- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Die Körpersprache von Katzen ist nicht immer einfach zu verstehen, und manchmal interpretieren wir ihre gemischten Signale falsch. Aber ein Signal ist nicht zu überhören: das Fauchen. Wenn Katzen fauchen, ist das eine Warnung an andere, bloß nicht näherzukommen. Der Laut dient ähnlich wie Knurren, Jaulen und Spucken der Verteidigung. Aber im Gegensatz zu anderen Lautäußerungen ist das Fauchen bei Katzen unwillkürlich. Wenn sie Angst haben, überrascht sind oder plötzliche Schmerzen oder Unbehagen empfinden, ist Fauchen eine natürliche Reaktion.
Wenn dich eine Katze anfaucht, heißt das nicht unbedingt, dass sie dich nicht leiden kann. „Es ist ein Zeichen von Angst, Stress, Unbehagen oder Unsicherheit“, erklärt Stephen Quandt, zertifizierter Trainings- und Verhaltensspezialist für Katzen (CFTBS). Wenn dich eine Katze anfaucht, achte auf ihre Körpersprache: Entweder, sie braucht ein bisschen Zeit und Raum für sich, um Stress abzubauen, oder sie sollte zum Tierarzt.
In dem folgenden Leitfaden erfährst du, wie du entschlüsseln kannst, was das furchteinflößende Fauchen deiner Katze bedeutet.
Fünf Gründe, warum Katzen fauchen
Wenn Katzen fauchen, öffnen sie knurrend ihr Maul und entblößen ihre messerscharfen Zähne. Sie nehmen eine Verteidigungshaltung ein, und wenn diese nicht respektiert wird, könnte ein Angriff folgen. Katzen mögen es gar nicht, wenn sie „keine Kontrolle haben, keine Wahl haben und Veränderungen erleben“, so die Katzenverhaltensexpertin Jane Ehrlich. Jede mögliche Kombination dieser Faktoren und die dadurch ausgelösten Gefühle könnten das Warnsignal und das Knurren auslösen.
1. Deine Katze ist überreizt
Laut Quandt ist Reizüberflutung der häufigste Grund dafür, warum eine Katze ihren Besitzer anfaucht. „[Reizüberflutung] führt dazu, dass die Katze faucht, mit der Pfote schlägt und beißt“, erläutert er. Je nach Toleranzgrenze deiner Katze könnte sie schon nach einer Streicheleinheit von ein paar Minuten oder wildem Spielen zu fauchen beginnen.
Wenn du deiner Katze oft über den ganzen Rücken streichst, kann sie das überreizen, meint Dr. Katherine Pankratz, DVM, Behavioral Medicine Clinician an der Animal Behavioral Clinic. „Zunächst gefällt es ihr vielleicht, aber nach mehrmaligem Streicheln ist es ihr möglicherweise zu viel und sie faucht oder kommuniziert auf andere Weise, dass du aufhören solltest.“ Auch am Bauch, den Pfoten, Beinen und am Schwanz solltest du deine Katze nur vorsichtig berühren.Wenn deine Katze faucht, solltest du das ernst nehmen, fügt Quandt hinzu. „Fauchen gehört nicht zum Spielen. Jedes Fauchen ist ein Anzeichen für Stress, Konflikt oder Angst“, sagt er.
2. Deine Katze hat Angst
Katzen empfinden Veränderungen in ihrem Umfeld oft als bedrohlich. Durch Fauchen drücken sie ihre Angst vor ihnen unbekannten Menschen, anderen Haustieren und sogar leblosen Gegenständen aus. Anzeichen für Angst bei Katzen sind laut Quandt geweitete Pupillen, seitlich oder nach hinten abstehende Ohren, gesträubtes Fell, zuckende oder sich zusammenziehende Haut, ein gewölbter Rücken und eine geduckte Körperhaltung.
3. Deine Katze hat sich erschreckt
Quant zufolge ist Zischen eine unwillkürliche Lautäußerung. Es ist ein natürlicher Reflex – genau wie wir Menschen aufschreien, wenn wir erschrocken oder überrascht sind. „Manche Katzen fauchen, wenn sie sich erschrecken. Das ist ihre übliche Reaktion auf einen Schreck, aber dann entspannen sie sich wieder“, fügt er hinzu.
