- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Verschlingt dein Hund sein Futter so rasant, dass man sich fragen könnte, wieso er eigentlich Zähne hat? Es ist zwar beeindruckend, wie schnell Hunde eine Schüssel Trockenfutter verputzen können, doch es besteht die Gefahr, dass sich dadurch übermäßig viel Gas in ihrem Magen bildet.
Die dabei entstehenden Magenblähungen sind auch als Magendilatations-Volvulus-Syndrom oder Magentorsion bekannt. „Magenblähungen treten auf, wenn sich der Magen mit Gas füllt und ausdehnt. Das kann wiederum dazu führen, dass sich das Organ um die eigene Achse dreht, was sekundäre Komplikationen mit schwerwiegenden Folgen hat“, erklärt Dr. Lindsay Wendt, ganzheitliche Tierärztin und tierärztliche Beraterin der Badlands Ranch.
Obwohl Magenblähungen bei jedem Hund auftreten können, kommen sie bei großen oder riesigen tiefbrüstigen Rassen häufiger vor. Es ist ein sehr ernstes Leiden, das ohne sofortige tierärztliche Behandlung tödlich enden kann.
Wenn dein Hund Magenblähungen entwickelt, kann ein schnelles Handeln ihm das Leben retten. Daher ist es wichtig, die Warnzeichen zu kennen. In diesem Artikel erfährst du nun also, wie man Magenblähungen erkennt und wie sie entstehen, welche Faktoren das Blähungsrisiko eines Hundes erhöhen und was du tun kannst, um diesem Leiden vorzubeugen.
Was sind die Anzeichen von Magenblähungen?
Magenblähungen können ohne Vorwarnung auftreten und dann auch ganz schnell fortschreiten.
Eines der charakteristischen Anzeichen ist der vergebliche Versuch des Hundes, zu erbrechen, bzw. tatsächliches Erbrechen. Der Hund verhält sich möglicherweise so, als würde er sich übergeben, würgt dabei aber nur – oder er erbricht nur eine kleine Menge weißen Schaums.
Dieses Würgen entsteht, weil ein übermäßig aufgeblähter oder verdrehter Magen die Magenklappe blockiert und den Hund daran hindert, seinen Mageninhalt loszuwerden.
Dr. Corinne Wigfall, die Veterinärsprecherin von SpiritDog Training, erklärt uns, dass Tierhalter außerdem auf die folgenden Anzeichen achten sollten:
- Lethargie
- Geschwollener oder harter Bauch
- Anzeichen von Schmerzen, einschließlich Dehnungen, Schwierigkeiten beim Bewegen oder Einnahme der Gebetsposition
- Not
- Erhöhter Speichelfluss oder Sabbern
- Helles Zahnfleisch
- Unruhe
Ohne Behandlung kann es sein, dass der Hund Schwierigkeiten beim Atmen bekommt und schließlich zusammenbricht.
Andere Leiden mit ähnlichen Symptomen
Weitere Leiden, die zu einem aufgeblähten Magen führen können, sind:
- Mesenterialtorsion: Dieses Leiden hat ähnliche Symptome wie Magenblähungen. Ebenso wie Magenblähungen ist es laut Dr. Wigfall lebensbedrohlich und erfordert dringend eine tierärztliche Behandlung sowie einen chirurgischen Eingriff. Sie fügt hinzu, dass die Überlebensrate bei Mesenterialtorsion viel geringer ist als bei Magenblähungen. Der behandelnde Tierarzt wird anhand von Röntgenaufnahmen zwischen den beiden Leiden unterscheiden können.
- Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum (Aszites): Dieses Leiden kann dazu führen, dass der Magen eines Hundes ähnlich aufgebläht aussieht. Laut Dr. Wendt kann ein Tierarzt anhand einer körperlichen Untersuchung zwischen einer Flüssigkeitsansammlung und Magenblähungen unterscheiden und dann die richtige Behandlung empfehlen.
- Tumor im Bauchraum: Ein Tumor kann ebenfalls dazu führen, dass der Bauch eines Hundes aufgebläht aussieht. Aber im Gegensatz zu Tumoren, die über einen längeren Zeitraum wachsen, treten Magenblähungen ganz plötzlich auf, was ein wichtiger Unterscheidungsfaktor ist. „Eine Magenblähung entwickelt sich nicht langsam über Tage oder Wochen“, so Dr. Wendt.
Ursachen für Magenblähungen
Das Futter, das dein Hund hinunterschluckt, wird über die Speiseröhre in den Magen geleitet. Die Enzyme und Säure im Magen zersetzen die Nahrung teilweise, bevor diese durch den Magenpförtner zur weiteren Verdauung in den Dünndarm gelangt.
Normalerweise verläuft dieser Prozess ohne Probleme. Wenn es jedoch zu Magenblähungen kommt, entsteht eine Blockade, die tödlich sein kann.
