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Yuchu, dein Welpe hat endlich den nächsten wichtigen Meilensteine erreicht: Das Spazierengehen an der Leine.
Wenn Hunde die Welt regieren würden, gäbe es keine Leinen. Stattdessen würden sie jedes Mal, wenn du mit ihnen rausgehst, frei herumlaufen, ohne in irgendeiner Weise eingeschränkt zu sein. Aber leider regieren nicht Hunde die Welt, sondern Autos, und Leinen sind daher ein notwendiges Übel.
Die Leine nimmt dem Welpen zwar ein wenig den Spaß an der Bewegung im Freien, aber wenn du ihn gleich richtig an die Leine gewöhnst, wird er sie auch gut annehmen. Als Erstes müssen wir den Welpen also davon überzeugen, dass die Leine etwas Gutes ist, vor der er keine Angst haben muss. Dafür empfiehlt sich die “klassische Konditionierung“, eine Form des Lernens, bei der dein Hund Assoziationsmuster erlernt.
Wie Welpen die Leine empfinden
Noch ganz junge Welpen können einen Futternapf noch nicht von einem Tennisball unterscheiden. Aber im Laufe der Zeit realisieren sie, dass jedes Mal, bevor sie leckeres Futter bekommen, dasselbe passiert – ein Mensch holt einen Napf aus dem Schrank. Dieser Napf symbolisiert, dass es gleich Futter gibt, und da Welpen Futter lieben, wird der Futternapf selbst zu einem Objekt, das sie glücklich macht, selbst wenn gar kein Futter drin ist.
Theoretisch funktioniert das mit der Leine auf die gleiche Weise. Die Leine wird hervorgeholt, bevor der Spaziergang losgeht. Wenn dein Welpe also gerne spazieren geht, dann wird bereits die Leine selbst zu einem Objekt, das ihn glücklich macht. In der Realität funktioniert das allerdings leider nicht ganz so gut.
Welpen finden den ersten Kontakt mit einer Leine manchmal unangenehm. Wenn sie in eine Leine eingehakt sind, können sie nicht mehr einfach umherstreifen, spielen und überall hingehen, wo sie gerne hinwollen. Sie können sich durch das Objekt, das über ihnen baumelt, belästigt oder verängstigt fühlen, und wenn die Leine an ihrem Halsband befestigt ist, kann das Ziehen an ihr unangenehm sein.
Aufgrund all dieser potenziellen Fallstricke empfehlen wir, Welpen für die Leine zu desensibilisieren. Damit ist gemeint, deinen Welpen langsam und allmählich an die Leine zu gewöhnen, und das möglichst noch bevor der erste Spaziergang draußen an der Leine überhaupt stattgefunden hat.
Leinentraining mit Welpen: Erste Schritte
1. Fange damit an, deinem Welpen die Leine zu zeigen und sie mit Leckerlis zu assoziieren.
- Ziehe die Leine hinter deinem Rücken hervor. Wenn dein Welpe sie ansieht, markiere den Moment mit dem ermutigenden Wort “Ja!” oder einem Clicker und gib ihm ein Leckerli. Lass die Leine dann wieder hinter deinem Rücken verschwinden. Wiederhole das mehrere Male, bis dein Welpe sich für die Leine interessiert oder von ihr begeistert ist, wenn sie auftaucht.
2. Jetzt, wo dein Welpe das “Leinen-Dingsbums” ziemlich cool findet, dass du da in der Hand hältst, kannst du als nächstes dafür sorgen, dass er positive Assoziationen mit dem Befestigen der Leine am Halsband oder Geschirr herstellt.
- Halte deine hochwertigen Leckerlis bereit und befestige die Leine vorsichtig am Halsband oder Geschirr deines Vierbeiners. Markiere den Moment, in dem du das tust, mit einem “Ja!” oder einem Klick und belohne deinen Hund. Entferne die Leine wieder. Wiederhole diesen Vorgang, bis dein Welpe die Leine problemlos annimmt.
3. Im nächsten Schritt soll sich dein Welpe an das Gewicht und die Beschränkung der Leine gewöhnen.
- Leine ihn im Haus an und gehe jeweils ein paar Minuten mit ihm spazieren. Lass ihn dabei alle Ecken und Winkel erkunden. Versüße den Spaziergang, indem du Leckerlis in die Ecken wirfst, während ihr herumspaziert. Du kannst deinen Hund auch für erwünschtes Verhalten, das er an der Leine zeigt, belohnen (z. B. wenn er zu dir zurück- oder hochblickt und wenn er in deiner Nähe bleibt, ohne an der Leine zu ziehen usw.).
Leinenführigkeit deines Welpen im Freien
Jetzt seid ihr bereit, die Welt da draußen gemeinsam zu erkunden. In dieser Phase ihres Lebens haben Welpen noch nicht viel Kontakt mit der Außenwelt gehabt, sodass alles – Gerüche, Geräusche, Anblicke – neu (und manchmal auch beängstigend) sein können.
Wähle nach Möglichkeit einen kontrollierten Ort aus, z.B. in einem Garten, wo du mit deinem Welpen spazieren gehen kannst und es einfach weniger Dinge gibt, die für Ablenkung sorgen könnten. Oder suche eine ruhige Straße in der Nachbarschaft aus, anstatt direkt das nächste Einkaufsviertel anzusteuern, wo dein Welpe leicht überfordert sein könnte.
