Bellt dein Hund jedes Mal, wenn ein Mann an ihm vorbeigeht? Zittert oder winselt er, wenn sich ihm ein Mann nähert? Die Angst vor Männern ist eine häufige Phobie bei Hunden. Wir haben tatsächlich schon einige Geschichten dieser Art gehört. Scout, eine Collie-Mix-Dame aus Seattle, bellt immer an der Tür, egal wer die Treppe hochkommt – aber wenn dann eine Frau vor der Tür steht, hört sie auf zu bellen und wedelt mit dem Schwanz. Handelt es sich aber um einen Mann, knurrt sie eher, weicht zurück und hält Abstand.
Scout’s Besitzerin Sandra achtet darauf, dass Scout an der Leine ist, wenn sie männlichen Besuch bekommt und hat sich auch eine weibliche Rover Hundesitterin gesucht. Das Verhalten ihres Hundes verwirrt sie allerdings. Nicht zuletzt auch, weil sie nicht glaubt, dass Scout irgendwelche schlechten Erfahrungen mit Männern gemacht hat.
Die meisten von uns gehen davon aus, dass Hunde, die vor Männern Angst haben, in der Vergangenheit schlecht behandelt oder traumatische Erfahrungen mit Männern gemacht haben. Auch wenn das (leider) der Fall sein kann, haben trotzdem viele Hunde Angst vor Männern, ohne dass es einen traumatischen Vorfall gegeben hätte. Die Angst vor Männern entsteht eher durch eine Kombination von sozialen und physischen Faktoren.
Bitte beachte: Als Gesellschaft wird unser Verständnis von Geschlechterrollen zunehmend nuancierter. In diesem Beitrag werden wir allerdings eher verallgemeinernd über “typische Unterschiede” zwischen Frauen und Männern sprechen. Bitte behalte dabei im Hinterkopf, dass sich diese Eigenschaften und Verhaltensweisen in der Realität natürlich nicht strikt nach Geschlecht trennen lassen.
Im Folgenden erfährst du mehr über die häufigsten Gründe, warum Hunde Angst vor Männern haben und wie du deinem Hund dabei helfen kannst, diese Angst zu überwinden.
Verhalten und Bewegungsweise
Einige Hunde haben Angst vor Männern, weil sie ihr Verhalten als “maskulin” wahrnehmen. Darunter fallen Verhaltensweisen wie zum Beispiel:
- Eine lautere, durchdringende Stimme
- Abrupte Bewegungen
- Raufereien
- Direktes Zugehen auf den Hund
- Sich über den Hund beugen und ihn überragen
Natürlich sind das nicht ausschließlich männliche Verhaltensweisen! Aber einige wissenschaftliche Studien, die geschlechtsspezifischer Natur waren, haben gezeigt, dass die Unterschiede im “männlichen” und “weiblichen” Verhalten die Wahrnehmung von Hunden beeinflusst.
In einer in 2010 veröffentlichten Studie in Current Biology wurden Freiwillige gebeten, die Bewegung von speziell angeleuchteten menschlichen Subjekten zu beobachten. Die Teilnehmer sagten, dass “männliche” Versuchspersonen sich anscheinend näherten und sich auf sie zu bewegten, während “weibliche” Figuren sich scheinbar von ihnen wegbewegten.
Wie die bekannte Hundeverhaltensforscherin Patricia McConnell schreibt, “haben ängstliche Hunde IMMER mehr Angst davor, dass etwas auf sie zukommt, als davor, sich selbst einer Sache oder Person zu nähern.” Wenn Männer auf direktere oder bedrohliche Weise auf sie zu kommen, fürchten Hunde sie wahrscheinlich mehr als Frauen.
Körperliche Merkmale
Die körperlichen Eigenschaften einiger Männer können auf Hunde, die nicht viel Zeit mit ihnen verbracht haben, verwirrend und sogar bedrohlich wirken. Hier sind einige Merkmale, die Hunde beispielsweise erschrecken können:
- Gesichtsbehaarung, die das Gesicht verdeckt und/oder es aggressiver erscheinen lässt
- Körpergröße. Größere, breitere Körper können einschüchternd wirken.
- Tiefere Stimmlage
- Das Tragen von Hüten, die das Gesicht beschatten und es Hunden erschweren, Körpersignale und Mimik zu lesen
Einige dieser Faktoren lassen sich leicht überwinden oder kontrollieren. Du kannst deine Gäste beispielsweise bitten, ihre Hüte abzunehmen. Langfristig gesehen sind eine gute Sozialisierung und Desensibilisierung deines Hundes die besten Mittel, um deinem Liebling dabei zu helfen, die Angst vor der männlichen Körperlichkeit zu abzulegen.
