- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Wir Menschen teilen unsere Gefühle oft durch unseren Gesichtsausdruck mit. Wir runzeln zum Beispiel die Stirn oder lächeln. Katzen hingegen kommunizieren ihre Emotionen über Körpersprache – und dazu zählt auch ihr Schwanz.
Je nach Haltung und Bewegung des Schwanzes deiner Katze kann sie alles Mögliche damit ausdrücken, von Zuneigung und Neugier bis hin zu Unsicherheit und Aggression. Beachte also auch etwaige situationsbedingte Signale, um zu entziffern, was dir deine Katze mit ihrem Schwanz sagen will. Anhand der Schwanzbewegungen kannst du viel über ihre Stimmung herausfinden und, falls erforderlich, ihre Bedürfnisse einfacher erfüllen.
Wenn du lernst, was die Schwanzbewegungen bedeuten, kannst du außerdem die Beziehung zu deinem Haustier verbessern. Deshalb ist das Schwanzwedeln ein wichtiges Signal, das du beachten solltest – in der Regel ist es keine freundliche Begrüßung. Stattdessen ist es oft ein Zeichen für Verärgerung, wenn deine Katze mit dem Schwanz wedelt, peitscht, ihn schwingen lässt, damit zuckt oder ihn einrollt, erklärt Stephen Quandt, zertifizierter Trainings- und Verhaltensspezialist für Katzen (CFTBS).
Mit Quandts Hilfe haben wir eine Liste von 17 Schwanzhaltungen und ihren Bedeutungen zusammengestellt. Außerdem zeigen wir dir einige situationsbedingte Signale, die dir bei der Interpretation helfen können.
17 Bewegungen des Katzenschwanzes und ihre Bedeutung
Katzen verwenden ihre Schwänze nicht nur, um zu kommunizieren. Sie brauchen sie auch zur Steuerung ihrer Bewegungen und fürs Gleichgewicht.
Der Schwanz einer Katze ist Teil der Wirbelsäule und enthält sechs Muskeln, die seine Beweglichkeit in alle Richtungen ermöglichen. Die meisten dieser Bewegungen passieren unbewusst, ähnlich wie der schnelle Reflex, der uns Menschen dazu bringt, beim Balancieren unsere Arme zur Seite zu strecken.
Experten sind sich nicht ganz sicher, ob Katzen ihren Schwanz bewusst zur sozialen Kommunikation einsetzen. Aber sie wissen, dass Katzen nicht aus denselben Gründen mit dem Schwanz wedeln wie Hunde. Hunde wedeln zum Beispiel oft mit dem Schwanz, wenn sie glücklich sind.
Du bist dir nicht sicher, wie es deiner Katze geht? Achte auf ihre restliche Körpersprache, und bald wirst du ein fröhliches von einem genervten Schwanzwedeln unterscheiden können. „Der Schwanz ist nur ein Körperteil, mit dem Katzen nonverbal kommunizieren. Sie setzen auch ihre Augen, Schnurrhaare, Ohren und ihre Körperhaltung ein“, erklärt Quandt.
Aufrecht und gerade: Freundlich
Als Zeichen der Freude kann deine Katze ihren Schwanz gerade aufrichten, wenn du mit ihr sprichst. „Je höher der Schwanz ist, desto besser geht es ihr“, so Quandt. Dieses Verhalten kannst du als Zeichen der Freude oder als freundliche Begrüßung interpretieren. Es kann auch bedeuten, dass sich deine Katze Aufmerksamkeit wünscht.
Quandt meint, dass Katzen ihren Schwanz nicht nur aus Nettigkeit aufrichten. Tatsächlich präsentieren sie so die Duftdrüsen an ihrem Anus und am Schwanzansatz.