Magenblähungen entwickeln sich üblicherweise in den folgenden Etappen:
- Der Magen eines Hundes bläht sich mit Gas, Flüssigkeit und Futter auf.
- Wenn sich der Magen über einen kritischen Punkt hinaus aufbläht, dreht er sich um seine eigene Achse.
- Durch diese Magenverdrehung wird die Austrittsstelle in den Dünndarm blockiert.
- Die Blockade zum Dünndarm führt dazu, dass sich noch mehr Gas und Flüssigkeit im bereits aufgeblähten Magen ansammeln.
- Die Blutversorgung des Magens wird unterbrochen, sodass die Magenwand keinen Sauerstoff und andere Nährstoffe mehr erhält, die ihr normalerweise über eine gesunde Durchblutung zugeführt werden.
Welche Faktoren erhöhen das Risiko einer Magenblähung bei Hunden?
„Die genaue Ursache für Magenblähungen ist nicht bekannt“, erklärt uns Dr. Wendt und fügt hinzu, dass die derzeitigen Erkenntnisse auf genetische, anatomische und noch einige andere Auslöser hinweisen.
Zu den Faktoren, die bei Magenblähungen eine Rolle spielen, gehören:
- Alter: Hunde ab sieben Jahren neigen häufiger zu Magenblähungen.
- Gewicht: Hunde mit einem Gewicht von mehr als 45 Kilo haben ein höheres Risiko, Magenblähungen zu entwickeln, auch wenn sie nicht zu den unten aufgeführten gefährdeten Rassen gehören.
- Familienvorgeschichte: Magenblähungen sind wahrscheinlich teilweise auch genetisch bedingt. Man könnte daher versuchen herauszufinden, ob bereits bei einem Verwandten ersten Grades des Hundes – etwa bei einem Elternteil oder Geschwister – Magenblähungen aufgetreten sind.
- Essgewohnheiten: Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass eine bestimmte Fressposition (der Fressnapf steht in erhöhter Lage) sowie sehr schnelles Fressen das Risiko für Magenblähungen bei Hunden erhöhen können. Auch Hunde, die ausschließlich Trockenfutter fressen, haben gegebenenfalls ein höheres Risiko.
- Stress: Wenn etwas passiert ist, das deinem Hund Stress bereitet – etwa eine längere Trennung von dir –, kann dies das Risiko von Magenblähungen erhöhen.
- Vorgeschichte von Darmerkrankungen: Hunde mit einer Vorgeschichte von entzündlichen Darmerkrankungen und anderen Magen-Darm-Problemen können ebenfalls mit höherer Wahrscheinlichkeit unter Magenblähungen leiden.
- Temperament: Hunde mit einem ängstlichen oder nervösen Temperament neigen möglicherweise eher zu Magenblähungen, ebenso wie Hunde mit aggressivem Verhalten.
Welche Hunderassen haben ein höheres Risiko für Magenblähungen?
Zu den Hunderassen, die anfälliger für Magenblähungen sind, gehören:
- Deutsche Dogge
- Weimaraner
- Bernhardiner
- Gordon Setter
- Irish Red Setter
- Mastiff
- Bernhardiner
- Deutscher Schäferhund
- Boxer
- Großpudel
- Dobermann
Vorbeugung von Magenblähungen bei Hunden
Obwohl Experten nicht genau wissen, was Magenblähungen verursacht, haben sie einige Vorbeugemaßnahmen identifiziert, mit denen Haustierhalter das Risiko ihres Hundes senken können.
Einige Tierärzte empfehlen eine prophylaktische oder präventive Operation für Rassen mit dem höchsten Risiko. Bei diesem als präventive Gastropexie bezeichneten Verfahren wird ein Teil des Magens an der Bauchwand befestigt, um eine Verdrehung des Magens zu verhindern.
„Diese Operation wird üblicherweise bei mittelgroßen und extragroßen Rassen zum Zeitpunkt der Sterilisation oder Kastration durchgeführt“, so Dr. Wigfall. Wenn ein Hund bereits kastriert oder sterilisiert wurde, kann der Eingriff jedoch auch nachträglich durchgeführt werden.
Dr. Wigfall weist jedoch darauf hin, dass das Verfahren keine 100-prozentige Erfolgsgarantie bietet. Das heißt, dass ein Hund auch nach der OP Magenblähungen entwickeln kann. Dein Tierarzt kann dir das Verfahren näher erklären, einschließlich der damit verbundenen Risiken und Vorteile.
Ein paar weitere Schritte, um Magenblähungen zu reduzieren:
- Sorge dafür, dass dein Hund eine Stunde vor und nach dem Fressen nicht zu viel Bewegung bekommt. Du solltest also beispielsweise nicht mit ihm laufen oder spazieren gehen bzw. ausgelassen mit ihm spielen.
- Verwende ein Futterpuzzle oder Futterlabyrinth, damit der Hund langsamer frisst.
