Stell dir vor, du wirst plötzlich vom Boden hochgehoben und deine Füße baumeln ins Leere. Würde dir das Angst machen? Wärst du verwirrt? Wie würdest du reagieren? Das hängt wahrscheinlich davon ab, wie du hochgehoben wirst. Auch die Reaktion deines Hundes wird maßgeblich davon beeinflusst, wie du vorgehst, wenn du ihn hochhebst. Damit sich dein Hund beim Hochheben sicher fühlt, müssen mindestens die folgenden Kriterien erfüllt werden:
- Ihm wurde vorher vermittelt, dass er hochgehoben wird.
- Sein Körper wird an den richtigen Stellen unterstützt (u. a. abhängig von der Größe deines Hundes).
- Er wurde zuvor so konditioniert, dass er gerne getragen wird.
Egal ob du deinen Hund hochheben möchtest, um ihm beim Ein- und Aussteigen aus dem Auto zu helfen oder um zu Hause mit ihm auf dem Sofa kuscheln zu können – es ist immer wichtig, ihm im Vorfeld deine Absichten zu vermitteln. Ein solches Signal kann verbal sein („Bereit?“) oder eine Geste, zum Beispiel könntest du deine Hände über seine Schultern halten. Durch eine solche Ankündigung kannst du deinem Hund helfen, sich mental darauf vorzubereiten, getragen zu werden. Und da du erst um seine Zustimmung gebeten hast, verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass er nach dir schnappt.
In diesem Artikel wollen wir uns nun ansehen, wie man einen Hund auf eine für alle Beteiligten bequeme und sichere Weise hochhebt und trägt. Wir untersuchen dabei, wie man Hunde verschiedener Größen hochhebt, wie man um Zustimmung bittet und was es bedeutet, wenn dein Hund plötzlich nicht mehr getragen werden möchte.
So hebst du einen kleinen Hund oder Welpen hoch
Als kleine Hunde bezeichnen wir Exemplare unter 10 Kilo. Wichtig ist beim Hochheben, auch die Form des Hundes zu beachten – diese gibt Aufschluss darüber, wie man seinen Körper am besten unterstützt. Im Allgemeinen möchten kleine Hunde das Gefühl haben, dass sie gut gestützt werden, wenn man sie hochhebt.
So hebst du einen kleinen Hund hoch:
- Geh in die Hocke und beuge dich zu deinem Hund herunter.
- Gib ihm zu dieser Bewegung ein verbales Signal, damit er weiß, dass du ihn hochheben möchtest.
- Lege einen Arm (am besten deinen dominanten Arm) zwischen seine Vorderbeine und unter die Brust.
- Verwende deine andere Hand, um sein Gesäß und den Rücken beim Anheben zu stützen. Deine Hand kann unter dem Bauch des Hundes liegen.
- Wenn du den Hund trägst, solltest du ihn nah am Körper halten, damit er sicher zwischen Armen und Torso liegt.
Bei Hunden wie Dackeln oder Corgis, die öfter unter Rückenproblemen leiden, musst du besonders darauf achten, wie du ihren Körper stützt. Vor allem Dackel sind anfällig für Bandscheibenvorfälle. Um den Rücken deines Hundes nicht zu belasten, solltest du deinen Arm oder deine Hand unter sein Gesäß und nicht unter seinen Bauch legen.
Lange und kleine Hunde müssen womöglich häufiger getragen werden, wenn sie eine Treppe erreichen oder auf Möbel hinaufsteigen bzw. davon hinuntersteigen sollen. Es gibt sogar Hunde-Rampen, mit deren Hilfe man Verletzungen vorbeugen kann.
Tipps zum Hochheben eines Welpen oder eines kleinen Hundes
Kleine Hunde müssen genauso behutsam gehandhabt werden wie alle anderen Hunde. Auch wenn man einen Welpen theoretisch mit nur einer Hand hochheben kann, solltest du wenn möglich trotzdem immer zwei Hände benutzen, um ihn richtig zu stützen.
Sobald du deinen Hund hochgehoben hast, kannst du ihn nahe an deiner Brust halten, sodass er sich durch deinen Arm gut gestützt und geschützt fühlt. Wenn dein Welpe besonders hibbelig ist, könntest du ihn vor dem Hochheben an die Leine nehmen, damit er zunächst einmal so lange bei dir bleibt, bis er sich beruhigt hat. Anschließend kannst du versuchen, ihn hochzuheben, und dabei die Leine benutzen, um zu verhindern, dass er dein Gesicht ableckt.
Vergiss nicht, deinem Welpen im Voraus mitzuteilen, dass du ihn hochheben wirst. Verwende vor dem Hochheben immer denselben Satz und gib ihm ein Leckerli, während er in deinen Armen liegt. Du kannst auch Leckerlis verwenden, um zu verhindern, dass dein Welpe dein Gesicht abschlabbert.
