- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Katzen verbringen normalerweise den Großteil ihres Tages damit, sich auszuruhen. Während du diesen Artikel liest, hält womöglich auch deine Katze gerade ein kleines Nickerchen. Als Katzenbesitzer fragt man sich allerdings manchmal, warum Katzen so viel schlafen und ob das normal ist. Experten bestätigen, dass Katzen darauf programmiert sind, sehr viel zu schlafen – es liegt buchstäblich in ihrer DNA. In einem 24-Stunden-Zyklus kann deine Katze dann auch gut und gerne 20 Stunden schlummern. Doch warum benötigt sie so viel Schlaf und wann könnte übermäßiger Schlaf auf ein zugrunde liegendes Problem hinweisen?
Wie viel schlafen Katzen in 24 Stunden?
Um es einfach auszudrücken: Katzen schlafen sehr, sehr viel. Die Schlafzeiten von Katzen variieren je nach Alter und Aktivitätsniveau, liegen im Durchschnitt jedoch bei 15 bis 20 Stunden pro Tag. Damit verbringen sie durchschnittlich 70 % ihres Lebens beim Schlummern. Dr. Mikel Delgado, Rovers ansässige Katzenexpertin im The Dog People Panel, verrät uns allerdings, dass Katzen dabei nicht jedes Mal in einen tiefen, erholsamen Schlaf verfallen. Katzen durchlaufen ähnlich wie der Mensch zwischendurch zwar auch eine Tiefschlafphase, doch da jedes Nickerchen nur etwa 15 bis 20 Minuten dauert, sind ihre Tiefschlafphasen viel kürzer, normalerweise nur etwa fünf Minuten.
Der 24-Stunden-Schlafzyklus einer Katze
Dr. Gary Richter, Rovers ansässiger Tierarzt im The Dog People Panel, unterteilt den Schlafzyklus von Katzen in vier einfache Phasen: Faulenzen, abendliche Zoomies, Tiefschlaf und morgendliche Zoomies. Zwar hat jede Katze ihren ganz eigenen Schlafzyklus, doch generell kann man Folgendes festhalten:
- Faulenzen. Am Tag machen es sich Katzen oft gemütlich, indem sie alle vier Pfoten unter ihren Körper einziehen und einfach nur vor sich hin dösen. Der Schein mag allerdings trügen: Sie wären jederzeit in der Lage, blitzschnell wieder auf allen vier Pfoten zu stehen und ihre Umgebung aufmerksam zu scannen. In der Faulenzen-Phase genießen sie viele kleine 15–20-minütige Nickerchen mit gelegentlichen kurzen Tiefschlafphasen.
- Zoomies. Nach einem Tag voller kleiner Schläfchen setzt bei deiner Katze am frühen Abend der Jagdinstinkt ein. Die Abenddämmerung ist für Katzen eine von zwei Tageszeiten, in der sie aufgrund ihres Jagdinstinkts besonders aktiv sind.
- Tiefschlaf. Katzen erleben genau wie der Mensch REM-Schlafphasen, die normalerweise dann erfolgen, nachdem sie abends ihren Raubtierinstinkt befriedigen konnten. Vielleicht kannst du beobachten, wie der Körper deiner Katze sich während dieser Schlafphase entspannt und ausbreitet. Die Wahrscheinlichkeit ist geringer, dass sie nun aufwacht und sofort wieder hellwach ist.
- Morgendliche Zoomies. Die Morgendämmerung ist für Katzen die zweite aktive Zeit des Tages. Hier kannst du erleben, wie sie mit ihren Zoomies die Wohnung unsicher machen und um Futter betteln. Sobald sie mit dieser „Jagd“ fertig sind, beginnt ihr Tageszyklus, in dem viele kurze Nickerchen stattfinden werden, bevor wieder die nächste Jagdepisode beginnt.
Warum schlafen Katzen so viel?
