- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
So sehr wir unser Katzen auch lieben: Manchmal tun sie Dinge, die wir nicht super finden. Manche Katzen zerkratzen Sofas, andere beginnen um fünf Uhr morgens (oder noch früher) zu miauen, weil sie hungrig sind. Diese Verhaltensweisen sind störend und frustrierend. Viele Katzenbesitzer fragen sich also, ob es möglich ist, eine Katze zu bestrafen.
Doch bevor wir uns genauer mit Erziehungsmethoden für Katzen befassen, ist es wichtig zu verstehen, warum sie sich „ungezogen“ verhalten.
Der häufigste Grund für unerwünschtes Verhalten bei Katzen ist, dass sie keine Möglichkeit haben, ihre natürlichen Instinkte auszuleben, meint Molly DeVoss, zertifizierte Katzentrainings- und Verhaltensspezialistin und Beraterin bei Vitakraft. Eine Katze, die ständig an Möbeln kratzt, könnte beispielsweise einen Kratzbaum brauchen.
Du erziehst deine Katze also am besten, indem du die Ursache des Fehlverhaltens behandelst und ihr Möglichkeiten bietest, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Sanfte Trainingstechniken können dazu beitragen, das Verhalten zu ändern und die Beziehung zu deiner Katze zu stärken, damit ihr glücklich und harmonisch zusammenleben könnt. Hier erfährst du, wie du am besten vorgehst.
5 sichere Erziehungsmethoden für Katzen und wann sie angewendet werden
Wenn du ergründest, warum sich deine Katze so verhält, kannst du das Fehlverhalten auf eine positivere Art und Weise unterbinden – nämlich ohne wütend oder frustriert zu reagieren.
„Normalerweise reagieren Menschen spontan mit Frust oder Wut. Vermutlich haben sich die meisten von uns so ein Verhalten schon einmal zuschulden kommen lassen“, meint Stephen Quandt, qualifizierter Verhaltensexperte und Gründer von Stephen Quandt Feline Behavior Associates.
Natürlich ärgerst du dich, wenn deine Katze mitten in der Nacht in dein Bett gepinkelt hat oder dich schmerzhaft am Bein kratzt, wenn du an ihr vorbeigehst. Aber es hilft nicht, deine Katze anzuschreien. Stattdessen solltest du die richtige Technik wählen, um das Verhalten nachhaltig zu ändern.
Da Katzen Strafen eigentlich nicht verstehen können, empfiehlt DeVoss, diese Techniken eher als Verhaltensmodifikation zu betrachten.
„Wenn du versuchst, das Verhalten deiner Katze zu modifizieren, musst du ihr zeigen, was sie stattdessen tun soll. Es ist, als würdest du ihr sagen: Das ist erlaubt, jenes nicht. Du bist verantwortlich dafür, herauszufinden, welche natürliche Verhaltensweise deine Katze eigentlich ausleben möchte, und wie sie das auf akzeptable Weise tun kann“, so DeVoss.
Im Folgenden stellen wir fünf Techniken vor, die Experten zufolge funktionieren.
Umleitung
Kratzen und andere angeborenen Verhaltensweisen von Katzen kann man nicht unterbinden, wohl aber umleiten.
„Wenn deine Katze am Sofa kratzt, führe sie zum Kratzbaum, spiele dort mit ihr und belohne sie mit einem Leckerli, sobald sie am Kratzbaum kratzt“, empfiehlt Quandt. „Das nennt man positive Verstärkung, und damit die Katze die Assoziation zwischen dem gewünschten Verhalten und der Belohnung behält, sollte das Leckerli gleichzeitig gegeben werden.“
Sobald deine Katze den Dreh raus hat, kannst du das Verhalten durch intermittierende Verstärkung weiter fördern.
„Irgendwann lernt die Katze, dass sie für das gewünschte Verhalten ein Leckerli bekommt. Ab da gibst du der Katze in willkürlichen Abständen ein Leckerli“, erklärt Quandt und fügt hinzu, dass die Katze dann das gewünschte Verhalten noch mehr übernimmt, um ein Leckerli zu ergattern!
Ignorieren
Es kann auch funktionieren, wenn du deine Katze ignorierst – auch Extinktionstraining genannt. Nur musst du dich vielleicht auf einen Willenskampf einlassen!
„Deine Katze miaut, weil sie damit ihren Willen bekommt, und nicht, weil sie sich gerne selbst zuhört“, stellt Quandt klar.
Wenn du deine Katze komplett ignorierst, fügt er hinzu, hört das Verhalten irgendwann auf, aber das kann eine Weile dauern.
Und wenn du nur einmal nachgibst, war die ganze Arbeit umsonst. Die Katze lernt dann einfach, wie lange sie auf eine Belohnung warten muss, sei es gemeinsames Spielen, ein Leckerli oder mehr Futter. Bedenke auch, dass sich das unerwünschte Verhalten möglicherweise verschlimmert, bevor es besser wird.
