- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Wer all den Horrorgeschichten über Katzen Glauben schenkt, hegt möglicherweise den Verdacht, dass Katzen unheimlich eifersüchtige Tiere sind. Studien zufolge haben Katzen ein ganzes Spektrum an Gefühlen und können unter anderem Empathie und Trauer empfinden. Aber können sie auch Eifersucht verspüren? Nein. Eifersucht ist ein sehr komplexes Gefühl und wird von Katzen nicht so empfunden, wie wir Menschen es definieren.
Laura Cassiday, zertifizierte Katzenverhaltensberaterin und Gründerin von Pawsitive Vibes Cat Behavior & Training, erzählt uns, dass Verhaltensweisen von Katzen, die wir fälschlicherweise als Eifersucht interpretieren, in Wahrheit stressbedingt und besitzergreifend sind. Laut Cassiday brauchen Katzen Routine und eine gewisse Vorhersehbarkeit, daher können Veränderungen wie ein neues Kätzchen, ein Baby oder ein neuer Mitbewohner stressbedingtes Verhalten auslösen. Katzen verteidigen ihre wichtigsten Ressourcen, um andere Tiere und Menschen zu warnen – und das ist nicht dasselbe wie menschliche Eifersucht.In diesem Artikel sehen wir uns genauer an, welche Missverständnisse es rund um Eifersucht bei Katzen gibt, und klären diese auf.
Warum Katzen manchmal eifersüchtig wirken
Was auf uns Menschen wie Eifersucht wirkt, ist für Katzen oft ganz normal. Katzen möchten von Natur aus einen einfachen Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen wie Nahrung und Aufmerksamkeit von Menschen haben, erklärt Dr. Mikel Delgado, zertifizierte Katzenverhaltensberaterin, Gründerin von Feline Minds und Katzenexpertin bei Rover. Wenn Katzen gezwungen sind, um den Zugang zu diesen Ressourcen zu kämpfen, kommt es zu Konflikten und Stress, die mit Eifersucht verwechselt werden können.
Sie fügt hinzu, dass neue Familienmitglieder und neue Routinen die Selbsterhaltungsinstinkte der Katze aktivieren, weil sie ihre Sicherheit bedroht sieht. Diese neuen Mitbewohner bedeuten oft auch, dass du – und die anderen menschlichen Bezugspersonen der Katze – ihr möglicherweise weniger Aufmerksamkeit und Fürsorge schenkt als gewöhnlich.
Um Katzen zu helfen, die Veränderungen zu akzeptieren, sollten Katzenbesitzer jeden Tag fixe Zeiten zum Füttern, Spielen und Pflegen einhalten, sagt Delegado abschließend.
10 Verhaltensweisen von Katzen, die mit Eifersucht verwechselt werden
Oft wird stressbedingtes Verhalten von Katzen mit Eifersucht verwechselt. Jede Katze verhält sich bei Stress anders, stellen Cassiday und Delgado klar. Je nach ihrer Persönlichkeit und den Umständen könnten dir folgende Verhaltensweisen auffallen:
- Verstecken
- Übermäßige Fellpflege
- Urinieren außerhalb der Katzentoilette
- Harnmarkieren
- Veränderung des Appetits und der Fressgewohnheiten
- Vermehrte Lautäußerungen, einschließlich Miauen, Heulen und Jaulen
- Fauchen und Knurren
- Magen-Darm-Probleme
- Körperliche Aggression
- Heischen nach Aufmerksamkeit
Werden Katzen eifersüchtig auf andere Haustiere?
In Haushalten mit mehreren Katzen kann es laut Cassiday dazu kommen, dass Katzen als Reaktion auf Konflikte mit Urin markieren, wenn sie sich unsicher fühlen oder sich verteidigen wollen. Auch das Kämpfen um wichtige Ressourcen sieht aus wie Eifersucht, ist aber eigentlich stressbedingt. Solche Ressourcen sind etwa ein sonniges Plätzchen am Fenster, ein Kratzbaum oder der Futternapf.
