Es kann einem das Herz brechen, wenn der eigene Hund niedergeschlagen wirkt. Bei Menschen sind Depressionen eine recht häufig vorkommende psychische Erkrankung, die längere Phasen der Traurigkeit und des Interessenverlusts mit sich bringt. Gespräche mit einem Therapeuten oder die Teilnahme an einer Umfrage können hilfreich sein. Hunde hingegen verlassen sich darauf, dass wir uns für ihre Gefühle einsetzen, weshalb es wichtig ist, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Das soll nicht heißen, dass dein Hund nicht traurig ist. Die emotionalen Reaktionen von Hunden sind zwar nicht so komplex wie die von uns Menschen, trotzdem können sie Gefühle wie Traurigkeit verspüren, bestätigt Caroline Wilkinson, zertifizierte Tierverhaltensberaterin und Gründerin von Barket Place. Experten empfehlen, sich zunächst professionelle Hilfe zu holen, um potenzielle medizinische oder umweltbedingte Gründe für die Traurigkeit deines Hundes auszuschließen, anstatt diese auf eine neurologische Ursache zurückzuführen.
Hier erfährst du, wie du herausfindest, dass dein Hund traurig ist, sowie potenzielle Gründe und Möglichkeiten, um ihn aufzumuntern.
Anzeichen dafür, dass dein Hund traurig ist
Eine Studie hat ergeben, dass 74 % der Hunde Anzeichen zeigen, wenn sie psychische Probleme haben. Wenn dein Hund traurig ist, erkennst du zum Beispiel Veränderungen an seinem Verhalten. Laut Wilkinson können die folgenden an Depressionen erinnernden Anzeichen darauf hindeuten, dass dein Hund traurig ist:
- Zerstörungswut: Manche Hunde legen ein zerstörerisches Verhalten an den Tag und beschädigen beispielsweise Gegenstände im Haushalt, wenn sie verzweifelt sind
- Vokalisierung: Hunde verwenden Laute, um sich auszudrücken, es kann also sein, dass sie bellen oder jaulen, wenn sie etwas bedrückt
- Ausscheidungen im Haus: Wenn dein Hund gestresst ist oder Angst hat, kann es sein, dass er ins Haus oder in die Wohnung macht
- Abgeschlagenheit oder Energielosigkeit: Vielleicht fällt dir auf, dass dein Hund öfter schläft oder keine Lust auf Spielen und Interaktionen hat
- Appetitlosigkeit: Wenn Hunde traurig sind, hören manche auf zu fressen oder nehmen weniger als sonst zu sich
- Gewichtsschwankungen: Es kann sein, dass dein Hund zunimmt, weil er nicht mehr so aktiv ist, oder aber abnimmt, wenn er weniger frisst
- Übermäßige Fellpflege oder Kratzen: Knabbern, Lecken und Kauen sind stressabbauende Verhaltensweisen bei Hunden, wobei manche dazu neigen, dies zu übertreiben, um sich zu beruhigen
iStock/Sonsam
Was löst Traurigkeit bei Hunden aus?
Deine Stimmung oder Depressionen
Der Stresspegel eines Hundes passt sich oftmals dem seines Besitzers an. Es kann also sein, dass er deine Stimmung spiegelt. Tatsächlich merken Hunde sehr schnell, wenn wir depressiv sind oder Angstsymptome zeigen.
Nimm dies als gut gemeinte Erinnerung daran, dich gut um dich selbst und damit auch um deinen Hund zu kümmern.
Verlust eines Freundes
Eine Studie mit 159 Hunden, die einen tierischen Kumpel verloren hatten, zeigte Veränderungen in ihrer täglichen Routine (EN). 83 % der Hunde nahmen weniger Futter zu sich und 42 % legten ein verändertes Schlafverhalten nach dem Verlust an den Tag.
Genau wie Menschen müssen Hunde Raum zum Trauern haben. Reagiere besonders zuneigungsvoll und geduldig mit deinem Hund, damit er sich hoffentlich in einigen Monaten besser fühlt.