Anpassen der Umgebung
Bei dieser Methode änderst du etwas am Umfeld der Katze, um sie von bestimmten Bereichen fernzuhalten. Du kannst sanfte Mittel wie Anti-Kratz-Matten, doppelseitiges Klebeband oder Aluminiumfolie einsetzen, um die Küchentheke oder den Tisch zu einer katzenfreien Zone zu machen.
Der Vorteil gegenüber einer Wasserpistole, mit der du die Katze anspritzt, wenn sie auf den Tisch hüpft, besteht darin, dass sie es nicht mit dir verknüpft. Mit anderen Worten: Du schadest nicht eurer Beziehung zueinander.
Zubehör zur Beruhigung
Manche unerwünschte Verhaltensweisen wie nächtliches Jaulen oder Pinkeln außerhalb der Katzentoilette können auf Angst oder Stress zurückgeführt werden. In diesem Fall kann bestimmtes Zubehör für Beruhigung sorgen und sowohl die Stimmung als auch das Verhalten deiner Katze verbessern.
Pheromon-Diffusoren wie Feliway und Beruhigungshalsbänder können Abhilfe schaffen, meint Quandt. Wenn du ein Beruhigungshalsband verwendest, fügt er hinzu, solltest du eines mit Sicherheitsverschluss besorgen.
Katzenschreckgeräte
Ferngesteuerte Geräte oder Matten, die Geräusche machen, können unter Umständen lästiges Verhalten unterbinden, doch diese sollten mit Vorsicht eingesetzt werden.
Aggressivere Geräuschgeräte wie Druckluftdosen mit Bewegungsmelder machen Katzen eher Angst und sollten nur als letzten Ausweg genutzt werden.
Bevor du ein solches Katzenschreckgerät besorgst, solltest du immer mit einem professionellen Verhaltensexperten für Katzen sprechen.
3 Bestrafungsmethoden für Katzen, die du vermeiden solltest
Quandt rät davon ab, Bestrafungen wie Anschreien, Händeklatschen, Nasenstupser oder Wasserspritzpistolen anzuwenden.
Bei diesen Methoden lernt die Katze, dir auszuweichen oder das Verhalten in deiner Gegenwart zu unterlassen. Außerdem ist es stressig und beängstigend für deine Katze, so behandelt zu werden. Du schadest eurer Bindung zueinander und erhöhst die Wahrscheinlichkeit für weiteres unerwünschtes Verhalten.
Anschreien
„Niemals sollte man eine Katze anschreien“, betont DeVoss. Sonst beginnt deine Katze, sich vor dir zu fürchten, und verlässt sich nicht mehr auf dich.
Außerdem funktioniert es meistens nicht. Laut DeVoss sind Katzen nämlich schlaue Tiere. Sie lernen schnell, dass sie nicht angeschrien werden können, wenn ihre Besitzer nicht im selben Zimmer sind und sie nicht erwischt werden. Vermutlich setzen die Katzen das unerwünschte Verhalten fort, wenn sie alleine sind.
Denke daran, dass sich deine Katze nicht absichtlich ungezogen verhält. Vielmehr erfüllt sie ein Bedürfnis, wenn sie etwa an Möbeln kratzt oder auf den Tisch springt, um besser aus dem Fenster sehen zu können.
Andere aversive Methoden
Unter aversive Methoden fällt alles, das deine Katze als äußerst unangenehm empfindet.
Dazu gehört beispielsweise, wenn du mit den Händen klatschst, eine Blechdose mit Münzen darin schüttelst, Wasser verspritzt oder (am Allerschlimmsten) Stromschläge einsetzt. Diese Methoden solltest du unter allen Umständen vermeiden, betont Susan Nilson, qualifizierte Trainerin und Verhaltensexpertin für Hunde und Katzen sowie Gründerin von The Cat and Dog House.
Diese Taktiken können zwar das Verhalten unterbrechen. Aber sie funktionieren nur, weil sie Schmerzen oder Angst auslösen – und das ist weder für deine Katze noch für eure Beziehung gut. Das zugrunde liegende Problem wird nicht behoben und deine Katze lernt kein alternatives Verhalten.
„Wenn ein Tier emotional stark erregt ist, ist sein rationales Denken gehemmt, was bedeutet, dass es nicht fähig ist, etwas Neues zu lernen. Es will einfach nur dem schmerzhaften oder bedrohlichen Reiz entkommen“, so Nilson.
Nasenstupser
Nilson rät auch davon ab, deiner Katze einen Nasenstupser zu verpassen, um sie zu maßregeln.
„Nicht nur lernt die Katze nichts von einem Stupser, sondern du riskierst auch, die Katze zu verärgern, wenn sie bereits emotional stark erregt ist. Die Katze könnte dich kratzen oder zubeißen – und das ist deine Schuld, nicht ihre!“
(Ein sanfter, liebevoller Stupser ist erlaubt – solange deine Katze einverstanden ist.)
