- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Musst du beim Gassi gehen alle paar Schritte anhalten, um deinen Hund pinkeln zu lassen? Klingt so, als ob dein Vierbeiner das starke Bedürfnis hat, sein Revier zu markieren. Tatsächlich ist dies ein häufig vorkommendes und instinktives Hundeverhalten. Es beginnt in der Regel, wenn Hunde die Geschlechtsreife erreichen – normalerweise im Alter zwischen 6 und 12 Monaten. Sowohl Rüden als auch Hündinnen markieren mit Urin. Am häufigsten ist dieses Verhalten allerdings bei unkastrierten Rüden zu beobachten.
Aber warum tun Hunde das? Es ist im Wesentlichen eine Art der Kommunikation. Das Harnsystem eines Hundes ist nämlich nicht nur für die Beseitigung von Abfallstoffen und den Ausgleich des Elektrolythaushalts verantwortlich, sondern bietet ihnen auch die Möglichkeit, wichtige Nachrichten für Artgenossen zu hinterlassen.
Diese Reviermarkierung ist beim Gassi gehen ganz normal (auch wenn sich euer Spaziergang dadurch etwas in die Länge zieht), doch problematisch wird es, wenn ein Hund anfängt, im Haus zu markieren. In diesem Artikel erfährst du, warum dein Hund überhaupt sein Revier markieren möchte und was du gegen dieses unerwünschte Verhalten tun kannst.
Warum markieren Hunde ihr Revier?
Bei der Reviermarkierung handelt es sich um eine Kommunikationsmethode. Durch das Urinieren hinterlassen Hunde Spuren ihres Eigengeruchs, mit dem sie andere Hunde auf ihre Anwesenheit aufmerksam machen. Damit sagen sie: „Das ist meins“, oder: „Ich war hier“.
Die Pheromone im Urin geben vorbeilaufenden Hunden zudem Aufschluss über den Fortpflanzungsstatus und Rang des Hundes, der zuvor an dieser Stelle uriniert hat. Wenn dein Tierarzt bereits eine Erkrankung ausgeschlossen hat, können die folgenden Gründe die Urinmarkierung deines Hundes erklären.
Dein Hund ist nicht kastriert oder sterilisiert
Die häufigsten Übeltäter sind zweifelsohne unkastrierte Rüden. „Intakte Rüden werden durch Hormone und sexuelle Erregung stärker zum Markieren angeregt“, erklärt Dr. Corinne Wigfall, Tierärztin bei SpiritDog Training. Nicht sterilisierte Hündinnen können auch ihr Revier markieren, normalerweise während ihrer Fruchtbarkeitsperioden.
Dein Hund signalisiert seine Paarungsbereitschaft
Unkastrierte Rüden neigen zum Urinmarkieren, wenn eine läufige Hündin anwesend ist. Damit sind sie allerdings nicht allein: Hündinnen markieren direkt vor und während der Brunst – besonders wenn sich ein potenzieller Partner in der Nähe befindet.
Jemand Neues ist zu Besuch
Möglicherweise bemerkst du eine häufigere Urinmarkierung, nachdem neue Gäste in eurem Haus waren. Unbekannte Besucher (sowohl Menschen als auch Vierbeiner) können bei Hunden eine Markierungsreaktion auslösen, da sie ihr Revier wieder neu abstecken müssen.
Gleiches gilt, wenn du mit deinem Hund einen neuen Ort besuchst. Einige Hunde urinieren, wenn man sie mit zu Freunden nach Hause bringt – in dieser ungewohnten Umgebung hilft ihnen dies, sich etwas sicherer zu fühlen.
Es gibt eine drastische Veränderung in der üblichen Umgebung deines Hundes
Genau wie ein unbekannter Besucher können auch radikale Veränderungen im Umfeld eines Hundes zu vermehrtem Urinmarkieren führen. Wenn ihnen etwas fremd ist, kann dies das Sicherheitsgefühl unserer Hunde erschüttern. Dazu gehören größere Veränderungen (Zuwachs bei den Haustierbesitzern, ein Umzug, eine andere Routine), aber auch kleinere (z. B. ein neues Möbelstück). Überlege dir, ob es in deinem Leben vor Kurzem eine große Veränderung gab, die die Ursache für das Verhalten deines Hundes sein könnte.
