- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Wenn du eine Katze hast, wird dir bereits aufgefallen sein, welche Anstrengungen sie unternimmt, um deine Aufmerksamkeit zu ergattern. Sie breitet sich etwa auf deinem Laptop aus oder stößt deine Lieblingsteekanne vom Tisch. Dieses aufmerksamkeitsstarke Verhalten tritt aber möglicherweise aus anderen Gründen auf, als du denkst.
Deine Katze heischt vielleicht um deine Aufmerksamkeit, um ihre Bedürfnisse zu kommunizieren. Manchmal wünscht sie sich mehr geistige und körperliche Anregung und will beispielsweise mit dir spielen. In anderen Fällen ist das Verhalten möglicherweise eine Reaktion auf eine Änderung ihrer Routine oder Schmerzen infolge eines medizinischen Problems.
In diesem Artikel beschreiben wir acht häufige aufmerksamkeitsheischende Verhaltensweisen und verraten dir, wie du damit umgehst und sie umlenkst, damit die Beziehung zu deiner Katze glücklicher und gesünder wird.
Betteln um Futter
Nicht nur Hunde betteln um Futter und Leckerlis. Auch Katzen betteln, und viele Katzenbesitzer suchen deshalb Rat, berichtet Amanda Caron, Katzenverhaltensexpertin, Shelter Behavior Affiliate bei IAABC und Gründerin von Frisky Feline Behavior Counseling.
Natürlich spielt Persönlichkeit eine große Rolle, denn manche Katzen sind einfach verfressener als andere, meint Caron. Außerdem sind Katzen Gewohnheitstiere und lernen am besten, wenn sich Dinge regelmäßig wiederholen (insbesondere, wenn sie ein Leckerli bekommen). Wenn du einer bettelnden Katze ein Leckerli gibst, verstärkst du das Verhalten positiv und die Katze wird es wahrscheinlich wieder tun.
Bevor du dich jedoch an einen Verhaltensforscher wendest, um das Betteln in den Griff zu bekommen, solltest du etwaige medizinische Ursachen beim Tierarzt abklären lassen. Hyperthyreose und Diabetes führen etwa zu übersteigertem Appetit und zu Verhaltensänderungen wie Betteln, erklärt Dr. Anita Patel, DVM, Tierärztin bei IndeVets.
Dr. Patel empfiehlt, bei Katzen auf ungewöhnliche Verhaltensänderungen zu achten. Zum Beispiel:
- Bettelt sie zu den Futterzeiten?
- Ist das Betteln neu und hat plötzlich begonnen?
- Bettelt sie in bestimmten Bereichen, in denen sie gefüttert wird?
- Bettelt deine Katze, nachdem sie ihr ganzes Futter aufgefressen hat?
Fressen von nicht essbaren Gegenständen
Es ist normal, wenn deine Katze ab und zu an deinen Haaren oder anderen ungewöhnlichen Gegenständen leckt. Wenn sie aber ungenießbare Dinge wie Katzenstreu, Haare und Plastik frisst, leidet sie möglicherweise am Pica-Syndrom.
Beim Pica-Syndrom handelt es sich nicht um aufmerksamkeitsheischendes Verhalten. Vielmehr ist es ein medizinisches Problem, das oft auf eine Grunderkrankung hinweist, so Dr. Denise Johnson, DVM, Tierärztin bei IndeVets und Elite Fear Free sowie IAABC-zertifizierte Katzenverhaltensberaterin.
Obwohl die Fachwelt noch nicht alle Antworten kennt, nennt Dr. Johnson ein paar mögliche Ursachen und Auslöser für das Pica-Syndrom, die sie aus ihrer Forschung und Praxis kennt:
- Zu frühes Entwöhnen von der Muttermilch
- Magen-Darm-Entzündung
- Neurologische Probleme
- Nährstoffmangel wie Anämie
- Parasiten wie Hakenwürmer
- Reizdarmsyndrom (RDS)
- Zahnerkrankungen
- Langeweile und mangelnde Bereicherung
Besteht der Verdacht auf das Pica-Syndrom, solltest du so bald wie möglich einen Termin beim Tierarzt vereinbaren, rät Dr. Johnson. Als Behandlungsmöglichkeiten kann der Tierarzt eine Ernährungsberatung, eine abweichende Futterroutine oder ein Futterpuzzle empfehlen.
