infektionskrankheit, eine Stoffwechselstörung oder Vergiftung signalisieren. Das bedeutet, dass es wichtig ist, sofort den Tierarzt zu kontaktieren.
Man sollte das Kopfpressen jedoch nicht mit dem Kopfstoß verwechseln – also „wenn Katzen ihren Kopf beim Vorbeilaufen an der Wand reiben, oder wenn sie ihn an deinen Körper drücken, um Streicheleinheiten zu erhalten“, erklärt Karwacki. Das ist ein völlig normales Verhalten von Katzen.
Zusammenfassung
Genau wie wir Menschen – und andere Tiere – können Katzen alle Arten von lustigen und seltsamen Verhaltensweisen an den Tag legen. Und das ist ja auch einer der vielen Gründe, warum wir sie so schätzen, nicht wahr?
Nicht selten kommt es vor, dass man Katzen dabei beobachten kann, wie sie wie gebannt auf eine Wand starren. Meist tun sie das aus ganz harmlosen Gründen (die auf ihre überlegene Seh- und Hörkraft zurückzuführen sind).
Gelegentlich kann das Starren jedoch darauf hindeuten, dass mit dem Kätzchen etwas nicht in Ordnung ist – vor allem, wenn das Verhalten von anderen Symptomen begleitet wird. Wenn du etwas Ungewöhnliches bemerkst oder dir Sorgen machst, zögere nicht, deinen Tierarzt um Rat zu bitten.