- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Eine Herzrhythmusstörung oder Arrythmie bedeutet im Grunde genommen eine abnormale Herzfrequenz. Das klingt erstmal beängstigend, aber man muss bedenken, dass eine Herzrhythmusstörung oft als Variation des typischen Herzschlags eines Hundes auftritt. Viele Hunde mit Herzrhythmusstörungen haben ein langes und ansonsten gesundes Leben!
„Eine Arrhythmie ist einfach ein unregelmäßiger Herzschlag oder eine langsamere oder schnellere Herzfrequenz als normal“, so Dr. Lori Siemens, DVM, DACVIM, staatlich geprüfte Veterinärkardiologin. „Manche Herzrhythmusstörungen sind harmlos und müssen nicht behandelt werden, andere sind jedoch gefährlich und erfordern Medikamente.“
In manchen Fällen verlaufen Herzrhythmusstörungen bei Hunden jahrelang symptomlos, bevor sie zu einem ernsten Herzproblem werden. Der betroffene Hund kann jedoch auch andere Symptome haben. Möglicherweise fallen deinem Tierarzt diese Symptome bei einer Routineuntersuchung auf und er kann sofort Medikamente verschreiben, die die Gesundheit deines Hundes unterstützen.
Im Folgenden behandeln wir alles Wissenswerte über Herzrhythmusstörungen bei Hunden, einschließlich Symptome, Ursachen, die wichtigsten Arten und von Tierärzten empfohlene Behandlungswege.
Was gilt bei Hunden als normale Herzfrequenz?
Hunde haben in der Regel eine höhere Herzfrequenz als Menschen – doch kann sich der Herzschlag deines Hundes auch verlangsamen, um sich an deinen anzupassen!
Der typische Ruhepuls eines Hundes liegt normalerweise bei etwa 70–120 Schlägen pro Minute. Der menschliche Ruhepuls liegt hingegen bei irgendwo zwischen 60 und 100 Schlägen pro Minute.
Die Forschung legt außerdem nahe, dass die Herzfrequenz deines Hundes von der Größe, dem Alter und der Rasse abhängt: Zwischen 5 kg schweren Hunden und 55 kg schweren Hunden liegt ein durchschnittlicher Unterschied von 10,5 Schlägen pro Minute. Chihuahuas haben beispielsweise generell eine schnellere Herzfrequenz als größere Hunde.
Und wie sollte sich der Herzschlag deines Hundes anhören? Dr. Siemens meint, er sollte aus zwei Geräuschen bestehen und etwa so klingen wie „Lub-dub“. Der Herzschlag sollte regelmäßig und weder zu schnell noch zu langsam sein.
Symptome einer Herzrhythmusstörung bei Hunden
Die Symptome, die Hunde mit einer Herzrhythmusstörung haben können, hängen möglicherweise von der zugrunde liegenden Erkrankung ab.
Wenn dein Hund an einer Art Herzrhythmusstörung leidet, die zu einer schnelleren Herzfrequenz führt, könnten die folgenden Symptome auftreten:
- Mangelnde körperliche Belastbarkeit, d. h. der Hund macht einen schwachen Eindruck oder wird schnell müde.
- Belastungsintoleranz, d. h. der Hund ist nicht an anstrengenden Aktivitäten wie Gassigehen oder Apportieren interessiert.
- Kurzatmigkeit oder Keuchen.
- Präsynkope, d. h. Benommenheit und Schwindel. Der Hund geht möglicherweise unsicher und seine Hinterbeine sind schwach.
Wenn dein Hund an einer Art Herzrhythmusstörung leidet, die zu einer langsameren Herzfrequenz führt, könnten die folgenden Symptome auftreten:
- Allgemeine Schwäche und extreme Müdigkeit
- Langsamere Bewegungen
- Wirkt leicht weggetreten
- Kollabieren oder in Ohnmacht fallen
Dr. Siemens betont jedoch, dass Hunde selbst bei schweren Herzrhythmusstörungen im Allgemeinen keine Symptome haben. Ihr Verhalten ist trotz der unregelmäßigen Herzfrequenz weitgehend normal.
Wie erkennt man eine Herzrhythmusstörung beim Hund?
Es ist zwar möglich, die Vitalwerte deines Hundes zu Hause zu messen, doch nur dein Tierarzt kann mit Sicherheit feststellen, ob dein Hund eine Herzrhythmusstörung hat.
Ein Tierarzt kann eine Herzrhythmusstörung feststellen, wenn er im Rahmen einer allgemeinen Vorsorgeuntersuchung das Herz des Hundes abhört oder wenn er den Hund wegen einer anderen Erkrankung behandelt. Wenn dein Hund aufgrund seiner Rasse besonders anfällig für Herzrhythmusstörungen ist, kann dein Tierarzt auch ein 24-Stunden-EKG (Elektrokardiogramm), ein sogenanntes Langzeit-EKG, durchführen, um eine etwaige Herzrhythmusstörung festzustellen.
Warum kommt es bei Hunden zu Herzrhythmusstörungen?