Bis dahin kannst du deine Katze schützen, indem du nicht genießbare Gegenstände, auf die sie es abgesehen hast, außer Reichweite aufbewahrst.
Übermäßiges oder unangemessenes Kratzen
„Kratzen gehört zum instinktiven Verhalten von Katzen und ist für die Erfüllung ihrer körperlichen und mentalen Bedürfnisse unerlässlich“, meint Tabitha Kucera, IAABC-zertifizierte Katzenverhaltensberaterin, Veterinärtechnikerin und von Elite Fear Free zertifizierte Gründerin von Chirrups and Chatter.
Es hilft Katzen nicht nur dabei, ihre Krallen gesund zu halten und ihre Muskeln zu dehnen, sondern das Kratzen ermöglicht ihnen auch, Emotionen auszudrücken und zu kommunizieren, so Kucera.
Emotional bedingtes Kratzen kann durch Stress, Angst, Frustration und Überstimulation ausgelöst werden. Aber es kann ebenso ein Ventil für Aufregung und sogar Freude sein.
Dieses natürliche Wohlfühlverhalten kann allerdings destruktiv und problematisch werden, wenn Katzen an Möbeln und anderen ungeeigneten Stellen kratzen und daraufhin mit der Aufmerksamkeit ihrer Besitzer „belohnt“ werden, erklärt Dr. Mikel Delgado, zertifizierter Katzenverhaltensberater, Gründer von Feline Minds und Katzenexperte bei Rover.
Laut Kucera kannst du Folgendes tun, damit deine Katze nicht mehr versucht, durch Kratzen deine Aufmerksamkeit zu bekommen:
- Die Krallen regelmäßig kürzen
- Die Katze auf Kratzbäume oder Kratzmatten umleiten
- Den Lieblingskratzbaum und die Lieblingstextur der Katze identifizieren und neue Kratzbäume in die Nähe der ungeeigneten Stelle platzieren
Sie berührt dich mit der Pfote
Berührt dich dein Vierbeiner oft mit der Pfote, sodass es dich von deinen Aktivitäten ablenkt?
Caron empfiehlt, genau auf die Umgebung zu achten, um herauszufinden, was dieses aufmerksamkeitssuchende Verhalten auslöst. Zum Beispiel:
- Wenn du isst, meint die Katze, sie sollte auch etwas abbekommen.
- Wenn du arbeitest und sie an deinen Fingern scharrt, während du tippst, ist sie möglicherweise unterfordert und möchte mit dir spielen.
Ein weiteres Beispiel ist das Treteln, das aussieht, als würde die Katze auf ihrer Lieblingsdecke, auf dem Sofa, dem Katzenbett oder ihrer Bezugsperson Keksteig kneten. Katzen treteln, um sich bei Stress oder Angst selbst zu beruhigen, aber auch, wenn sie zufrieden und entspannt sind und sich wohlfühlen.
„Treteln ist eine der vielen Möglichkeiten, wie Katzen ihre Zuneigung ausdrücken“, meint Caron.
Heulen oder Jaulen
Katzen miauen, um mit Menschen zu kommunizieren. In der Fachwelt gilt das Miauen sogar als erlernte Reaktion, die Katzen entwickelt haben, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen.
Ständiges Heulen und Jaulen kann jedoch laut Dr. Patel und Kucera auf ein ernstzunehmendes medizinisches Problem oder eine emotionale Belastung hinweisen. Ein erster Schritt sollte sein, zu überlegen, ob etwas im Umfeld der Katze nicht stimmen könnte.
