- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Schlaf ist für das Wohlbefinden eines Hundes genauso wichtig wie für das des Menschen. Falls dein Hund Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen hat, möchtest du wahrscheinlich wissen, wie du deinen Hund zum Einschlafen bringen kannst.
Das Einschlafen kann aus den unterschiedlichsten Gründen problematisch sein. Bei Welpen ist das Durchschlafen eventuell noch kein Meilenstein in ihrer Entwicklung. Oder sie müssen sich noch an ihr neues Zuhause gewöhnen. Bei erwachsenen Hunden können Schlafprobleme auf eine veränderte Routine oder Umgebung zurückzuführen sein. Auch können sie medizinische Ursachen haben.
Damit dein Hund die dringend benötigte Nachtruhe findet, haben wir mit den Tierärztinnen Dr. Whitney Miller, leitende Tierärztin bei Petco, Dr. Nell Ostermeier, tierärztliche Beraterin bei OnePack Plan und Dr. Nita Vasudevan, tierärztliche Beraterin bei Embrace Pet Insurance gesprochen.
Warum hat mein Welpe Probleme mit dem Einschlafen?
Bevor du versuchen kannst, die Schlafstörungen deines Hundes zu beheben, ist es zunächst wichtig, die Ursache für die Schlaflosigkeit zu verstehen. Welpen können aus verschiedenen Gründen Schlafprobleme haben. Dazu gehören Harndrang, Hunger oder Durst, Trennungsangst und eine neue Umgebung.
Harndrang
Welpen unter 16 Wochen können Urin nicht länger als ein paar Stunden am Stück halten, so dass häufiger Harndrang, auch mitten in der Nacht, ihren Schlaf stört. Im Alter von etwa 6 Monaten dürften sie dann in der Lage sein, ihren Urin auch über Nacht länger zu halten.
Hunger oder Durst
Obwohl die nächtliche Gabe von Futter oder Wasser normalerweise nicht notwendig ist, können Hunger oder Durst einen Welpe aufwecken, wenn er tagsüber nicht ausreichend gefressen oder getrunken hat.
Trennungsangst
Trennungsangst kann ebenfalls zu Unruhe und Schlaflosigkeit führen. Ein ängstlicher Welpe kann winseln, bellen oder destruktives Verhalten zeigen, wenn er allein gelassen wird.
Veränderungen der Umgebung
Es kann einige Zeit dauern, bis sich Welpen an eine neue Umgebung gewöhnt haben. Falls dein Welpe gerade bei dir eingezogen ist, vermisst er vielleicht seine Wurfgeschwister. Er kann quengeln, weinen oder nur schwer einen bequemen Platz zum Schlafen finden, weil er es gewohnt ist, neben seinen Geschwistern zu schlafen.
iStock/Petra Richli
Warum hat mein erwachsener Hund Probleme mit dem Einschlafen?
Bei erwachsenen Hunden können Unbehagen, Angst, ein Mangel an geistiger Stimulation oder Veränderungen der Umgebung dazu beitragen, dass sie tagsüber unruhig sind oder kein Nickerchen halten können.
Schlafstörungen in der Nacht sind in der Regel auf Schmerzen, zu wenig Bewegung am Tag, eine Umstellung der Routine oder des Futters, Umweltprobleme oder gesundheitliche Probleme wie Arthritis oder Harnwegsinfektionen zurückzuführen.
Körperliches Unbehagen und Gesundheitszustand
„Einer der häufigsten Gründe [für Schlafstörungen bei Hunden] sind Wunden oder Schmerzen. In diesem Fall fällt oft auf, dass sich der Hund im Laufe des Tages häufig umsetzen oder die Position oder das Bett wechseln muss“, erklärt Dr. Ostermeier. Arthritis ist besonders häufig die Ursache.
Andere Erkrankungen, die den Schlaf deines Hundes beeinträchtigen können, sind beispielsweise:
- Herzerkrankungen
- Nierenerkrankungen
- Stoffwechselprobleme (wie Diabetes und das Cushing-Syndrom)
- Magenbeschwerden
- gastroösophagealer Reflux
- Durchfall
- kognitives Dysfunktionssyndrom (ähnlich wie Demenz)
Angst und Unbehagen
Ängstliche Hunde konzentrieren sich häufig zu sehr auf Stressfaktoren, sodass sie nicht schlafen können. Obwohl es kaum möglich ist, festzustellen, was im Kopf deines Hundes vor sich geht, kannst du auf folgende Anzeichen von Angst bei Hunden achten:
- Eingezogener Schwanz
- Zittern
- In einer Ecke verstecken
- Übermäßiges Hecheln
- Häufige Lautäußerungen (wie Winseln oder Bellen)
- Gekrümmte oder leicht gebeugte Körpersprache
Mangel an Aktivität und geistiger Stimulation
Umgekehrt kann ein Hund, der den ganzen Tag über keine ausreichende geistige Stimulation erhält, z. B. durch Puzzle-Spielzeug, Trainingseinheiten oder interaktive Spiele, zu unruhig zum Schlafen sein, so Dr. Vasudevan.