Die meisten Welpen fallen bei ihrem ersten Spaziergang in zwei Hauptkategorien: Entweder sind sie richtige Draufgänger oder eher Mauerblümchen. Die Draufgänger sind diejenigen, die von Baum zu Baum rennen, um alles Neue, das sie sehen, aus nächster Nähe zu erkunden. Die Mauerblümchen sind dagegen nervöser, was die große weite Welt angeht, und müssen ggf. überredet werden, überhaupt ein paar Schritte auf eigene Faust zu machen. Ganz egal, wo sich dein Welpe auf diesem Spektrum ansiedelt, empfehlen wir dir, ihn mit deiner Stimme zu ermutigen und ihn für alle Verhaltensweisen zu belohnen, die wünschenswert sind, so z.B. wenn er in deine Richtung schaut oder ohne an der Leine zu ziehen neben dir her läuft.
Anfängertipps für das Gehen an der lockeren Leine
Während der ersten paar Spaziergänge mit deinem neuen Vierbeiner kannst du diese einfachen Regeln rund um die Leinenführigkeit umsetzen.
Rote Ampel, Grünes Licht
Bei diesem “Spiel” darf dein Welpe nur weiterlaufen, wenn er nicht an der Leine zieht. Wenn er trotzdem zieht, hältst du an (rote Ampel!). Warte entweder, bis er nicht mehr so an der Leine zieht, oder ermutige ihn mit deiner Stimme, damit er sich dir zuwendet. Wenn die Leine wieder locker hängt, kann der Spaziergang weitergehen (grünes Licht).
Namensspiel
Dieses einfache Spiel wird deinem Welpen dabei helfen, zu verstehen, dass du ihn nicht nicht bloß ausführst, sondern dass ihr beide zusammen spazieren geht. Wenn er dich anschaut, solltest du ihn dafür belohnen, dass er seinen Blick trotz der ganzen Aufregung und Ablenkung auf dich gelenkt hat. Je mehr ein Hund für eine Verhaltensweise belohnt wird, desto mehr wird er dieses Verhalten zeigen und es zur Gewohnheit machen.
Sag beim Gehen in einem fröhlich-ermutigenden Tonfall regelmäßig den Namen deines Hundes. Markiere den Moment, in dem er dich anschaut, mit einem “Ja!” oder einem Clicker und belohne ihn. Achte aber darauf, dass du das während des Gehens machst! Dein Hund soll nicht die falsche Assoziation herstellen und denken, dass er für jedes Stehenbleiben belohnt wird.
Handtouch / Handtarget
Mit dem “Handtouch” oder einem “Handtarget” kannst du deinen Hund dazu bringen, sich zu bewegen, ohne an der Leine zu ziehen. Wenn dein Hund diese Technik beherrscht, hältst du deine ausgestreckte Hand nah am Körper, sagst das Kommando, damit er zu dir zurückkommt, deine Hand mit der Schnauze anstupst und nicht in eine andere Richtung zieht.
Du kennst dich mit der Handtarget-Methode noch nicht aus? Dann empfehlen wir dir hier unsere Trainingsanleitung. Diese Technik lässt sich jederzeit anwenden, wenn du das Gefühl hast, dass dein Hund zu sehr an der Leine zieht. Markiere und belohne deinen Hund (beim Gehen!), wenn er deine Hand mit seiner Nase berührt.
Leinen No-Go’s
Eine Hundeleine ist dafür da, deinen Hund abzusichern und ihn nicht mit Gewalt kontrollieren zu wollen. Wenn du die Leine dafür einsetzt, um deinen Hund in eine bestimmte Richtung zu zerren oder ihn zu korrigieren, lernt er nicht, Dinge selbständig zu tun. Vermeide es daher möglichst, an der Leine zu ziehen.
Wir raten davon ab, Flexi-Leinen oder Rollleinen zu verwenden. Mit diesen Leinen kannst du deinen Hund weniger gut vor potenziellen Gefahren schützen. Ein Hund, der an einer Rollleine geführt wird, lernt eher, sich weiter von dir zu entfernen und an der Leine zu ziehen, anstatt in deiner Nähe zu bleiben. Alles, was du brauchst, ist lediglich eine herkömmliche Leine aus Nylon oder Leder mit einer Länge von etwa einem Meter.
Ziehen an der Leine oder Beißen der Leine
Wenn dein Hund an der Leine zieht, wirst du wahrscheinlich mehr Erfolg beim Gassi gehen haben, wenn du ihn mit einem Geschirr und nicht mit einem Halsband führst. Ein Hund, der während des gesamten Spaziergangs am Halsband zieht, ist ein anstrengender Hund, ganz zu schweigen von einem Hund, der auf dem Weg ist, sich eine kollabierende Luftröhre zu holen. Für einen Hund, der zieht, ist ein Anti-Zug-Geschirr, bei dem die Leine an der Brust eingeklickt wird, eine bessere Wahl als ein Geschirr, wo die Leine oben an der Wirbelsäule befestigt wird.
Viele Welpen denken, dass die Leine ein Spielzeug ist. Bitterapfelspray auf die untere Hälfte der Leine zu sprühen, funktioniert bei einigen gut, aber unserer Erfahrung nach ist es langfristig effektiver, deinem Hund beizubringen, die Leine einfach in Ruhe zu lassen. Wenn das nicht funktioniert, kannst du es mit einer Leine versuchen, deren unterer Teil aus einer Metallkette besteht. Welpen beißen nicht gerne in Metall, sodass du das Leine beißen auf diese Weise in den Griff bekommen kannst.