Manche Welpen wachsen viel schneller als andere, sodass du deinen Haltegriff möglicherweise schon nach kurzer Zeit anpassen musst, wenn dein Mitbewohner größer wird. (Darauf gehen wir weiter unten noch ein.)
So hebst du einen mittelgroßen oder großen Hund hoch
Der beste Weg, einen mittelgroßen Hund hochzuheben, besteht darin, ihn mit den Armen zu umschließen. Ein mittelgroßer Hund kann zwischen 10 und 30 Kilo wiegen. Wenn dein Hund mehr als 20 Kilo wiegt, solltest du ihn jedoch besser wie einen großen Hund behandeln, damit du keine Rückenschmerzen bekommst. Das bedeutet, dass du zusätzliche Hilfe benötigst.
So trägst du einen mittelgroßen oder großen Hund:
- Gib deinem Hund ein verbales Signal, damit er weiß, dass du ihn hochheben wirst.
- Beuge die Knie (nicht den Rücken) und lege einen Arm um die Brust deines Hundes.
- Dein anderer Arm sollte an der Rückseite der Hinterbeine mittig des Oberschenkels und unterhalb des Schwanzes liegen.
- Wenn dir jemand hilft, sollte eine Person die Brust und den Kopf des Hundes tragen, während die andere den Bauch und den Po stützt. Dabei solltet ihr durch Zählen koordinieren, wann ihr den Hund hochhebt.
- Denke daran, aus den Beinen heraus zu heben, nicht aus dem Rücken.
Beim Tragen von mittelgroßen und großen Hunden musst du auf jeden Fall im Voraus wissen, wie viel Gewicht du tatsächlich stemmen kannst. Bedenke, dass schon ein mittelgroßer Hund leicht über 20 Kilo wiegen kann, sodass es in diesem Fall empfehlenswert wäre, Unterstützung anzufordern. Im Folgenden haben wir ein paar Beispiele für Rassen aufgelistet, bei denen man wahrscheinlich zusätzliche Hilfe benötigt. Übrigens kann das Gewicht auch ein wichtiger Faktor für dich sein, wenn du gerade darüber nachdenkst, welcher Hund am besten zu dir als Alleinerzieher passt.
Mittelgroße Rassen für eine Person | Rassen, die zum Tragen zwei Personen erfordern |
Collies | Berner Sennenhund |
Australian Shepherd | Deutscher Schäferhund |
Airedale Terrier | Alaskan Malamute |
Whippet | Deutsche Dogge |
Beagle | Irischer Wolfshund |
Shiba | Labrador Retriever |
So hebst du einen älteren Hund mit Arthritis oder Hüftproblemen hoch
Ältere Hunde und Hunde mit chronischen Erkrankungen benötigen etwas mehr Unterstützung und Aufmerksamkeit, wenn sie hochgehoben werden. Dabei ist wichtig, dass man bestehende Erkrankungen wie Rückenschmerzen oder ein verletztes Bein nicht noch verschlimmert.
Im Allgemeinen trägt man kleine Hunde mit chronischen Problemen am besten in einer Transportbox. Vermeide es, sie an den Vorderbeinen hochzuheben. Bei einigen Hüft- und Arthritis-Erkrankungen ist es möglicherweise okay, wenn du deinen Hund hochhebst, solange deine Arme seine Brust und den Rücken gut stützen. Am besten „fragst“ du deinen Hund mit eurem üblichen Signal, ob es gerade in Ordnung wäre, ihn hochzuheben.
Für größere ältere oder verletzte Hunde gibt es verschiedene Hilfsmittel, um in ein Auto zu steigen oder die Treppe hinaufzugehen. Ein Handtuch, das um die Hinterbeine gewickelt wird, oder ein Tragegeschirr kann da schon ausreichen. Haustier-Rampen mit geringer Neigung können auch eine gute Option sein, wenn dein Hund nicht getragen werden möchte. Es gibt viele nützliche Hilfsmittel für Hunde mit Mobilitätsproblemen, die ihnen helfen können, sich leichter fortzubewegen.
Profi-Tipp: Signale sind besonders wichtig für ältere Hunde, da ihr Seh- oder Hörvermögen möglicherweise geschwächt ist. Du könntest ein physisches Signal verwenden, um deinen älteren Hund wissen zu lassen, dass er hochgehoben werden soll, z. B. könntest du ihm auf die Schulter klopfen oder deine Hände um seine Brust legen.
Was kann ich tun, wenn mein Hund nicht hochgehoben werden möchte?
