- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Es scheint, als wäre die ganze Welt verrückt nach den weichen Ballen unter Katzenpfötchen. Und das aus gutem Grund! Die Zehenballen sind mit das Süßeste an Katzen – neben ihren Stupsnasen, Augen, Ohren, Schnurrhaaren, Bäuchlein, Schwänzen … nun ja, so ziemlich jedem einzelnen Zentimeter dieser wundervollen felinen Wesen.
Aber wofür sind diese niedlichen, kleinen Polster eigentlich gut? Dienen sie nur dazu, uns Menschen ein freudiges Lächeln ins Gesicht zu zaubern oder erfüllen sie einen höheren Zweck? Weil so ziemlich alles an Katzen einen außergewöhnlichen Nutzen hat, schauen wir uns das am besten gleich genauer an.
Was sind Zehenballen?
Grundsätzlich bilden sie einen Teil der Pfotenballen und werden in der Medizin als „Tori digitales“ bezeichnet, wobei „digitis“ das lateinische Wort für Zehen ist. Katzen haben je vier Zehenballen an den Hinterpfoten und fünf Zehenballen pro Vorderpfote – zwei davon sind die Daumenballen. Das macht insgesamt 18 Zehen, außer deine Katze hat Polydaktylie. Polydaktyle Katzen, auch Hemingway-Katzen genannt, haben mehr als die übliche Anzahl an Zehen und somit auch zusätzliche Ballen.
Sie dienen im Grunde als Polster für die Pfoten, erfüllen aber darüber hinaus noch andere besondere Funktionen, wie z. B. die Absonderung von Schweiß. Die kleinen Ballen sind also nicht nur verdammt niedlich, sondern auch noch super nützlich! Lies weiter und erfahre noch mehr erstaunliche Fakten über die Unterseite samtiger Katzenfüßchen.
Pfotenballen fungieren als Stoßdämpfer
Katzen sind berühmt für ihre übermenschliche Fähigkeit, nach einem Sturz (meistens) auf den Füßen zu landen. Ihr einzigartiges Skelett ist darauf ausgelegt, die bei solchen Landungsmanövern wirkenden Kräfte zu absorbieren, aber auch ihre Pfotenballen spielen dabei eine wesentliche Rolle, indem sie als eine Art Stoßdämpfer wirken. Die Zehenballen helfen einer Katze dabei, langsam zum Stehen zu kommen oder den eigenen Schwung zu kontrollieren, wenn sie von einer Anhöhe, wie deiner Küchenzeile, springt. Währenddessen schützen die größeren Pfotenpolster (die Sohlenballen an den vorderen und hinteren Gliedmaßen) ihre Knochen vor härteren Stößen.
Katzen schwitzen über die Ballen
Genau wie Hunde haben auch Katzen keine Poren, über die sie schwitzen könnten. Sie müssen ihre Körpertemperatur dementsprechend auf andere Weise regulieren. Dies geschieht meistens über das Hecheln. Vielleicht konntest du das schon mal bei einer Katze beobachten, die einem Spielzeug nachgejagt hat und anschließend etwas überhitzt war. Abgesehen davon übernehmen auch die Pfotenballen einen Teil der Wärmeregulierung. Die kleinen Fußpolster sind mit Schweißdrüsen ausgestattet, über die sie etwas Hitze ablassen können. Aufgrund der überschaubaren Größe sind sie allerdings nicht besonders effektiv, deshalb suchen Katzen, denen zu warm ist, oft einen schattigen Ort, strecken sich auf kühlen Oberflächen aus oder lecken sich regelmäßig über das Fell, um sich abzukühlen.