Draußen ist ein anderer Hund
Kann dein Hund einen anderen Hund durch das Fenster sehen oder hören, uriniert er womöglich, um seinem Artgenossen seine Reviergrenzen zu kommunizieren. Auch wenn ein Nachbarshund in der Nähe eures Grundstücks uriniert, könnte dies bei deinem eigenen Haustier eine Markierungsreaktion hervorrufen.
Es gibt mehrere Haustiere im Haushalt
Wenn du mit mehreren Hunden zusammenlebst, kann es zu Reviermarkierungen kommen, wenn deine Haustiere ihre Dominanz zur Schau stellen wollen. Dies ist besonders häufig bei Haustieren des gleichen Geschlechts der Fall.
Dein Hund hat Angst
„Fängt dein Hund plötzlich an zu markieren, obwohl er das vorher nie getan hat, kann dies auch ein Zeichen von Angst oder Stress sein“, erklärt uns Dr. Wigfall. Stress bei Hunden kann auf einige Gründe zurückgeführt werden, einschließlich Trennungsangst. Haustierbesitzer von nervösen Hunden beobachten mitunter auch unterwürfiges Wasserlassen. Hündinnen zeigen dieses Verhalten häufiger als Rüden. Frühere Traumata können eine Ursache für dieses ängstliche, unterwürfige Verhalten sein.
Was ist der Unterschied zwischen Unsauberkeit im Haus und Reviermarkierung?
Es ist wichtig, die natürliche Urinmarkierung nicht mit einem medizinischen Harnproblem zu verwechseln. Allerdings kann es laut Dr. Wigfall schwierig sein, diese voneinander zu unterscheiden. „Da beim Markieren typischerweise viele kleine Urinmengen abgegeben werden, kann es leicht mit Harnproblemen verwechselt werden. Ein Hund, der bei sich zu Hause uriniert, wird seine Blase jedoch mehr entleeren als beim Markieren.
Wenn ein Hund häufig in kleinen Mengen uriniert, hat er vielleicht Probleme überhaupt Wasser zu lassen, oder es ist für ihn schmerzhaft. Achte auch auf die Farbe des Urins: Verfärbter oder blutiger Urin weist wahrscheinlich auf ein medizinisches Problem hin.
Wenn du Veränderungen im Verhalten deines Hundes beim Urinieren bemerkst – etwa bei der Häufigkeit, Dringlichkeit oder Menge –, ist eine tierärztliche Untersuchung eine gute Idee. Dein Tierarzt kann Blutuntersuchungen, ein bildgebendes Verfahren oder Urinanalysen durchführen, um festzustellen, ob das Verhalten deines Hundes durch eine der folgenden Erkrankungen verursacht wird:
- Harnwegsinfektionen. Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten bei Hunden. Zur Behandlung kann dein Tierarzt ein kurzfristig anzuwendendes Antibiotikum verschreiben.
- Kristallurie. Einige Hunde, wie Dalmatiner, neigen dazu, Blasensteine aus Harnsäure zu entwickeln. Diese können zu Nierenkomplikationen und Problemen beim Wasserlassen führen.
- Niereninfektionen. Erhöhter Durst und häufiges Wasserlassen können auf eine Niereninfektion hinweisen, die mit Antibiotika behandelt werden muss.
- Endokrine Erkrankungen. Endokrine Erkrankungen, die entweder eine Über- oder eine Unterproduktion bestimmter Hormone verursachen, können zu vermehrtem Wasserlassen führen. Dein Tierarzt kann je nach Erkrankung eine Operation, Strahlentherapie oder Medikamente zur Behandlung empfehlen.
- Stoffwechselerkrankungen. Vermehrtes Wasserlassen ist ein klassisches Zeichen für Diabetes, eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen bei Hunden.