Wenn ein Hund in jungen Jahren daran gewöhnt wurde, hochgehoben zu werden, hat er normalerweise auch im späteren Leben kein Problem damit. Fängt dein Hund also plötzlich an, nervös oder aggressiv zu werden, wenn du ihn hochheben willst, ist wahrscheinlich irgendetwas nicht in Ordnung. Im Folgenden nennen wir mögliche Gründe, warum ein Hund beim Hochheben beißt:
Dein Hund hat Schmerzen
Wenn dein Hund normalerweise damit einverstanden ist, gehalten zu werden, sein Verhalten jedoch abrupt geändert hat, könnte er Schmerzen haben. Haben sie Schmerzen, können selbst die nettesten Hunde nach ihren Herrchen schnappen.
Schmerzen können eine Folge sein von:
- einer Verletzung;
- Magenbeschwerden oder einer Krankheit;
- einer Erkrankung wie Arthritis oder Hüftdysplasie.
Wenn dieses Verhalten anhält oder mit anderen Symptomen einhergeht, kontaktiere unbedingt deinen Tierarzt, damit er deinen Hund untersuchen und dir Abhilfemaßnahmen empfehlen kann.
Dein Hund ist besorgt oder überrascht
Versuchst du, deinen Hund in einer ungewohnten Umgebung hochzuheben? Ist dein Hund nicht in der Lage, sich zu beruhigen und dir zuzuhören? Dann ist er vielleicht ängstlich und überfordert.
Die Behandlung von Angstzuständen bei Hunden erfordert einen langfristigen Ansatz, also solltest du nicht versuchen, dem in der jeweiligen Situation mit schroffem Verhalten entgegenzuwirken. Konzentriere dich stattdessen darauf, deinen Hund zu beruhigen, indem du ihn streichelst oder mit ihm dieses angstauslösende Umfeld verlässt. Später kannst du dann mit ihm kuscheln, wenn er sich beruhigt hat.
Dein Hund wurde nicht sozialisiert
Nothunde und adoptierte Hunde haben möglicherweise schlechte Erfahrungen damit gemacht, hochgehoben oder berührt zu werden. In diesem Fall musst du dieser schädlichen Konditionierung mit Leckerlis entgegenwirken.
Beobachte zunächst das Verhalten und die Körpersprache deines Hundes, wenn du ihn streichelst. Rede dann mit einem zertifizierten Verhaltensforscher oder professionellen Hundetrainer über deine Beobachtungen. Ein Verhaltensforscher kann dir zeigen, wie du deinem Hund beibringst, Vertrauen zu entwickeln und sich von einer Vergangenheit mit Vernachlässigung oder Misshandlung zu erholen.
Mit dem richtigen Training können Nothunde wieder aus sich herauskommen und zu loyalen, liebevollen Haustieren werden – auch wenn dies ein bisschen mehr Zeit und Liebe erfordert.
So transportierst du einen verletzten Hund
Es gibt auch Situationen, in denen es besser ist, einen Hund überhaupt nicht hochzuheben. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn dein Hund verletzt ist, sich von einer Operation erholt oder schwanger ist. Unter diesen Verhältnissen solltest du bei deinem Tierarzt Rat holen, bevor du versuchst, deinen Hund zu bewegen. Dein Tierarzt kann dir sagen, wie du deinen Hund am besten unterstützen kannst, ohne seine Verletzungen oder sein Unbehagen zu verschlimmern.
Im Notfall musst du möglicherweise eine Trage oder ein flaches Brett finden, die bzw. das das Gewicht deines Hundes tragen kann. Dann solltest du auch im Voraus die Notfallklinik anrufen, damit die Veterinärtechniker dir helfen können, deinen Hund sicher vom Auto in die Klinik zu transportieren.
Fehler beim Hochheben eines Hundes
Nachdem wir uns angesehen haben, wie man es richtig macht, möchten wir nun auch auf einige falsche Herangehensweisen hinweisen. Vermeide es, einen Hund nur an einem Ende hochzuheben. Wenn man einen Hund nur an seinen Vorder- oder Hinterbeinen anhebt, belastet dies seine Bänder. Hält man einen Hund hoch wie Simba aus dem König der Löwen, könnte er dies noch lange Zeit in schlechter Erinnerung behalten.
Hebe einen Hund auch niemals am Halsband oder am Nacken hoch. Das dürfen nur Mutterhunde.
Im Grunde ist es für einen Hund nicht natürlich, hochgehoben und herumgetragen zu werden. Du solltest also alle oben beschriebenen Schritte beachten – von der verbalen oder physischen Bitte um Zustimmung bis hin zur Unterstützung der richtigen Körperteile. Und denke daran, dass selbst der verspielteste Hund ab und zu einfach Freiraum braucht.
Abschließend möchten wir noch einmal erwähnen, dass du stets auch an deine eigene Sicherheit denken musst. Damit du deinen Rücken nicht verletzt, solltest du aus den Knien heben.