Wedeln mit niedrigem Schwanz: Unentschlossen oder aufgeregt
Diese Haltung kann bedeuten, dass deine Katze unentschlossen oder verärgert ist oder sich darauf vorbereitet, ihre Beute (oder Spielzeugmaus) anzugreifen. Geweitete Pupillen, seitlich angelegte Ohren und eine angespannte Körperhaltung weisen ebenfalls auf Aufregung hin. Wenn du deine Katze streichelst und sie mit niedrigem Schwanz wedelt, möchte sie vielleicht, dass du Abstand hältst.
Niedrig und gerade: Bereit zum Sprung
Das bedeutet, dass deine Katze sich zum Sprung bereitmacht! Der Schwanz einer Katze ist ein wichtiges Mittel, um die Balance zu halten, und wenn der Schwanz gerade nach hinten zeigt, hilft er ihr dabei, schnell zu springen oder um die Ecke zu laufen.
Leicht nach unten zeigend: Vorsichtig
Ein tiefer Schwanz kann darauf hindeuten, dass deine Katze besorgt, vorsichtig oder möglicherweise aggressiv ist.
Du solltest aber auch situationsbedingte Hinweise berücksichtigen, denn manche Katzenrassen wie die Perserkatze neigen dazu, von Natur aus einen nach unten gerichteten Schwanz zu haben. Wenn deine Katze unzufrieden ist, fällt dir vielleicht auf, dass ihr Kopf leicht gesenkt und ihr Kinn eingezogen ist. Möglicherweise nähert sie sich anderen nur zögerlich oder miaut nervös.
Niedrig und an der Spitze wie ein Fragezeichen gekrümmt: Zögerlich
Ein niedrig gehaltener Schwanz, der am Ende gekrümmt ist, kann bedeuten, dass die Katze zurückhaltend oder unsicher auf ihr Umfeld reagiert. Das könnte passieren, wenn sie eine neue Umgebung betritt oder jemanden zum ersten Mal trifft.
Wenn sie sich bedroht fühlt, wechselt sie schnell in eine defensive oder aggressive Haltung.
Zwischen den Beinen eingeklemmt: Ängstlich
Wenn deine Katze ihren Schwanz zwischen die Beine klemmt, heißt das normalerweise, das ihr irgendetwas in ihrer Umgebung Angst macht: eine andere Katze, ein Hund oder vielleicht ein lauter Staubsauger. Das Schwanzeinziehen kann auch ein Zeichen der Unterwerfung gegenüber jemandem sein, der dominanter ist.
Manchmal kann es auch auf Schmerzen hinweisen, also halte Ausschau nach Anzeichen einer Verletzung, etwa Hinken, Schürfwunden oder Schwellungen. Bei Bedenken hinsichtlich der Gesundheit deiner Katze ist es immer ratsam, den Tierarzt zu rufen.
Aufrecht und sanft schwingend: Neugierig
Der Schwanz deiner Katze zeigt nach oben und schwingt sanft hin und her? Das ist normalerweise ein Zeichen von Neugier. Deine Katze wedelt sanft mit ihrem Schwanz, wenn sie eine neue Umgebung erkundet oder etwas Interessantes in Augenschein nimmt – zum Beispiel das Paket, das du gerade geöffnet hast.
Aufrecht und an der Spitze wie ein Fragezeichen gekrümmt: Verspielt
Diese Schwanzposition bedeutet, dass deine Katze neugierig, interessiert oder verspielt ist. Möglicherweise ist sie sehr aufmerksam und bereit, einen Sprung zu machen oder zu spielen. Vielleicht ist sie auch entspannt und zufrieden, wenn ihr Schwanz diese Form annimmt, und sie kann zusätzlich schnurren oder sich an dir reiben.
Langsames Schwingen: Neugierig oder entspannt
Wenn der Schwanz deiner Katze langsam hin und her schwingt, ist deine Katze vermutlich neugierig oder verspielt.
