- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Wenn Katzen mit einem Stofftier oder einem Artgenossen spielen, wenden sie gerne einmal ein Kampfmanöver an, das auch als „Bunny-Kick“ bekannt ist. Dabei halten sie das Spielzeug oder ihr Gegenüber mit den Vorderpfoten fest, während sie es mit den Hinterbeinen treten.
Als Katzenbesitzer bist du vielleicht besorgt darüber, mit welcher Wucht diese Bunny-Kicks oft ausgeführt werden. Dazu solltest du zunächst wissen, dass das Treten mit den Hinterbeinen eigentlich ein natürliches Verhalten bei Katzen ist. Es beginnt oft schon im Kätzchenalter, wenn die jungen Tiere sich spielerisch mit ihren Wurfgeschwistern raufen. Diese Tritte können zusammen mit anderen gängigen Katzenverhaltensweisen auftreten, wie Springen, Beißen und Kratzen.
„Katzen behalten ihren Jagdinstinkt ein Leben lang bei“, erklärt uns Sabrina Kong, DVM, Veterinärberaterin bei We Love Doodles. Bei Hauskatzen kommen diese Jagdinstinkte im Allgemeinen nur noch auf spielerische Weise zum Ausdruck, doch gelegentlich können sie in aggressives Verhalten ausarten.
In diesem Artikel erfährst du, wie man erkennt, wann das Treten problematisch ist, und was du tun kannst, um es in dem Fall zu unterbinden.
Warum machen Katzen Bunny-Kicks?
Katzen können sich aus verschiedenen Gründen dazu motiviert fühlen, mit den Hinterpfoten zu treten.
- Sie sind aufgeregt oder gestresst: Ein plötzlicher Bunny-Kick kann auf einen Stimmungswechsel hinweisen. Selbst die verwöhntesten Hauskatzen haben im Allgemeinen ihren Jagddrang beibehalten, sodass es ihnen möglicherweise Spaß macht, ihre Spielzeuge anzugreifen und zu „töten“. Dieser Jagdinstinkt kann sich manchmal ganz spontan manifestieren. Andererseits kann ein plötzlicher Bunny-Kick aber auch ein Zeichen von Stress sein. Ängstliche, erschrockene oder wütende Katzen können Bunny-Kicks zur Verteidigung einsetzen.
- Sie wenden einen ihrer natürlichen Abwehrmechanismen an: Für die meisten Menschen würde es einiges an Anstrengung erfordern, die Beine bis zur Brust hochzuziehen und dann nach vorne zu treten. Aber für unsere gelenkigen Katzen ist das kein Problem. An ihrer Unterseite haben sie darüber hinaus einen Hängebauch, der ihre inneren Organe vor den Tritten anderer Katzen schützt.
- Der Bunny-Kick ist ein tödliches Jagdmanöver: Dr. Kong erklärt uns, dass Katzen Beute oder Angreifer mit den Vorderpfoten festhalten und somit dann die Hinterbeine frei haben, um mit ganzer Kraft gegen ihr Opfer zu treten. Gleichzeitig können sie mit angezogenen Hinterbeinen einen Gegenangriff auf ihren Bauch abwehren. Dank der Krallen an den Hinterpfoten der Katzen werden ihre Tritte sogar noch gefährlicher.
Wann ist ein Bunny-Kick ein Zeichen von Aggression?
Da Bunny-Kicks eigentlich eine Kampftechnik sind, kann deine Katze sie nicht nur beim Spielen einsetzen, sondern auch, wenn sie ihr Gegenüber verletzen möchte. Aggressive Katzen können sogar bewusst anderen Haustieren auflauern und sie mit ihren Hinterbeinen angreifen. Selbst gegen ihre Besitzer können sie diesen Tritt anwenden, sollten diese auf die Idee kommen, den Bauch ihres schlecht gelaunten Vierbeiners zu streicheln.
Bist du dir nicht sicher, ob die Tritte deiner Katze auf eine spielerische oder aggressive Stimmung zurückzuführen sind? Um ihre Absichten zu verstehen, solltest du dir ihre Körpersprache ansehen.
- Schreck oder Angst: Ist deine Katze erschrocken oder verängstigt, tritt sie vielleicht reflexartig aus, um sich zu verteidigen. Dabei kann sie auch den Kopf einziehen und die Ohren anlegen, um ihr Gesicht zu schützen, und ein Knurren oder Fauchen von sich geben.
- Warnung: Manche Katzen greifen andere Haustiere oder Menschen an, die sie als Eindringlinge betrachten – insbesondere, wenn diese sich zu nah an ihren Futternapf heranbewegen. Bevor deine Katze in einer solchen Situation zutritt, wird sie wahrscheinlich als Warnung ein langes, tiefes Miauen von sich geben. Sie könnte auch ihren Rücken krümmen und die Beine versteifen, um besonders einschüchternd zu wirken.
- Spielbereitschaft: Verspielte Katzen können ihren Artgenossen auflauern oder hinterherjagen. Dabei werden sie jedoch eine entspannte Haltung haben und wahrscheinlich auch fröhliche Lautäußerungen von sich geben.
