- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Obwohl Katzen nicht wie wir Menschen „sprechen“ können, beherrschen sie doch 21 verschiedene Arten von Lautäußerungen. Wir wissen zum Beispiel, dass Schnurren Zuneigung ausdrücken kann und dass Miauen eine Taktik ist, um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Aber was bedeutet es, wenn Katzen knurren?
Das Knurren kann verschiedene Ursachen haben und sogar die körperliche oder geistige Gesundheit einer Katze widerspiegeln. Als Menschen interpretieren wir das Geräusch eher negativ, doch für Katzen ist es eine normale Lautäußerung und somit ein natürliches Verhalten. Im Wesentlichen knurren Katzen, um mit anderen zu kommunizieren und sie zu warnen, erklärt uns Valerie Bennett, klinische Tierverhaltensforscherin bei Animal Behavior Business. Bennett erzählt uns weiter, dass Katzen zum Beispiel während eines Kampfes mit anderen Tieren oder auch mit Menschen knurren können.
Durch das Knurren können Katzen andere warnen, ohne sich zwangsläufig in eine körperliche Auseinandersetzung verwickeln zu lassen und Verletzungen zu riskieren. Manche Katzen knurren nur gelegentlich, bei anderen kommt es öfter vor. Sollte dich diese Lautäußerung bei deiner Katze stören, kannst du einige Maßnahmen ergreifen, damit das Knurren nicht zur Gewohnheit wird. In diesem Artikel erfährst du, wie du das Knurren von anderen Katzengeräuschen unterscheiden kannst, welche möglichen Ursachen das Knurren hat und wie man darauf reagieren kann.
Knurren Katzen tatsächlich?
Knurren ist eine Lautäußerung, die wir eher mit Großkatzen – wie Löwen und Tigern – assoziieren. Tatsächlich können aber auch kleinere Katzen knurren. Es handelt sich dabei um eine lange, tiefe, grollende, kehlige Lautäußerung. Diese ist nicht zu verwechseln mit dem höheren, kürzeren Murren, bei dem gegebenenfalls auch die Zähne gefletscht werden. Eine andere ähnliche Lautäußerung von Katzen ist das Schnurren, bei dem zwar auch ein tiefer Ton angeschlagen wird, der jedoch rhythmischer und nicht bedrohlich ist.
Bennett erklärt uns, dass die Körperhaltung und das Verhalten der Katze uns einen Hinweis darauf geben können, um welche Art von Lautäußerung es sich jeweils handelt. Das Knurren könne beispielsweise von einer Piloerektion (aufgestellten Haaren), einem gewölbten Rücken, einer Hockhaltung und Zischen begleitet sein. Die Ohren der Katze könnten flach am Kopf angelegt und die Pupillen geweitet sein oder sie könnte versuchen, sich zu verstecken.
5 Gründe, warum Katzen knurren
Zahlreiche Umstände können dazu führen, dass eine Katze knurrt – darunter Angst, Unruhe oder Frustration. Im Folgenden erläutern Experten die fünf häufigsten Ursachen für das Knurren bei Katzen.
Sie wollen ihr Revier für sich beanspruchen
Manchmal knurren Katzen, wenn sie versuchen, ihr Revier zu markieren. „Eindringlinge werden von einer einzelnen Katze oder einer Katzengruppe schlecht toleriert“, erklärt Bennett. Sie knurren dann als Warnung, dass sich der Störenfried zurückziehen soll.
Bennett fügt noch hinzu, dass Katzen besonders besitzergreifend agieren, wenn sie befürchten, dass ihr Nachwuchs in Gefahr ist oder dass sie ihre „Ressourcen“ teilen müssen.
Sie lassen andere Katzen wissen, wer das Sagen hat
Konntest du schon einmal beobachten, wie deine Katze einem Artgenossen gegenübersteht, den sie nicht in ihrem Revier haben will? Wahrscheinlich werden sie beide dabei geknurrt haben.
„Knurren entsteht oft aufgrund von sozialem Druck, etwa wenn sich zwei Katzen auf umstrittenem Gelände begegnen oder wenn eine Katze das Revier einer anderen durchquert“, erklärt Nicky Trevorrow, Verhaltensmanagerin bei Cats Protection.
Sie haben Angst, sind überreizt oder gestresst
Wenn eine Katze sich überfordert fühlt, fängt sie möglicherweise an zu knurren. „Katzen rennen normalerweise davon, wenn sie etwas oder jemanden für eine Bedrohung halten. Wenn sie nicht entkommen können, knurren sie gegebenenfalls als Warnung“, erklärt Trevorrow.
Sie betont außerdem, dass viele Menschen zwar mit längeren und intensiveren Phasen der Geselligkeit zurechtkommen, Katzen sich in solchen Situationen jedoch weitaus weniger wohl fühlen. Dies geschieht häufig bei Katzen, die nicht gut sozialisiert sind oder negative Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. „Viele können nur ein bestimmtes Maß an Streicheleinheiten ertragen, was zu aggressivem Verhalten führen kann“, fügt sie hinzu.