- Mangelnde Stubenreinheit. Wenn dein Hund im Haus uriniert, könnte das ganz einfach darauf zurückzuführen sein, dass er als Welpe unzureichend trainiert wurde und nicht stubenrein ist.
- Orthopädische Probleme. Wenn ein Hund Probleme mit seiner Mobilität hat – wenn er etwa unter Arthritis leidet –, hat er möglicherweise Schwierigkeiten, rechtzeitig den Weg in den Garten zu finden.
- Alter. Inkontinenz kann auch ein geriatrisches Problem sein. Mit zunehmendem Alter nimmt die natürliche Beweglichkeit von Hunden ab, wodurch sich das Unfallrisiko erhöht.
So hältst du deinen Hund vom Markieren ab
Zuerst solltest du deinen Tierarzt konsultieren, um sicherzustellen, dass es keine medizinische Ursache für das Verhalten deines Hundes gibt. Dein Tierarzt kann nach Anzeichen von häuslichem Stress oder Krankheiten suchen, die das Verhalten verursachen könnten.
Nachdem dein Tierarzt Verhaltens- oder medizinische Probleme ausgeschlossen hat, kannst du die folgenden Schritte ausprobieren, um unerwünschtes Markieren in deinem Zuhause zu verhindern.
1. Kastriere oder sterilisiere deinen Hund
Wenn du deinen Hund kastrieren bzw. sterilisieren lässt, wird er weniger oft markieren (bei Rüden kann eine Reduzierung um bis zu 80 % erreicht werden). Die beste Zeit dafür ist zwischen 2 und 6 Monaten, doch es hat sich gezeigt, dass eine Kastration oder Sterilisation unabhängig vom Alter bis zu einem gewissen Grad hilft.
2. Entferne Urinflecken und -geruch möglichst gründlich
Hunde möchten Bereiche, die nach Urin riechen, erneut markieren. Daher musst du alle Spuren des Geruchs entfernen. Um den Geruch von Hundeurin loszuwerden, solltest du die Flüssigkeit sofort aufsaugen und anschließend einen Enzymreiniger verwenden. Um Uringeruch im Freien zu beseitigen, kann es ausreichen, die Stelle mit dem Gartenschlauch abzuspritzen.
3. Halte deinen Hund von Bereichen fern, in denen er uriniert
Ein Schutz- oder Hundegitter ist nützlich, um deinen Hund aus Räumen fernzuhalten, in denen er markieren könnte, wie z. B. deinem Schlafzimmer, einem Außenbereich oder dem Wohnzimmer.
4. Halte neue Gegenstände außer Reichweite deines Hundes
Wenn dein Hund die Angewohnheit hat, seinen Geruch auf neuen Dingen im Haus zu hinterlassen (z. B. einer Couch oder einem Teppich), kannst du seinen Zugang dazu so weit wie möglich einschränken. Außerdem solltest du es vermeiden, neue Gegenstände in der Nähe der Bereiche zu platzieren, an denen dein Hund sich am häufigsten aufhält, wie sein Schlaf- oder Fressbereich.
5. Halte Ausschau nach Tieren außerhalb deines Hauses
Wenn dein Hund übermäßig erregt wird, weil er ein anderes Tier durch das Fenster beobachtet, könnte die Lösung einfach sein, den Vorhang zu schließen. Wenn Hunde aus der Nachbarschaft ihren Geruch auf eurem Grundstück hinterlassen, könnest du versuchen, einen Geruchsneutralisierer für den Außenbereich zu verwenden.
6. Behalte deinen Hund genau im Auge
„Die Geruchsmarkierung kann reduziert werden, indem du deinen Hund in der Nähe von unbekannten Objekten und Orten beaufsichtigst“, bemerkt Dr. Wigfall. Ist dir in der Vergangenheit aufgefallen, dass dein Hund in der Gegenwart von neuen Dingen öfter markiert? Wigfall empfiehlt, deinem Hund beizubringen, den jeweiligen Bereich mit anderen Aktivitäten wie Spielen oder Füttern zu assoziieren. (Die meisten Hunde werden nicht dort pinkeln wollen, wo sie essen, schlafen oder spielen.)