Dr. Miller verweist hier auf rassespezifische Bewegungsanforderungen. Energievolle Hunde brauchen in der Regel viel Bewegung, da sie sonst Probleme haben, tagsüber und nachts zur Ruhe zu kommen.
Änderung der Routine, Umgebung oder des Futters
Hunde sind Gewohnheitstiere, weshalb jede größere Veränderung ihrer Routine oder Umgebung zu Störungen ihres Schlafrhythmus führen kann. Das können Faktoren wie der Umzug in ein neues Zuhause oder die Begrüßung eines neuen Familienmitglieds sein. Selbst kleinere Veränderungen, wie eine Veränderung des Zeitpunkts der täglichen Gassi-Runde oder der abendlichen Schlafenszeit, können Stress auslösen, der sich auf den Schlaf auswirken kann.
„Veränderungen in der Umgebung, wie Bauarbeiten, Lärm oder Wildtiere, können auch zu Veränderungen im Schlafverhalten deines Hundes am Tag führen“, fügt Dr. Ostermeier hinzu.
Auch eine Futterumstellung, z. B. ein anderes Futter oder ein anderer Futterplan, kann sich auf das Verdauungssystem des Hundes auswirken und zu nächtlichen Beschwerden oder Verdauungsstörungen führen.
So verhilfst du deinem Hund zu einem besseren Schlaf am Tag
Damit dein Hund tagsüber optimal schläft, kannst du diese von Experten empfohlenen Tipps ausprobieren.
Bei Welpen:
- Richte eine tägliche Routine für deinen Welpen ein, die regelmäßige Pipi- und Aa-Pausen beinhaltet.
- „Achte darauf, dass dein Hund viel Bewegung, geistige Stimulation (Puzzle-Spielzeug, Training) und interaktive Spielzeit erlebt“, rät Dr. Vasudevan.
- Ignoriere ein paar Minuten Winseln oder Bellen, wenn es Zeit für eine Pause ist.
- „Bei Angstzuständen kann auch ein Herzschlagspielzeug oder ein Kissen für Welpen dazu beitragen, dass sich der Welpe sicher und geborgen fühlt“, erklärt Dr. Miller.
Bei erwachsenen Hunden:
- Achte darauf, einen bequemen Platz zum Ausruhen anzubieten. „Leidet dein Hund unter Schmerzen, solltest du ihm ein orthopädisches Hundebett zur Verfügung stellen oder Gelenkergänzungsmittel anbieten“, erklärt Dr. Miller.
- Achte auf feste Routinen, insbesondere bei Pipi- und Aa-Pausen.
- Für ängstliche Hunde empfiehlt sich die Verwendung eines ThunderShirts oder einer Gewichtsweste.
- „Andere Produkte wie [Pheromon]-Diffusoren und beruhigende Halsbänder simulieren Pheromone bei Hunden, die ein Gefühl der Ruhe und Sicherheit vermitteln und bei ortsbedingten Angstzuständen helfen können“, erklärt Dr. Miller.
- Erwäge den Einsatz von weißem Rauschen, um Umgebungsgeräusche, wie Straßenverkehr oder Nachbarn, zu unterdrücken. „Einige Hunde bevorzugen leise Musik oder Naturgeräusche, um die Hintergrundgeräusche zu übertönen. Da jeder Hund anders ist, empfiehlt Dr. Vasudevan, mehrere Optionen zu testen, bis die beste Lösung gefunden ist.
iStock/Andrey Kanyshev
So verhilfst du deinem Hund zu einem besseren Nachtschlaf
Die von uns befragten Tierärztinnen und Tierärzte empfahlen die folgenden Ratschläge, damit Welpen und erwachsene Hunde nachts besser schlafen.
Bei Welpen:
- Fordere deinen Welpen tagsüber körperlich und geistig mit viel Bewegung, Einzelspielen und anregenden Aktivitäten wie Puzzlespielzeug oder Gehorsamkeitstraining heraus.
- Übe das Hundebox-Training und überlege dir, ob du eine Abdeckung verwenden willst, mit der du signalisierst, dass Schlafenszeit ist.
- Etabliere eine konsequente Routine für Pipi- und Aa-Pausen.
- Verzichte mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen auf die Gabe von Wasser und Futter.
- Bei unter 16 Wochen alten Welpen empfiehlt es sich, nachts mit ihnen für Pipi- und Aa-Pausen nach draußen zu gehen.
- Dabei ist Geduld gefragt! Die Etablierung guter Schlafgewohnheiten kann, besonders für jüngere Hunde, ein Prozess sein.
