Mitte der 1990er Jahre wurde das Clickertraining als wirksame Alternative zum aversiven Training (das auf Schmerz, Angst und Einschüchterung beruhte, um einen Hund zum Lernen zu bewegen) immer beliebter. Im Gegensatz zu traditionellen Trainingstechniken arbeitet das Clickertraining mit positiven Verstärkern und basiert auf jeder Menge wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Aber was ist ein Clicker genau?
Ein Clicker ist ein kleines, tragbares Gerät, das ein Klick- oder Knackgeräusch erzeugt und an die Stelle eines “Markierungswortes” tritt. Beim Training mit positiven Verstärkern belohnen wir einen Hund für Verhaltensweisen, die uns gefallen, mit etwas, das ihn freut und motiviert. Das “Markierungswort” ist das kurze, nur aus wenigen Buchstaben bestehende Wort, das wir immer wieder aussprechen, um unseren Hund den genauen Zeitpunkt anzuzeigen, an dem er etwas richtig gemacht hat.
Mein Markierungswort (eins, das übrigens auch von vielen Ausbildern verwendet wird) ist “JA!” Wenn ich meinen Hund beispielsweise auffordere, sich zu setzen, sage ich in dem Moment, in dem sein Hinterteil den Boden berührt: “JA!”
So kann ich meinem Hund wirksam mitteilen, was genau mir an seinem Verhalten gefallen hat und ich habe auch nicht mehr das Problem, dass es zu lange dauert, bis ich ein Leckerli aus meiner Tasche herausgefischt oder ein Spielzeug gefunden habe, um meinen Hund damit zu belohnen. Bis ich nämlich soweit bin, ihn mit Leckerlis oder Spielzeugen zu belohnen, kann es gut sein, dass er mittlerweile schon längst zu einem ganz anderen Verhalten übergegangen ist (eventuell sogar einem unerwünschten) oder inzwischen schon wieder vergessen hat, was er eigentlich getan hat, um das Leckerli zu verdienen.
Beim Clickertraining ersetzt der Clicker den Ausruf meines “JA!” Wenn ich meinem Hund das Kommando gebe, sich hinzusetzen, klicke ich, sobald sein Hinteil den Boden berührt. Meine Belohnung erfolgt so schnell wie möglich.
Clickertraining vs. Makierungsworte
Die Markierungsworte und der Clicker funktionieren funktionieren auf die gleiche Weise, aber dennoch es gibt zwei wesentliche Unterschiede. Und es sind genau diese Unterschiede, die Clickertrainings so populär haben werden lassen.
Erstens: Ein Klick ist ein unverwechselbarer, markanter Klang. Wir verwenden unseren Hunden gegenüber ständig Worte und ganz gleich, welches Markierungswort du gewählt hast, wird es wahrscheinlich eins sein, das dein Hund auch außerhalb des Trainingskontextes hören wird, zum Beispiel dann, wenn du einfach mit Freunden oder Familienmitgliedern sprichst.
Aber ein Klick? Den hört man eigentlich nur, wenn du tatsächlich einen Clicker in der Hand hältst. Und die Wahrscheinlichkeit, dass du den Clicker auch mal bedienst, ohne gerade deinen Hund zu trainieren, ist eher klein.
Zweitens: Der Clicker macht ein neutrales Geräusch. Er vermittelt weder Fröhlichkeit oder Traurigkeit, noch irgendeinen anderen emotionalen Ton: Es ist einfach nur ein Klick. Ein neutraler Ton kann auch Verwirrung oder Stress mindern, den dein Hund vielleicht empfindet, wenn er versucht, deine Stimmungslage zu erkennen und ihm dabei helfen, sich besser auf die anstehenden Aufgaben zu konzentrieren.
Wie du dich am besten mit einem Clicker vertraut machst
Für Neulinge kann der Gedanke, mit dem Clickertraining zu beginnen, erstmal etwas überwältigend sein. Vielleicht kann man sich nur schwer vorstellen, wie man einen Clicker zusätzlich zu all den anderen Dingen verwenden soll, über die man sich bereits beim Training des eigenen Hundes Gedanken machen muss.
Tatsächlich lässt sich der Clicker ganz einfach bedienen und in dein Training integrieren – aber ein bisschen Übung kann natürlich nicht schaden. Wir empfehlen dir, die Handhabung erstmal zu perfektionieren, bevor du den Clicker in dein Hundetraining einbaust.
Vorübungen für das Clickertraining
Fange damit an, dass du den Clicker in einer Hand hältst und den Knopf mit einem Finger der haltenden Hand betätigst. Wenn du einmal ein Gefühl dafür bekommen hast, ist es an der Zeit, den entscheidenden Teil des Clickertrainings zu üben – nämlich das Timing.
Schau dir zum Beispiel eine Fernsehsendung oder einen Film an und versuche jedes Mal auf den Clicker zu drücken, wenn ein bestimmter Schauspieler im Bild ist, ein bestimmtes Wort gesagt wird, oder ein anderes zufälliges, aber doch regelmäßig wiederkehrendes Detail vorkommt. Überlege dir im Voraus, bei welchem Impuls du klicken wirst.
Wenn das gut funktioniert, kannst du damit anfangen, den Clicker bei deinem Hund anzuwenden. Fange zum Beispiel an, jedes Mal zu klicken, wenn dein Hund dich ansieht. Gib deinem Vierbeiner nach dem Klick ein Leckerli. Die Reihenfolge sollte dabei so aussehen:
- Dein Hund guckt dich an (entweder von alleine oder weil du ihn aufgefordert hast)
- Drücke in dem Moment auf den Clicker, wenn dein Hund dich ansieht
- Gib deinem Hund unmittelbar nach dem Klick ein Leckerli
Wiederhole das mehrmals, bis du den Dreh mit der Belohnung raus hast. Diese Übung ist gleich auf zwei Ebenen wirksam: Dein Hund lernt, dass der Klick wichtig ist und auch noch etwas Schönes für ihn bereithält.