7. Ermutige deinen Hund, beim Gassi gehen zu urinieren
Gib deinem Hund ausreichend Möglichkeiten, sich draußen zu erleichtern. Wenn dein Hund beim Spaziergang auf angemessene Weise uriniert, kannst du ihn mit Lob und Leckerlis belohnen.
8. Trainiere deinen Hund
Wenn dein Hund nicht sein Revier markiert, sondern einfach nicht ganz stubenrein ist, so Dr. Wigfall, solltest du dem durch entsprechendes Training entgegenwirken. „Eine tägliche Routine, positive Verstärkung, ein Pipi-‚Wort‘ (wenn dein Hund richtig auf die Toilette geht) und die Belohnung von korrektem Urinieren sind erfolgreiche Techniken, um deinem Hund Stubenreinheit anzutrainieren.“ Wenn dein älterer Hund sein Revier markiert, kannst du ihn mit speziellen Methoden möglicherweise wieder stubenrein kriegen, einschließlich einer genauen Überwachung, häufiger Ermutigung und Verwendung von Welpen-Unterlagen.
9. Hilf deinem Hund, seine Angst zu überwinden
Wenn häufiges Wasserlassen auf die Nervosität eines Hundes zurückzuführen ist, können Hundebesitzer aus mehreren angstlösenden Mitteln wählen. Einige Optionen, die deinem Hund helfen könnten, sind Beruhigungsbetten, beruhigende Kaugegenstände, Kompressionsjacken sowie Pheromonsprays und -diffusoren. Sogar Rätselspielzeug kann helfen, deinen Hund vom Stress der Trennungsangst abzulenken.
10. Kaufe Bauchbänder oder Hundewindeln
Bei vorübergehenden Erkrankungen wie einer Harnwegsinfektion sind Hundewindeln oder Bauchbänder praktisch, um Urinflecken im Haus auf ein Minimum zu reduzieren.
Das solltest du nicht tun, wenn dein Hund sein Revier markiert
So unangenehm es auch ist, wenn unsere Hunde zu Hause urinieren, ist es wichtig, sie für dieses Verhalten nicht anzuschreien oder körperlich zu bestrafen. Bestrafungen dieser Art lösen bei Hunden Angst und Stress aus, was das Problem wiederum verschlimmern kann. Hunde verstehen nämlich nicht, wieso wir sie anschreien. Die Forschung zeigt außerdem, dass aggressives Verhalten gegenüber einem Hund eine aggressive Gegenreaktion auslösen kann. FiveBarks-Tierärztin Linda Simon bestätigt dies gegenüber Rover.
„Wir müssen verstehen, dass sie nicht versuchen uns zu verärgern. [Hunde] sind nicht raffiniert genug für diese Denkweise“, erklärt Simon. Simon zufolge erzeugt Bestrafung Angst beim Toilettengang. Diese Angst kann wiederum dazu führen, dass sich ein Hund beim Toilettengang versteckt, was das Training noch schwieriger macht.
Stattdessen, merkt sie an, ist es am besten, mit Geduld und positiver Verstärkung zu reagieren.
Fazit
Die Reviermarkierung ist bei Hunden ein normales Verhalten, das akzeptabel ist, solange es draußen auftritt. Urinieren im Haus ist eine ganz andere Geschichte. Der Schlüssel zum Umgang mit einer unerwünschten Urinmarkierung in Innenräumen ist die Prävention. Doch wie beugt man „schlechten“ Verhaltensweisen vor? Lass deinen Hund sterilisieren bzw. kastrieren, beaufsichtige ihn genau und lobe ihn für gutes Benehmen.
Ein solches Training hilft dir allerdings nicht nur bei der Reviermarkierung, sondern auch bei einer Reihe anderer problematischer Verhaltensweisen – von destruktivem Kauen und Aggression bis hin zu zwanghaftem Verhalten und Trennungsangst. Das klingt vielleicht nach viel Arbeit, doch die Mühe ist es allemal wert, wenn dein Mitbewohner nicht nur gut erzogen, sondern auch rundum glücklich sein soll.