Bei erwachsenen Hunden:
- Investiere in ein hochwertiges Hundebett, z. B. ein orthopädisches Bett oder ein Bett aus Memoryschaum.
- Richte deinem Hund einen Schlafplatz in einer ruhigen Ecke deines Zuhauses ein.
- Halte dich konsequent an ihren nächtlichen Schlafplan. „Konsequenz ist das A und O, wenn ein Hund nachts durchschlafen soll. Achte darauf, dass die letzte Pipi- und Aa-Pause kurz vor dem Schlafengehen stattfindet, und halte feste Schlafenszeiten ein“, rät Dr. Vasudevan.
- Auch ein paar Streicheleinheiten vor dem Schlafengehen sind sinnvoll. „Sanftes Streicheln kann, besonders bei ängstlichen Hunden, eine beruhigende Wirkung haben“, erklärt Dr. Vasudevan, wie du deinen Hund durch Streicheln zum Einschlafen bringst. „Durch körperliche Berührung wird Oxytocin freigesetzt, ein Hormon, das bindungsverstärkend und entspannend wirkt. Eine entspannende Einschlafroutine mit ein paar ruhigen Streicheleinheiten trägt zur besseren Beruhigung des Hundes bei.“
- Schließe durch einen Tierarztbesuch alle medizinischen Ursachen aus, die den Schlaf deines Hundes beeinträchtigen könnten. „Wenn dein Hund nachts zum Wasser trinken aufsteht oder häufiger nach draußen muss, empfiehlt sich die Abklärung bei einem Tierarzt“, rät Dr. Ostermeier.
Was kann ich meinem Hund als Schlafhilfe geben?
Die Schlafprobleme deines Hundes sollten unbedingt mit einem Tierarzt abgeklärt werden, bevor du zu Nahrungsergänzungsmitteln oder frei verkäuflichen Medikamenten greifst. „Leichte Schlafmittel sind mitunter sinnvoll, sollten jedoch immer zuerst von einem Tierarzt angeordnet werden“, betont Dr. Vasudevan.
Mit der Zustimmung eines Tierarztes können Haustierbesitzer beruhigende Leckerlis für Hunde in Betracht ziehen. Diese Art von Leckerlis enthält in der Regel Zutaten wie CBD und Melatonin zur Förderung von Müdigkeit und Ruhe.
„CBD kann bei einigen Hunden Ängste abbauen und die Entspannung fördern. Auch wenn es nur wenige Studien über die Wirksamkeit von CBD bei der Förderung des Schlafs von Hunden gibt, berichten viele Haustierbesitzer über positive Effekte bei angstbedingter Schlaflosigkeit. Jedoch ist bei der Dosierung Vorsicht geboten und es sollten nur vom Tierarzt zugelassene Produkte verwendet werden“, betont Dr. Vasudevan.
Melatonin ist ein natürlich vorkommendes Hormon zur Regulierung des Schlafs. „In angemessener Dosierung ist es für Hunde sicher und wird häufig bei Hunden mit Angstzuständen, Lärmempfindlichkeit oder Schlafstörungen eingesetzt“, fügt Dr. Vasudevan hinzu.
Zu den weiteren Zutaten, auf die du bei beruhigenden Leckerlis achten solltest, gehören die Aminosäure L-Theanin und Baldrian, die eine leicht sedierende Wirkung haben.
Dr. Miller betont, dass nicht jedes Nahrungsergänzungsmittel für die speziellen Ernährungsbedürfnisse eines Hundes geeignet ist. „Bei einigen Hunden sind rezeptfreie Mittel ausreichend, während andere verschreibungspflichtige Medikamente benötigen“, erklärt sie.
Wenn Schlafmangel auf ein medizinisches Problem hinweist
Falls dein Hund plötzlich unter Schlafproblemen leidet, solltest du unbedingt einen Tierarzt aufsuchen, denn Schlafmangel könnte ein Symptom für eine ernsthafte Erkrankung oder eine Schlafstörung sein.
„Dein Tierarzt oder deine Tierärztin wird deinen Hund auf Schmerzen, Unwohlsein oder andere Anzeichen einer Erkrankung untersuchen. Möglicherweise erfolgt auch ein Bluttest, um innere Ursachen wie Leber- oder Nierenprobleme auszuschließen. Eventuell wird auch eine Verhaltensbeurteilung durchgeführt, um Angstzustände, kognitive Beeinträchtigungen oder andere psychologische Probleme auszuschließen“, erklärt Dr. Vasudevan.
Sobald der Grund für die Schlafprobleme deines Hundes gefunden ist, können du und dein Tierarzt oder deine Tierärztin die entsprechenden Maßnahmen zur Verbesserung der Erholungsqualität deines Hundes ergreifen, was sich wiederum positiv auf den allgemeinen Gesundheitszustand auswirken kann.