Veränderungen der Routine
„Viele Hunde lieben ihre Routine, da sie so besser einschätzen können, was im Laufe des Tages passiert,“ erklärt Wilkinson. „Wenn sich Änderungen der Routine ergeben, kann es sein, dass sie sich verunsichert und traurig fühlen.“
Änderungen der Routine können eine andere Tagesgestaltung oder einen Umzug in ein neues Zuhause umfassen. Es kann zwar bis zu sechs Monate dauern, bis sich dein Hund an die neue Routine gewöhnt, du kannst ihm aber dabei helfen, indem du ihm einen sicheren Ort zum Entspannen und Spielzeug, mit dem er sich gerne beschäftigt, zur Verfügung stellst.
Längere Isolierung oder mangelnde Stimulation
„Wenn die Bedürfnisse eines Hundes nicht erfüllt werden und er unter mangelnder Stimulation und Beschäftigung leidet, kann er Anzeichen von Traurigkeit entwickeln,“ sagt Wilkinson. Hunde, die über längere Zeit alleine gelassen werden, können ebenfalls ein depressionsähnliches Verhalten an den Tag legen, wie zum Beispiel vollständiges Zurückziehen.
Bist du in letzter Zeit beschäftigter oder gestresster als sonst? Dann fällt das deinem Hund womöglich auf und er zieht sich als Reaktion darauf zurück. Nimm dir etwas Zeit, mit ihm Spazieren zu gehen oder zu spielen. Wenn du dies nicht leisten kannst oder dein Hund längere Zeit alleine Zuhause bleiben muss, solltest du darüber nachdenken, einen Gassi-Service zu beauftragen.
iStock/vinaithong
Ein kürzliches oder vergangenes Trauma
„Wenn dein Hund in der Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht hat, zum Beispiel vernachlässigt oder schlecht behandelt wurde, kann es sein, dass er sich in neuen Situationen eher pessimistisch verhält,“ sagt Wilkinson. Wenn dein Hund beispielsweise kürzlich mit einem anderen Hund gekämpft hat oder mehrmals in einem neuen Zuhause untergebracht wurde, kann dies der Grund für Anzeichen von Traurigkeit sein.
Die beste Herangehensweise an das Trauma deines Hundes, besteht darin, ihm zu zeigen, dass er bei dir sicher ist. Wilkinson erklärt, dass du deinem Hund beibringen kannst, optimistischer durchs Leben zu gehen, indem du mit einem Verhaltensberater für Hunde arbeitest. Dieser kann dir Trainingsübungen wie Schnupperaufgaben oder Ablenkungen zeigen, die sich positiv auf die emotionalen Reaktionen deines Hundes auswirken.
Chronische Schmerzen oder Krankheiten
Laut Wilkinson können Schmerzen und Krankheiten zu einer ganzen Reihe verhaltenstechnischer Reaktionen führen, von Aggression über Angst bis hin zu Traurigkeit. Ein Hund, der beispielsweise das Interesse an Aktivitäten oder Futter verloren hat, die ihm zuvor gefallen haben, könnte Schmerzen haben oder sich unwohl fühlen.
Es kann zwar sein, dass eine Verletzung oder Krankheit die Traurigkeit in deinem Hund auslöst, ein Besuch beim Tierarzt ist aber trotzdem zu empfehlen, um größere gesundheitliche Probleme auszuschließen. Nach einer entsprechenden Behandlung sollte sich die Stimmung deines Hundes wieder verbessern, nachdem er seine normale Routine und Aktivitäten wieder aufnimmt.
Angst
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Hunde Angst empfinden, vor allem wenn sie wiederholt oder über längere Zeit dieser Angst ausgesetzt sind. Häufige Gründe für Angst bei Hunden umfassen Autofahrten, laute Geräusche und fremde Menschen oder Tiere.
