Als Kind hat man dir bestimmt beigebracht, dass man andere nicht anstarren soll. Nun, dein Hund hat diese Lektion nie gelernt. Augenkontakt ist ein wichtiger Teil der Kommunikation von Hunden – sie senden anderen dadurch verschiedene Signale, wie Zuneigung oder Aggression. Wenn du dich also schon einmal gefragt hast: „Warum starrt mein Hund mich an?“, dann haben wir in diesem Artikel ein paar Antworten für dich.
Liebe
Verliebte Menschen blicken einander gerne tief in die Augen. Wenn Hunde jemanden lieben, schauen sie die Person ebenfalls gerne länger an. Dr. Patricia McConnell, eine Verhaltensforscherin für Tiere, erklärt uns, dass dieses gegenseitige Beäugeln beim Menschen ein bekanntes soziales Phänomen ist, mit dem die Bindung zwischen Mutter und Kind sowie zwischen Partnern in romantischen Beziehungen gestärkt wird.
Eine Studie zeigte, dass das Kuschelhormon Oxytocin sowohl bei Menschen als auch bei Hunden zunimmt, wenn sie liebevolle Blicke austauschen.
Wenn du und dein Hund euch noch nicht lange kennt, solltest du jedoch nicht versuchen, diesen Blick zu erzwingen. Zeichen der Zuneigung sollten auf ganz natürliche Weise entstehen und du solltest deinen Hund den ersten Schritt machen lassen.
Wünschen und Hoffen
Wir sind bestimmt alle schon einmal Empfänger des „kann ich was abhaben“-Blicks geworden. Wenn du im Sommer den Grill anmachst und der Duft brutzelnder Würstchen in der Luft liegt, steht bestimmt im Nu der ein oder andere Hund neben dir (mit schmachtendem Blick), in der Hoffnung, dass vielleicht eine der wohlriechenden Würste für ihn bestimmt ist.
Vielleicht blickt dich dein Hund auch erwartungsvoll an, wenn du einen Schrank öffnest, da er sehen will, ob du die Leine herausnimmst (ist es Zeit für einen Spaziergang?). Öffnest du einen Küchenschrank, starrt er dich wahrscheinlich an, weil er sich ein Leckerli erhofft.
Zwischen Hunden ist Starren ein Grund zur Sorge
In der Hundewelt kann das Fixieren eines anderen Hundes ein Zeichen von Aggression sein. Mikkel Becker, eine Hundeverhaltensexpertin aus Seattle, meint, dass ein längerer Augenkontakt zwischen Hunden selten in einem freundlichen Kontext auftritt.
„Normalerweise wird ein Hund seinen Kopf von einem anderen Hund abwenden, um Augenkontakt zu vermeiden“, schreibt sie. „Das ist eine beschwichtigende Geste, die darauf ausgelegt ist, jeden möglichen Konflikt zu zerstreuen und einen Kampf zu vermeiden.“
Sie fügt auch noch hinzu, dass konstanter Augenkontakt eigentlich kein natürlicher Instinkt bei Hunden ist, dass sie jedoch oft lernen, dass Augenkontakt mit Menschen zu Leckerlis und Aufmerksamkeit führen kann.
Ob sich ein Hund bei längerem Augenkontakt wohlfühlt, hängt wie so vieles davon ab, wie er dieses Verhalten als Welpe kennengelernt hat. Wenn dein Hund in seiner Jugend nicht gelernt hat, dass Augenkontakt etwas Positives sein kann, fühlt er sich wahrscheinlich unwohl, wenn du den Augenkontakt forcierst.
„Augenkontakt ist eine der wichtigsten Verhaltensweisen, die man einem Hund beibringen kann“, fasst Becker zusammen. „Das Welpenalter ist die beste Zeit, um einem Hund beizubringen, Augenkontakt herzustellen. Ein entsprechendes Training kann jedoch auch bis ins Erwachsenenalter erfolgen, zum Beispiel mit einem neu adoptierten erwachsenen Hund.“
McConnell meint, dass selbst der niedlichste Hund dir den – wie sie ihn nennt – „harten Blick“ geben kann. Dieser eisige Blick bedeutet Ärger und viele Trainer lesen darin das Potenzial von Aggression. Wenn dein Hund dir diesen Blick zuwirft, empfiehlt McConnell, sich zurückzuziehen und den Kontext zu untersuchen, um zukünftige Konfrontationen zu verhindern.
Warum starren Hunde, wenn sie Häufchen machen?
Diese Frage stellt sich vielen Hundebesitzern. Warum starren uns Hunde an, während sie ihr Geschäft verrichten? Sie haben tatsächlich einen triftigen Grund dafür – der dich vielleicht überraschen wird.
Wenn dein Hund dich ansieht, während er ein Häufchen macht, solltest du dich dadurch nicht beleidigt fühlen. Dr. Kathryn Primm, Tierärztin am Applebrook Animal Hospital in Ooltewah, Tennessee, erklärt, dass dies höchstwahrscheinlich seine Art ist sicherzustellen, dass du im Notfall für ihn da bist.
„Die Defäkation ist eine der Situationen im Leben eines Tieres, in denen es besonders verwundbar ist“, erklärt Primm. „Der Hund muss eine bestimmte Position einnehmen, um diese Aufgabe zu erfüllen, und aus diesem Grund ist er nicht mehr jederzeit bereit zu kämpfen oder zu fliehen. Tatsächlich wäre es für ihn ziemlich schwierig, sich zu verteidigen oder Gefahren zu entkommen, während er sich erleichtert.“
Dein Hund betrachtet dich als Teil seines Rudels, also sieht er dich an, um herauszufinden, ob die Luft zum Häufchen machen rein ist.
Außerdem wurde deinem Hund möglicherweise beigebracht, dass er Aufmerksamkeit und Leckerlis erhält, wenn er an der richtigen Stelle Häufchen macht (z. B. draußen, und nicht auf dem Hausflur), sodass er dich vielleicht in Erwartung einer Belohnung ansieht.
Fazit
Augenkontakt ist nur ein kleiner Teil der Hundekommunikation. Achte auch auf die Körpersprache, um Hinweise auf die Gefühle deines Hundes zu erhalten – von der Art, wie er sich die Lippen leckt, bis hin zum Gähnen.
Je mehr du lernst, den Wortschatz deines Hundes zu verstehen, desto stärker wird eure Bindung.