- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Katzen erleben ein breites Spektrum an Emotionen. So kann es mitunter auch schon einmal vorkommen, dass sie sich traurig fühlen. Obwohl sie uns das nicht direkt sagen können, kommunizieren sie ihren Gefühlszustand doch auf andere Weise – etwa durch unruhige Schwanzbewegungen, Lautäußerungen oder Verhaltensänderungen. Sofern dein Tierarzt eine physische Krankheit ausschließt, wenn deine Katze diese Anzeichen zeigt, könnte sie tatsächlich unter einer Depression leiden.
Viele Verhalten, die wir bei einer unglücklichen Katze beobachten, können jedoch auch auf körperliche Beschwerden hinweisen. Es ist also am besten, erst einmal jegliche Verletzungen und Krankheiten auszuschließen, bevor man davon ausgeht, dass sich der Gefühlszustand einer Katze verändert hat. Im Zweifelsfall kann ein Besuch beim Tierarzt helfen, die ungewöhnlichen Verhaltensweisen der Katze zu interpretieren. Indem du lernst zu erkennen, wann das Verhalten deiner Katze nicht mehr normal ist, kannst du auch herausfinden, ob sie professionelle Hilfe benötigt.
Falls du den Verdacht hast, dass sich deine Katze nicht wie ihr übliches, glückliches Selbst fühlt, findest du im Folgenden einige mögliche Anzeichen für eine Depression.
So erkennst du, ob deine Katze depressiv ist: Anzeichen und Symptome
Bevor du feststellen kannst, ob deine Katze depressiv ist, solltest du physische Ursachen für ihren Stimmungswandel ausschließen. Dr. Mikel Delgado erzählt uns, dass es zwar einige deutliche Symptome für Katzendepression gibt, dass diese aber möglicherweise nicht den gesamten Gemütszustand einer Katze widerspiegeln. Sie sagt: „Wir können zwar unsere eigenen Schlüsse ziehen, doch wir können nie wirklich wissen, was im Kopf einer Katze vorgeht.“
Die folgenden Symptome können auf ein ernsteres Gesundheitsproblem hinweisen, bei dem du deine Katze zum Tierarzt bringen musst:
- Verweigerung von Nahrung und Flüssigkeiten
- Exzessives Kratzen
- Fellpflege bis zum Haarausfall
- Zurückziehen oder Verstecken (kann auf ein gesundheitliches Problem hinweisen)
Wenn du denkst, dass deine Katze apathisch geworden ist, solltest du vielleicht auch auf andere mögliche Symptome einer Depression achten, wie zum Beispiel:
Kein Interesse an normalen Aktivitäten
Wenn eine Katze das Interesse an ihrem Spielzeug oder anderen normalen Verhaltensweisen verliert, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass sie sich unwohl fühlt. Dr. Delgado bezeichnet diese normalen Verhaltensweisen als „Zeichen der Wohligkeit“. Wenn deine Katze depressiv ist, so Dr. Delgado weiter, hat sie tendenziell weniger Energie, hat keine Lust, mit dir zu spielen oder mit dir zu interagieren und lässt sich nicht mehr auf andere artspezifische Verhaltensweisen ein. Während es ganz normal ist, dass Katzen zur Entspannung etwas Zeit für sich alleine brauchen, könnten signifikante Abweichungen von ihrem üblichen Verhalten ein Anzeichen für eine Depression sein.
Häufigeres Verstecken oder Zurückziehen
Es ist üblich, dass sich Katzen von Zeit zu Zeit verstecken. „[Aber] Katzen sollten nicht den ganzen Tag an einem Ort sitzen oder sich verstecken“, warnt Dr. Delgado. Wenn eine Katze sich deutlich öfter zurückzieht als gewöhnlich, kann das ein Zeichen dafür sein, dass sie sich unwohl fühlt.
Wenn sie sich versteckt, kann das auch bedeuten, dass sie nicht mehr an Aktivitäten interessiert ist, die sie normalerweise genießt, etwa mit Spielzeug spielen oder mit ihren Menschen kuscheln. Katzen mit Depressionen sind in der Regel ängstlicher und verstecken sich möglicherweise, um sich zu beruhigen und besser geschützt zu sein.