Zehenballen und Fellfarbe haben Gemeinsamkeiten
Das Melanin (Pigment) in der Haut einer Katze bestimmt die Fellfarbe und auch das Aussehen der kleinen Zehenpolster. Weiße Katzen haben kein Melanin, deshalb sind ihre Ballen rosa. Schwarze Katzen haben hingegen jede Menge Melanin und daher auch schwarze Ballen. Viele Pfotenballen haben die gleiche Farbe, wie die Nase einer Katze. Hier ist eine praktische Farbtabelle:
Fellfarbe/Rasse | Farbe der Pfotenballen |
Orange | Orange |
Schwarz | Schwarz |
Weiß | Rosa |
Mehrfarbig | Mehrfarbig |
Tabby | Grau und Dunkelrosa/Rot |
Einige reinrassige Katzen | Gleiche Farbe wie Nase |
Kein Fell | Normalerweise die gleiche Farbe oder Farbmischung wie das Hautpigment |
Zehenballen haben Duftdrüsen zur Reviermarkierung
Katzen haben eine weitere Superkraft: Sie haben nicht nur einen extrem gut ausgeprägten Geruchssinn, sondern können auch Gerüche hinterlassen. Es ist weithin bekannt, dass Katzen über Duftdrüsen an ihren Köpfen verfügen, mit denen sie ihr Revier, ihre Menschen und alles, was sie mögen, kennzeichnen. Aber auch ihre Zehenballen sind mit Duftdrüsen ausgestattet, die sie strategisch nutzen, um ihr Eigentum zu markieren. Die meisten Menschen halten den Milchtritt für ein Zeichen von Zufriedenheit. Mit dieser Bewegung aktivieren unsere Schmusetiger jedoch auch die Duftdrüsen unter ihren Pfötchen, um so Stellen zu markieren, an denen sie sich wohlfühlen.
Zehenballen sind nützlich beim Krallenschneiden
Alle, die schon einmal mit den Zehenballen ihrer Katze gespielt haben, wissen, dass sie wie ein Knopf funktionieren. Man drückt drauf und die Kralle fährt aus. Das ist ein super Mechanismus, damit du deiner Katze sicher die Krallen kürzen kannst. Wenn die Maniküre erledigt ist, kannst du den Ballen loslassen und die Kralle verschwindet wieder ein Stück nach innen, wo sie von dem weichen Polster geschützt wird.
Zehenballen sind hochempfindlich
Menschen fragen sich oft, ob es in Ordnung ist, die Unterseite der Pfötchen anzufassen und die Antwort lautet „Ja“ – aber mit Einschränkungen. Die Pfotenballen sind extrem empfindlich und enthalten zahlreiche Nervenenden, die Katzen dabei helfen, sich in der Welt zurechtzufinden. Dr. Rebecca Greenstein, veterinärmedizinische Beraterin bei Rover und leitende Tierärztin im Kleinburg Veterinary Hospital, äußert sich wie folgt zu dem Thema: „Es ist nicht grundsätzlich falsch, die Pfoten deiner Katze zu berühren (falls sie dich lässt!). Und in der Tat ist es oft praktisch, dein Kätzchen an den sanften Umgang mit ihren Pfoten zu gewöhnen, denn das erleichtert die Krallenpflege zu Hause.“
Dr. Greenstein fügt außerdem hinzu: „Wie die meisten Katzenbesitzer sicher wissen, gibt es sehr viele individuelle Unterschiede bei den Vorlieben und Abneigungen von Katzen. Indem du die Pfoten und Ballen deiner Katze sanft berührst und ihre Reaktion beobachtest, kannst du schnell einschätzen, ob sie das gut findet oder nicht.“
Falls es dein pelziger Vierbeiner nicht mag, an den Füßchen angefasst zu werden, ist es, wie Dr. Greenstein betont, „wie bei jedem Tier wichtig, die Körpersprache zu lesen und andere Anzeichen zu erkennen sowie Grenzen zu respektieren. Wenn deine Katze partout nicht an einer bestimmten Stelle berührt werden möchte, lass es einfach bleiben (vorausgesetzt, es gibt keine Anzeichen von Verletzungen oder Läsionen). Gehe stets behutsam vor und stärke ihr Vertrauen mit positiven Anreizen.“
Zehenballen können austrocknen oder Verletzungen aufweisen
Im Allgemeinen leisten Katzen hervorragende Arbeit bei der Pflege ihrer Pfötchen. Manchmal benötigen sie jedoch deine Unterstützung. Dr. Greenstein merkt an, dass „Katzen sich prima selbst pflegen können, es sich aber immer lohnt, hin und wieder einen Blick auf ihre Pfotenballen zu werfen, um sicherzustellen, dass sie glatt und frei von Schnitten, Kratzern, Rissen oder ungewöhnlichen Auswüchsen sind.“
Es könnte zum Beispiel etwas in den Zehenzwischenräumen festhängen oder eingewachsen sein. Wenn deine Katze humpelt oder einen bestimmten Fuß stärker belastet, solltest du das unbedingt genauer untersuchen. Es könnte sich ein kleines Steinchen oder ein Splitter verfangen haben, den du leicht mit einer Pinzette entfernen kannst. Falls du nichts findest und deine Katze sich weiterhin auffällig verhält, vereinbare einen Termin bei deinem Tierarzt.
