- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Mit deinem Welpen die Welt zu erkunden ist nicht immer nur ein spaßiges Abenteuer. Es geht auch darum, ihn zu einem selbstbewussten und glücklichen Hund zu erziehen. Je mehr positive Erfahrungen er jetzt an unterschiedlichen Orten macht, desto entspannter kann er sich im späteren Leben in neuen Situationen verhalten. Dies ist ein wichtiger Teil des Sozialisierungsprozesses bei Welpen im Alter von vier Monaten oder jünger.
Aber wo genau kannst du das üben? Und wie verlaufen diese Ausflüge sicher und mit positivem Ausgang? Mit der Hilfe von Kait Hembree, leitende Trainerin bei GoodPup, haben wir die besten Orte für die Sozialisierung von Welpen herausgefunden. Außerdem bekommst du Tipps, wie du die passenden Ausgangspunkte je nach Charakter und Impfstatus deines Welpen finden kannst, und was du dort unternehmen kannst.
So erkundet ihr neue Orte
Bei der Gewöhnung deines Welpen an neue Orte geht es vor allem darum, dass er sich wohlfühlt, ganz gleich ob ihr einen ruhigen Park, einen belebten Gehweg oder den Tierarzt besucht. Eine schrittweise Gewöhnung, positive Bestärkung und ein wenig Geduld sind ausschlaggebend, damit sich neue Umgebungen in seinen Augen sicher und vertraut anfühlen.
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So gewöhnst du deinen Welpen an neue Orte.
- Fange klein an. Beginne in einer ruhigen, unaufgeregten Umgebung, bevor ihr euch an lebhaftere Gegenden heranwagt. So hilfst du deinem Welpen dabei, sein Selbstbewusstsein aufzubauen, ohne ihn zu überfordern.
- Arbeite mit Leckerlis und Lob. Belohne deinen Welpen, wenn er an neuen Orten auf Erkundungstour geht, schnüffelt und sich frei bewegt. Positive Assoziationen sorgen dafür, dass sich unbekannte Umgebungen aufregend und nicht beängstigend anfühlen.
- Lass ihn das Tempo bestimmen. Vermeide es, deinen Welpen an neue Orte zu zwingen, an denen er sich nicht wohlzufühlen scheint. Gib ihm stattdessen die Gelegenheit, die Situation in eigenem Tempo zu erforschen. Außerdem sollte er immer die Option haben, gehen zu können, wenn er sich nicht wohlfühlt, sagt Hembree.
- Achte darauf, dass die Erfahrungen kurz und positiv verlaufen. Regelmäßige, kurze Besuche an fremden Orten sind effektiver als lange, erschöpfende Ausflüge. Das Ziel ist der Erfolg und kein Stress!
- Sorge sanft für Herausforderungen. Sobald sich dein Hund an einem Ort wohlfühlt, bringst du ihm aufregendere Umgebungen näher, um sein Selbstbewusstsein zu steigern, zum Beispiel Orte mit mehr Menschen, neuen Geräuschen oder anderen Lichtverhältnissen.
- Regelmäßig üben. Je mehr unterschiedliche Situationen du deinem Welpen frühzeitig zeigst, desto anpassungsfähiger wird er mit der Zeit.
Fremder Untergrund
Das Laufen auf unterschiedlichen Bodenbelägen scheint für uns kein großes Ding zu sein, für Welpen stellen sie aber eine ganz neue Welt dar. Von Rasen und Kies bis hin zu glänzenden Fliesenböden – fremde Untergründe sind oftmals überraschend oder gar beängstigend für junge Hunde. Wenn sich dein Welpe frühzeitig auf unterschiedlichen Bodenbelägen wohlfühlt, vermeidest du ein zögerliches oder ängstliches Verhalten in Zukunft.
Hembree empfiehlt, Welpen auf sanfte und belohnende Weise an neue Untergründe zu gewöhnen. „Es hilft, ein paar Leckerlis rund um die besagte Stelle zu verteilen,“ sagt sie. „Wenn sich der Hund langsam wohler fühlt, kann man ein paar Leckerlis direkt auf der Bodenoberfläche und ein paar daneben verteilen. Dadurch überlasst man dem Welpen die Wahl, ob er sich auf dem neuen Untergrund bewegen möchte oder nicht. Das hilft dabei, mehr Selbstbewusstsein in ihm zu wecken, neue Dinge auszuprobieren.“
Diesen Vorgang wiederholst du so oft wie nötig und dein Welpe wird Schritt für Schritt mutiger. Wenn er dann bereitwillig die neue Oberfläche betritt, bestärkst du sein Verhalten mit viel Lob und Belohnungen.
