- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Vom „Hundeblick“ und einem breiten, sabbernden Grinsen bis hin zur Vorderkörpertiefstellung und Schwanzwedeln – Hunde nutzen ihre Körperteile, zum Beispiel die Augen, Ohren, Schnauze und Fell, um ihre Gefühle auszudrücken.
Die Körpersprache deines Hundes richtig zu lesen und zu verstehen, ist wichtig für seine Gesundheit und sein Glück.
Obwohl die Körpersprache für deinen Hund so wichtig ist, können bis zu 90 % der Haustierbesitzer bestimmte Signale ihres Hundes nicht erkennen. Wir helfen dir dabei gerne weiter! Erfahre mehr über die geläufigsten Körperpositionen des Hundes und ihre Bedeutung.
1. Stellung der Ohren
Hundeohren gibt es in allen Größen und Formen, aber sie alle hören unglaublich gut. Dieser kleine Körperteil kann Hundebesitzern dabei helfen, die Emotionen ihres Tieres zu lesen.
Es gibt vier grundlegende Positionen, in die Hunde ihre Ohren „stellen“. Sean Prichard, Hundetrainer, Vorsitzender und leitender Hunde-Fitnesscoach bei Pant & Wag erklärt die unterschiedlichen Bedeutungen:
- Entspannt: Wenn die Ohren herunter hängen oder auf natürliche Weise anliegen, ist der Hund ruhig und glücklich.
- Aufgestellt oder gespitzt: Laut Prichard bedeutet diese Stellung, dass der Hund aufmerksam, neugierig oder aufgeregt ist.
- Eines so, das andere so: Wenn ein Ohr aufgestellt, das andere aber entspannt ist, fühlt sich dein Hund vielleicht interessiert oder unsicher.
- Flach oder angelegt: Der Hund hat wahrscheinlich Angst. Wenn Hunde ihre Ohren ganz flach halten oder an den Kopf anlegen, so Prichard, sind sie ängstlich oder aggressiv.
Wenn man die Ohren betrachtet, um mehr über die Gefühle des Hundes zu erfahren, sollte man laut Prichard die Größe und Form der Ohren berücksichtigen. Manche Hunde, so sagt er, können ihre Ohren nämlich kaum bewegen, darunter:
- Bloodhounds
- Basset Hound
- Beagle
2. Rutenstellung
Was wir am liebsten sehen, ist natürlich ein freudiges Schwanzwedeln, aber die Rute kann noch ganz andere Bewegungen vollführen. Renee Rhoades, Tierverhaltensforscherin bei R+Dogs, verrät die fünf unterschiedlichen Rutenstellungen des Hundes.
- Gerade, nach oben gerichtete Haltung und schnelle Bewegung von einer Seite zur anderen: Dein Hund erwartet etwas, worauf er sich freut (eine Belohnung oder Spielen mit dir).
- Gerade, nach oben gerichtete Haltung und stoßende Bewegung von einer Seite zur anderen: Dein Hund ist sehr aufgeregt.
- Gerade, nach oben gerichtete und stille Haltung: Dein Hund fühlt sich bedroht und bewertet die Situation.
- Locker nach unten hängende Haltung: Dein Hund fühlt sich wohl und ist entspannt.
- Zwischen die Beine geklemmt: Dein Hund hat wahrscheinlich Angst.
Zuletzt sagt Rhoades, dass Untersuchungen ergeben haben, dass nach rechts gerichtetes Schwanzwedeln Positivität und nach links gerichtetes Furcht aussagen.
3. Gesichtsausdruck
Mit den Augen, der Schnauze und den Wangen können Hunde verschiedene Gesichtsausdrücke darstellen, (von denen viele sich großartig für ein Meme eignen). Laut Prichard nutzen unsere Hunde sechs gängige Gesichtsausdrücke, um Gefühle wie Freude oder auch Wut auszudrücken.
- „Der Hundeblick“: Wir können ihm einfach nicht widerstehen. Wenn die Augen des Hundes ganz sanft werden und von Blinzeln und einer entspannten Schnauze begleitet werden, bedeutet das, dass der Hund glücklich, entspannt und vertrauensvoll gestimmt ist.
- Starrer Blick: Wenn dein Hund dich ohne Blinzeln anstarrt, kann es sein, dass er gestresst oder sogar aggressiv ist. Prichard meint, dass gutmütige Hunde das Starren eher vermeiden, damit sie nicht als Bedrohung wahrgenommen werden.
- Neigen des Kopfes: Neugierige Katzen verbrennen sich vielleicht die Tatzen, aber genau dieses Gefühl sorgt dafür, dass der Hund den Kopf neigt! Laut Prichard kann der Hund in einem solchen Fall verwirrt sein, möchte aber gerne mehr erfahren.
- Fletschen der Vorderzähne: Diese bedrohliche Reaktion kann auf Aggression hindeuten, insbesondere in Zusammenhang mit angelegten Ohren, einem steifen Körper und starrem Blick.
- Walauge: Hast du schon mal gemerkt, dass dich dein Hund „schräg von der Seite“ anschaut? Dieser Blick wird auch als Walauge bezeichnet. Das sieht zwar lustig aus, doch Prichard sagt, dass der Hund Angst hat und sich nicht aggressiv verhalten will.
- Grinsen: Genau wie wir Menschen ist ein fröhliches Grinsen – eine entspannte Schnauze mit nach oben gezogenen Mundwinkeln – ein Anzeichen für Zufriedenheit.
4. Körperhaltung/Bewegungen
Verschiedene Körperhaltungen deuten auf bestimmte Gefühle deines Hundes hin. Wir alle kennen die zum Spielen auffordernde Vorderkörpertiefstellung. Aber was bedeuten andere Zeichen?
