- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Akupunktur wird beim Menschen seit Jahrhunderten als alternative Behandlung von chronischen Schmerzen eingesetzt. Aber sie eignet sich auch zur Behandlung mancher Krankheiten bei Hunden! Mit Akupunktur für Hunde kann eine Vielzahl von Erkrankungen unterstützend behandelt werden, darunter Arthritis, Gelenkschmerzen, Nervenleiden und Magen-Darm-Probleme.
Akupunktur bei Hunden korrigiert Störungen im Energiefluss und viele Hunde wirken laut ihren Besitzern nach einer Behandlung sehr entspannt. Diese alternative Methode eignet sich für Hunde jeden Alters und jeder Größe. Besonders häufig eingesetzt wird sie bei der Linderung von Gelenkschmerzen und -entzündungen bei älteren Hunden, kann aber auch bei Bandscheibenerkrankungen (Intervertebral Disc Disease, IVDD) oder Ähnlichem bei jüngeren Hunden Abhilfe schaffen.
Oft wird Hundeakupunktur mit traditioneller Veterinärmedizin kombiniert, insbesondere bei der Behandlung einer bestimmten Infektion oder Krankheit. Akupunktur bei Hunden sollte nur von einem zertifizierten Veterinärakupunkteur durchgeführt werden.
Jetzt sehen wir uns an, was mit Hundeakupunktur behandelt werden kann und wie eine solche Behandlungseinheit aussieht.
Was wird mit Hundeakupunktur behandelt?
„Es gibt quasi unendlich viele Erkrankungen, die mit Akupunktur behandelt werden können“, so Michelle Chasse, DVM, zertifizierte Veterinärakupunkteurin und „Fear Free“-zertifizierte Tierärztin bei IndeVets. Zu den Erkrankungen, die mit Akupunktur behandelt werden können, gehören:
- Arthritis und degenerative Gelenkerkrankungen: Arthrose ist eine der Hauptursachen für chronische Schmerzen bei Hunden. Akupunktur kann zur Linderung dieser Schmerzen beitragen. Außerdem kann sie bei der Behandlung von IVDD bei Rassen mit langen Rücken wie Dackeln sinnvoll eingesetzt werden.
- Hüftdysplasie: Akupunktur kann zwar keine fehlgebildete Hüftgelenkspfanne heilen, doch sie kann die durch Hüftdysplasie verursachten Schmerzen lindern.
- Krebs: Akupunktur kann gegen eine Vielzahl von Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung helfen, darunter Übelkeit und Müdigkeit.
- Hormonelle oder Stoffwechselerkrankungen: Akupunktur kann bei Symptomen von Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Morbus Cushing und Hypothyreose Abhilfe schaffen. Auch Hunde mit Leber-, Nieren- oder Herzkrankheiten können davon profitieren.
- Idiopathische Epilepsie: Untersuchungen des Innovative Veterinary Care Journal zeigen, dass Akupunktur dazu beitragen kann, die Anzahl der Anfälle zu reduzieren, die bei Hunden mit idiopathischer Epilepsie beobachtetet werden.
- Hauterkrankungen und Allergien: Akupunktur hilft unter Umständen, Erkrankungen wie allergische Dermatitis und akrale Leckdermatitis zu lindern.
- Trauma: Akupunktur kann dazu beitragen, die Schmerzen und Entzündungen nach einem traumatischen Ereignis wie einem Knochenbruch oder einem Verkehrsunfall zu lindern.
Wie oft sollte mein Hund mit Akupunktur behandelt werden?
Wie oft dein Hund zur Akupunktur muss, hängt von ihm und seinem Zustand ab. Der Tierakupunkteur deines Hundes stellt einen maßgeschneiderten Behandlungsplan auf und erklärt dir alles, was du wissen musst.
Laut Dr. Chasse wirkt Akupunktur je nach Hund unterschiedlich schnell. Die meisten Haustierbesitzer, meint sie, merken aber bereits nach der ersten Behandlung einen Unterschied. In anderen Fällen kann es drei bis fünf Termine dauern, bis die gewünschte Wirkung eintritt. Weitere Faktoren sind die zu behandelnde Krankheit und wie kooperativ sich der Hund bei der Behandlung verhält.
Wie funktioniert Hundeakupressur?
Akupressur ist eine verträglichere Alternative für Hunde, die Angst vor Nadeln haben. Im Unterschied zu Akupunktur kommen bei Akupressur keine Nadeln zum Einsatz. Stattdessen wird an denselben Stellen, die bei der Akupunktur behandelt werden, Druck ausgeübt.
Wo liegen die Druckpunkte bei Hunden?
Bei Akupunktur werden Nadeln an bestimmten Körperstellen, den sogenannten Akupunktur- oder Akupressurpunkten, eingeführt. Laut Dr. Chasse würde es viele Stunden dauern, jeden einzelnen Punkt zu behandeln, weil ein Hund mehr als dreihundert hat! Diese Punkte befinden sich entlang der Meridiane, wo Energie durch den Hundekörper fließt.
„Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Hunde haben zu beiden Seiten des Rückenmarks eine Reihe von Punkten, die als Blasenpunkte bezeichnet werden“, so Dr. Chasse. Sie erklärt, dass die Blasenpunkte den Blasenkanal bilden. Er verläuft vom Kopf bis zum Schwanz. Jeder Punkt entlang dieses Kanals dient einem anderen Zweck und ist mit inneren Organen wie Leber, Niere und Herz verbunden. Der Blasenkanal wird auch oft behandelt, um Rückenschmerzen zu lindern, da über ihn verspannte Rückenmuskeln gelockert werden können.