Sie sind krank oder fühlen sich unwohl
Wenn du verletzt bist, kannst du anderen sagen, dass du Schmerzen hast und Hilfe benötigst – unsere Katzen können das nicht. Laut Bennett könnte eine verletzte Katze also deshalb laut knurren, um uns zu warnen, wenn wir versuchen, sie zu bewegen oder zu halten.
Sie sind frustriert
Genau wie wir Menschen können auch Katzen schnell frustriert werden – und dann knurren sie. Trevorrow zufolge könnte beispielsweise eine Wohnungskatze, die nicht genügend Stimulation erhält, schnell verärgert werden. Außerdem, so erklärt sie, kann eine Katze genervt knurren, wenn sie nicht genug Futter hat oder ihre Katzentoilette nicht sauber gemacht wurde.
Eine weitere potenzielle Quelle der Irritation, so Trevorrow, besteht darin, dass eine Katze keine Möglichkeit hat, ihren Jagdinstinkt auszuleben, „was sich dann als fehlgeleitetes Jagdverhalten äußern kann“.
So reagierst du auf das Knurren deiner Katze
Knurren ist ein natürliches Geräusch bei Katzen. Du musst dir also keine Sorgen machen, wenn du es gelegentlich von deinem Mitbewohner hörst. Aber was solltest du tun, wenn deine Katze dich anknurrt? Zunächst solltest du sie nicht ignorieren. Mit dem richtigen Verhalten kannst du ihr dabei helfen, sich zu beruhigen, und den Lärm stoppen. Dein Instinkt sagt dir vielleicht, dass du deine Katze streicheln und ihr viel Aufmerksamkeit schenken sollst. Doch wenn sich eine Katze gestresst fühlt, gilt: Weniger ist mehr. Trevorrow erklärt, dass die Vorfahren unserer heutigen Katzen Einzelgänger waren, sodass unsere Mitbewohner noch immer nicht übermäßig an sozialen Kontakten interessiert sind. Stattdessen sollen Tierhalter auf die Körpersprache ihrer Katze achten und ihre Grenzen respektieren.
Darüber hinaus ist es wichtig, einen sicheren Rückzugsort für die Katze zu schaffen. Dies wird dazu beitragen, den Stress und damit das Knurren zu reduzieren oder ihm sogar vorzubeugen. Auch wenn das Knurren länger anhält und dich nervt, ist es wichtig, dass du deine Katze niemals dafür bestrafst. Trevorrow sagt, dass eine Bestrafung weder die Situation verbessern noch das Verhalten stoppen wird. Stattdessen ist es wahrscheinlicher, dass deine Katze sich dadurch nur noch mehr gestresst fühlt.
Bedeutet das Knurren, dass eine Katze zum Tierarzt muss?
Da Knurren ein natürliches Katzenverhalten ist, bedeutet es nicht unbedingt, dass deine Katze Hilfe braucht. Häufiges Knurren kann jedoch ein Zeichen dafür sein, dass deine Katze krank ist oder Schmerzen hat. Was könnte also los sein? „Knurren können Katzen auch aufgrund verschiedener gesundheitlicher Probleme, die ihnen Schmerzen bereiten“, verrät Dr. Patrik Holmboe, Cheftierarzt von Cooper Pet Care.
Manchmal ist die Ursache sichtbar, beispielsweise eine Verletzung. In anderen Fällen, so Holmboe, ist das Grundproblem jedoch weniger offensichtlich, sodass das Knurren eher überraschend kommt.
Zu den häufigsten medizinischen Ursachen für Schmerzen, die eine Katze zum Knurren bringen können, gehören die folgenden.
- Harnwegsinfektionen. Liegt eine Harnwegsinfektion vor, treten beim Wasserlassen häufig Schmerzen auf. Holmboe nennt als weitere Symptome häufiges Wasserlassen außerhalb der Katzentoilette, Blut im Urin und übermäßiges Lecken.
- Zahnerkrankung. Holmboe erklärt uns, dass Karies, Zahnfleischerkrankungen oder ein Zahnabszess für eine Katze schmerzhaft sein können, was sie zum Knurren bringen kann – insbesondere beim Fressen. Weitere Anzeichen einer Zahnerkrankung sind Gewichtsverlust, verminderter Appetit, Mundgeruch und Speichelfluss.
- Arthritis. Diese Krankheit richtig zu diagnostizieren, kann etwas schwieriger sein. Weitere Symptome sind Hinken, Schwierigkeiten beim Springen, verminderte Aktivität und veränderte Fellpflegegewohnheiten.
- Magen-Darm-Probleme. Holmboe erklärt uns, dass Magen-Darm-Erkrankungen wie Pankreatitis, entzündliche Darmerkrankungen, Verstopfung oder Magenschmerzen eine Katze belasten können, was sie wiederum zum Knurren bringen kann. Anzeichen dafür, dass etwas Schwerwiegenderes vorliegt, sind Appetitveränderungen, Erbrechen, Durchfall und Gewichtsverlust.
Wenn deine Katze neben dem Knurren eines dieser Symptome zeigt, bitte deinen Tierarzt, sich die Situation anzusehen, oder wende dich an einen Verhaltensforscher für Katzen.