- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Wenn dein Hund sich ein gemütliches Nickerchen gönnt, kannst du bestimmt manchmal beobachten, wie er im Schlaf ulkige Geräusche macht, zuckt und seine Pfoten bewegt, als würde er im Traum mit seinem Lieblingsmenschen einen schönen Spaziergang machen. Solche Hundeträume sind zwar völlig normal, doch sie unterscheiden sich in gewisser Hinsicht von menschlichen Träumen. Becky Simmonds, eine professionelle Hundetrainerin und Verhaltensforscherin bei Breed Advisor, erklärt uns, dass Hunde träumen und ebenso wie wir Menschen dabei eine REM-Schlafphase durchlaufen. Allerdings gibt es ihr zufolge Unterschiede in der Gehirnstruktur von Hunden, die darauf hindeuten, dass diese im Schlaf nicht in der gleichen Weise wie der Mensch Bilder wahrnehmen. Hunde fallen zwar in einen sehr tiefen Schlaf, doch es gibt keine Hinweise darauf, dass sie sich in ihren Träumen so sehen wie wir uns.
Träume können die täglichen Erfahrungen eines Hundes widerspiegeln: Wenn er am Vortag zum Beispiel Apportieren trainiert hat oder viel gelaufen ist, kann er davon später träumen. Hat ein Hund Albträume, kann dies hingegen auf eine emotionale, physische oder psychische Belastung hinweisen. Darüber hinaus können auch einige gesundheitliche Störungen dazu führen, dass Hunde sich im Schlaf übermäßig bewegen. Wir haben mit Tierärzten gesprochen, um mehr über Träume und Albträume sowie Schlafstörungen bei Hunden zu erfahren und um herauszufinden, wie wir unseren schläfrigen Hündchen zu einem geruhsamen Schlaf verhelfen können.
Träumen Hunde tatsächlich?
Genau wie wir Menschen durchlaufen auch Hunde REM-Schlafphasen (REM = Rapid Eye Movement; schnelle Augenbewegungen). Wenn du deinen Hund das erste Mal im Schlaf zucken siehst, bist du vielleicht besorgt – doch diese Bewegungen spiegeln einfach nur bestimmte Traumaktivitäten wie Laufen, Jagen oder Spielen wider.
In einer Studie unter 1.091 Haustierbesitzern gaben 391 (37,5 %) an, dass ihr Hund viel träumt. Auch wenn dies quantitativ nicht besonders aussagekräftig ist, zeigt es doch, wie häufig Traumverhalten bei Hunden beobachtet wird.
Die Psychologie von Mensch und Hund mag zwar in vielerlei Hinsicht voneinander abweichen, doch unsere Gehirne weisen auch viele Ähnlichkeiten auf. Daher können wir mit einiger Sicherheit behaupten, dass unsere Hunde ähnliche Schlafphasen durchlaufen wie wir – nur in einer unterschiedlichen Frequenz. Obwohl wir uns also gar nicht so unähnlich sind, sollten wir nicht davon ausgehen, dass Hunde menschenähnliche Gefühle, Träume und Albträume haben. Das würde uns eher daran hindern zu verstehen, wie und warum Hunde träumen.
4 Anzeichen dafür, dass dein Hund träumt
Simmonds erklärt, dass man an einigen typischen Anzeichen erkennen kann, dass ein Hund gerade träumt. Einige davon sind in der folgenden Liste aufgezählt. Wenn dein Hund im Schlaf jedoch übermäßig zittert oder sich sehr viel bewegt, fügt Simmonds noch hinzu, kann dies darauf hindeuten, dass er an einer Schlafstörung leidet. Wenn du dir nicht sicher bist, ist es immer ratsam, deinen Tierarzt zu konsultieren.
- Zuckungen. Unwillkürliche Zuckungen beim Einschlafen sind völlig normal. Sie werden auch als hypnagoge Zuckungen bezeichnet. Ja, auch Hunde können diese recht unangenehmen und unwillkürlichen Zuckungen während des Einschlafens erleben.