4. Deine Katze ist gestresst
Katzen haben nichts lieber als Routine, vertraute Gesichter und Orte, die sie gut kennen. Eine Veränderung in der Umgebung oder ein neues Familienmitglied kann deine Katze ganz schön nervös machen. Darüber hinaus kennen auch Tierärzte die stressbedingten Verteidigungstaktiken von Katzen nur allzu gut, erzählt Ehrlich.
„Ich würde auch fauchen“, meint sie, „wenn ich in einem Transporter gefangen wäre, dann gegen meinen Willen im Auto zu einem Ort gebracht werde, wo es seltsam riecht und sich dann jemand an mir zu schaffen macht!“ Man muss bedenken, sagt sie, dass die Katze nicht unbedingt etwas gegen den Tierarzt hat. Der Stress rührt daher, dass sie ihre Komfortzone verlassen muss.
5. Deine Katze hat Schmerzen
„Wenn deine Katze Aufmerksamkeit sucht, dann aber mit Fauchen oder Knurren reagiert, wenn sie gestreichelt wird, oder bei wiederholtem Berühren eines bestimmten Körperteils ständig faucht, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass sich die Katze unwohl fühlt“, erklärt Dr. Samantha Morici, DVM, Head of Veterinary Services bei Koala Health.
Weitere Anzeichen dafür, dass deiner Katze etwas wehtut, sind:
- Verstecken
- Verminderte Aktivität
- Veränderungen des Bewegungsvermögens, etwa weniger Sprünge oder Hinken
- Appetitlosigkeit
- Schnelle Atmung
- Erweiterte Pupillen
- Zusammengekniffene Augen
Laut Dr. Pankratz kann es schwierig sein, allein anhand der Körpersprache festzustellen, ob die Ursache für das Fauchen Angst oder Schmerz ist. Deshalb empfiehlt sie, beim ersten Anzeichen einer Verhaltensänderung einen Kontrolltermin zu vereinbaren.
Wie klingt es, wenn eine Katze faucht?
Beim Fauchen kommen die Stimmbänder nicht zum Einsatz, erklärt Quandt. Stattdessen fauchen Katzen, indem sie ihr Maul öffnen und Luft ausstoßen. „Die Lautäußerungen ist stimmlos, unwillkürlich und wird ausgelöst, wenn überraschend ein Feind auftaucht“, so eine Studie. Die Wissenschaftler beschreiben das Fauchen als „ein langgezogenes, gedämpftes Geräusch“, das abrupt aufhört – anders als das Zischen einer Schlange.
Welche Arten von Fauchen gibt es bei Katzen?
Fauchen kann zwar in diversen Situationen auftreten, aber Katzen können nur auf eine Weise fauchen. Wenn sie sich provoziert fühlen, kann es zu verstärktem konfrontativem Verhalten kommen.
Quandt fügt hinzu, dass Katzen auch ein Spuckgeräusch machen können. Das ist eine intensivere Variante des Fauchens, bei dem kein Speichel austritt. „Wir vermuten, dass dieses Geräusch von allen großen Tierarten universell als bewusstes Warnsignal verstanden wird“, sagt er. Wie das gewöhnliche Fauchen ist auch dieses Spuckgeräusch stimmlos und unwillkürlich und wird häufig von einem Fauchen begleitet.
Der Unterschied zwischen Fauchen und Knurren
Zuerst faucht deine Katze, dann knurrt sie. „Beides sind Warnsignale und können einem Angriff vorausgehen“, erklärt Quandt. „Beim Knurren handelt es sich aber um etwas Ernsteres.“ Anders als beim Fauchen ist das Maul beim Knurren geschlossen oder nur leicht geöffnet. Es klingt tief und grollend und dient dazu, Gefahr zu signalisieren oder dem Angreifer Angst einzujagen.
Warum fauchen Katzen einander an?