Mehr Schlaf oder Nickerchen an ungewöhnlichen Orten
Katzen schlafen durchschnittlich 15 Stunden am Tag. Wenn dein Mitbewohner also viel schläft, ist das nicht unbedingt ein Grund zur Sorge. Dr. Delgado erklärt uns, dass Katzen zwar gerne schlafen und auch viele Nickerchen brauchen, dass zu viel Schlaf jedoch ein Anzeichen einer Depression sein kann. Auch wenn sie plötzlich an einer anderen Stelle als üblich schlafen, kann das darauf hindeuten, dass sie sich nicht wohlfühlen.
Lautäußerungen
Wenn du eine Veränderung in den Lautäußerungen deiner Katze bemerkst, könnte dies darauf hindeuten, dass etwas nicht stimmt. Insbesondere ein lautes, trauriges, tiefes Heulen kann ein Ausdruck von Betrübtheit sein. Schnurren bedeutet zwar oft, dass eine Katze zufrieden ist, doch depressive Katzen schnurren häufiger als gewöhnlich. Damit möchten sie sich trösten und beruhigen. Übermäßiges Schnurren kann also auch darauf hinweisen, dass eine Katze unglücklich ist.
Angespannte Körpersprache
Katzen nutzen ihre Körpersprache zur Kommunikation und haben eine Reihe von Möglichkeiten, ihr Unwohlsein auf physische Weise auszudrücken. Wenn du merkst, dass die Ohren deiner Katze nach hinten gerichtet sind, ihr Fell gesträubt oder ihr Schwanz eingezogen ist (statt hoch in die Luft zu ragen), geht es ihr wahrscheinlich nicht gut. Es ist zwar normal, dass Katzen beim Spielen angespannt sind, aber eine glückliche und gesunde Katze entspannt sich danach auch wieder.
Gesteigerter oder verringerter Appetit
Wie beim Menschen auch kann die Stimmung von Katzen sich auf ihr Interesse an Futter auswirken. Wenn eine Katze depressiv ist, könnte sie unter Umständen plötzlich aufhören zu fressen. Vielleicht lehnt sie dann sogar ihre Lieblingsleckerlis ab. In selteneren Fällen erhöhen unglückliche Katzen ihre Nahrungsaufnahme, um sich auf diese Weise selbst zu beruhigen. Unabhängig davon, ob sie mehr oder weniger fressen, kann eine Änderung ihrer Essgewohnheiten darauf hindeuten, dass sich Katzen nicht wie ihr normales, glückliches Selbst fühlen.
Aggression
Katzenbesitzer denken oft, dass Aggressionen bei Katzen einfach eine Reaktion auf eine Bedrohung sind. Tatsächlich werden Katzen jedoch auch aus anderen Gründen aggressiv – zum Beispiel, um ihre Stimmung kundzutun. Ein einzelner Biss oder gelegentliches Zischen sind allerdings noch nicht Anzeichen depressionsbedingter Aggressivität. Diese manifestiert sich stattdessen in einer Reihe länger andauernder Verhaltensweisen. Unglückliche Katzen nehmen Dinge in ihrer Umgebung eher als Bedrohung wahr, unabhängig davon, ob sie es tatsächlich sind oder nicht. Wenn eine Katze depressiv ist, nimmt sie Menschen und anderen Katzen oder Haustieren gegenüber demnach oft eine feindlichere Haltung ein.
Übermäßige oder vernachlässigte Fellpflege
Die Fellpflege ist Teil einer normalen und gesunden Katzenroutine. Wenn sich eine Katze jedoch schlecht fühlt, können ihre Fellpflegegewohnheiten sich drastisch verändern. Eine depressive Katze kann ihre Fellpflege erhöhen oder reduzieren. Einige Katzen hören sogar ganz damit auf. Infolgedessen haben unglückliche Katzen oft sprödes, ungepflegtes Fell. Wenn sie es mit der Fellpflege übertreiben, sieht man bald kahle Stellen in ihrem Pelz. Ein Besuch beim Tierarzt kann ihnen helfen, ihre Pflegegewohnheiten wieder zu normalisieren. Dein Tierarzt kann deiner Katze Clomipramin verschreiben – das zur Behandlung von Angstzuständen und Depressionen bei Katzen angewendet wird –, um die übermäßige Fellpflege zu unterbinden.