1. Jagdinstinkte zur Dämmerstunde
Auch wenn deine Katze heutzutage allerhöchstens noch ihrer Spielzeugmaus hinterherjagt, ist sie nach wie vor Nachkommin wilder Raubtiere. „Katzen sind dämmerungsaktiv – nicht nachtaktiv –, was bedeutet, dass sie bei Sonnenuntergang und Sonnenaufgang so richtig aktiv werden“, so Dr. Delgado. Als Raubtiere haben Katzen diesen Zeitplan verinnerlicht, um effizienter jagen zu können. Daher finden ihre Zoomies am frühen Abend und Morgen statt.
„Zusätzliche Spielzeit am Tag und kurz vor dem Schlafengehen kann deiner Katze helfen, sich zu entspannen und nachts besser zu schlafen“, rät Dr. Delgado. Du solltest dafür Spielzeuge verwenden, welche die natürliche Beute deiner Katze nachahmen und es ihr ermöglichen, diese Beute zu jagen, zu fangen und zu „töten“. Indem du deine Katze dann nach dem Spielen fütterst, so Dr. Delgado, hast du mit ihr einmal den kompletten Raubtierzyklus durchgespielt, was wiederum einen erholsamen Schlaf fördert.
2. Normale Ruhe- und Schlafzyklen
Wenn deine Katze über den ganzen Tag verteilt ihre kleinen Nickerchen hält, verfällt sie wie bereits erwähnt nicht jedes Mal in einen Tiefschlaf. Die leichten Schlafphasen sind eher wie ein kleines Päuschen, in denen sie die Augen schließt und einfach nur ihrer Umgebung lauscht. „Auch wenn es so aussieht, als würden sie tief und fest schlafen, sind ihre Sinne immer noch scharf genug, dass sie bei Bedarf in Nullkommanix wieder hellwach sein können“, sagt Dr. Delgado. Die vielen kleinen Ruhe- und Tiefschlafzyklen im Laufe des Tages sorgen dafür, dass deine Katze glücklich und gesund bleibt.
3. Alter
Mit zunehmendem Alter neigen Katzen dazu, ein ruhigeres Gemüt zu entwickeln: Sie spielen weniger, kuscheln mehr und machen noch mehr Nickerchen. Ältere Katzen schlafen im Durchschnitt einfach mehr als jüngere Katzen, so Richard Goldstein, DVM, am Cornell University College of Veterinary Medicine.
4. Abkühlung
Die Vorfahren der modernen Hauskatze lebten in Wüstenregionen. Um in einer solchen heißen, trockenen Umgebung gedeihen zu können, brauchten diese Wildkatzen eine Möglichkeit, sich abzukühlen und ihre Körpertemperatur während des Tages zu regulieren. Laut Wissenschaft ist Schlafen ideal, um die Körper- und Gehirntemperatur herunterzufahren.
5. Langeweile
Deine Katze schläft möglicherweise nur deshalb, weil sie sich langweilt – ein häufiges Problem bei Hauskatzen. Wenn du die Umgebung deiner Katze also interessanter gestaltest, wird sie wahrscheinlich nicht mehr so oft schlafen wollen. Gute Beschäftigungsmöglichkeiten sind etwa Kratzbäume, Fensterstangen und Spielzeug. Weitere Anzeichen dafür, dass sich deine Katze langweilt, sind u. a.:
- Übermäßige Lautäußerungen wie Jaulen, Miauen oder nächtliches Maunzen
- Mangelndes Interesse
- Nervöses Verhalten
- Übermäßiges Essen
- Schlechtes Benehmen
- Verhaltensprobleme bei der Interaktion mit anderen Haustieren
6. Lifestyle
Katzen haben den schlechten Ruf, distanziert und unflexibel zu sein. Tatsächlich sind sie jedoch ziemlich anpassungsfähig. Studien haben ergeben, dass Freigänger oder Wildkatzen tagsüber schlafen, um Energie für nächtliche und frühmorgendliche Jagden zu sparen. Hauskatzen hingegen nutzen den Tag eher zur Erholung, während sie ihre eigentliche Schlafenszeit an den Schlafrhythmus ihrer menschlichen Gefährten anpassen.