Wann soll ich meine Katze bestrafen? Bedenkliche unerwünschte Verhaltensweisen
Verhält sich deine Katze regelmäßig aggressiv oder destruktiv durch Kratzen, Beißen, Fauchen oder Kämpfen mit anderen Haustieren?
Bevor du dir überlegst, wie du deine Katze bestrafen könntest, solltest du zuerst mit ihr zum Tierarzt gehen. Wenn dort ein zugrunde liegendes medizinisches Problem ausgeschlossen werden kann, empfiehlt Nilson, einen Katzenverhaltensexperten aufzusuchen. Gemeinsam könnt ihr einen individuellen Plan zur Verhaltensmodifikation erstellen, mit dem ihr den emotionalen Zustand deiner Katze in den Griff bekommt und die Ursachen des Verhaltens ermittelt.
Nicht bei jedem Verhalten ist Training sinnvoll
Es mag zwar merkwürdig erscheinen, wenn deine Katze an einer Decke lutscht, aber bestrafen solltest du sie deshalb nicht.
Diese natürliche Verhaltensweise ähnelt dem Säugen und wirkt beruhigend auf Katzen, erklärt DeVoss. Solange deine Katze keine Teile der Decke verschluckt oder ein damit verbundenes medizinisches Problem entwickelt, lässt du sie das Nuckeln an der Decke am besten einfach genießen. Wende dich bei Bedenken an den Tierarzt.
Auch bei Unsauberkeit im Haus oder Defäkation und Urinieren außerhalb des Katzenklos ist Training nicht immer sinnvoll.
„Wenn deine Katze die Katzentoilette vermeidet, ist oft ein medizinisches Problem die Ursache“, so DeVoss. Aber es gibt auch andere Ursachen: Möglicherweise mag deine Katze die Katzentoilette nicht, fühlt sich gestresst oder möchte ihr Revier markieren. Es gilt also, die Ursache so schnell wie möglich zu identifizieren und das Problem deiner Katze zu beheben, meint DeVoss.
Ein zertifizierter Katzenverhaltensexperte kann dir dabei helfen, die Ursache für dieses Verhalten zu finden und mögliche Lösungen auszuprobieren.
Wann sollte ich einen Tierarzt, Verhaltensexperten oder Trainer für meine Katze hinzuziehen?
Wenn du spürst, dass dich das Verhalten deiner Katze frustrierst, ist es Zeit, sich an einen Profi zu wenden.
„Ich empfehle als Faustregel, immer zuerst den Tierarzt anzurufen“, so Quandt. Ein Tierarzt kann sicherstellen, dass bei deiner Katze keine gesundheitlichen Probleme vorliegen, die zu dem unerwünschten Verhalten führen.
Anschließend kannst du dich an einen zertifizierten Katzenverhaltensexperten oder Berater wenden, um mögliche Ursachen für dieses Verhalten aufzuspüren. Ein Katzentrainer kann dir auch weitere Ratschläge geben, wie du deiner Katze regelmäßig geistige und körperliche Anregung bietest, damit sie glücklich und gesund bleibt.
Wie trainiert man eine Katze am besten?
Verhaltensexperten sind sich einig, dass positive Verstärkung der beste Trainingsansatz für Katzen ist.
„Belohne erwünschte Verhaltensweisen und ignoriere jene, die du nicht gerne siehst“, empfiehlt DeVoss. Sie ergänzt jedoch, dass dieser Ansatz bei Problemen wie Unsauberkeit nicht immer funktioniert, da medizinische Probleme die Ursache sein können.
„Man sollte auch bedenken, dass Katzen ihr Verhalten nicht wegen einer mittelmäßigen Belohnung ändern. Das Leckerli sollte die Katze stark motivieren“, betont DeVos.
Clickertraining ist eine Art der positiven Verstärkung, die du ausprobieren könntest. „Katzen lernen durch positive Verstärkung, wenn die Belohnung direkt auf das gewünschte Verhalten folgt“, erklärt Quandt. „Es kann schwierig sein, das Leckerli genau dann zu geben, wenn die Katze das gewünschte Verhalten zeigt. Deshalb kannst du der Katze beibringen, dass das Klicken ein Leckerli ankündigt. Also bemüht sich die Katze, bis sie das Klicken hört.“
Katzen lieben ihre Unabhängigkeit und bevorzugen kurze Trainingseinheiten. Du kannst jedoch bereits mit kleinen Kätzchen trainieren. (Katzen aus dem Tierheim brauchen vielleicht etwas Zeit, um sich an das neue Zuhause zu gewöhnen, bevor du mit dem Training beginnen kannst.)
Auf diese Weise kannst du deiner Katze nicht nur beibringen, zu kommen, wenn sie gerufen wird, oder an der Leine zu gehen, sondern du stärkst auch eure Bindung zueinander – und das ist bestimmt der größte Pluspunkt!