- Zittern. Dies ist ein weiteres typisches Zeichen dafür, dass ein Hund träumt. Es handelt sich hierbei um einen unwillkürlichen Krampf, der aussieht, als würde dein Hund seine Träume ausleben.
- Grummeln, Bellen oder Heulen. Manche Tierhalter sagen, dass ihre Hunde in ihren Träumen Kaninchen jagen, wenn sie bellen oder heulen. Obwohl es uns größtenteils ein Rätsel ist, wovon unsere Hunde träumen, können wir immerhin sagen, dass diese Lautäußerungen normal sind.
- Schlafwandeln oder Laufen. Ein weiteres Zeichen des Träumens ist Schlafwandeln oder stationäres Laufen. Dein Hund kann dabei seine Pfoten hin und her bewegen, als würde er mit dir spazieren gehen oder rennen.
Wovon träumen Hunde?
Natürlich fragen wir uns, was in den Träumen unserer Hunde vorgeht. Träumen sie von ihren Lieblingsleckerlis? Von Hundespielzeug? Oder von einem Spieltermin im Hundepark?
Es gibt keine Beweise dafür, dass Hunde sich Dinge „vorstellen“ können, also ist es gut möglich, dass sie nur Dinge träumen, die sie zuvor bereits einmal erlebt haben – dass sie im Schlaf also nur erneut ihre Erinnerungen durchleben. Während wir (noch) nicht sehen können, was im Kopf eines Hundes vorgeht, oder den genauen Inhalt seiner Träume verstehen können, wissen wir laut Simmonds, dass Hunde von vertrauten Orten und Menschen träumen können.
„Untersuchungen zeigen, dass Hunde in Träumen ähnliche Bewegungen machen wie im wirklichen Leben“, erklärt sie. „Wenn ein Hund im Wachzustand zum Beispiel gerne apportiert, kann man bei ihm in der REM-Schlafphase Gesichtszuckungen und Beintritte beobachten.“
Träumen Hunde von ihren Besitzern?
Es ist schwer zu wissen, wen Hunde in Träumen jagen oder mit wem sie spielen. Wenn dein Hund jedoch tatsächlich von seinen alltäglichen Erfahrungen träumt und du ein wichtiger Teil seines Alltags bist, besteht laut Simmonds die Möglichkeit, dass er auch von dir träumt.
„Um das vollständig zu verstehen, ist noch viel mehr Forschung nötig, aber die Hoffnung ist da!“ erklärt sie.
Haben verschiedene Hunderassen andere Arten von Träumen?
Interessanterweise zeigen Simmonds zufolge kleinere Hunderassen im Schlaf mehr Episoden höherer Gehirnaktivität als größere Rassen, was darauf hindeutet, dass sie häufiger und intensiver träumen.
„Untersuchungen von Tierverhaltensforschern zufolge wurden REM-Zyklen bei allen Hunden unabhängig von ihrer Größe beobachtet. Bei kleineren Hunden können sie jedoch häufiger auftreten“, erklärt sie. „Es wird sogar angenommen, dass Welpen im Gegensatz zu erwachsenen Hunden zwei oder drei REM-Zyklen pro Nacht durchlaufen.“
Die Häufigkeit und Länge der Träume kann Simmonds zufolge nicht nur von der Größe des Tieres abhängen, sondern auch davon, wie aktiv der Hund zuvor gewesen ist. Wenn ein Hund beispielsweise den ganzen Tag über sehr viel unternommen hat, kann es sein, dass er länger träumt, da er eine längere Tiefschlafphase durchläuft.
Bekommen Hunde Albträume?
Leider sind wir nicht die einzigen, die schlechte Träume haben – auch Hunde können unter Albträumen leiden. Die Ursachen für Albträume sind ebenfalls unklar, doch genau wie beim Menschen können Erinnerungen an Traumata (z. B. bei Rettungshunden) oder körperliche Schmerzen Albträume auslösen.
