- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Es ist unfassbar aufregend, einen kleinen Welpen zu sich zu holen. Und natürlich stellen sich in Verbindung mit so einem kleinen Wesen unzählige Fragen – vor allem was seine Erziehung angeht. Was sind die wichtigsten Dinge, die ein Welpe lernen sollte? In welchem Alter sollte man mit spezifischem Training beginnen? Wie oft am Tag sollte ich mit meinem Welpen Kommandos üben? Sollte er gewisse Meilensteine ab einem bestimmten Alter erreicht haben?
Wir haben mit Elizabeth Greenberg, Besitzerin von Mind Body Paws und zertifizierte Profihundetrainerin (CPDT-KA), und Denise Owens, Hundetrainerin und Besitzerin von Dogs and Denise, gesprochen. Die beiden Profis haben mit uns ihre Tipps zur Welpenerziehung geteilt und verraten, was Welpen lernen müssen und wann und wie oft du mit deinem jungen Hund üben solltest.
Was muss ein Welpe alles lernen?
Owens empfiehlt, die Erziehungsliste für deinen Welpen so zu betrachten, dass er sich menschliches Verhalten aneignet. „Ich glaube, dass es für Welpen wichtig ist, das menschliche Verhalten zu erlernen, da das Hundeverhalten alles ist, was sie kennen,“ erklärt sie.
Laut Greenberg und Owens sind dies die folgenden Dinge, die ein Welpe lernen sollte:
- Eine tägliche Routine oder Zeitplan
- Verhalten im Haushalt, zum Beispiel wo die Toilette und was ein Spielzeug ist
- Grundsätzliches Benehmen, zum Beispiel Regeln in Bezug aufs Springen, den Einsatz der Zähne und den Gang zum eigenen Platz
- Hüteverhalten, zum Beispiel mit Kommandos wie „Aus“ oder „Fallenlassen“
- Grundlegendes Gehorsam, zum Beispiel Namenserkennung, Kommen, wenn gerufen, und Warten, wenn darum gebeten
- Unterbinden von Beißen
- Sozialisierung
- Alleine bleiben
- Körperbeherrschung (auch Sensibilitätstraining genannt)
Denke immer daran, dass nicht nur die Welpen viel lernen müssen, sondern auch ihre Besitzer. Achte immer ganz genau darauf, inwiefern dein Hund mit dir kommunizieren möchte. „Es ist genauso wichtig, dass die Menschen die Kommunikation des Hundes verstehen (nonverbale Zeichen, verbale Zeichen etc.) und ihnen klar ist, was ihr Welpe ihnen sagen möchte,“ erklärt Owens. „Verhalten bedeutet Kommunikation.“
So beginnst du damit, deinem Welpen die wichtigsten Erziehungsregeln beizubringen.
Stubenreinheit
Dem Welpen beizubringen, sein Geschäft draußen zu erledigen, ist eine wichtige Maßnahme. Dies gehört vor allem dazu:
- Lobe und belohne ihn, wenn dein Welpe am richtigen Platz sein Geschäft hinterlässt.
- Wenn dein Welpe den falschen Ort auswählt und du das MITBEKOMMST, unterbrich ihn sanft und setze ihn direkt an den passenden Platz. Wenn dir das Missgeschick deines Welpen nicht unmittelbar auffällt, beseitige es zuerst und hoffe darauf, es beim nächsten Mal mitzukriegen. Schimpfen bringt nichts, um zu kommunizieren, warum dir seine Toilettenwahl nicht gefallen hat.
- Überwachen, überwachen und nochmals überwachen! Je mehr Missgeschicke deinem Welpen passieren, die du nicht mitbekommst, desto mehr lernt er, dass es okay ist, sich im Haus zu erleichtern.
Tägliche Routine
Ob du Zuhause oder auswärts arbeitest oder an manchen Tagen früh und an anderen spät aufstehst, es ist wichtig, deinem Welpen einen täglichen Zeitplan näherzubringen, an den er sich gewöhnen kann.
Hunde mögen Pläne und Routine, da dies ihnen mehr Sicherheit vermittelt. Wenn du deinen Welpen an eine tägliche Routine gewöhnst, unterstützt ihn das dabei, stubenrein zu werden, sich zu sozialisieren, zu spielen und alleine zu bleiben. Dazu gehört auch, ihm beizubringen, wo er schlafen und fressen soll und welches Spielzeug ihm gehört.
Hüteverhalten
Welpen neigen instinktiv dazu, die Sachen zu behüten, die ihnen wichtig sind, also zum Beispiel Futter, Spielzeug und Freunde.
Nimmst du deinem Welpen Dinge weg, wenn er sich gerade gerne mit ihnen beschäftigt, bringst du ihm nur bei, diese Objekte zu behüten und nicht herzugeben.
Probiere stattdessen, deinen Hund für ein anderes Objekt zu interessieren, um das erste wegzunehmen oder gegen ein in seinen Augen wertvolleres einzutauschen.