Um zu verstehen, wie eine Herzrhythmusstörung entsteht, solltest du dir einen Überblick über die korrekte Funktionsweise des Herzens verschaffen.
So erklärt es Dr. Siemens:
Ein normaler Herzschlag wird durch Schrittmacherzellen im Sinusknoten ausgelöst, ein Bereich im oberen rechten Teil des Herzens. Diese Zellen senden einen elektrischen Impuls durch die Vorhöfe (auf der Oberseite des Herzens) und dann durch den AV-Knoten, einen speziellen Bereich des Erregungsleitungssystems in der Herzmitte. Schließlich fließt der Strom durch die Herzkammern, die kräftigen Muskeln an der unteren Seite des Herzens.
Der elektrische Strom bewirkt, dass sich die Muskelzellen der Herzkammern zusammenziehen. Diese Kontraktion drückt Blut vom Herzen in den Körper und in die Lunge. Wird dieses Erregungsleitungssystem durch eine Krankheit gestört, kann eine Herzrhythmusstörung die Folge sein. Solche Krankheiten sind Beispielweise Herzerkrankungen, Krebs, Elektrolytstörungen oder andere gesundheitliche Probleme, die den Körper stark belasten.
Manchmal ist eine Herzrhythmusstörung eine normale Reaktion auf körperliche Anstrengung, Fieber, Nervosität oder andere Dinge, die zu einer vorübergehend schnelleren Herzfrequenz führen. Auch eine respiratorische Sinusarrhythmie kann dazu führen, dass sich die Herzfrequenz eines Hundes beim Einatmen beschleunigt und beim Ausatmen verlangsamt. Pathologische Arrhythmien sind jedoch nicht normal und müssen möglicherweise behandelt werden.
Häufige Arten von Herzrhythmusstörungen bei Hunden
In der Veterinärmedizin unterscheidet man fünf Haupttypen von Herzrhythmusstörungen bei Hunden. Dazu gehören:
Vorhofflimmern
Die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen ist Vorhofflimmern. Betroffen sind vor allem große bis sehr große Rassen wie Deutsche Doggen, Neufundländer, Labrador Retriever, Mastiffs und Rottweiler.Wenn das Herz deines Hundes strukturell normal ist, zeigen sich bei dieser Art von Herzrhythmusstörung üblicherweise keine erkennbaren Symptome. Mit der Zeit kann der Hund aber eine Belastungsintoleranz entwickeln.
Leidet dein Hund hingegen an einer Kardiomyopathie (einer Vergrößerung des Herzens, die oft mit Vorhofflimmern einhergeht) oder einer anderen zugrunde liegenden Erkrankung, kann es zu folgenden Symptomen kommen:
- Mangelnde körperliche Belastbarkeit
- Lethargie und allgemeine Schwäche
- Appetitlosigkeit
- Kurzatmigkeit
- Husten
- Ohnmacht
Dein Tierarzt kann deinem Hund Medikamente wie Diltiazem, Atenolol oder Digoxin verschreiben, die seine Herzfrequenz verlangsamen. Anschließend beobachtet er den Zustand deines Hundes und prüft, ob das Medikament in der verschriebenen Dosierung auch wirkt.
Ventrikuläre Herzrhythmusstörung
Von dieser Art von Herzrhythmusstörung betroffen sind vor allem Bulldoggen, Boxer und Deutsche Schäferhunde.
Bei manchen Hunden treten ventrikuläre Herzrhythmusstörungen schnell nacheinander auf. Das wird als ventrikuläre Tachykardie bezeichnet und kann Herzklopfen sowie eine schlechtere Durchblutung des Körpers verursachen. Eine verminderte Durchblutung des Gehirns kann schließlich zu einem Kollaps führen. In manchen Fällen löst eine ventrikuläre Herzrhythmusstörung Kammerflimmern aus, was tödlich ist.
Dein Tierarzt kann ein Elektrokardiogramm anordnen, damit die Herzrhythmusstörung genauer diagnostiziert und Behandlungsmöglichkeiten gefunden werden können. Mögliche Medikamente zur Vorbeugung von Kammerflimmern sind Antiarrhythmika wie Sotalol.
Sollte die ventrikuläre Herzrhythmusstörung deines Hundes mit anderen Herzproblemen zusammenhängen, wird empfohlen, diese ebenfalls zu behandeln.
Bei Deutschen Schäferhunden kann eine vererbte ventrikuläre Herzrhythmusstörung im Alter von etwa 12 Wochen auftreten. Da diese Herzrhythmusstörung tödlich verlaufen kann, empfehlen Tierärzte, den Hund genau zu beobachten. Sobald der Hund zwei Jahre alt ist, verschwindet die Herzrhythmusstörung oft von selbst.
Sick-Sinus-Syndrom
Bei dieser Herzrhythmusstörung kann das Herz aufhören zu schlagen. Am häufigsten betroffen sind Dackel, Boxer, West Highland White Terrier, Zwergschnauzer und Cocker Spaniel.
