- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Unsere Katzen legen eine ganze Reihe skurriler Verhaltensweisen an den Tag. So quetschen sie sich beispielsweise in Kisten, die nur halb so groß sind wie sie, oder trinken aus dem Wasserhahn, obwohl gleich daneben ein voller Napf mit frischem Wasser steht. Über diese Marotten kann man manchmal einfach nur schmunzeln. Einige Verhaltensweisen unserer Katzen sind hingegen weniger wünschenswert, etwa wenn sie auf die Küchentheke springen oder unsere Sachen umschubsen.
Was hat es damit eigentlich auf sich? Wieso tun sie das? Wenn Katzen Dinge umwerfen, tun sie dies oft, weil sie Aufmerksamkeit wollen oder weil sie mit diesen Gegenständen spielen möchten. Auch wenn uns dieses Verhalten nicht gefällt, ist diese Schrulle für Katzen doch normal und kein Grund zur Sorge. „Katzen setzen oft ihre Pfoten ein, um ihre Umgebung zu erkunden und Dinge zu bewegen“, so Mikel Delgado, Expertin für Katzenverhalten und Beraterin bei Feline Minds. Wenn das Verhalten allerdings zum Problem wird (und du befürchtest, dass etwas Teures zu Bruch geht), kannst du dem vorbeugen, indem du für ausreichend Abwechslung sorgst, dein Zuhause katzensicher gestaltest und deiner Katze Spielzeug besorgst, mit dem sie ihr natürliches Jagdbedürfnis ausleben kann.
In diesem Artikel erfährst du mehr darüber, warum deine neugierige Katze gerne Dinge umwirft und wie du das verhindern kannst.
5 Gründe, warum Katzen Dinge umschmeißen
Wenn du eine Katze als Mitbewohner hast, machst du dir möglicherweise Sorgen, dass sie mit ihrer Umschmeißwut Dinge in deiner Wohnung kaputt machen könnte. Vermutlich fragst du dich auch, wieso sie so gerne Dinge mit den Pfoten anstupst. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen – einige davon haben wir in der nachstehenden Liste zusammengefasst.
Deine Katze folgt ihren Instinkten
Obwohl Katzen während des Domestikationsprozesses neue Verhaltensweisen angenommen haben, sind ihnen doch viele ihrer angeborenen Instinkte erhalten geblieben – darunter ihr Jagdtrieb. Auch wenn deine Tasse oder Lampe nicht wie eine Maus oder ein Vogel aussieht, dienen diese Alltagsobjekte deiner Katze dennoch als Angriffsziele, an denen sie ihre Konzentrations- und Jagdfähigkeiten austesten kann.
„Einige Gegenstände fühlen sich für Katzen wie Beute an, wenn sie diese mit der Pfote berühren. Das kann wiederum ihr Spiel- oder Jagdverhalten anregen“, erklärt Delgado. „Ihre Pfotenballen sind sehr empfindlich und wenn sie damit Gegenstände berühren, können sie viele nützliche Informationen darüber sammeln.“
Ihr Jagdinstinkt könnte auch erklären, warum deine Katze nachts gerne Dinge umwirft: Katzen streifen von Natur aus bevorzugt in der Dämmerung umher, um ihre Beute zu fangen.
Deine Katze will spielen
Das Spielen mit dir ist eine fantastische Quelle körperlicher und geistiger Stimulation für deine Katze. „Katzen brauchen tägliche Spielmöglichkeiten“, erklärt Molly DeVoss, zertifizierte Katzentrainings- und Verhaltensspezialistin (CFTBS) und Gründerin von Cat Behavior Solutions.
Sie fügt hinzu, dass durch das Spielen oft eine Jagdsequenz simuliert wird, weshalb Katzen so gerne versuchen, Schnur- und Federspielzeug zu fangen.