Unterbinden von Beißen
Welpen erkunden die Welt mit ihren Schnauzen und das bedeutet, dass diese messerscharfen kleinen Zähne quasi überall sind. Wenn dein Welpe beim Knibbeln zu forsch wird, musst du ihm das mitteilen.
Rufe laut „Aua“ und zieh den Körperteil für etwa 30 Sekunden von ihm weg, den er gebissen hat.
Wenn er sich dadurch nicht beruhigt, gehst du nach dem nächsten „Aua“ komplett für 30 Sekunden von deinem Welpen weg, um zu gucken, ob er dadurch aufhört.
Grundlegendes Gehorsamkeitstraining
Welpen können alle grundlegenden Kommandos erlernen, die ausgewachsene Hunde kennen – von „Sitz“ bis zu „Schütteln“ oder „Umdrehen“. Beginne mit den zwei grundlegenden Kommandos „Achtung“ und „Sitz“.
Probiere das Namensspiel aus, um den Fokus zu stärken:
- Sage den Namen deines Hundes in einem fröhlichen Tonfall.
- Wenn sich dein Welpe dir zuwendet, sagst du „Ja!“ und belohnst ihn.
- Mit ein wenig Übung lernt dein Hund nicht nur seinen Namen, sondern auch, dass du etwas von ihm willst, wenn du ihn rufst.
Wenn du ihm Sitz beibringst:
- Halte zunächst deine Hand flach hin, wobei die Handfläche nach oben zeigt. Halte mit den Fingerspitzen ein kleines Leckerli direkt vor die Nase deines Welpen.
- Dann hebst du die Hand langsam über den Kopf des Hundes. Um das Leckerli mit der Nase zu verfolgen, ist es für ihn am natürlichsten, den Körper ins Sitzen zu senken.
- Sobald sein Po auf dem Boden ist, sagst du „Ja!“ und gibst ihm das Leckerli.
- Probiere diese Übung fünfmal und dann nochmal ohne Leckerli in der Hand. Belohne deinen Welpen, wenn er richtig reagiert.
Verhalten an der Leine
Welpen wissen nicht von Geburt an, wie man an der Leine geht. Es braucht Übung und Geduld, um deinem Hund beizubringen, wie er sich an der Leine benehmen soll. Bevor er das Laufen an der Leine richtig drauf hat, solltest du damit an einem Ort mit möglichst wenig Ablenkung beginnen, zum Beispiel drinnen. Sobald er die Grundlagen beherrscht, gehst du mit ihm in den Garten oder auf die Straße.
Auch beim Erlernen des Leinenverhaltens sind positive Bestärkungen unverzichtbar.
Alleine bleiben
Es ist wichtig, dass dein Welpe lernt, alleine zu bleiben. Wie lange er alleine gelassen werden sollte, hängt von seinem Alter und seiner Stubenreinheit ab.
Achte beim ersten Mal darauf, dass er sich an einem sicheren Bereich befindet, zum Beispiel im Körbchen (wenn er an das Körbchen gewöhnt wurde), in einem Laufstall oder einem hundesicheren Raum. Geh nur für ein paar Minuten aus seinem Blickfeld und verlängere diese Zeit nach und nach, damit er sich ans Alleinesein gewöhnen kann.
Körperbeherrschung
Die Körperbeherrschung oder Sensibilitätstraining ist für alle Welpen wichtig, vor allem wenn es um die Fellpflege oder das Verhalten gegenüber Gästen geht. Streicheln, baden, bürsten und die Krallen deines Hundes zu kürzen gehören alle zu dieser Kategorie. Genau wie die sonstige Welpenerziehung braucht man hierfür Zeit und Geduld. Am besten beginnst du langsam und steigerst dich nach und nach.
Sozialisierung
Es ist wichtig, dass du deinem Welpen beibringst, mit der Außenwelt zu interagieren, vor allem in den ersten Lebensmonaten. „Als Haustierbesitzer ist es deine Aufgabe, deinen Welpen ordnungsgemäß zu sozialisieren,“ so Greenberg. „Anders als bei Menschen bedeutet Sozialisieren nicht, mit anderen Hunden rumzuhängen, sondern viel mehr, deinen Welpen an all die Dinge zu gewöhnen, mit denen er täglich konfrontiert wird.“
Es gibt zwar Welpen, die eher ängstlich sind, aber auch für sie gibt es Methoden, um sie mit der Welt vertraut zu machen. Um deinem Welpen bei der Sozialisierung zu helfen, empfiehlt Greenberg die folgenden Dinge:
- Bringe deinen Hund mit Menschen aller Altersstufen, Geschlechter und Erscheinungsbilder zusammen (Kinder, Menschen mit Hüten oder Brillen).