Möglicherweise bewegt sie ihren Schwanz so, weil die Geräusche in ihrer Umgebung ihr neugieriges Verhalten auslösen, meint Quandt. Wenn deine Katze im Schlaf ihren Schwanz langsam bewegt, döst sie wahrscheinlich nur: Da Katzen sowohl Raubtiere als auch Beute sind, achten sie auch im Ruhezustand auf ihre Umgebung.
Zucken oder Peitschen: Ängstlich oder verspielt
Eine ängstliche Katze bewegt ihren Schwanz in der Regel zuckend hin und her. Allerdings kann dieses Verhalten auch bedeuten, dass sie zum Spielen aufgelegt ist.
Anhand anderer Hinweise kannst du vielleicht erkennen, wie es ihr wirklich geht. Eine steife Körperhaltung und angelegte Ohren deuten auf Angst hin. Wenn ihre Ohren und ihr Körper hingegen aufrecht sind, möchte sie vielleicht spielen.
Schnelles Wedeln: Irritiert
Schnelles Zucken oder Wedeln mit dem Schwanz bedeutet in der Regel Irritation oder Unsicherheit. Wie intensiv und kräftig die Schwanzbewegungen sind, kann Aufschlüsse über die Gefühle deiner Katze geben, aber berücksichtige auch ihre individuellen Grenzen.
„Manche Katzen gehen von einem leichten Zucken direkt zum Schlagen mit der Pfote über, ohne Vorwarnungen wie ein stärkeres Wedeln mit dem Schwanz zu geben“, so Quandt. „Andere Katzen wedeln ziemlich stark mit dem Schwanz, gehen aber trotzdem nicht zu anderen Verteidigungsmethoden wie dem Schlagen mit der Pfote über.“
Im Allgemeinen ist es am besten, deine Katze in Ruhe zu lassen, wenn sie erweiterte Pupillen sowie angelegte Ohren hat und faucht.
Aufrecht und zitternd: Aufgeregt
Normalerweise bedeutet das, dass deine Katze überglücklich ist, dich zu sehen – besonders, wenn sie außerdem schnurrt, sich an dir reibt oder ihren Kopf gegen dich stößt.
Manchmal deutet ein zitternder Schwanz auf Angst oder Unsicherheit hin. Manche Kater, vor allem nicht kastrierte, bewegen sich so, wenn sie urinieren.
Eingewickelter oder eingehakter Schwanz: Liebevoll
Wenn eine Katze ihren Schwanz um dich wickelt, ist das ein Ausdruck der Zuneigung und Freundschaft. Manchmal sieht man sogar eng befreundete Katzen, die ihre Schwänze ineinander haken.
Um den eigenen Körper gewickelt: Defensiv oder ängstlich
Wenn deine Katze ihren Schwanz fest um ihren Körper wickelt, ist sie möglicherweise im Abwehrmodus oder fürchtet sich. Diese Schwanzhaltung ist ihr Versuch, sich vor Verletzungen zu schützen.
Einer verängstigten Katze kannst du helfen, indem du ihr einen sicheren Rückzugsort anbietest, z. B. ein anderes Zimmer, ein Häuschen oder einen erhöhten Ort.
Gesträubter Schwanz: Erschrocken
Wenn Katzen überrascht oder erschrocken sind, sträuben sie ihr Fell, um größer und bedrohlicher auszusehen, erklärt Quandt. Das nennt man Piloerektion. Katzen können nur das Fell an ihrem Schwanz oder aber am ganzen Körper sträuben, einschließlich des Gesichts. Möglicherweise krümmen sie auch den Rücken, fauchen, knurren und ziehen sich zurück, während sie Augenkontakt mit der Bedrohung halten.
Im Liegen mit dem Schwanz winken: Leicht genervt oder träumend
Diese Schwanzhaltung deutet darauf hin, dass deine Katze etwas stört, aber nicht so stark, dass sie motiviert ist, aufzustehen oder sich zu entfernen, so Quandt.