Harnmarkieren
Wenn deine Katze euer Zuhause mit Urin markiert, denkst du vielleicht, dass das ein Akt der Rebellion ist. Laut dem Veterinary Ireland Journal markieren einige Katzen jedoch mit ihrem Urin, um sich selbst zu beruhigen. Indem sie sich auf diese Weise mit ihrem eigenen Duft umgeben, können sie ihre Angstzustände reduzieren. Da unglückliche Katzen in der Regel ängstlicher sind, tun sie alles, um ihre Angst zu lindern, einschließlich der Urinierung außerhalb des Katzenklos. Dies geschieht vor allem, wenn eine bestimmte Situation die Katze in eine schlechte Stimmung versetzt hat.
Destruktives Verhalten
Kratzen ist ein normales Katzenverhalten. Gekratzt wird zur Markierung, das heißt, um den Eigenduft aus den Drüsen an den Pfoten abzuscheiden. Laut dem Cornell Feline Health Center kratzen Katzen auch, um die durchsichtige Hülle um ihre Krallen zu entfernen. Kratzen ist zwar normal, jedoch kann man von übermäßigem, destruktivem Kratzen reden, wenn Katzen ihre Krallen an anderen Haushaltsgegenständen als ihrem Kratzbaum oder sonstigen akzeptablen Objekten abwetzen. Dr. Delgado meint, dieses Extremverhalten könnte darauf hindeuten, dass die Katze gestresst oder unglücklich ist. Um dem zerstörerischen Kratzen vorzubeugen, sollten Haustierbesitzer herausfinden, was ihrer Katze fehlt, und versuchen, ihre Zerstörungswut auf Kratzbäume oder andere geeignete Gegenstände umzuleiten.
5 Ursachen oder Auslöser von Depressionen bei Katzen
Dr. Delgado nennt die folgenden häufigsten Gründe für Depressionen bei Katzen.
- Eine Veränderung in der Umgebung der Katze. Katzen reagieren sehr empfindlich auf Umstellungen in ihrem Leben, egal wie groß oder klein. Zu diesen Veränderungen gehören etwa der Umzug in ein anderes Zuhause, neue Möbel oder wenn der Partner ihres Menschen einzieht.
- Stress. Genau wie bei Menschen ist auch bei Katzen Stress ein häufiger Grund für Depressionen und andere Krankheiten. Tritt ein Lebensstressor auf, können Katzen Symptome einer Depression entwickeln, einschließlich Aggressionen und andere Verhaltensprobleme.
- Andere Katzen. Katzen sind sehr speziell. Der Einzug einer neuen Katze kann für sie eine drastische Veränderung darstellen und zu allen möglichen Problemen führen, einschließlich Depressionen. Haustierbesitzer, die eine weitere Katze adoptieren möchten, sollten dabei die Bedürfnisse beider Katzen beachten, um unnötigen Stress für alle zu vermeiden.
- Trauer. Wenn wir jemanden verlieren, trauern wir Menschen um unseren Verlust. Katzen tun das auch. Vielleicht zeigen sie ihre Trauer nicht auf die gleiche Weise, doch der Verlust eines langjährigen Weggefährten kann dazu führen, dass sie Anzeichen einer Depression zeigen: Appetitlosigkeit, übermäßige Fellpflege, veränderte Schlafmuster, häufiges Zurückziehen und mehr. Haustierbesitzer sollten verstehen, dass man diesen Trauerprozess nicht wirklich beeinflussen kann, doch man kann die eigene Katze durch zusätzliche Spielzeit, Aufmerksamkeit und Geduld dabei begleiten.
- Trennungsangst. Haustierbesitzer verbringen häufig Zeit außerhalb der Wohnung, die sie mit ihrer Katze teilen. Manche glauben, dass Katzen mit langen Abwesenheiten von ihren Menschen problemlos umgehen können. Jüngste Studien legen jedoch nahe, dass Katzen kontaktfreudiger sind, als wir vielleicht denken, und eine besondere Bindung mit ihren Besitzern eingehen. Daher zeigen sie womöglich Verhaltensänderungen wie Depressionen, wenn ihr Mensch für lange Zeiträume abwesend ist.