Auch wenn draußen eine fremde Katze herumläuft, kann das bei Wohnungskatzen so etwas wie Eifersucht auslösen. Hat sich beispielsweise eine streunende Nachbarkatze deinen Garten als Lieblingsplatz ausgesucht, empfindet deine Wohnungskatze vielleicht Besitzgier und möchte ihr Revier verteidigen.
Und schließlich stellen neue Haustiere (zum Beispiel Hunde) das konkurrenzlose Einzelgängertum deiner Katze in Frage. Um solche angespannten Situationen zu entschärfen, solltest du deiner Katze mehr Ressourcen bereitstellen, die ihr wichtig sind, etwa Futternäpfe, Katzentoiletten und Katzenbäume.
Können Katzen eifersüchtig auf Babys sein?
Mit viel Planung, Vorbereitung und Geduld wird ein neues Baby für deine Katze kein Stressfaktor, sondern eher eine Kuriosität. Werdende Eltern sollten ihre Katze schon Monate im Voraus auf das neue Baby vorbereiten. Hier ein paar Tipps:
- Spiele Aufnahmen von weinenden Babys ab und erhöhe die Lautstärke nach und nach, bis es lebensecht klingt
- Stelle ein Kinderbett, einen Wickeltisch, Laufställe und Babymöbel auf
- Mache die Katze mit dem Geruch von Babylotionen und -puder vertraut
- Lasse die Katze an Gegenständen riechen, die den Duft des Babys tragen
Werden Katzen eifersüchtig, wenn sie nicht im Mittelpunkt stehen?
Vielleicht hat sich deine Katze schon einmal auf deinem Laptop ausgebreitet oder sich bei einem Spieleabend auf den Tisch gesetzt und du fragst dich, ob deine Katze eifersüchtig wird, wenn du anderen Dingen Aufmerksamkeit widmest.
In Wahrheit steckt dahinter keine Boshaftigkeit. Katzen lernen laut Delgado schnell, wie sie die Aufmerksamkeit ihrer Bezugsperson erregen, und genießen es oft, im Mittelpunkt zu stehen.
Wenn deine Katze aktiv um deine Aufmerksamkeit heischt, „bedeutet das nicht, dass sie wütend oder unglücklich ist“, meint Delgado. „Sie weiß einfach, dass sie garantiert für Spaß sorgt, wenn sie mitten ins Geschehen hineinplatzt!“
Wann wird Eifersucht bei Katzen zum Problem?
Territoriales und besitzergreifendes Verhalten sieht aus wie Eifersucht und kann problematisch werden, wenn deine Katze schnell aggressiv wird.
Laut Cassiday solltest du bei Aggression „sofort eingreifen, indem du die Katzen und/oder Menschen voneinander trennst und dich an einen Tierarzt oder Katzenverhaltensberater wendest.“
Äußert sich das stressbedingte, eifersuchtsähnliche Verhalten in körperlicher Aggression, könnten Verletzungen, schwerwiegende medizinische Probleme und sekundäre Gesundheitsprobleme wie übermäßige Fellpflege, Appetitlosigkeit und Unreinheit die Folge sein.
Was kann ich gegen Eifersüchteleien bei Katzen tun?
Gegen eifersüchtiges Verhalten deiner Katze gehst du am besten vor, indem du zusätzliche Ressourcen besorgst. Dazu gehören Katzentoiletten, Spielzeug und Katzenmöbel. Halte außerdem deine Routinen ein und schenke deinen Katzen möglichst gleich viel Aufmerksamkeit.
Eine gute Möglichkeit, deiner Katze bei der Stressbewältigung zu helfen, ist es, morgens und abends zehn bis 15 Minuten alleine mit ihr zu verbringen. „Durch Spielen, Routine und eine gewisse Vorhersagbarkeit steigt das Selbstvertrauen von Katzen und ihr Stresslevel sinkt“, sagt Cassiday.