- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Welpen stecken voller Energie, Verschmustheit und unvorhersehbarem Verhalten. Warum kauen sie gerne auf Schuhen? Warum laufen sie im Kreis? Warum schlafen sie auf dem Rücken? Eine Frage, die aber in dieser Phase besonders häufig aufkommt, dreht sich darum, warum dein Welpe nicht gerne eine Gassi-Runde dreht.
Das Verweigern von Spaziergängen ist bei ausgewachsenen Hunden äußerst ungewöhnlich, Welpen haben aber verschiedene Gründe, warum sie entsprechend reagieren. Wir haben mit Annie-Mae Levy gesprochen, zertifizierte Hundetrainerin bei Woofz, und uns von ihr erklären lassen, warum Welpen die Gassi-Runde ablehnen, wie man sie dazu motiviert und wann es an der Zeit ist, mit einem Profi zu sprechen.
Ist es normal, wenn Welpen nicht mehr weiterlaufen wollen?
Welpen, die mitten beim Spaziergang anhalten, sind eigentlich gar kein Grund zur Sorge, vor allem wenn sie noch sehr jung sind, also unter sechs Monaten. Das liegt daran, dass Welpen in dieser Phase die Leinenführung auf Spaziergängen noch erlernen müssen.
„Eine Gassi-Runde für Welpen sollte an ihr Alter und ihre Entwicklung angepasst sein“, erklärt Levy. Du kannst also Folgendes erwarten.
Alter des Welpen | Gassi-Service-Zeit | Normales Verhalten |
8–12 Wochen | 5-10 Minuten | Kurze Aufmerksamkeitsspanne, Umherstreifen und Anhalten |
3–6 Monate | 15 bis 30 Minuten | Erkunden, Schnüffeln und Verweigern des Laufens |
1 Jahr | 30 bis 45 Minuten | Fokussierteres Verhalten und zielmotiviertes Laufen |
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Gründe, warum dein Welpe den Spaziergang ablehnt
„Ehrlich gesagt haben die meisten Verweigerungen mit Angst, Unwohlsein oder Reizüberflutung zu tun,“ sagt Levy. Es kann also sein, dass dein Welpe die Gassi-Runde verweigert, weil er:
- Eine Angstphase durchlebt
- Andere Aktivitäten drinnen zu spannend findet
- Angst vor einer neuen Umgebung hat, vor allem in Verbindung mit Lärm oder viel Ablenkung
- Sich in seinem Hundegeschirr nicht wohlfühlt, vielleicht weil das Geschirr nicht richtig passt oder ihm das Geschirr nicht ordnungsgemäß antrainiert wurde
- Von anderen Aktivitäten erschöpft ist
Wenn dein Welpe mitten in der Gassi-Runde stehen bleibt, kann auch eine kurze Aufmerksamkeitsspanne der Grund sein. Vielleicht zieht er es vor, herumzuschnüffeln, anstatt weiter zu gehen.
In seltenen Fällen verweigern Welpen auch aufgrund von Schmerzen oder Unwohlsein infolge von gesundheitlichen Problemen den Spaziergang. Dazu gehören zum Beispiel:
- Verletzungen wie eine Verstauchung oder aufgeschürfte Pfotenballen
- Parvo, eine ansteckende Krankheit, die das Verdauungssystem befällt
- Würmer, die besonders bei Welpen häufig vorkommen
Wenn dir auffällt, dass dein Welpe beim Spazierengehen wimmert oder vor Schmerzen winselt, er lethargisch wirkt, das Futter verweigert, sich erbricht oder unter Durchfall leidet, ist es wichtig, den Tierarzt zu kontaktieren, um den Hund untersuchen zu lassen.
So motivierst du deinen Welpen zum Weitergehen
Damit dein Welpe Lust hat weiterzugehen, ist es wichtig, die Ursache dessen zu finden, weshalb er überhaupt erst stehen geblieben ist.
Wenn Angst der Grund ist, empfiehlt Levy, deinen Welpen seine Umgebung von einem sicheren Platz aus beobachten zu lassen und ihn mit positiver Bestärkung dafür zu belohnen, wenn er ruhig bleibt oder sich die Sache ansieht, die ihm Angst macht. Dränge ihn nicht dazu, sich auf ein beängstigendes Objekt zuzubewegen. „Gassi-Runden sollten immer etwas Positives sein, ohne dass Druck entsteht, damit das Vertrauen aufgebaut wird,“ so Levy.