7. Saisonale Veränderungen
„In den Wintermonaten, wenn die Tage kürzer sind, sowie bei schlechtem Wetter schlafen Katzen länger“, schreibt East Shore Veterinary Services. An einem gemütlichen, regnerischen Tag gibt es auch für sie nichts Besseres als ein schönes Nickerchen.
So findest du heraus, ob deine Katze genug und nicht zu viel schläft
Da du deine Katze am besten kennst, kannst du auch am besten beurteilen, was für sie normale Schlafmuster und Verhaltensweisen sind. Katzen sind Gewohnheitstiere, die nach ihrem eigenen Zeitplan leben. Wenn du bemerkst, dass sich der Schlafplan deiner Katze drastisch ändert oder von anderen ungewöhnlichen Verhaltensweisen begleitet wird, könnte es an der Zeit sein, mit deinem Tierarzt zu sprechen.
Anzeichen dafür, dass deine Katze nicht genug Schlaf bekommt
Katzen schlafen in der Regel mehr, wenn sie sich nicht wohlfühlen, erklärt uns Dr. Richter. Es gibt allerdings ein paar Erkrankungen, die den Schlaf deiner Katze stören könnten.
Nierenerkrankungen, Diabetes oder eine Schilddrüsenüberfunktion können dazu führen, dass deine Katze häufig aufwacht, um Wasser zu trinken oder das Katzenklo zu benutzen. Ebenso wenn deine Katze Schmerzen hat: Dann ist sie möglicherweise die ganze Nacht über wach, weil sie einfach keine bequeme Position zum Einschlafen findet. Bei älteren Katzen kann eine Unfähigkeit, nachts zu schlafen oder zur Ruhe zu kommen, mit dem kognitiven Dysfunktionssyndrom zusammenhängen. Wenn du nicht zu Hause bist, um auf Veränderungen bei den Schlafgewohnheiten deiner Katze zu achten, könntest du eine Haustierkamera installieren.
Anzeichen dafür, dass deine Katze zu viel schläft
Wenn deine Katze mehr als sonst oder an ungewöhnlichen Orten schläft oder weniger interaktiv als normal ist, solltest du laut Dr. Richter vielleicht nach möglichen Ursachen suchen. Lethargie kann von anderen Symptomen begleitet werden, wie zum Beispiel:
- Unangemessenes Urinieren
- Aggression
- Verminderte Aktivität
- Unerklärliche/r Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme
- Veränderung der Essgewohnheiten
- Schlechter Atem
- Veränderungen der Lautäußerungen
Wenn du dich fragst, ob du deine Katze den ganzen Tag lang schlafen lassen kannst, lautet die Antwort: wahrscheinlich nicht. Alle Katzen profitieren von körperlicher und geistiger Stimulation, und wenn sie sich beim Spielen richtig austoben können, sind sie am glücklichsten. Macht das Alter, das Temperament oder die Gesundheit deiner Katze ein sicheres Spielen unmöglich, kann dein Tierarzt dir helfen, entsprechende Alternativen zu finden.
Fazit
Für unsere Haustiere ist es ebenso wichtig wie für uns, genau die richtige Dosis an Schlaf zu erhalten. Dabei unterscheidet sich das Schlafmuster von Katzen von dem des Menschen: Ihre Gene und Überlebensinstinkte ebenso wie ihr moderner Lebensstil wirken sich alle auf ihren Schlafrhythmus aus.
Wie viel Schlaf deine Katze am Tag braucht, hängt gegebenenfalls von ihrem Alter, der Jahreszeit und ihrer Routine ab. Für dich als Katzenbesitzer ist es wichtig, dass du den typischen Schlafplan deiner Katze verstehst. Denn wenn sich die Anzahl der Nickerchen, die sie in einem 24-Stunden-Zyklus macht, plötzlich ändert, weißt du, dass du ihr Leben entweder ein wenig bereichern solltest oder vielleicht einen Ausflug zum Tierarzt machen musst. Wenn es keine plötzlichen Veränderungen gibt, dann solltest du wegen der Schlafmuster deiner Katze keinen Schlaf verlieren. Nimm dir einfach ein Beispiel an deinem pelzigen Mitbewohner und genieße ein kurzes Nickerchen an seiner Seite.