Wenn du beispielsweise kürzlich umgezogen bist, ein neues Haustier adoptiert oder ein neuer Mitbewohner eingezogen ist, kann es sein, dass deine Katze ihre Gefühle über diese Veränderung zum Ausdruck bringt!
Falls sich in deinem Leben oder Zuhause nichts verändert hat, könnten die extremen Lautäußerungen deiner Katze ein Zeichen für Folgendes sein:
- Hyperthyreose
- Nierenkrankheit
- Harnwegsinfektionen
- Altersbedingte kognitive Störungen
Dein Tierarzt kann die Katze umfassend untersuchen und Tests wie ein Blutbild, Ultraschall sowie Stuhl- und Urinanalysen anordnen, um eine medizinische Ursache für das Jaulen zu ermitteln.
Wenn eine Krankheit ausgeschlossen werden kann, solltest du dich von einem Katzenverhaltensexperten beraten lassen und Beschäftigungsstrategien entwickeln, z. B. neue Spiele oder eine katzenfreundlichere Alltagsroutine.
Sie sitzt auf dir oder in der Nähe
Viele Katzen breiten sich am liebsten an den unpassendsten Orten aus. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass deine Katze Aufmerksamkeit sucht.
Katzen sind von Natur aus neugierig und interessieren sich oft für Schränke, Pappkartons und Papiertüten, weil diese Gegenstände oft einen spannenden Geruch und eine ungewöhnliche Textur haben – und weil sie sich gut als Verstecke eignen.
Sich zu verstecken, ist für Katzen eine natürliche Bewältigungsstrategie, meint Kucera. Kisten und Wäschekörbe geben Katzen das Gefühl, vor Raubtieren sicher zu sein, und bieten einen guten Aussichtspunkt, von dem aus sie ihre Beute (etwa die Federn an einem Köderspielzeug) beobachten können.
Natürlich kann deine Katze ihren Schlafplatz (zum Beispiel deinen Laptop) auch deshalb wählen, weil sie dir nahe sein und gleichzeitig erhöht sitzen und die Wärme genießen will, erklärt Kucera. Das bedeutet, dass sie ihren Lieblingsort aufgrund ihrer Instinkte und einer gewissen Logik bestimmt.
Dennoch ist es möglich, sie auf ein beheiztes Katzenbett umzulenken, das du in der Nähe deines Schreibtisches aufstellst, so Kucera.
Sie wirft Dinge um
Wenn deine Katze gerne Dinge umwirft, ist das in deinen Augen nichts mehr als eine der vielen Dummheiten, die Katzen so einfallen. Aber weder will deine Katze damit deiner Aufmerksamkeit bekommen noch dich bestrafen. Es ist einfach ein Teil ihrer Persönlichkeit und ihrer Instinkte als Katze.
„Katzen sind nicht fähig, nachtragend oder boshaft zu sein“, sagt Laura Cassiday, zertifizierte Verhaltensberaterin für Katzen und Gründerin von Pawsitive Vibes Cat Behavior & Training. Mit anderen Worten: Sie haben keine Ahnung, dass sie gerade einen wertvollen Gegenstand zerstört haben.
„Wahrscheinlich ist dieses Verhalten darauf zurückzuführen, dass Katzen Raubtiere sind. In der Natur schlagen Katzen mit der Pfote nach ihrer Beute, um zu testen, ob es schon tot ist oder zu stark, um getötet zu werden“, erklärt Delgado. „Aber es macht ihnen auch einfach Spaß!“
Sie empfiehlt, wertvolle Gegenstände mit Museumswachs zu fixieren, damit die Katze sie nicht umwerfen kann.
Sie starrt dich an
Wenn dich deine Katze anstarrt, möchte sie vielleicht spielen, Futter haben oder gestreichelt werden.