Wenn du das Gefühl hast, dass dein Welpe sich unwohl fühlt, überprüfe, ob Leine und Geschirr richtig passen. Du solltest deinem Welpen auch genug Zeit lassen, sich an ein neues Geschirr zu gewöhnen, vielleicht braucht er ein paar Runden, um damit vertraut zu werden.
Wenn dein Welpe einfach abgelenkt ist, probiere es mit einer erneuten Ablenkung. Lass ihn etwas schnüffeln und errege dann seine Aufmerksamkeit, indem du seinen Namen rufst oder ein interessantes Geräusch machst. Wenn er dich ansieht, belohne ihn mit einem guten Welpenleckerli. Das wiederholst du, bis er sich in die richtige Richtung bewegt.
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Ist es okay, an der Leine des Welpen zu ziehen?
Levy rät davon ab, an der Leine des Welpen zu ziehen, um ihn zum Weitergehen zu bewegen. „Es kann ihm körperliche Schmerzen zufügen und sein Vertrauen schädigen,“ sagt sie. In diesem Fall arbeitest du am besten mit Leckerli und Lob, damit er sich weiter bewegt.
Kann ich meinen Welpen hochheben und tragen, wenn er sich weigert, weiter zu gehen?
Es ist in Ordnung, deinen Welpen ab und zu hochzuheben, damit ihr weiterkommt, vor allem wenn du Sicherheitsbedenken hast, zum Beispiel beim Überqueren einer Straße. Levy empfiehlt aber, dies nicht zur Gewohnheit werden zu lassen. „Welpen müssen lernen, sich in ihrer Welt eigenständig zurecht zu finden,“ betont sie.
Sollte ich Gassi-Runden auslassen, wenn mein Welpe keine Lust hat?
Ab und zu auf eine Gassi-Runde zu verzichten, ist in Ordnung, aber Levy betont auch, dass dies nicht regelmäßig stattfinden sollte. „Manchmal benötigt dein Welpe eine Pause, vor allem wenn er Zähne bekommt, müde ist oder schon viel erlebt hat an dem Tag,“ sagt sie.
Wenn du einen Spaziergang auslässt, solltest du eine andere Aktivität als Alternative anstreben, zum Beispiel beim Spielen auf einer abgelegenen Grünfläche oder beim Training im Haus.
Alternative Übungen zur Gassi-Runde
Gassi-Runden sind ein wichtiges Hilfsmittel, um Welpen zu sozialisieren, erklärt Levy. „Für Hunde ist es wichtig, raus zu kommen und die Welt zu erkunden. Anderenfalls werden sie vielleicht nicht anständig sozialisiert,“ sagt Levy.
Wenn dein Hund aufgrund körperlicher oder gesundheitlicher Einschränkungen keine Gassi-Runden mitmachen kann, empfiehlt sie stattdessen eine Trainingssession. Du kannst ihm zum Beispiel einen neuen Befehl oder Trick beibringen, um ihn körperlich zu beschäftigen. „Diese Übungen müssen nicht unbedingt lang sein. Stattdessen sollten sie kurz und regelmäßig ausfallen und dein Hund sollte fürs Mitmachen belohnt werden,“ erklärt sie.
Wann die Hilfe eines Experten erforderlich ist
Wenn dein Welpe trotz der vorherigen Tipps und konstanter positiver Bestärkung weiterhin keine Lust auf eine Gassi-Runde hat, solltest du dich an einen Experten wenden. Am besten sprichst du zuerst mit dem Tierarzt, damit ausgeschlossen werden kann, dass körperliche oder gesundheitliche Einschränkungen deinen Hund davon abhalten, Spaziergänge zu genießen.
Wenn dein Hund körperlich fit ist, suche dir am besten einen professionellen Trainer. Levy erklärt, dass so jemand eine tolle Hilfe dabei sein kann, einen Trainingsplan für Welpen zu erstellen, die auf Spaziergängen mit Angst oder Aggressionen zu kämpfen haben. Dadurch erhältst du außerdem eine Analyse der Schwierigkeiten, wenn du bezüglich des Verhaltens deines Welpen ratlos bist.