Was für eine Katze normal ist, ist für deine Katze vielleicht nicht normal. Schau dir also die spezifischen Veränderungen in ihren Verhaltensmustern an, um festzustellen, ob etwas nicht stimmt. Katzen sind im Allgemeinen Gewohnheitstiere. Wenn sich ihr Verhalten also aus heiterem Himmel ändert, ist das höchstwahrscheinlich kein Zufall. Andere Familienmitglieder sowie dein Haustiersitter können dir ebenfalls helfen, indem sie dich auf signifikante Veränderungen aufmerksam machen. Wenn deine Katze sich plötzlich anders benimmt, ist es am besten, sich umgehend mit einem Tierarzt zu beraten. Sprich mit ihm oder ihr über die beobachteten Veränderungen, damit ihr gemeinsam einen angemessenen Behandlungsplan erstellen könnt.
So hilfst du einer depressiven Katze
Dr. Delgado rät Haustierbesitzern die folgende Checkliste durchzugehen, wenn sie vermuten, dass ihre Katze depressiv ist:
- Geh zum Tierarzt, um andere Erkrankungen auszuschließen. Es ist wichtig sicherzustellen, dass deine Katze kein ernstes Gesundheitsproblem mit denselben Anzeichen wie eine Depression hat.
- Prüfe die Umgebung eures Zuhauses auf Veränderungen oder ungewöhnliche Ereignisse.Läuft draußen vielleicht eine neue Katze herum? Haben sich deine Arbeitsstunden geändert? Um deiner Katze zu helfen, sich an größere Lebensumstellungen anzupassen, solltest du nicht zu viel auf einmal ändern und ihr einen Rückzugsort bieten.
- Probiere interaktive Aktivitäten. Für ihr allgemeines Wohlbefinden braucht eine Katze eine stimulierende Umgebung, in der sie ihre Instinkte ausleben kann. Probiere verschiedene Spielaktivitäten aus und gib ihr neues Spielzeug. Tatsächlich berichten Haustierbesitzer, die häufiger und länger mit ihrer Katze spielen, über weniger Verhaltensprobleme bei ihrer Katze.
- Fördere soziale Interaktionen. Es ist ein Mythos, dass Katzen antisoziale Haustiere sind. Sie wünschen sich regelmäßige soziale Interaktionen und möchten dir gerne Zuneigung zeigen. Du solltest ausreichend Zeit mit deiner Katze verbringen, z. B. beim Kuscheln auf dem Bett oder der Couch.
- Kaufe Medikamente für den Umgang mit Stressoren.Wenn eine Anpassung des Lebensstils nicht hilft, wende dich an deinen Tierarzt. Er oder sie kann dir geeignete Medikamente empfehlen, die deine Katze dabei unterstützen, mit Stressfaktoren umzugehen, die Depressionen verursachen können. Eines dieser Medikamente ist Venlafaxin. Studien haben gezeigt, dass dieses Medikament zur Behandlung von Depressionen und anderen Verhaltensstörungen bei Katzen beitragen kann.
- Wende dich an einen Verhaltensexperten. Dr. Delgado und andere Katzenverhaltensspezialisten sind speziell darin geschult, Verhaltensweisen bei Katzen zu erkennen, die auf eine Depression hinweisen, und können mit Haustierbesitzern zusammenarbeiten, um ihrer Katze zu helfen. Diese Verhaltensexperten sehen sich die festgestellten Verhaltensanomalien genau an. Sie beobachten die Katze in ihrer natürlichen Umgebung und entwickeln dann einen geeigneten Behandlungsplan – manchmal in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt.
Zusammenfassung
Katzen gelten oft als geheimnisvolle Tiere, doch tatsächlich kommunizieren sie genauso offen mit uns wie andere Haustiere. Falls sich das normale Verhalten deiner Katze ändert, könnte die Wurzel des Problems auf emotionaler Ebene liegen. Es ist daher wichtig, dass du deine Katze kennst und ihre Signale verstehst – vor allem, wenn du jemals eine zweite Katze oder ein anderes Haustier adoptieren möchtest.