Du willst schlafen, aber deine Katze miaut, jault, fährt dir mit den Tatzen ins Gesicht und rennt auf und ab. „Viele Klienten erzählen uns von diesem Problem“, berichtet Joey Lusvardi, „Fear Free“-zertifizierter Katzenverhaltensexperte und Inhaber von Class Act Cats, im Blog The Dog People.
Um dieses Problem geht es in diesem Artikel – wie verhindert man, um vier Uhr morgens von der Katze aufgeweckt zu werden? Lasse nicht zu, dass deine Katze dich trainiert. Stattdessen musst du sie trainieren, meint Steve Dale, CABC, Tierverhaltensberater, Sprecher und Autor von Good Cat!.
Mit diesen sieben einfachen Tipps von Katzenexperten bringst du deiner Katze im Handumdrehen bei, nachts zu schlafen. Wir gehen näher auf den natürlichen Schlafrhythmus von Katzen ein und erklären, wie du ihn am besten in den Alltag von dir und deiner Katze einbettest. Kleine Anpassungen an deinem Tagesablauf und den Interaktionen mit deiner Katze können die Nachtruhe erheblich verbessern. Aber dies vorab: Wenn das Verhalten erst seit Kurzem auftritt, solltest du zum Tierarzt gehen.
1. Schließe eine medizinische Ursache aus
Katzen sind berüchtigt dafür, Schmerzen und Krankheiten zu verbergen. Abweichendes Verhalten in der Nacht könnte auf ein gesundheitliches Problem hindeuten. Wenn sich die Schlafgewohnheiten deiner Katze plötzlich ändern, „deutet das auf ein zugrunde liegendes Problem hin, und meistens sind es Schmerzen“, so Dale. Doch der Katzenverhaltensexperte ist kein Tierarzt. Deshalb empfiehlt er, zuerst den Tierarzt deines Vertrauens aufzusuchen, bevor du anderweitig Rat suchst und die Verhaltensauffälligkeiten von einem zertifizierten Tierverhaltensexperten wie ihm untersuchen lässt.
„Wir sehen viele Fälle von Katzen, die nachts Katzenjammer veranstalten.Die häufigsten Gründe dafür sind eine Schilddrüsenüberfunktion, Bluthochdruck und Demenz“, erklärt Dr. Shelley Knudsen, DVM am All Feline Hospital in Lincoln, Nebraska. „Wenn dieses Verhalten bei Katzen auftritt, schließen wir zunächst eine Schilddrüsenüberfunktion, Bluthochdruck und andere medizinische Ursachen aus, die ein Grund für das Katzengeschrei sein könnten.“
Diabetes, Arthritis, Angstzustände, Zahnschmerzen und Nierenerkrankungen sind Beispiele für andere Erkrankungen, aufgrund derer Katzen nachts wach bleiben können.
Profi-Tipp: Die Anzeichen für Schmerzen, Stress oder eine Erkrankung sind bei Katzen oft subtil. Hier ist eine Liste häufiger Anzeichen für Schmerzen oder Krankheiten bei Katzen, auf die du achten solltest:
- Veränderungen bei den Schlafgewohnheiten, entweder mehr oder weniger Schlaf
- Übermäßige Fellpflege
- Veränderter Appetit
- Defäkation außerhalb der Katzentoilette
- Urinieren außerhalb der Katzentoilette
- Schwierigkeiten oder Unfähigkeit zu stehen
- Verminderte Mobilität
- Glasige Augen
- Erweiterte Pupillen
- Schnurren, während die Katze nicht gerade sozial interagiert, spielt oder frisst
- Hecheln oder Atmen mit offenem Maul
- Übermäßiger Speichelfluss
- Gesteigerte Aggression oder Reizbarkeit, einschließlich Fauchen, Schlagen mit der Pfote und Beißen
- Mangelnde Fellpflege, erkennbar an stumpfem, verfilztem oder öligem Fell
- Übermäßiges Miauen, Jaulen oder Katzenjammer
2. Sorge für ein bereicherndes Umfeld
Wenn deiner Katze langweilig ist, hält sie dich in der Nacht eher wach.Eine anregende Umgebung ermöglicht es Katzen, ihr angeborenes Verhalten auszudrücken und in der Folge Langeweile vorzubeugen.
Profi-Tipp: Biete deiner Katze Kratzstangen, Kratzbäume und Sitzstangen zum Klettern, Kratzen und Schlafen. Wenn du ein Fenster mit Blick ins Freie hast, stelle deiner Katze eine Aussichtsplattform zur Verfügung. „Ein Futterlabyrinth kann deiner Katze zusätzliche Stimulation bieten, sodass ihr weniger langweilig ist“, schlägt Lusvardi vor. Und wenn du für einen längeren Zeitraum nicht zu Hause bist, stelle einen Haustiersitter ein, der mit deiner Katze spielt und sie füttert.