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Checkliste für die Sozialisierung in neuen Umgebungen
Die Checkliste für die Sozialisierung von Welpen ist lang und neue Umgebungen stellen einen der größten Anteile davon dar. Es ist nicht zu vermeiden, dass dein Hund andere Orte kennenlernt als nur deine direkte Nachbarschaft. Er muss an Plätze mit viel Ablenkung gewöhnt werden, zum Beispiel Wanderwege, bewegliche Dinge wie Aufzüge und Autos und auch Gegenden mit vielen Menschen, wie Einkaufszentren.
Hier findest du eine Checkliste der Orte und Bereiche, an die du deinen Welpen gewöhnen solltest.
Außenbereiche
- Parks (ruhige und belebte)
- Gehwege in Wohnvierteln und in der Stadt
- Belebte Kreuzungen mit Verkehrsgeräuschen
- Strände oder Seeufer
- Wanderwege in naturbelassener Umgebung
- Parkplätze mit fahrenden Autos und Einkaufswägen
Öffentliche Räume
- Tierfreundliche Geschäfte
- Tierarztpraxen
- Hundesalons
- Aufzüge, Rolltreppen und Treppenhäuser
Verschiedene Untergrundformen
- Rasen, Erde und Sand
- Metallgitter und Kanaldeckel
- Fliesen und Holzböden
- Teppiche und Läufer
- Pfützen, flaches Wasser und Matsch
- Rutschige Oberflächen wie Linoleum
Laute und belebte Gegenden
- Straßencafés mit Fußgängern
- Wochenmärkte oder Straßenfeste
- Spielplätze mit Kindern
- Baustellen (aus sicherer Entfernung)
- Bahnhöfe oder Bushaltestellen
Außergewöhnliche Erlebnisse
- Gang durch Automatik- und Drehtüren
- Sitzen neben einem Fahrradständer oder Skateboardern
- Besuch bei Freunden mit anderen Tieren
- Fahren in verschiedenen Fahrzeugen (Auto, Bus, Zug)
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Geeignete Orte für die Sozialisierung deines Welpen
Die besten Orte für Sozialisierungsübungen bieten eine Mischung aus vorhersehbaren und neuen Herausforderungen für deinen Welpen. Das sollten Umgebungen sein, in denen der Hund unterschiedlichen Anblicken, Geräuschen und Erfahrungen in einem Tempo ausgesetzt ist, mit dem er gut umgehen kann.
Ein guter Ort zum Üben bietet bei Bedarf genug Rückzugsmöglichkeiten für deinen Welpen, aber auch zu bewältigende Ablenkungen und ganz viele Möglichkeiten zur positiven Bestärkung.
Dein Haus
Dein Haus ist der perfekte Ausgangspunkt für die Sozialisierung. Es ist ein gewohnter und sicherer Ort und hilft deinem Welpen dabei, Selbstbewusstsein aufzubauen, bevor er die Außenwelt kennenlernt. Beginne damit, ihn an verschiedene Räume, Haushaltsgeräusche (wie Staubsauger und Türklingeln) und Besucher zu gewöhnen. Achte aber immer darauf, ihn nicht zu überfordern oder zu überanstrengen.
Das Haus von Freunden
Der Besuch bei lieben Freunden gibt deinem Hund die Gelegenheit, auf kontrollierte Weise neue Orte kennenzulernen. Wenn deine Freunde einen gut erzogenen und geimpften Hund haben, kann das außerdem praktisch sein, um positive Interaktionen mit anderen Tieren zu üben. Achte darauf, dass dein Welpe einen ruhigen Rückzugsort hat, wenn er eine Pause braucht, und zwinge ihn nicht zur Interaktion.
„Wir wollen schnell zu viel und das kann dann dazu führen, dass sich der Welpe nicht zurückziehen oder erholen kann,“ fügt Hembree hinzu. „Wenn dein Welpe lernt, dass du ihm die Wahl überlässt, aus einer für ihn stressigen Situation herauszugehen, stärkt das vor allem eure gemeinsame Bindung.“
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Parks
Parks bieten eine Vielzahl neuer Eindrücke, Gerüche und Geräusche, zum Beispiel Fahrradfahrer, spielende Kinder und andere Hunde oder Wildtiere. Beginne mit einem ruhigen Ort, bevor ihr euch in belebtere Gegenden wagt. Lass deinen Welpen immer an der Leine und arbeite mit Leckerlis, um sein ruhiges Verhalten zu belohnen. Sei vorsichtig, wenn ihr fremde Hunde trefft. Nur weil es sich um einen hundefreundlichen Park handelt, bedeutet das nicht, dass jeder Hund der passende Spielkamerad für deinen Welpen ist.