Darüber hinaus erzählt Dr. Chasse von einem Punkt namens Lenkergefäß 20 (LG 20), der ganz oben auf dem Kopf zu finden ist und beim Entspannen hilft. Laut Dr. Chasse ist es möglich, einen Hund während der Akupunktur so zu entspannen, dass er einschläft.
Ein Tierakupunkteur kann die für die Erkrankung deines Hundes relevanten Punkte lokalisieren und sich während der Akupunkturbehandlung auf diese konzentrieren.
Wie die Hundeakupunktur abläuft
Wenn du dir nicht sicher bist, was dich beim ersten Akupunkturtermin deines Hundes erwartet, erfährst du hier die wichtigsten Informationen. Eine Erstuntersuchung inklusive Behandlung dauert rund 45–60 Minuten, erklärt Dr. Chasse. Bei diesem ersten Termin führt dein Tierarzt eine gründliche Untersuchung sowie eine Ganganalyse durch. Die Ganganalyse dient dazu, Bewegungsanomalien festzustellen. Ziel ist es, eine korrekte Diagnose zu stellen und einen entsprechenden Behandlungsplan zu entwickeln.
Die nachfolgenden Termine dauern eventuell kürzer, etwa 30–40 Minuten. „Die Nadeln können während der gesamten Behandlungssitzung in der Haut des Hundes verbleiben oder nach dem Einstich sofort wieder entfernt werden“, beschreibt Dr. Chasse. „Jeder Punkt und jede Nadel, die eingesetzt wird, wird sorgfältig und mit Blick auf das allgemeine Wohlbefinden des Hundes ausgewählt.“
Wenn es deinem Hund langsam besser geht, kann die Anzahl der Termine reduziert werden. Die Wirkung der Akupunktur ist kumulativ, daher wird empfohlen, mehrere Sitzungen zu absolvieren. Dennoch wird versucht, mit möglichst wenigen Behandlungen die größtmögliche Verbesserung zu erzielen und den gewünschten Gesundheitszustand aufrechtzuerhalten.
Was, wenn mein Hund bei der Behandlung nervös oder ängstlich ist?
Die meisten Hunde können sich richtig entspannen und benötigen keine Sedierung. Aber was, wenn dein Hund außergewöhnlich ängstlich ist? Manche Hunde, erläutert Dr. Chasse, benötigen für diese Behandlung eine Sedierung, doch das hängt vom Grad der Ängstlichkeit ab. Entweder gibt der Hundebesitzer dem Hund zu Hause ein Beruhigungsmittel, bevor er ihn zur Behandlung bringt, oder dem Hund wird im Krankenhaus ein intramuskuläres oder intravaskuläres Sedierungsmittel verabreicht.
„Das Wohlbefinden des Hundes steht immer an erster Stelle“, betont Dr. Chasse. „Das Ziel ist es immer, das Erlebnis positiv zu gestalten.“ Dr. Chasse erklärt, dass es bei den meisten Behandlungen hilfreich sein kann, den Hund mit Leckerlis abzulenken und für positive Verstärkung bei der Akupunktur zu sorgen.
Der Tierakupunkteur kann die Behandlung auch an die individuellen Bedürfnisse des Hundes anpassen. „Es ist möglich, nur eine Körperseite zu behandeln und trotzdem auf beiden Seiten des Körpers eine positive Wirkung zu erzielen“, so Dr. Chasse. „Das ist nützlich, wenn der Patient an einer bestimmten Stelle Schmerzen hat und diese Stelle lieber umgangen werden soll.“
Gibt es Nebenwirkungen bei Hundeakupunktur?
Akupunktur ist eine äußerst sichere Behandlung. In seltenen Fällen können Nebenwirkungen auftreten. Im Folgenden sind Beispiele für Nebenwirkungen aufgelistet:
- Schläfrigkeit
- Kratzer an den Einstichstellen
- Schmerzen
- Leichte Blutungen
- Leichtes Taubheitsgefühl
Diese legen sich üblicherweise nach 24–48 Stunden wieder. Wende dich stets an einen Tierarzt, wenn du dir Sorgen machst.
So findest du einen guten Tierakupunkteur
Akupunktur ist eine Behandlungsmethode gegen chronische Schmerzen, und es ist wichtig, dass sie von Experten durchgeführt wird. Achte bei der Suche nach einem Tierakupunkteur auf die folgenden Qualifikationen:
- Ein abgeschlossenes Studium der westlichen Veterinärmedizin samt Approbation
- Veterinärakupunkteur-Zertifikat
- Offizielle Ausbildung zum Veterinärakupunkteur
„Akupunktur bei Tieren sollte nur von zertifizierten Veterinärakupunkteuren durchgeführt werden“, rät Dr. Chasse. Diese sind in Anatomie geschult, können Diagnosen korrekt stellen und einen Behandlungsplan entwickeln, der an das zu behandelnde Tier individuell angepasst ist. Dr. Chasse betont, dass zertifizierte Veterinärakupunkteure nicht nur über einen veterinärmedizinischen Studienabschluss verfügen, sondern auch eine Ausbildung in Veterinärakupunktur absolviert haben und darin zertifiziert sind.
Um einen seriösen Tierakupunkteur zu finden, suche in Datenbanken wie der German Veterinary Acupuncture Society (GerVAS) oder International Veterinary Acupuncture Society, wo du nach Region filtern kannst. Außerdem kann dir dein Tierarzt möglicherweise bei der Suche helfen.