3. Ermuntere deine Katze, vor dem Schlafengehen zu spielen
Katzen sind von Natur aus während der Dämmerung wach. Werden sie tagsüber und vor der Schlafenszeit jedoch ausreichend stimuliert, sind sie möglicherweise in der Lage, die Nacht durchzuschlafen. Entgegen der allgemeinen Auffassung sind Katzen nicht nachtaktiv, sondern dämmerungsaktiv. „Das bedeutet, dass sie bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang am aktivsten sind, anstatt ausschließlich tagsüber oder nachts“, erklärt Lusvardi. „Viele der kleinen Tiere, denen Katzen hinterherjagen – beispielsweise Mäuse –, sind ebenfalls dämmerungsaktiv.“ Wenn Katzen nachts nicht schlafen, mag das daran liegen, dass ihr Beutetrieb nicht befriedigt ist.
Profi-Tipp: Um zu verhindern, dass deine Katze nachts wach ist, spiele kurz vor dem Schlafengehen mit ihr (als Ergänzung zu regelmäßiger täglicher Stimulation). „Spiele einmal mit deiner Katze, wenn die Sonne untergeht oder wenn deine Katze von Natur aus einen Energieschub zu haben scheint, und ein weiteres Mal kurz vor dem Schlafengehen“, rät Lusvardi.
Eine weniger offensichtliche Strategie ist es, zusätzlich zu der abendlichen Spielstunde noch eine am Morgen einzulegen. Laut Lusvardi verhindert eine morgendliche Spielstunde, dass der Katze tagsüber langweilig wird, und sorgt für eine unbeschwerte Schlafenszeit.
Am besten befriedigst du die natürlichen Instinkte deiner Katze, indem du ihr ein Spielzeug gibst, das ihrer Beute sehr ähnlich sieht, und ihr nach dem Spielen einen kleinen Snack gibst. Das Spielen mit einer älteren Katze kann andere Formen annehmen als mit einem flinken Kätzchen, fügt Dale hinzu. Zögere also nicht, unterschiedliche Spiele wie interaktives Katzenspielzeug und Puzzlespielzeuge für Katzen auszuprobieren.
4. Serviere mehrmals täglich und vor dem Schlafengehen kleine Mahlzeiten
Damit deine Katze nicht aufwacht, weil ihr Magen knurrt, kannst du ihren natürlichen Fresszyklus nachahmen. Füttere ihr zwei bis drei kleine Mahlzeiten pro Tag und gib ihr nach dem Spielen einen Snack oder ein Leckerli – am besten jeden Tag zur gleichen Zeit. Das ähnelt ihrem natürlichen Jagd- und Fresszyklus. So bleibt sie auch nachts satt und kann zufrieden schlafen. Außerdem kurbelt ein spätabendlicher Snack die Verdauung deiner Katze an und macht sie schläfrig.
Profi-Tipp: Dale empfiehlt, an verschiedenen Stellen in deiner Wohnung Futter zu verstecken, nach dem deine Katze suchen kann, und während den Essenszeiten Futterlabyrinthe und -spiele einzusetzen. „Denken kann in gewisser Weise genauso ermüdend sein wie körperliche Betätigung“, sagt er. „Neben körperlicher Betätigung auch mental gefordert zu werden, ist für Katzen nicht nur wichtig, sondern essenziell.“
Futterautomaten können dich dabei unterstützen, einen Futterplan einzuhalten, meint Lusvardi. „Wer sich einen Futterautomaten nicht leisten kann oder keinen verwenden möchte, kann seine Morgenroutine so anpassen, dass die Katze das Aufstehen nicht mehr mit ihrem Frühstück in Verbindung bringt“, fügt er hinzu. „Anstatt deine Katze morgens sofort zu füttern, kannst du erst duschen gehen, dich anziehen und Kaffee kochen. So werden das Aufwachen und das Füttern der Katze voneinander getrennt.“
5. Halte Spiel- und Schlafbereich getrennt
Rückzugsorte wie Katzenkörbchen und Häuschen sind wichtig für das Selbstvertrauen und das allgemeine Wohlbefinden von Katzen.Deine Katze sollte also über ihren eigenen Schlafplatz verfügen. Du kannst ihren Schlafrhythmus auch fördern, indem du ihr bestimmte Möbel (wie Kratzbäume) oder Räume nur tagsüber zur Verfügung stellst und sie andere Möbel (wie Bettchen) und Räume nur nachts nutzen darf.