Manchmal können die Pfotenballen austrocknen oder rissig werden – insbesondere in Umgebungen mit feuchtwarmem Klima oder in besonders kalten Regionen. In solchen Fällen solltest du mit deinem Tierarzt darüber sprechen, was die Trockenheit und/oder die Risse verursacht und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Oft kann es helfen, etwas Oliven- oder Kokosöl auf die betroffenen Stellen zu reiben. Kläre vorher mit deinem Tierarzt ab, ob du das Produkt ohne Bedenken verwenden kannst. Denn ätherische Öle, Vaseline und andere Inhaltsstoffe, die typischerweise in Feuchtigkeitscremes für Menschen enthalten sind, können für deine Katze tödlich sein.
Manchmal haben Katzen sogar sechs oder mehr Zehenballen
Katzen haben jede Menge kleine Zehenpolster – vier an jedem Beinchen und vorne sogar noch zwei weitere für die Daumen. Manche Stubentiger haben jedoch noch mehr dieser weichen Polster, weil sie zusätzliche Zehen haben. Diese sogenannten polydaktylen Katzen haben eine genetische Anomalie, die für zusätzliche Zehen sorgt, sind aber davon abgesehen völlig normal. Polydaktylie ist eine scheinbar seltene Mutation, die tatsächlich recht häufig auftritt – du musst nur genauer hinsehen. Polydaktyle Katzen sind in bestimmten Regionen häufiger anzutreffen, einfach weil dort Katzen mit diesen Genen leben. Solche Regionen befinden sich oft in der Nähe transatlantischer Häfen, da Katzen sich in der Vergangenheit über den Seeweg verbreitet haben.
Achte auf Anzeichen von Pododermatitis
Obwohl es sich bei der plasmazellulären Pododermatitis um eine seltene Krankheit handelt, kommt sie dennoch vor. Die Erkrankung wird durch eine Überreaktion des Immunsystems verursacht, die Plasmazellen an den Fuß sendet, wodurch dieser geschwollen erscheint. Niemand weiß wirklich, warum das passiert, und bisher konnten bei Katzen unterschiedliche Reaktionen auf das Phänomen festgestellt werden. Es ist also genauso mysteriös wie Autoimmunerkrankungen beim Menschen. Wenn dein Kätzchen eine oder mehrere „geschwollene“ Pfoten hat, gibt es keinen Grund zur Panik. Pododermatitis ist behandelbar und dein Tierarzt kann deiner Katze helfen, wieder auf die Pfoten zu kommen.
Katzen haben so viele wunderbare und erstaunliche Eigenschaften. Und wie wir festgestellt haben, gehören dazu auch ihre Zehenballen. Diese tollen kleinen Polster sind viel mehr als nur süß und weich – sie haben jede Menge wichtige und praktische Funktionen. Wenn du sicherstellen möchtest, dass die Zehenballen deiner Katze in Topform bleiben, solltest du sie an die Berührung ihrer Samtpfötchen gewöhnen.
Sollte dein Kätzchen der Berührung ihrer Zehenballen nicht besonders zugeneigt sein, kannst du sie bei der regelmäßigen Pflege unterstützen, indem du die schmutzigen Ballen vorsichtig mit einem weichen, warmen Tuch abwischst. Wenn du den Füßchen deiner Fellnase so viel Aufmerksamkeit schenkst, wird auch das Kürzen der Krallen einfacher – perfekt also für deinen kleinen Liebling … sowie deine Kleidung, Möbel und Teppiche.