- Gewalt: Heather Alvey, CFTBS, Katzenverhaltensexpertin bei Felidae Behavior Consulting erklärt, dass auch die angewendete Kraft darüber Aufschluss gibt, wie ernst eine Katze es mit ihrem Angriffsverhalten meint. Eine aggressive Katze wird dich mit voller Power treten. Auch wenn sie deinen Arm durch Bisse und Kratzer verletzt, ist das sehr wahrscheinlich Absicht.
Dürfen Katzen sich gegenseitig treten?
Manchmal werden Katzen, die in einem Haushalt zusammenleben, wieder zum Kätzchen und beginnen miteinander zu raufen.
Normalerweise lernen Katzen bereits im Kätzchenalter, ob ihre Bunny-Kicks zu stark sind, da ihre getretenen Spielkameraden dann weglaufen oder zubeißen. Nach solchen Erfahrungen werden sie entweder die Intensität ihrer Tritte regulieren oder sie fangen stattdessen an, Spielzeug zu treten. Die meisten erwachsenen Katzen wissen also, wie sie mit anderen spielen können, ohne sich gegenseitig zu verletzen.
Sollte zwischen deinen Katzen nun ein richtiger Kampf entbrennen, werden sie sich viel heftiger treten, sodass du möglicherweise eingreifen musst.
„Wenn die Katzen sich beim Treten abwechseln und keine anderen Anzeichen von Aggression zu erkennen sind, ist das in Ordnung“, so Dr. Kong. Sie fügt jedoch hinzu, dass man auf jeden Fall eingreifen sollte, wenn man beunruhigende Verhaltensweisen wie Fauchen, Knurren oder Schreien bemerkt.
Dürfen Katzen Menschen treten?
Nicht akzeptabel ist es, wenn eine Katze ihren Menschen tritt.
„Man sollte nie zulassen, dass eine Katze einen beißt oder kratzt. Wir wollen ihnen nicht vermitteln, dass sie uns wie Spielzeug oder Beute behandeln können“, mahnt Alvey.
Auch wenn deine Katze sehr niedlich ist – vor allem, wenn sie so einen Bunny-Kick ausführt –, kann sie dir trotzdem wehtun. Eine aufgewühlte Katze kann dir ernsthafte Prellungen oder Kratzwunden am Arm zufügen.
So vermeidest du, dass deine Katze nach dir tritt
Alvey hat mehrere Tipps und Tricks parat, um zu vermeiden, dass man Opfer von einem Bunny-Kick wird.
Verwende geeignetes Spielzeug
Es ist wichtig, dass du deiner Katze Spielzeug bereitstellst, das klein genug ist, damit sie es leicht mit dem Maul greifen kann. Wenn deine Katze kein geeignetes Spielzeug hat, versucht sie möglicherweise, stattdessen dich zu ihrem Spielzeug zu machen.
„Benutze niemals deine Hände oder Füße als Spielzeug. Ich verwende gerne Katzenangeln, mit denen man Katzen von empfindlichen Körperteilen fernhalten kann“, verrät Alvey.
Berühre nicht ihren Bauch
Im Gegensatz zu Hunden zeigen Katzen ihren Bauch nicht immer als Aufforderung, diesen zu berühren oder zu streicheln.
Laut Alvey wollen Katzen dir eigentlich nur vermitteln, dass sie dir vertrauen, wenn sie dir auf diese Weise den empfindlichsten Teil ihrer Anatomie zeigen. „Wenn du dann jedoch nach unten greifst, um den Bauch zu berühren, brichst du dieses Vertrauen.“
Fühlt sich deine Katze erschrocken oder betrogen, kann sie zum Schutz ihres Körpers und ihrer Privatsphäre mit einem Bunny-Kick reagieren.
Bestrafe deine Katze nicht
Bunny-Kicks sind für Katzen wie erwähnt ein natürliches Verhalten und es wäre nicht fair, sie für instinktives Verhalten zu bestrafen.
Wenn Kätzchen miteinander raufen, können sie sich gegenseitig beibringen, künftig nicht mehr so fest zuzutreten, indem sie sich beißen oder anmiauen. Ein Mensch ist allerdings viel größer als ein kleines Kätzchen, sodass ein Schrei oder ein Schlag von dir eine viel ernstere Zurechtweisung wäre.
„Wenn du deine Katze schlägst oder anschreist, ist das nicht so gut für eure Beziehung und es verursacht bei deiner Katze Angst und Stress“, so Alvey. Und natürlich neigen gestresste Katzen eher dazu, sich aggressiv zu verhalten.
Gib deiner Katze genügend Freiraum
Auch wenn du deine Katze für einen Bunny-Kick nicht bestrafen solltest, musst du nicht zulassen, dass sie ihre Aggressionen an dir auslässt. Wenn deine Katze nach dir tritt, so empfiehlt Alvey, solltest du dich sofort aus der Situation zurückziehen.
„Wirst du verletzt, kannst du einfach aufstehen und weggehen, ohne dich aufzuregen“, rät Alvey. „Wenn deine Katze in dieser Situation überreizt ist und die Interaktion fortsetzen möchte, musst du möglicherweise in ein anderes Zimmer gehen und die Tür hinter dir schließen, damit dein Mitbewohner etwas Zeit hat, sich zu beruhigen.“
Wenn du deiner Katze in einer solchen Situation Freiraum gibst, kann das dazu beitragen, ihr Vertrauen in dich zu stärken – und dadurch auch eure Beziehung.