„Angstreaktionen sorgen in der Regel dafür, dass sich dein Hund fürchtet und extrem alarmiert ist,“ sagt Wilkinson. „Wenn sich dein Hund allerdings über einen längeren Zeitraum ängstlich verhält, kann es sein, dass er traurig wirkt, bis er wieder Vertrauen fasst.“
Du kannst deinem Hund beim Überwinden der Angst helfen, und ihn bei Bedarf beruhigen, damit er sich sicher fühlt. Vermeide, ihn mit seinen Ängsten zu konfrontieren und hol dir gegebenenfalls professionelle Hilfe von einem Tierarzt oder Verhaltensspezialisten.
iStock/Wirestock
Möglichkeiten, um deinen Hund aufzuheitern
Wenn sich dein Hund ungewöhnlich verhält, weil sich die Routine oder Emotionen verändert haben, kannst du dafür sorgen, dass er sich innerhalb weniger Wochen oder Monate besser fühlt, sagt Dr. Leslie Sinn, zertifizierte Hundetrainerin (CPDT-KA) und Tierärztin bei Behavior Solutions. Chronische Traurigkeit kommt bei Hunden eher selten vor.
Laut Dr. Sinn können dir diese Tipps dabei helfen, die Laune deines Hundes zu steigern:
- Verbringe extra viel Zeit mit deinem Hund, um ihm besonders viel Nähe zu schenken
- Unternimm Dinge, die dein Hunde gerne mag, zum Beispiel Spaziergänge, Spiele oder Massagen
- Sorge dafür, dass dein Hund mit Menschen und Tieren spielt, die er gerne mag
- Erlebt etwas Neues zusammen, zum Beispiel in Form von neuen Tricks oder mit einem neuen Spielzeug
- Schaffe deinem Hund einen angenehmen Platz, an dem er entspannen kann, vor allem wenn du nicht da bist
Wenn es deinem Hund besser geht, achte weiter auf seine Gesundheit
Dr. Sinn empfiehlt Folgendes, damit dein Hund zufrieden und gesund bleibt:
- Eine nährstoffreiche Ernährung: Die Ernährung spielt bei der Gesundheit deines Hundes eine wichtige Rolle und sollte vordergründig ausgewogen sein.
- Eine gute Zahnhygiene: Die Zahngesundheit deines Hundes trägt zu seinem allgemeinen Wohlbefinden bei. Pflege die Zähne deines Hundes durch regelmäßiges Bürsten und Untersuchungen.
- Bewegung und Sozialisierung: Der Bewegungsbedarf unterscheidet sich zwar je nach Hund, Spaziergänge, Trainingsstunden und das Beschäftigen mit Rätselspielzeug sind aber einfache Möglichkeiten, um ihm Bewegung und Sozialisierung zu bieten.
- Regelmäßige Tierarztbesuche: Wenn Hunde traurig oder depressiv sind, könnte dies gesundheitliche Gründe haben. Regelmäßige Untersuchungen beim Tierarzt sorgen dafür, die körperliche und mentale Gesundheit deines Hundes im Blick zu behalten.
Können Hunde unter Depressionen leiden?
Während uns Menschen Medikamente verschrieben werden können, die gezielt bei Depressionen wirken, gibt es keine zugelassenen Medikamente für Depressionen oder Traurigkeit bei Hunden. Depressionen gelten nicht als anerkannte Diagnose bei Hunden, herausfordernde Situationen wie ein Trauma, Routineänderungen und Krankheiten können aber depressives Verhalten bei Hunden auslösen, erklärt Dr. Sinn. Mit ein wenig Unterstützung und Aufmerksamkeit werden die meisten Hunde schnell wieder fröhlicher und sicherer in ihrer Umgebung.
Wenn es dir nicht gelingt, eine Routine oder ein Verhältnis zu deinem Hund aufzubauen, kann eine Depression als grundlegendes Symptom die Ursache für das Verhalten deines Hundes sein. Daher sollte ein Tierarzt in Form von Labortests, körperlichen Untersuchungen und anderen Tests ausschließen, dass gesundheitliche Probleme vorliegen.