Laut Ehrlich lernen Katzen zu fauchen, wenn sie etwa zwei Wochen alt sind. In dieser Lebensphase ist auch die Sozialisierung mit Menschen von primärer Bedeutung.
„Ein Kätzchen, das im Alter von etwa fünf bis sechs Wochen noch keine gute Behandlung erlebt hat, wird dazu neigen, zu fauchen“, erklärt Quandt. „Das Zeitfenster, in dem eine Katze sozialisiert werden sollte, ist fließend, aber mit zunehmendem Alter des Kätzchens wird es schwieriger, es zu sozialisieren.“
Warum Katzen fauchen, erklärt er, hat komplexe Gründe. Oft geht es dabei um Bedrohungen, Stressfaktoren, Dominanz und manchmal auch soziale Strukturen. Wenn du einen Freigänger fauchen hörst, handelt es sich vermutlich um die dominante Katze einer Kolonie, die eine in der sozialen Hierarchie niedriger gestellte Katze (oder ein Katzenjunges) in die Schranken weist.
Warum faucht meine Katze meine anderen Haustiere an?
Einige Katzen haben von Natur aus Angst vor Hunden oder anderen Haustieren, die sie vom Aussehen oder vom Geruch her nicht kennen. Wenn das der Fall ist, empfiehlt Quandt Desensibilisierung und Gegenkonditionierung. „Desensibilisierung bedeutet, den Abstand zwischen Maumau und Sammy zu verringern, während sie interagieren“, erklärt er. „Gegenkonditionierung heißt, den Stressor – also den Hund – mit einer Belohnung wie einem Leckerli zu kombinieren. Die Belohnung wirkt sich auf den gestressten Teil des Gehirns aus und reduziert diesen Stress mit der Zeit.“
Vielleicht verhält sich der Hund aber auf eine Weise, die der Katze Angst macht. In so einem Fall solltest du einen zertifizierten Hundetrainer zurate ziehen und dir ausreichend Zeit nehmen, um deinen Hund mit anderen Haustieren zu sozialisieren.
In einem Haushalt, in dem mehrere Katzen friedlich miteinander leben, kann es vorkommen, dass eine Katze einmalig faucht. „Lenke sie einfach mit einem Spielzeug ab oder trenne sie sanft voneinander“, empfiehlt Quandt. „Aber bestrafe sie nicht, sonst stresst du sie noch mehr.“ Quandt fügt hinzu, dass bei häufigem Fauchen (und Konflikten) im Haushalt am besten ein Katzenverhaltensexperte herangezogen werden sollte.
Fauchen bestimmte Katzenrassen häufiger als andere?
Manche Katzenrassen sind bekanntlich „gesprächiger“ als andere, darunter Siamkatzen, Burma-Katzen, Tonkanesen und japanische Stummelschwanzkatzen. „Am lautesten ist die Siamkatze“, merkt Quandt an.
Aber häufige Lautäußerungen müssen nicht unbedingt mit häufigerem Fauchen einhergehen. Katzen sind sowohl Raubtiere als auch Beute, und je nachdem, wie stark das Selbstvertrauen deiner Katze ausgeprägt ist, könnte sie sich entweder als das eine oder andere sehen. „Jene Katzen am unteren Ende – die Beutetiere – haben weniger Selbstvertrauen, und diese Katzen tendieren eher dazu, zu fauchen“, so Quandt. Natürlich spielen Lebenserfahrungen wie Sozialisierung und das Lebensumfeld eine große Rolle dabei, wie sicher und selbstbewusst sich eine Katze fühlt.
Es herrscht der Mythos, dass weibliche Katzen weniger oft fauchen als männliche, erzählt Ehrlich. Das stimme aber nicht: „Beide Geschlechter fauchen gleich viel“, stellt sie klar.
Was soll ich tun, wenn meine Katze faucht?