Erfahrungen machen und Sozialisation
Einer der Hauptgründe, warum Hunde vor Männern Angst haben können, ist der, dass sie nicht viel Zeit mit ihnen verbracht haben – oder sie haben immer nur mit einem bestimmten Mann Zeit verbracht, aber nicht mit vielen verschiedenen.
Während der wichtigen Sozialisierungsphase im Welpenalter sollten Hunde alle Arten von Menschen kennenlernen. Welpen, die keinen Umgang mit Männern haben, können in ihrer Gegenwart mit zunehmendem Alter ängstlich werden. Das klingt erstmal nach einer bloßen Vermutung, aber tatsächlich ist die Sozialisierung komplizierter, als man meinen könnte. Es handelt sich dabei um einen fortlaufenden Prozess und nicht immer um einen, den du kontrollieren kannst, vor allem dann nicht, wenn du deinen Hund erst später in ihrem Leben adoptiert hast.
Für Welpen oder erwachsene Hunde gelten jedoch folgende Grundprinzipien: Verhilf deinem Vierbeiner dazu, viele positive Erfahrungen mit einer Vielzahl von Menschen in unterschiedlichen Umgebungen zu machen. Schau dich nach hundefreundlichen Bars und Cafés um, mach mal einen Spaziergang durch die Innenstadt, vereinbare einen Welpenspieltermin, nimm deinen Hund für ein Wochenende zu den Großeltern mit – das alles zählt dazu. Außerdem ist es für euch beide eine schöne Möglichkeit, ein noch festeres Band aufzubauen.
Und das gilt nicht nur für die Welpenzeit! Hilf deinem Hund dabei, sich in Gegenwart ganz verschiedener Menschen wohl zu fühlen, indem du ihn auch im Alter weiterhin positive Erfahrungen machen lässt.
Schlechte Erfahrungen in einer kritischen Phase machen
Schmerzhafte oder schreckliche Erfahrungen lösen natürlich Angst aus. Dies gilt insbesondere dann, wenn etwas während einer Angstperiode passiert, typischerweise wenn Hunde zwischen 8-10 Wochen alt sind und später noch einmal zwischen 6 und 14 Monaten (oder bis zu zwei Jahren). Ängste, die Hunde in dieser Zeit entwickeln, können langfristig bestehen bleiben.
Dr. Jennifer Summerfield, Autorin des Buches “Train Your Dog Now!”, erklärt: “Ein einziges furchterregendes oder schmerzhaftes Erlebnis während der Angstperiode kann sich langfristig auf den Rest eines Hundelebens auswirken.” Dies wird auch als “Lernen durch ein einziges Ereignis” bezeichnet, und bedeutet, dass ein einziges schlimmes Ereignis von diesem Moment an bei deinem Hund eine starke Reaktion auslösen kann.
Wenn das der Fall ist, ist es wichtig, den Vorfall nachzuvollziehen, der die Angst in deinem Vierbeiner ausgelöst hat. Wir empfehlen dir, mit deinem Hund an einer Desensibilisierung zu arbeiten, sodass er dieser Angst gegenüber unempfindlicher wird. Du könntest ihn dem gefürchteten Objekt ganz allmählich und in einem Maße aussetzen, das er tolerieren kann. Die VCA Hospitals bieten eine hilfreiche und ausführliche Anleitung zu diesem Ansatz.
Mehr darüber, wie du deinem ängstlichen Hund helfen kannst
https://www.instagram.com/p/Bf_cREBFF-F/?tagged=mananddog
Wenn dein Hund in der Nähe von Männern ängstlich ist und du das ändern möchtest, empfehlen wir dir, zuerst mit einem Hundetrainer oder Hundeverhaltensforscher zu sprechen. Es ist immer hilfreich, wenn ein Experte deinen Hund beurteilt und Ratschläge gibt. Im Allgemeinen können eine bessere Sozialisierung und eine allmähliche Desensibilisierung hilfreich sein.
Geh das Ganze in jedem Fall langsam an, bleibe dabei ruhig und beständig und zeige deinem Hund, dass alles in Ordnung ist. Du solltest eine feste Anlaufstelle und Bezugsperson sein, denn das ist es, was für deinen Hund am wichtigsten ist.
Mehr zum Thema Hundeängste, Sozialisation und Nervösität findest du in diesen Beiträgen:
- 5 typische Hundeängste und was man dagegen tun kann (in englischer Sprache)
- Die Sozialisierung von Welpen: Was das genau heißt (und wie man es richtig macht) (in englischer Sprache)
- So sozialisierst du deinen Hund aus dem Tierheim (in englischer Sprache)
- Nervöse und ängstliche Hunde: So hilfst du deinem Vierbeiner