“Capturing” und Verhalten frei formen mit dem Clicker
Vereinfacht gesagt ist mit “Capturing” das Einfangen und positive Verstärken eines Verhaltens gemeint. Mit einem Klick kannst du deinem Hund signalisieren, dass etwas, was er zufällig und von sich aus getan hat, gewünscht und gut ist. Wenn du zum Beispiel jedes Mal klickst und sofort danach belohnst, wenn dein Hund sich auf sein Hundebett legt, lernt er, dass es dir gefällt, wenn er sein Bett aufsucht. Je mehr du dieses Verhalten mit einem Klick markierst und belohnst, desto öfter wird dein Hund auch dieses Verhalten zeigen.
Um das Verhalten deines Hund zu konditionieren, musst du es genau in dem Moment einfangen; dich also im “capturing” üben. Wenn du deinen Hund “frei formen” (engl. shaping) möchtest, klickst und belohnst du ihn für kleine Bewegungen, die sich zum Erreichen des Trainingsziel summieren. Überlege dir am besten, was dein Trainingsziel ist (z.B. deinen Hund dazu zu bringen, sich auf sein Hundebett zu legen, ohne dass du ihn dazu auffordern musst).
Wenn du dich für ein Trainingsziel entschieden hast, klicke und belohne deinen Hund für jede kleine Bewegung, die zum übergeordneten Ziel beiträgt und erhöhe die Anforderungen nach und nach. Wenn du die Anforderungen allmählich erhöhst, belohnst du nicht mehr für die vorherigen Schritte. So könnte es funktionieren:
Schritt 1: Mein Hund guckt spontan in die Richtung seines Hundebetts
Schritt 2: Mein Hund macht einen Schritt auf das Hundebett zu
Schritt 3: Mein Hund steht in der Nähe seines Hundebetts
Schritt 4: Mein Hund steht neben seinem Bett
Schritt 5: Mein Hund sitzt auf dem Hundebett
Schritt 6: Mein Hund liegt auf seinem Hundebett
So trainierst du mit einem Clicker
Der Clicker kann für jede Art von Training verwendet werden, dass das Lernen durch Konsequenz (operante Konditionierung) oder Lernen durch Assoziation (klassische Konditionierung) beinhaltet, mit einer großen Ausnahme: Ein Clicker kann nicht für “traditionelle” Trainingsarten verwendet werden, die Methoden miteinbeziehen, die einschüchtern, ängstigen oder Schmerzen verursachen. Clicker sind nicht zur “Verhaltenskorrektur” eines Hundes geeignet; sie können nur eingesetzt werden, um erwünschte Verhaltensweisen zu markieren und zu verstärken.
Heißt das also, dass ein Clicker nicht dazu verwendet werden kann, unerwünschte Verhaltensweisen wie das Anspringen von Gästen oder das Bellen zu unterbinden? Nein. Um den Clicker als eine Art Korrekturmittel einsetzen zu können, musst du deinem Hund mit einem Klick anzeigen und ihn belohnen, wenn er eine alternatives Verhalten zeigt, das besser als das unerwünschte Verhalten ist.
Tipps für ein erfolgreiches Clickertraining
- Besorge dir einen Clicker mit Armband, den du dir ans Handgelenk hängen kannst, für den Fall, dass du ihn mal fallen lassen und die Hand frei haben musst.
- Verwende einen Leckerlibeutel, in dem du kleine Hundehappen als Belohnung aufbewahrst. Du hast leider nur zwei Hände: mit einem Beutel hast du die Leckerlis griffbereit bei dir und trotzdem die Hände frei.
- Der Clicker veranlasst deinen Hund nicht, etwas zu tun, bitte verwende ihn deshalb nicht wie eine Fernbedienung. Denke daran, dass der Clicker den Moment markiert, in dem dein Hund etwas Gutes tut. Nicht andersherum.
- Beschränke dich auf kurze Trainingseinheiten. Hunde lernen in 3-10-minütigen Intervallen besser als in langen 30-60-minütigen Trainingssessions.
Probleme mit dem Clickertraining beheben
Wenn dein Hund Schwierigkeiten mit einem bestimmten Verhalten hat, liegt es vielleicht daran, dass er nicht versteht, was du von ihm willst. Wenn mein Hund zum Beispiel nicht begreift, dass das Absenken deiner Hand auf den Boden und mit der Handfläche nach unten eine Aufforderung zum Hinlegen ist, wird diese Übung nicht erfolgreich sein, bis du sie genauer definierst.
Anstatt von deinem Hund zu erwarten, dass er sich hinlegt, wenn du deine Hand senkst, solltest du die Kriterien verändern und damit beginnen, jedes Mal zu klicken und zu belohnen, wenn dein Hund deiner Hand so weit folgt, dass er sich zum Boden herunter neigt. Wenn er das konsequent tut, kannst du die Anforderungen erhöhen, sodass dein Hund sich nun sowohl in Richtung Boden beugen, als auch eine Pfote ausstrecken muss und erst dafür einen Klick und eine Belohnung bekommt. Mit der Zeit kannst du die Kriterien soweit erhöhen, dass dein Hund deiner Handbewegung in ein komplettes “Platz” folgt.
Viel Erfolg!