Profi-Tipp: Deiner Katze Grenzen zu setzen, erfordert eine gewisse Strenge, gibt Dale zu. Wenn du deine Katze nachts aus dem Schlafzimmer ausschließt, kann es sein, dass sie vor der Tür sitzen bleibt und miaut. „Dann heißt es abwarten. Es kann zwar Wochen dauern“, meint Dale, „aber irgendwann wird sie es verstehen.“
6. Verbringe mehr Zeit mit deiner Katze
„Katzen sind eigentlich sehr soziale Tiere“, so Dale. Genauer gesagt sind sie fakultativ sozial – das bedeutet, dass Katzen sorgfältig ausgewählte Beziehungen zu bevorzugten Individuen derselben Spezies oder einer anderen Spezies pflegen. Wenn du tagsüber weg bist und deiner Katze keine Aufmerksamkeit schenken kannst, kann es passieren, dass sie nachts um Aufmerksamkeit bettelt.
Pro-Tipp: Katzen zeigen Zuneigung und stärken ihre Verbindung zu anderen, indem sie ihre Lieblingsindividuen pflegen. Die gegenseitige Fellpflege wird als Allogrooming bezeichnet. Du kannst dieses Verhalten erwidern, indem du deine Katze täglich oder ein paar Mal pro Woche bürstest.
Auch beim Spielen kommen du und deine Katze einander näher. Lusvardi betont, dass das Spielen nicht viel Zeit in Anspruch nehmen muss. „Viele Leute versuchen, lange und intensiv mit ihrer Katze zu spielen, um sie müde zu machen. Das klingt eigentlich logisch, aber es ist nicht das Beste für die Katze“, meint er. Nur zwei- bis dreimal täglich zehn bis 15 Minuten zu spielen, hält deine Katze fit und zufrieden.
Wenn du wegfährst, solltest du erwägen, einen Haustiersitter zu engagieren. Die Mahlzeiten deiner Katze mögen zwar automatisiert sein, aber trotzdem wird sie die soziale Interaktion zu schätzen wissen.
7. Sieh davon ab, deine Katze zu belohnen oder zu bestrafen
Wenn du deine Katze dafür bestrafst, dass sie dich nachts wach hält, wirkt sich das negativ auf die Mensch-Tier-Bindung aus. Eine Belohnung (Futter oder Aufmerksamkeit) verstärkt die Verhaltensweise hingegen.
Profi-Tipp: „Wenn dich deine Katze nachts aufweckt, solltest du dieses Verhalten nicht fördern“, so Lusvardi. „Also füttere sie nicht, spiele nicht mit ihr und schreie sie nicht an. Wenn deine Katze um Aufmerksamkeit heischt, kannst du das Verhalten sogar verstärken, indem du sie anschreist.“ Außerdem, fügt Dale hinzu, verstehen Katzen Strafen nicht. Stattdessen fürchten sie sich dann möglicherweise vor der Person, die sie bestraft. Eine Katze anzuschreien oder mit Wasser zu bespritzen, ist zutiefst ungerecht, meint er.
Kann ich meiner Katze Schlafmittel geben?
Ja, es gibt sowohl rezeptfreie als auch verschreibungspflichtige Medikamente, die deiner Katze beim Durchschlafen helfen können.
Wenn es keine Anzeichen auf gesundheitliche Probleme gibt und Änderungen in der Umgebung oder im Tagesplan keine Besserung herbeigeführt haben, kann dein Tierarzt Medikamente gegen Angstzustände bei Katzen oder medizinisches Katzenfutter verschreiben. Aber kein Medikament ist zu einhundert Prozent sicher, meint Dr. Knudsen. Bevor du deiner Katze ein verschreibungspflichtiges Schlafmittel gibst, empfiehlt sie, rezeptfreie Beruhigungsmittel für Katzen auszuprobieren.
Zu den von Tierärzten empfohlenen rezeptfreien Beruhigungsmitteln, die deiner Katze beim Schlafen helfen, gehören:
- Feliway-Pheromonspray
- Probiotikum
- RESCUE Pets-Produkte
- Katzenminze
Eine zufriedene Katze lässt dich schlafen
Fazit: Unsere glücklichen Hauskatzen stammen aus der Wildnis, und das können wir nicht ignorieren. Indem wir mehr über den Schlafrhythmus, die sozialen Vorlieben und den Beutetrieb unserer Katzen lernen, können wir für ein harmonischeres Zusammenleben sorgen. Die Schlafgewohnheiten deiner Katze lassen sich vermutlich nicht über Nacht ändern, und sonntagmorgens möchte deine Katze vielleicht auch nie ausschlafen. Aber mit diesen Tipps profitiert ihr mit Sicherheit von mehr Schlaf und einer erfüllteren Tier-Mensch-Beziehung.