- Gewöhne ihn an unterschiedliche Geräusche (Türklingel, Müllabfuhr, Staubsauger), an andere Tiere wie Katzen und Vögel und an unterschiedliche Oberflächen (Rampen, feuchtes Gras).
- Übe mit ihm, dass er sanft am Körper berührt wird – Ohren, Pfoten, Gesicht – damit er sich beim Tierarzt oder Hundefriseur wohl fühlt.
- Achte immer genau darauf, wie er auf diese neuen Erfahrungen reagiert. So kannst du ihm besser bei Dingen helfen, die er als Herausforderung oder Verunsicherung ansieht.
Die ultimativen Erziehungstipps für Welpen nach Alter
Jetzt weißt du darüber Bescheid, was dein Hund lernen sollte. Aber bis wann muss er diese Dinge begriffen haben? Laut Greenberg gibt es keinen verpflichtenden Zeitplan, an den du dich halten musst. „Jeder Welpe lernt in seinem eigenen Tempo,“ erklärt sie. „Wozu ein Welpe in der Lage ist, hängt davon ab, wie viel du mit ihm übst, wie oft und welche Methoden ihr anwendet.“
Wann solltest du mit der Hundeerziehung beginnen?
Laut Greenberg ist der richtige Zeitpunkt, um mit der Erziehung deines Welpen zu beginnen, der Tag, an dem du ihn zu dir nach Hause holst. „Sobald der Welpe dein Zuhause betritt, beginnt die Erziehung,“ sagt sie. „Konstanz und eindeutige Kommunikation der Regeln schaffen ein förderliches Umfeld, in dem der Hund sich gut entwickeln kann. Beginne direkt mit der Erziehung, um die Weichen für einen gut erzogenen Hund in der Zukunft zu stellen.“
Ein weiterer Vorteil des unmittelbaren Trainings ist, dass der Welpe gar keine Zeit dafür hat, sich unerwünschte Verhaltensweisen anzugewöhnen. „Welpen sind wie Schwämme, sie saugen alle Verhaltensweisen auf, die man ihnen beibringt,“ erklärt Greenberg. „Es ist wichtig, früh mit der Erziehung zu beginnen. Denn je länger sie sich an unerwünschtes Benehmen gewöhnen, desto schwieriger ist es, ihnen dieses wieder abzugewöhnen.“
Welpen lernen zwar in ihrem ganz eigenen Tempo, hier findest du aber eine allgemeine Zeiteinteilung, wann Zeit für welcher Erziehungsmaßnahme ist. Denke aber immer daran, dass dies je nach Welpe stark variieren kann.
Zeiteinteilung zur Welpenerziehung | |
8-10 Wochen |
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10-12 Wochen |
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3-4 Monate |
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Ab 6 Monaten |
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Wie oft am Tag sollte ich mit meinem Welpen üben?
Owens und Greenberg empfehlen, in kurzen und dennoch regelmäßigen Intervallen zu üben, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Die kannst die Erziehung auf ganz natürliche Weise in deinen Alltag integrieren.
„Ich empfehle, am Tag immer mal wieder zu üben und den Hund in Ruhe zu lassen, je nachdem, welche Gelegenheiten sich ergeben,“ sagt Owens. „Übe beim Essen „Bleib“ und „Platz“. Bring ihm bei, wie er sich Besuchern oder Leuten, die ihr draußen trefft, gegenüber benimmt. Übe mit ihm „Bleib“ beim Betreten und Verlassen des Hauses.“
„Kurze Übungsphasen sind wichtig, da Welpen keine lange Aufmerksamkeitsspanne haben,“ stimmt Greenberg zu. „Probiere, die Erziehungseinheiten in den Alltag zu integrieren. Fordere deinen Welpen zum Beispiel zum Sitzen auf, bevor du die Tür öffnest oder ihm die Leine anlegst.“
Weitere Erziehungstipps für Welpen
Owens und Greenberg empfehlen positive Bestärkung bei den Methoden der Hundeerziehung. „Es gibt unzählige Studien, die belegen, dass positive Bestärkung die schnellste und effektivste Methode ist, um deinem Welpen etwas beizubringen,“ erklärt Greenberg.
Owens empfiehlt die Kombination von Ködertraining und positiver Bestärkung, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. „Welpen wissen nicht, wie menschliches Verhalten geht oder welches Benehmen sich gehört,“ sagt Owens. „Wie ködern wir also den Welpen in das Verhalten/die Lage, die wir uns wünschen? Kein Welpe ist wie der andere! Wenn du die gleichen Kennzeichnungs-, Bestärkungs- und Freigabewörter für alle grundlegenden Verhaltensweisen und Gehorsamkeitsanforderungen verwendest, kannst du damit viel erreichen.“
Grundsätzlich darfst du nie vergessen, dass ein Welpe nicht alles lernen muss. Viel wichtiger ist, dass dein Welpe lernt, ein glückliches, angenehmes und selbstbewusstes Leben bei dir zu führen, was genau das auch beinhalten mag.
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