Es gibt mehrere mögliche Ursachen dafür, dass ein Hund plötzlich Albträume bekommt. Viele davon sind auf seinen gesundheitlichen Zustand oder auf Stress zurückzuführen. Eine Erkrankung, die plötzliche Albträume hervorrufen kann, ist das kognitive Dysfunktionssyndrom (Hundedemenz). Hierbei handelt es sich um eine häufige, progressiv verlaufende neurodegenerative Erkrankung, die Hunde typischerweise ab ihrem neunten Lebensjahr betrifft. Dies kann bei den Tieren zu Verhaltensänderungen führen, ähnlich wie die Alzheimer-Krankheit beim Menschen.
Obwohl es derzeit keine Heilung für Hundedemenz gibt, können verschiedene Behandlungen helfen. Patrik Holboe, DVM, leitender Tierarzt bei Cooper Pet Care, hat uns noch andere kognitive oder körperliche Probleme genannt, die zu Albträumen führen können. Diese sind in der nachstehenden Liste aufgeführt. Wenn du Zweifel hast, wende dich an deinen Tierarzt, um die Ursache für die Albträume deines Hundes zu identifizieren.
- Generalisierte Angst
- Stress
- Angst
- Neurologische Probleme
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Schmerz
- Trauma
- Krankheit
Was kann ich gegen die Albträume meines Hundes tun?
Wenn du einen Rettungshund oder einen von Natur aus nervösen Hund hast, kannst du ihm helfen, sich sicher und geborgen zu fühlen, indem du eine angenehme Umgebung für ihn schaffst.
Im Folgenden hat uns Holmboe ein paar Tipps dazu verraten, wie man nächtliche Ängste reduzieren kann:
- Etabliere eine Routine. Hunde brauchen eine gewisse Alltagsroutine. Wenn du also für die immer gleichen Abläufe sorgst, sollte sich dein Hund um einiges sicherer fühlen. „Praktisch bedeutet das, jeden Tag vor dem Schlafengehen eine ähnliche Routine zu befolgen und auch immer ungefähr zur gleichen Zeit schlafen zu gehen“, erklärt er.
- Sorge dafür, dass sein Schlafbereich so ruhig und komfortabel wie möglich ist. „Man sollte das Hundebett beispielsweise nicht neben einer lauten Waschmaschine oder Spülmaschine aufstellen“, rät Holmboe. „Ideal ist eine Kiste, die man abdecken und in der dein Hund sein Lieblingsspielzeug und Kaugegenstände aufbewahren kann.“ Ein weiches Bett in der richtigen Größe ist natürlich auch unerlässlich.“
- Wende das Prinzip der positiven Verstärkung an, damit dein Hund seine Schlafenszeit mit etwas Angenehmem assoziiert. Holmboe schlägt vor, dass man seinem Hund vor dem Schlafengehen beispielsweise ein Kauspielzeug mit einer kleinen Menge Erdnussbutter gibt. Das sollte nach einigen Wiederholungen die Vorfreude aufs Hundebettchen wecken.
Soll ich meinen Hund aus einem Albtraum wecken?
Es ist immer wichtig, dass du die Körpersprache und Geräusche deines Hundes liest – auch während er schläft. Albträume können für den Hund eine unangenehme Erfahrung sein und für den Tierhalter kann es wiederum schwierig sein, zu entscheiden, ob er seinen Hund wecken soll oder nicht.
Du solltest deinen Hund wecken, wenn er leise jammert, sich sichtlich unwohl fühlt, plötzlich beißt oder erschrickt. Holmboe empfiehlt, dies so sanft wie möglich zu tun, indem du deinen Hund leise beim Namen rufst oder ihm ein Leckerli vor die Nase hältst.
Wann sollte man einen Hund nicht wecken?
Holmboe weist darauf hin, dass man einen Hund unter bestimmten Umständen nicht wecken sollte, insbesondere wenn dieser einen Albtraum hat. Wenn du bei deinem Hund Folgendes beobachten kannst, solltest du ihn nicht wecken:
- Aufgerichtetes Nackenfell
- Gefletschte Zähne
- Knurren
„Wenn der Albtraum besonders intensiv ist, solltest du vorsichtig sein, wenn du deinen Hund berührst – insbesondere im Bereich des Mauls. Dein Hund könnte nämlich in einem Zustand der Panik aufwachen und dann sogar zubeißen“, mahnt Holmboe. In diesen Fällen ist es oft besser, den Hund einfach schlafen zu lassen und dann beim Aufwachen beruhigend auf ihn einzuwirken.