Das Verhalten könnte zum Beispiel auftreten, wenn du aufstehst und deine Katze von ihrem bequemen Platz auf deinem Schoß wegschieben musst.
Auch im Tiefschlaf kann der Schwanz deiner Katze unwillkürlich zucken.
Bewegungen der Schwanzspitze: Zufrieden und entspannt
Ab und zu beobachtest du vielleicht, wie sich die Schwanzspitze deiner Katze langsam bewegt. Das bedeutet in der Regel, dass deine Katze zufrieden und entspannt ist.
Bewegen Katzen ihren Schwanz, um miteinander zu kommunizieren?
Wenn Katzen Aggression gegenüber einander ausdrücken, wedeln sie oft mit dem Schwanz, während sie einander ansehen. Sie heben ihren Schwanz aber auch zur Begrüßung oder krümmen ihn wie ein Fragezeichen, wenn sie die Interaktion nicht so gut einschätzen können.
Neben dem Schwanz kommunizieren Katzen auch über ihre Schnurrhaare, Ohren, Augen und Körperhaltung miteinander. Laut Quandt kann es sein, dass Katzen unterschiedliche Haltungen und Positionen einnehmen, um auf die Interaktion zu reagieren. Mithilfe ihrer Körpersprache und Lautäußerungen stellen Katzen sicher, dass ihre beabsichtigte Botschaft unmissverständlich ankommt.
Es kann aber auch vorkommen, dass Katzen Kommunikationssignale von Artgenossen ignorieren oder missachten. Wenn du bei deinen Katzen Anzeichen von Gereiztheit oder Aggression bemerkst, kannst du versuchen, sie mit einem Leckerli oder Spielzeug abzulenken.Aber kämpfen die Katzen oder spielen sie nur? Bei folgenden Anzeichen kämpfen sie vermutlich:
- Abflachen der Ohren
- Gesträubtes Fell
- Fauchen, Knurren oder Spucken
Können Katzen auch ohne Schwanz miteinander kommunizieren?
Katzen ohne Schwanz sind auf andere nonverbale Kommunikationsmittel angewiesen, einschließlich Körperposition, Augenkontakt, Ohrenstellung und Pheromone.
Ohne Schwanz ist ihr Gleichgewicht womöglich leicht beeinträchtigt. Zum Glück haben Katzen ein hoch entwickeltes Innenohr sowie andere Mechanismen und Fähigkeiten, um ihr Gleichgewicht zu halten, so Quandt.
Darf man den Schwanz einer Katze streicheln?
Ja, das ist in Ordnung – solange die Katze nichts dagegen hat.
Denke aber daran, dass Katzen unterschiedlich darauf reagieren, vom Rücken bis zur Schwanzspitze gestreichelt zu werden. Die meisten Katzen sind am Schwanzansatz sehr empfindlich. Deshalb jaulen sie auf, wenn man ihnen auf den Schwanz tritt. Da sie an dieser Stelle extrem sensibel sind, führt Streicheln bei Katzen manchmal zu einer durch Reizüberflutung bedingten Aggression, erklärt Quandt.
Manche Katzen tolerieren diese Art des Streichelns, einige mögen es sogar. Andere können es hingegen gar nicht leiden. Wie deine Katze reagiert, hängt von ihren individuellen Vorlieben ab und ob sie das Streicheln toleriert.
Wie üblich solltest du auch die Körpersprache deiner Katze im Allgemeinen (und nicht nur die Schwanzbewegung) berücksichtigen, um zu verstehen, wie es ihr geht. Wenn sie sich an dir reibt oder schnurrt, während du sie streichelst, kannst du vermutlich ruhig weitermachen. Wenn sie aufhört zu schnurren, nach dir schlägt, beißt oder sich verkrampft, lege eine Pause ein und gib ihr etwas Freiraum. Sie wird zurückkommen, wenn sie bereit für mehr Aufmerksamkeit ist.