- Entspannt: Rhoades sagt, dass entspannte Hunde eine lockere Körperhaltung haben, die weder steif ist, noch Anspannung in den Muskeln oder der Haut zeigt.
- Nervös oder ängstlich: Laut Rhoades kann ein nervöser Hund steif wirken, nah am Boden liegen und den Schwanz einziehen/die Ohren anlegen.
- Aufmerksam: Rhoades fügt hinzu, dass aufmerksame Hunde aufgerichtet und mit erhobenem Kopf, nach vorne gerichteten Ohren und einer geraden Rute reagieren.
- Bedroht: Dann sieht der Körper deines Hundes wahrscheinlich aufrecht und starr aus. Außerdem sagt Rhoades, dass man auf Piloerektion (Haare stehen meist entlang der Wirbelsäule steil nach oben) achten sollte.
5. Lautäußerungen
Studien zufolge können Hunde bis zu 250 menschliche Wörter und Laute verstehen, sie selber beherrschen allerdings gerade einmal rund zehn Laute. Prichard erklärt, dass mit einem solch begrenzten Repertoire jeder Laut verschiedene Dinge bedeuten kann. Dies sind die geläufigsten:
- Bellen: Die Bedeutung des Bellens kann je nach Kontext variieren. Prichard sagt, dass ein Bellen als Ausdruck der Begrüßung, Warnung oder Aufregung/Furcht gedeutet werden kann. „Man muss auf die Tonhöhe, den Tonfall und die Dauer achten, um mehr zu erfahren“, sagt er.
- Winseln: Dieser Laut drückt Traurigkeit, Furcht oder Schmerz aus, kann aber auch genutzt werden, um Aufmerksamkeit zu erregen.
- Knurren: Wenn Hunde knurren, fühlen sie sich bedroht oder unwohl. Laut Prichard können sich diese Gefühle steigern, wenn die Situation nicht aufgelöst wird. Er merkt jedoch auch an, dass Hunde während des Spielens knurren, um Verärgerung vorzutäuschen.
- Hohes Jaulen: Dieses Geräusch deutet auf das plötzliche Gefühl der Überraschung, Schmerzen oder Angst hin.
- Gähnen: Genau wie wir Menschen gähnen Hunde, wenn sie müde sind. Ein regelmäßiges Gähnen kann aber auch auf Stress oder Unsicherheit hindeuten.
- Hecheln: Hunde hecheln, wenn sie müde, aufgeregt, ängstlich oder überhitzt sind.
So entzifferst du die Körpersprache deines Hundes
Es kann sowohl für dich als auch deinen Hund frustrierend sein, sich in der Kommunikation nur auf das Entschlüsseln der Signale zu konzentrieren. Rhoades meint, dass der Kontext besonders wichtig ist, wenn du die Körpersprache deines Hundes verstehen möchtest.
So kann dein Hund zum Beispiel mit dem Schwanz wedeln und gleichzeitig knurren und seine Ohren anlegen. Je nach Situation kann dies ganz unterschiedliche Dinge bedeuten. Rhoades erklärt, dass diese Reaktion bei der Interaktion mit einem Spielzeug einfach mit zum Spiel gehört, der Hund sich jedoch unwohl oder defensiv fühlen könnte, wenn kein Spielzeug involviert ist.
Wenn du dir unsicher bist, was dein Hund dir sagen möchte, verfalle nicht gleich in Panik. Rhoades empfiehlt, kurz innezuhalten und dir selber Zeit zu geben, die Zeichen zu lesen. Du weißt immer noch nicht weiter? Mithilfe eines zertifizierten Verhaltensspezialisten kann man wunderbar mehr über die Körpersprache des eigenen Hundes lernen und dieses Wissen über viele Jahre nutzen.
Was sind die geläufigsten Fehler beim Lesen der Körpersprache des Hundes?
Prichard nennt zwei häufige Fehler, die bei der Interpretation der Körpersprache von Hunden gemacht werden. So verhinderst du sie und behebst mögliche Fehler.
Den Kontext ignorieren
Beim Lesen der Körpersprache deines Hundes verrät dir ein einzelnes Signal oftmals nicht genug. Sieh dir alle Anzeichen an und achte dabei genau auf eure Umgebung und die Interaktion deines Hundes.
Prichard hebt hervor, dass dieses Gesamtbild Hundebesitzern dabei hilft, die Gedanken ihres Hundes wirklich zu verstehen – ob er positiv oder negativ gestimmt ist.
Ignorieren der Gefühle des Hundes
Der andere häufige Fehler beim Deuten der Körpersprache ist die Tatsache, dass unsere eigenen Emotionen unser Urteilsvermögen beeinträchtigen. Prichard nennt das Beispiel eines winzigen Hundes, der mit einem Tutu bekleidet ist und dabei knurrt und die Zähne fletscht. Wir glauben vielleicht, dass das Outfit lustig aussieht, der Hund ist aber in Wirklichkeit extrem gestresst und könnte jederzeit beißen.
So kannst du eure Bindung durch Körpersprache festigen
Ohne Frage ist die richtige Interpretation der Körpersprache des Hundes von großer Bedeutung. Die angemessene Reaktion darauf ist jedoch genauso wichtig: Dabei können wir außerdem das Vertrauen innerhalb der Beziehung zwischen Besitzer und Hund stärken. Stärke eure Bindung durch folgende Tipps:
- Die richtigen Einschätzungen vornehmen
- Achte darauf, in welcher Umgebung/Umständen sich dein Hund wohlfühlt
- Erkenne, wie du einen ängstlichen oder gestressten Hund beruhigen kannst
- Sei geduldig mit dir und deinem Hund