„Katzen kommunizieren mit ihren Augen nicht in dem Maße, wie sie mit anderen Teilen ihres Körpers kommunizieren“, sagt Delgado. Dennoch kann die Form der Augen deiner Katze, insbesondere ihrer Pupillen, etwas über ihre Gefühle verraten. Laut Delgado liegt das daran, dass sich die Pupillen von Katzen als Reaktion auf Lichtreize und bestimmte Emotionen erweitern und verengen können.
Erweiterte Pupillen deuten auf Aufregung oder Angst hin, während verengte Pupillen ein Zeichen dafür sind, dass sich die Katze bedroht fühlt und unter Umständen gleich angreift. Um die Stimmung deiner Katze besser einschätzen zu können, ziehe ihren gesamten Körper in Betracht: ihren Schwanz, ihre Ohren, wie sie sich bewegt und was die Umgebung und der Kontext sind.
In manchen Fällen kann das Starren durch ein Augenproblem oder eine neurologische Störung ausgelöst sein. Bei folgenden Symptomen solltest du laut Dr. Lindsay Mikus, DVM, sofort den Tierarzt rufen:
- Zusammenkneifen der Augen
- Ungleiche Pupillengrößen
- Augenausfluss
So erkennst du, wann deine Katze Aufmerksamkeit braucht
In gewissen Fällen hängt aufmerksamkeitsheischendes Verhalten mit Angst, Stress, Schmerzen oder sonstigen Beschwerden zusammen. Wenn sich etwas am Miauen, an den Pfotenberührungen oder an den Bewegungen deiner Katze ändert, könnte das darauf hindeuten, dass sie Schmerzen oder eine eingeschränkte Mobilität hat und Hilfe beim Treppensteigen oder beim Ins-Bett-Klettern benötigt.
Katzen sind sehr sensibel und reagieren oft heftig auf plötzliche Veränderungen in ihrer Umgebung, sei es ein ungewöhnliches Geräusch von draußen oder eine Abweichung ihrer Routine wie eine neue Fütterungszeit.
Dr. Patel zählt auf, was eine ängstliche oder gestresste Katze tun könnte, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen:
- Sie frisst mehr oder weniger als normal
- Sie versteckt sich mehr als normal
- Sie vernachlässigt die Fellpflege
- Sie benutzt die Katzentoilette weniger oder öfter als normal
- Sie ist aktiver und wacher
- Sie ist lethargischer und schläft mehr
„Katzen sind Gewohnheitstiere, daher kann eine gewisse Regelmäßigkeit und Beständigkeit, insbesondere rund um die Katzentoilette, ihre Angstgefühle reduzieren“, erklärt Dr. Patel.
Dr. Shakira Free Miles, RVN, BSc, empfiehlt Produkte mit natürlichen Pheromonen wie Feliway, um vorübergehende Angstzustände zu lindern und die Umgebung katzenfreundlicher zu gestalten.
Diese Produkte sind kein Wundermittel, können aber dazu beitragen, starke Reaktionen auf stressige Ereignisse zu reduzieren. Außerdem helfen sie bei kognitiven Problemen und demenzbedingtem Verhalten bei Katzen, ergänzt Dr. Miles.
Sowohl Dr. Miles als auch Dr. Patel und Kucera betonen, wie wichtig es ist, eine katzenfreundliche Umgebung mit ausreichend anregenden Reizen zu schaffen.
Hier ein paar Tipps:
- Bringe Regale an, auf die die Katze springen kann
- Richte hundefreie Zonen ein (in Haushalten mit mehreren Tieren)
- Gib der Katze Zugang zu einem bereichernden Außengehege
- Besorge Futterpuzzles und batteriebetriebenes Spielzeug
- Montiere Fensterstangen und hänge draußen Vogelhäuschen auf, damit die Katze „fernsehen“ kann
Diese Veränderungen schaffen nicht nur Abhilfe gegen das aufmerksamkeitsstarke Verhalten deiner Katze. Sie können deine Katze auch glücklicher machen und eure Beziehung zueinander stärken!