Der Sinusknoten ist der Teil des Herzens, von dem der Herzschlag ausgeht. Eine Fehlfunktion des Sinusknotens kann den Herzschlag stören und eine Herzrhythmusstörung verursachen, bei der das Herz deines Hundes vorübergehend aufhört zu schlagen. Je nachdem, welche Ursache dem Sick-Sinus-Syndrom zugrunde liegt, kann es sowohl einen schnelleren als auch eine langsameren Herzschlag verursachen. Die Herzfrequenz deine Hundes kann sich zeitweise beschleunigen und sich dann wieder verlangsamen.
Wenn das Herz deines Hundes länger als acht Sekunden stillsteht, bricht er zusammen oder wird ohnmächtig – das kann ganz schön erschreckend sein! Aber in den meisten Fällen springt entweder der Sinusknoten wieder an oder ein anderer Teil des Herzens gibt ihm eine „Starthilfe“, sodass das Herz wieder zu schlagen beginnt.
Das Sick-Sinus-Syndrom wird mit einem Herzschrittmacher behandelt, eine heute ganz übliche Operation bei Hunden. Und zum Glück reagieren Hunde normalerweise gut auf Herzschrittmacher.
Herzschrittmacher werden von Veterinärkardiologen implantiert. Zusätzlich werden oft Medikamente empfohlen.
Erregungsleitungsstörungen
Sowohl Hunde als auch Katzen können an Erregungsleitungsstörungen leiden.
In einem gesunden Herzen senden Impulse zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern Befehle an das Herz, sich zusammenzuziehen und Blut durch den Körper zu pumpen. Ohne diese Impulse ziehen sich die Herzkammern nicht zusammen und das Herz hört auf zu schlagen.
Ein Hund mit einer Erregungsleitungsstörung kann einen schwachen Eindruck machen oder kollabieren. Manche entwickeln mit der Zeit eine Herzinsuffizienz.
Wenn dein Tierarzt bei einer Untersuchung Probleme mit der Herzfrequenz deines Hundes erkennt, ist der nächste Schritt ein Echokardiogramm. Falls bei diesem Test eine Erregungsleitungsstörung festgestellt wird, kann ein Veterinärkardiologe deinem Hund einen Herzschrittmacher einsetzen, der die Kontraktion der Herzkammern auslöst und die normale Herzfunktion unterstützt.
Myokarditis (Herzmuskelentzündung)
Eine Myokarditis ist zwar keine Herzrhythmusstörung, kann sie aber verursachen. Oft liegt einer Herzmuskelentzündung ein medizinisches Problem zugrunde. Fachleuten zufolge kann sie mit Virus-, Bakterien- und Protozoeninfektionen in Verbindung gebracht werden; die genaue Ursache wurde jedoch noch nicht gefunden.
Im Allgemeinen sind Hunde mittelgroßer und großer Rassen betroffen. Viele Hunde mit Erregungsleitungsstörungen oder ventrikulären Herzrhythmusstörungen leiden auch an einer Herzmuskelentzündung.
Abgesehen von einer Herzrhythmusstörung zeigen viele betroffene Hunde keine Symptome einer Myokarditis. Im Laufe der Zeit können sich aber folgende Symptome zeigen:
- Schwäche und Ohnmacht
- Mangelnde körperliche Belastbarkeit
- Atembeschwerden
- Schwellung des Bauches
Es handelt sich um eine ernstzunehmende Krankheit, die tödlich ausgehen kann. Aus diesem Grund solltest du regelmäßig mit deinem Hund zum Tierarzt gehen. Wird die Krankheit frühzeitig erkannt, stehen die Überlebenschancen deines Hundes möglicherweise besser.
Wenn dein Tierarzt eine Herzrhythmusstörung feststellt und diese mit einer Myokarditis in Verbindung bringt, kann er die Erkrankung im Auge behalten und Antiarrhythmika oder entzündungshemmende Medikamente wie Kortikosteroide verschreiben.
Welche Heilungschancen haben Hunde, bei denen Herzrhythmusstörungen festgestellt wurden?
Natürlich ist es beängstigend, wenn bei deinem Hund eine Herzrhythmusstörung diagnostiziert wird. Denke aber daran, dass die Diagnose deinem Tierarzt ermöglicht, den Zustand deines Hundes genau zu beobachten. Viele Hunde werden erst gar nicht diagnostiziert und leiden an einer unentdeckten Herzrhythmusstörung, die später oft zum plötzlichen Tod führt.
Eine Herzrhythmusstörung ist kein Todesurteil, doch aufgrund der potenziellen Heilungschancen sollte ein Hund mit einer solchen Diagnose unbedingt behandelt werden. Sowohl Medikamente als auch ein Herzschrittmacher können die Herzfunktion deines Hundes verbessern und seine Chancen auf ein langes und gesundes Leben erhöhen.
Sobald dir Symptome einer Herzrhythmusstörung auffallen, ist es am besten, so schnell wie möglich einen Termin beim Tierarzt zu vereinbaren. Sprich offen über alle deine Bedenken, damit der Tierarzt die richtigen Tests anordnen und gegebenenfalls eine Herzrhythmusstörung oder andere Herzprobleme feststellen kann.
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