Deine Katze braucht Aufmerksamkeit
Nicht nur Kinder können übermütig werden, wenn sie sich nicht gesehen oder gehört fühlen – auch Katzen können ziemlich lebhaft werden, wenn sie zu lange nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Laut Delgado sind Katzen allerdings sehr schlau: Sie lernen schnell, dass ihr Verhalten ihnen dabei hilft, das zu bekommen, was sie wollen.
Weißt du noch, wie du das letzte Mal reagiert hast, als deine Katze etwas in deiner Wohnung umgeworfen hat? Wahrscheinlich bist du direkt zu ihr hingelaufen. „Wenn du jedes Mal, wenn deine Katze etwas vom Tisch haut, zu ihr hinschaust oder hinrennst, lernt sie schnell, dass dies eine großartige Möglichkeit ist, um deine Aufmerksamkeit zu erregen“, mahnt sie.
Deine Katze langweilt sich
In der freien Natur sind Katzen ständig unterwegs – immerhin gibt es da draußen viel zu entdecken. Ein menschliches Zuhause kann da nicht mithalten – dort finden Katzen einfach nicht das gleiche Maß an Stimulation.
„Katzen sind von Natur aus mehrere Stunden am Tag sehr aktiv“, erklärt DeVoss. „Zu Hause mangelt es ihnen jedoch oft an mentaler Stimulation und an der Möglichkeit, eine Jagdsequenz durchzuspielen.“
Das führt dazu, dass sie dann selbst für die nötige Stimulation sorgen. DeVoss fügt hinzu, dass gelangweilte Katzen Dinge umwerfen, um zu sehen, was passiert, und um zu beurteilen, ob sich der Gegenstand bewegt bzw. ob sie ihm nachjagen können.
Es macht deiner Katze Spaß
Menschen tun oft Dinge, weil sie ihnen Spaß machen – auch wenn andere in ihrem Umfeld das vielleicht gar nicht so amüsant finden. Das Gleiche gilt für Katzen, besonders wenn sie Dinge umwerfen: Für sie ist das Unterhaltung pur.
„Manchen Katzen macht es einfach Spaß, Gegenstände anzustupsen oder vom Tisch zu stoßen“, bemerkt Delgado. „Das kann sich für sie ähnlich anfühlen wie einige der Erfahrungen, die sie beim Jagen machen.“
Wie verhindere ich, dass meine Katze Dinge umwirft?
Auch wenn es für dich frustrierend ist, dass deine Katze Dinge umwirft, solltest du sie niemals dafür bestrafen oder ausschimpfen. Dies könnte sonst nämlich dazu führen, dass deine Katze gestresst und ängstlich wird und möglicherweise ein noch aggressiveres Verhalten an den Tag legt. Darüber hinaus können ein strenger Ton und strafende Handlungen die wichtige Bindung zwischen dir und deiner Katze schädigen.
Stattdessen solltest du versuchen, ihren Aktivitätsdrang in einer solchen Situation einfach auf etwas anderes umzuleiten. Im Folgenden findest du einige von Katzenverhaltensforschern anerkannte Taktiken, die du ausprobieren kannst.
1. Biete ihr reichlich Spielzeug und Aktivitäten
Gelangweilte Katzen können deinen wertvollen Einrichtungsgegenständen gefährlich werden. Wenn du deiner Katze geeignetes Spielzeug bereitstellst, nach dem sie schlagen und das sie „übermannen“ kann, sollten ihre Spiel- und Jagdinstinkte befriedigt werden, sodass sie deine Sachen in Ruhe lassen wird. Dann wird sie auch nicht mehr das Bedürfnis verspüren, deinen Hausrat anzugreifen. Delgado fügt hinzu, dass man eine größere Auswahl an Spielzeug für seine Katze besorgen und ihr dann im Wechsel immer einen anderen dieser Spielgegenstände bereitstellen sollte. DeVoss empfiehlt Haustierhaltern, ihrer Katze mindestens jede Woche ein anderes ihrer Spielzeuge zu geben.