- Wende dich an deinen Tierarzt, um etwaige Nahrungsmittelallergien, entzündliche Darmerkrankungen oder andere Gesundheitsprobleme behandeln zu lassen.
- Reduziere den Stress im Leben deines Hundes, indem du dafür sorgst, dass es ihm auch in deiner Abwesenheit gut geht. Dafür kannst du ihm eine schöne Hundebox einrichten und Spaziergänge sowie Spielzeit mit einem Hundesitter organisieren.
- Füttere ihm über den Tag verteilt mehrere kleine Mahlzeiten.
Behandlung von Magenblähungen bei Hunden
Wenn du den Verdacht hast, dass dein Hund unter Magenblähungen leidet, solltest du ihn schnellstmöglich zum Tierarzt bringen.
Magenblähungen gehen nicht von alleine weg, betont Dr. Wendt. Der Hund muss umgehend von einem ausgebildeten Fachmann untersucht und behandelt werden. Dieser wird in der Regel Röntgenaufnahmen und Blutuntersuchungen anordnen, um die richtige Diagnose zu stellen.
Dr. Wigfall fügt hinzu, dass Magenblähungen ein echter medizinischer Notfall sind, bei dem ein schnelles Eingreifen von entscheidender Bedeutung ist. Sie erklärt, was du erwarten kannst, nachdem dein Tierarzt Magenblähungen diagnostiziert hat:
- Vor der Operation versucht er möglicherweise, den Druck im Magen abzulassen, indem er einen Trokar (eine Art große Nadel) seitlich in den Bauch einführt, aus dem die Luft entweichen kann. Alternativ könnte er auch versuchen, einen Schlauch in den Magen einzuführen, um das überschüssige Gas freizusetzen.
- Wenn das nicht funktioniert, erhält der Hund vor der Operation eine stabilisierende Behandlung mit Flüssigkeitstherapie, Blutuntersuchung und Schmerzlinderung.
- Bei der Operation selbst wird die Magentorsion gelöst und ein Teil des Magens an der Bauchwand befestigt, um zu verhindern, dass er sich erneut dreht.
- Nach der OP erhält der Hund unter anderem eine Flüssigkeitstherapie, Bluttests und Medikamente zur Schmerzlinderung.
- Er muss wahrscheinlich mindestens zwei bis drei Tage, manchmal sogar eine Woche, in der Tierklinik bleiben.
Aufgrund des Pflegeaufwands und des langen Krankenhausaufenthalts ist diese Behandlung recht teuer. Dr. Wigfall empfiehlt daher dringend, dass man eine Haustierversicherung abschließt, wenn bei dem eigenen Hund ein hohes Risiko für Magenblähungen besteht.
Wie lange dauert es, bis sich Hunde von Magenblähungen erholen?
Wenn der Hund nach der Operation nach Hause zurückkehrt, benötigt er eine umfangreiche Nachsorge.
Dr. Wigfall erklärt, wie man seinen Hund zu Hause pflegt:
- Gib ihm die verschriebenen Medikamente.
- Sorge dafür, dass er solange ruht, bis der Tierarzt grünes Licht für bewegungsintensive Aktivitäten gibt.
- Kümmere dich gut um ihn.
- Lege ihm eine Halskrause an, um eine versehentliche Beschädigung der Operationsstelle zu verhindern.
- Füttere in den ersten Tagen weiches Futter und führe dann nach und nach – entsprechend den Anweisungen deines Tierarztes – die normale Nahrung deines Hundes wieder ein.
Möglicherweise ist eine längerfristige Umstellung der Fütterungsroutine deines Hundes sinnvoll. Du könntest ihn zum Beispiel zweimal täglich mit einem Anti-Schling-Futternapf füttern anstatt einmal täglich aus einem normalen Napf. Dein Tierarzt kann dir je nach den spezifischen Bedürfnissen deines Hundes weitere Ratschläge zur optimalen Fütterung geben.
Magenblähungen erfordern eine schnelle Behandlung
Laut Dr. Wendt deuten verschiedene Studien darauf hin, dass Magenblähungen bei 10 % bis 45 % der Hunde, die dieses Leiden entwickeln, tödlich sind. Auch sagt sie, dass eine sofortige Stabilisierung und Behandlung ihre Genesungschancen verbessern können.
Wenn du die Warnzeichen von Magenblähungen und das Risiko deines Hundes kennst, kannst du dich auf den Ernstfall vorbereiten. Besteht bei deinem Hund ein höheres Risiko, empfiehlt Dr. Wendt zudem, mit deinem Tierarzt über eine prophylaktische Gastropexie zu sprechen, da dieser Eingriff das Leben deines Hundes retten könnte.
Es schadet nie, die Nummer der 24-Stunden-Notfall-Tierklinik in deiner Nähe immer zur Hand zu haben, denn bei Magenblähungen gilt: Je früher dein Hund behandelt wird, desto besser.