Wenn dich deine Katze anfaucht, fauche nicht zurück. „Die Katze kann es verstehen, aber es gefällt ihr nicht“, meint Quandt. „Alles, was Angst, Stress oder Unbehagen bei einer Katze hervorruft, ist eine Art von negativer Interaktion. Wenn du deine Katze anfauchst, machst du die Situation nur schlimmer.“
Die beste Reaktion auf eine fauchende Katze ist, sich zurückzuziehen und ihr den Raum zu geben, den sie verlangt. Anstatt deine Katze zu streicheln oder hochzuheben, sprich mit leiser, beruhigender Stimme mit ihr. Dr. Morici rät, später nach deiner Katze zu sehen, nachdem sie ein wenig Stress abbauen konnte.„Nähere dich und achte darauf, ob sie weiterhin faucht“, sagt sie. „Wenn es deiner Katze immer unangenehm ist, an einer bestimmten Stelle berührt zu werden, oder wenn zusätzlich zum Fauchen noch andere Verhaltensänderungen auftreten, würde ich eine tierärztliche Untersuchung empfehlen.“
Manche Katzen brauchen ein bisschen Zeit, um Vertrauen aufzubauen. Wenn das der Fall ist, kannst du mit positiver Verstärkung und Stressabbau an eurer Beziehung arbeiten.
So reduzierst du das Stresslevel deiner Katze
Wenn eine Katze faucht, bedeutet das nicht, dass sie eine bestimmte Person nicht mag. Vielmehr ist es ein Ausdruck von Angst, Stress oder Unwohlsein. „In der Regel handelt es sich um Emotionen, die vorübergehend und situationsgebunden sind“, so Quandt. Er erklärt, wie wir einer Katze helfen können, Stress abzubauen und sich sicherer zu fühlen.
- Besorge deiner Katze die wichtigsten Artikel für ihren Alltag.Stelle deiner Katze alles Notwendige für ein gesundes Leben bereit, z. B. ausreichend Katzentoiletten, frisches Wasser und vollständige und ausgewogene Mahlzeiten, und sie wird sich sicher und geborgen fühlen.
- Biete deiner Katze ein bereicherndes Umfeld.Katzen haben einen natürlichen Trieb, zu klettern, zu laufen und ihre Krallen in geeignete Oberflächen zu graben. Stelle an den Lieblingsorten deiner Katze Kratzstangen, Kratzbäume, Katzentreppen und Fensterliegen auf.
- Gib deiner Katze Gelegenheit zum Spielen und fordere sie körperlich. Katzen sind geborene Raubtiere und lieben es, ihre Jagdfähigkeiten mindestens einmal täglich etwa 15 Minuten lang mit ihrem Lieblingsmenschen zu trainieren. Wenn du gerade nicht mit deiner Katze spielst, sollte sie Zugang zu Puzzlespielen, interaktiven Spielen und Einzelspielen haben.
- Gib ihr einen privaten Rückzugsort. „In einer Kuschelhöhle kann sie sich richtig wohl fühlen“, so Quandt. Probiere es mit Katzenzelten, Häuschen, Pappkartons, gemütlichen Bettchen und Höhlen.
- Baut eine Verbindung auf. Nicht alle Katzen werden gerne hochgenommen und liebkost. Wenn du einfach still neben deiner Katze sitzt oder täglich ihr Fell pflegst, wird deine Katze eure gemeinsame Zeit zu schätzen wissen.
- Verwende beruhigende Pheromone. „Das sind künstliche Düfte, die Gerüche von Katzen nachahmen“, erklärt Quandt. Sie vermitteln Vertrauen und Geborgenheit.
- Geht regelmäßig zum Tierarzt. Regelmäßige tierärztliche Versorgung ist die beste Art, deiner Katze Liebe zu zeigen. Ehrlich empfiehlt, den Stress in der Tierarztpraxis zu reduzieren und einen Tierarzt zu wählen, der sanft und sensibel mit den Reaktionen deiner Katze umgeht. Tierärzte, die als „Fear Free“ oder als „katzenfreundlich“ zertifiziert sind, haben eine spezielle Ausbildung absolviert.
Zu guter Letzt empfiehlt Ehrlich, die Körpersprache deiner Katze lesen zu lernen. Unsere Katzen teilen uns mit, was sie für ihr Wohlbefinden benötigen – wir brauchen nur zuzuhören und vor allem auf Hinweise zu achten.
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