„Katzen langweilen sich schnell mit ihrem Spielzeug“, erklärt sie. „Wenn es interessant ist, wird sich eine Katze damit beschäftigen. Ist es für sie nicht interessant, sucht die Katze durch aufmerksamkeitsstarkes Verhalten nach anderen Interaktionsmöglichkeiten.“
DeVoss empfiehlt, kleinere Spielsachen nach dem Spielen wegzuräumen, damit deine Katze sich nicht zu schnell daran gewöhnt.
Neben Spielzeug gibt es viele andere Möglichkeiten, um Langeweile vorzubeugen und deiner Katze das Jagen zu ermöglichen. Kratzbäume und -matten, Tunnel, Klettertürme, Körbe und Kisten sind alles einfache Ergänzungen für dein Zuhause, die deine Katze lieben wird.
2. Plane mehr Spielzeit ein
„Katzen brauchen jeden Tag mehrere Jagdspielsitzungen“, erklärt DeVoss. Diese Art der Spielzeit ist sehr wichtig für deine Katze, da durch die Nachahmung der Jagdsequenz ihre Grundbedürfnisse befriedigt werden.
Anstatt deiner Katze jedoch nur ein paar Spielsachen hinzulegen und sie sich selbst zu überlassen, solltest du dich aktiv beteiligen. „Um die Simulation zu verstärken, solltest du deiner Katze nach dem ‚Tötungsbiss‘ ein Leckerli geben – dadurch kannst du den Futteraspekt des Jagdprozesses nachahmen“, empfiehlt sie. „Ich verwende gerne Vitakraft PurrSticks, weil man sie in kleinere Stücke brechen und der Katze zuwerfen kann.“
3. Mache dein Zuhause katzensicher
Gibt es da ein paar Gegenstände in deinem Zuhause, die *wirklich* nicht kaputt gehen sollen? Dann kannst du sie entweder wegpacken, sie an einem Ort platzieren, an dem du sie sehen, deine Katze sie aber nicht erreichen kann (z. B. in einer Glasvitrine) oder sie katzensicher machen. Sinnvoll wäre es auch, dein Sofa zum Schutz vor Flecken abzudecken und ein Haustiergitter zu kaufen, damit deine Katze sich aus Bereichen fernhält, in denen du Wertsachen aufbewahrst.
Delgado verwendet darüber hinaus gerne Kitt, um Wertgegenstände, die ihre Katze nicht umwerfen soll, an Ort und Stelle zu befestigen.
6. Wende das Prinzip der positiven Verstärkung an
Trainingsübungen sind eine unterhaltsame Möglichkeit, um eine Bindung zu deiner Katze aufzubauen und ihr gleichzeitig bestimmte gewünschte Verhaltensweisen beizubringen. Delgado empfiehlt, dass du durch ein entsprechendes Belohnungstraining deiner Katze alternative, weniger destruktive Verhaltensweisen beibringst, wie zum Beispiel ein Highfive zu geben oder auf einer Matte zu sitzen.
5. Stelle ihr Futterpuzzle bereit
Futterpuzzle sind eine großartige Möglichkeit, deiner Katze geistige Stimulation anzubieten. Untersuchungen haben ergeben, dass diese Geduldsspiele dabei helfen, Aggression, Stress und aufmerksamkeitsstarkes Verhalten (z. B. Dinge umwerfen) zu reduzieren. DeVoss empfiehlt, deiner Katze mehrere Futterpuzzle im Haus zur Verfügung zu stellen, in denen sie ihr Futter „jagen“ kann, insbesondere wenn du nicht zu Hause bist.
6. Richte ein Außengehege ein
Ein Außengehege eignet sich perfekt für Wohnungskatzen, die mit ihrer Außenwelt interagieren können sollen, ohne sich jedoch von ihrem Zuhause zu entfernen. DeVoss meint, dass Außengehege „deiner Katze die Möglichkeit geben, Beute in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.“