Welche Schlafstörungen können Hunde haben?
Wenn dein Hund unter Schlafproblemen oder häufigen Albträumen leidet, liegt möglicherweise eine Schlafstörung vor. Bei Hunden können folgende Störungen auftreten:
- REM-Schlaf-Verhaltensstörung. Diese Störung kann sowohl tagsüber als auch nachts während des Schlafens zu Heulen, Bellen, Kauen, heftigen Bewegungen der Gliedmaßen oder Beißen führen. Diese Schlafstörung kann mit oral verabreichtem Kaliumbromid behandelt werden.
- Narkolepsie. Narkolepsie bei Hunden entsteht aufgrund eines Orexin-Defizits und kann Hunde von 17 Rassen betreffen, darunter Dobermänner, Labrador Retriever und Dackel. Zu den Symptomen von Narkolepsie gehören eine Verkürzung der Schlafperioden und ein plötzlicher Verlust der Muskelkontrolle. Narkolepsie erfordert eine lebenslange Behandlung und Pflege und kann mit Imipramin behandelt werden.
- Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom. Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom ist eine seltene Schlafstörung. Sie betrifft Hunde, die anfälliger für Trachealkollaps (z. B. Englische Bulldoggen) und Fettleibigkeit sind. Zu den Anzeichen dieses Syndroms können Apnoe (d. h. kurzzeitige Atemstillstände), Schnarchen und übermäßige Schläfrigkeit gehören. Die Behandlung besteht aus einer Abnehmdiät und der Verabreichung von Ondansetron oder anderen Serotoninantagonisten.
Konsultiere deinen Tierarzt, wenn dein Hund Anzeichen von Schlafstörungen zeigt. Einige dieser Störungen können lebensbedrohlich sein, wenn sie unbehandelt bleiben.
So verbesserst du den Schlaf deines Hundes
Viele von uns haben ganz eigene Routinen, die uns helfen, uns vor dem Schlafengehen zu entspannen. Wir können unseren Hunden helfen, ebenfalls eine solche Routine zu etablieren. Während du selbst wohl am besten weißt, unter welchen Umständen sich dein Hund am wohlsten fühlt, hat Holmboe im Folgenden zusätzlich ein paar Tipps für uns, wie du den Schlafplatz deines Hundes besonders gemütlich gestalten kannst:
- Sein Bett sollte in einer sicheren, dunklen und ruhigen Umgebung stehen.
- Sein Bett sollte weich sein und die richtige Größe für ihn haben, sodass er sich bequem darauf ausstrecken kann.
- Du kannst seine Lieblingsspielzeuge und Kaugegenstände direkt daneben legen.
Holmboe meint, dass man zwar nicht wirklich sagen kann, ob eine gemütliche Umgebung die Träume eines Hundes beeinflusst und das Risiko von Albträumen verringert, dass es aber sicherlich nicht schaden kann. Er fügt hinzu, dass ein Hund, der sich zu jeder Tageszeit sicher und wohl fühlt, wahrscheinlich eine höhere Lebensqualität und eine stärkere Bindung zu seinem Besitzer hat.
Des Weiteren rät Holmboe, einen Zeitplan für deinen Hund festzulegen und ihm tagsüber ausreichend Möglichkeiten zum Ausruhen und Schlafen zu bieten.
„Im Allgemeinen brauchen Hunde – und insbesondere Welpen – mehr Schlaf, als wir denken. Welpen sollten zum Beispiel 18 bis 20 Stunden am Tag schlafen“, erklärt er. Holmboe kommt zu dem Schluss, dass gut ausgeruhte Hunde generell den ganzen Tag über ruhiger, entspannter und glücklicher sind.