Hundefreundliche Geschäfte und Einkaufszentren
Tierfreundliche Geschäfte eignen sich wunderbar dazu, deinen Welpen an neue Bodenflächen, Einkaufswägen, automatische Türen und freundliche Fremde zu gewöhnen. Achte immer darauf, dass er sich in der Umgebung wohlfühlt, bevor du ein lebendiges Einkaufszentrum betrittst, und gestalte die Besuche zunächst kurz.
Tierfreundliche Cafés und Restaurants
An diesen Orten kann sich dein Welpe optimal an Menschen, Essensgerüche und den allgemeinen Trubel gewöhnen. Wähle eine ruhige Tageszeit für euren ersten Besuch. Setze ihn nicht zu viel dem direkten Kontakt mit Fremden aus, um ihn nicht zu überfordern.
Auto, Bus oder U-Bahn
Ein wichtiger Teil der Sozialisierung besteht darin, deinen Hund an verschiedene Transportmittel zu gewöhnen, schließlich weißt du nie, ob du ihn nicht irgendwohin mitnehmen musst. Beginne mit kurzen Autofahrten, bevor ihr längere Ausflüge unternehmt. Wenn du mit ihm öffentliche Verkehrsmittel benutzen musst, sollte er die Gelegenheit bekommen, sie zunächst aus sicherer Entfernung zu betrachten, bevor du ihn Schritt für Schritt an Busse, Züge oder U-Bahnen gewöhnst.
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Der Tierarzt
Ein Besuch beim Tierarzt dreht sich nicht immer um Impfungen oder Untersuchungen! Gehe kurz hinein, um den Wartebereich kennenzulernen, ein Leckerli abzustauben und freundliche Interaktionen zu erleben, damit dein Welpe positive Assoziationen mit der Praxis verbindet. All das kann es einfacher gestalten, mit deinem Welpen einen echten Tierarztbesuch wahrnehmen zu müssen. Es gibt viele Tierärzte, die diese Form der Übung begrüßen. Rufe aber kurz vorher an, um herauszufinden, ob es gerade gut passt.
Was ist, wenn dein Welpe nicht vollständig geimpft ist?
Wenn es um die Sozialisierung von Welpen geht, die noch nicht vollständig geimpft sind, warnt die ASPCA davor, dass das Risiko der verpassten Sozialisierung während der wichtigen Sozialisierungsphase manchmal schwerer wiegen kann als das Risiko, darauf zu warten, dass alle Impfungen erfolgt sind.
Jeder Hundebesitzer sollte diese Risiken je nach individueller Situation und Wohngegend am besten selber abwägen. Impfungen sind für die Gesundheit deines Welpen zwar wichtig, seine Sozialisierung in diesen prägenden ersten Monaten kann aber genauso bedeutend für seine Entwicklung und künftiges Verhalten sein.
Aber keine Sorge, laut Hembree gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, deinen Welpen an neue Orte und Erfahrungen zu gewöhnen, ohne ihn Risiken auszusetzen. „Manche meiner Kunden haben sich einfach die Natur ins Haus geholt, angefangen bei Gras über Stöcke bis hin zu Tannenzapfen. Außerdem haben sie andere Menschen darum gebeten, an verschiedene Orte zu gehen, damit die Welpen andere Gerüche an ihnen wahrnehmen können”, fügt Hembree hinzu. „Es gibt viele Möglichkeiten, gleichzeitig Risiken zu vermeiden und deinen Welpen im Freien zu sozialisieren.“
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Laut der American Veterinary Society of Animal Behavior (AVSAB) kann ein Welpenkurs mit Hunden, die zumindest die allerersten Impfungen erhalten haben, eine sichere Möglichkeit sein.
Letztendlich liegt die Entscheidung aber beim Hundebesitzer. Wäge die potenziellen Risiken der eingeschränkten Sozialisierung gegen die Vorteile der Exposition ab und behalte bei sicheren Sozialisierungsübungen immer die Gesundheit und den Impfstatus deines Welpen im Hinterkopf.