- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Hedwig, Casper, Duchesse oder Brie: Egal welchen Namen du deiner weißen Katze gegeben hast, er ist bestimmt genauso außergewöhnlich wie ihr perlweißes Fell. Weißen Katzen mag es zwar an Farbe fehlen, doch sie sind alles andere als monoton. Ähnlich wie ihre Artgenossen mit Calico- und Schildpatt-Muster haben auch reinweiße sowie gefleckte weiße Katzen ihr auffallend gutes Aussehen und ihre einzigartigen Persönlichkeiten ihrer Genetik zu verdanken.
Möchtest du noch mehr interessante Fakten über weiße Katzen erfahren? Dann lies einfach weiter.
Reines Weiß ist die seltenste Fellfarbe bei Katzen
Die meisten Katzen haben die ein oder andere Farbe in ihrem Fell. Ein farbloses Fell ist daher eine echte Seltenheit. Experten zufolge haben weiße Katzen ihre einzigartigen Eigenschaften einem Gen namens „W“ zu verdanken.
„Das weiße Fell entsteht durch einen Mangel an Pigmentierung – es ist also keine Farbe“, erklärt uns Teresa Keiger, Allbreedrichterin bei der Cat Fanciers’ Association (CFA). Es gibt ein Gen namens KIT, und die W-Form von KIT unterdrückt Melanin, so Dr. Hannah Hart, DVM, Veterinärberaterin für Chewy. Das W-Gen kann rezessiv oder dominant sein. Die Gene und ihre Kombination bestimmen, ob eine Katze ein vollständig weißes Fell hat oder ob es mit einem Muster versehen ist. „Nur etwa 5 % aller Katzen haben ein komplett weißes Fell“, erzählt uns Dr. Hart.
Laut Keiger haben weiße Kätzchen mit Kopien des rezessiven W-Gens einen farbigen Fleck auf dem Kopf. „Das ist die Farbe, die das Kätzchen haben würde, wenn das Melanin dazu angeregt würde, Farbe zu produzieren“, erklärt sie. „Er verschwindet, sobald sie ihr erwachsenes Fell bekommen.“
Weiße Katzen haben einzigartige Augenfarben
Wusstest du, dass alle Kätzchen ursprünglich die gleiche Augenfarbe haben – nämlich blau? Augen sind blau, wenn die Pigmentierung in der Iris fehlt. Was man also tatsächlich sieht, wenn man in blaue Augen blickt, so Keiger, sind die reflektierten Farben des Lichts.
Im Alter von etwa vier bis sechs Wochen treten dann bei den meisten Katzen die Melanozyten (die Zellen in der Iris, die Melanin produzieren) in Aktion. Die Pigmentierung der Iris entwickelt sich und eine blauäugige Katze verwandelt sich in eine Katze mit grünen, goldenen oder kupferfarbenen Augen. Je mehr Melanozyten, desto weniger Licht wird reflektiert und desto dunkler sind die Augen einer Katze.
Dank des W-Gens, das die Entwicklung von Melanin maskiert oder reduziert, strahlen die Augen von weißen Katzen in hellen Blau-, Gold-, Grün- und Kupfertönen. Einige von ihnen haben sogar zwei verschiedenfarbige Augen. Hierbei handelt es sich um eine Störung, die als Heterochromie bezeichnet wird. Bei betroffenen Katzen wandern die Melanozyten während des Entwicklungsstadiums nur zu einem Auge, was ihnen ein noch auffälligeres Aussehen verleiht.
Weiße Katzen sind oft taub
Das W-Gen bewirkt darüber hinaus eine Verringerung der Melanin-produzierenden Zellen, die als Melanoblasten bezeichnet werden. Melanoblasten wandern normalerweise zum Katzenohr, wo sie eine große Rolle bei der Aufrechterhaltung und Regulierung des chemischen Gleichgewichts spielen, erklärt Keiger. Ohne Melanoblasten führt ein chemisches Ungleichgewicht dazu, dass die Härchen des Innenohrs absterben und Katzen taub werden.
Etwa 80 % der weißen Katzen mit zwei blauen Augen werden im Alter von etwa vier Tagen taub, da zu diesem Zeitpunkt ihre Innenohrhaare beginnen abzusterben.
Katzen mit weißen Flecken und vollständig weiße Kätzchen mit einem farbigen Fleck auf dem Kopf haben ein geringes bis gar kein Risiko für diese Art von Taubheit. Katzen mit Heterochromie können auf derselben Seite taub sein, auf der sich ihr blaues Auge befindet. Diese Art von Taubheit bei Katzen kann nicht geheilt werden, aber es gibt viele Strategien, um damit im Alltag umzugehen und Katzen mit Taubheit zu trainieren.
Weiße Katzen können einen Sonnenbrand bekommen
„Genau wie wir Menschen können auch Katzen sich einen Sonnenbrand zuziehen“, verrät uns Dr. Hart. Das oben bereits erwähnte Melanin beeinflusst nicht nur die Fell- und Augenfarbe, es schützt die Haut auch vor den schädlichen Auswirkungen von ultraviolettem (UV) Licht.
Alle Katzen können einen Sonnenbrand erleiden, aber weiße Katzen, Katzen mit weißen Flecken und helle Katzen sind aufgrund einer gedrosselten Melaninproduktion am stärksten gefährdet. Besonders anfällig für die Sonne sind bei allen Katzen Bereiche mit wenig bis gar keinem Fell, wie Nase, Ohrspitzen, Mund, Lippen, Augen und Augenlider.
„Zwischen 10 und 16 Uhr ist die Sonnenstrahlung am intensivsten. Man sollte also den Aufenthalt im direkten Sonnenlicht in diesem Zeitraum stark begrenzen, um einem Sonnenbrand vorzubeugen“, empfiehlt Dr. Hart. Wenn sich deine Katze also liebend gern den ganzen Tag in der Sonne rekelt, empfiehlt Dr. Hart UV-Schutzfolie an den Fenstern anzubringen und deine Katze nur in den Morgen- und/oder Abendstunden nach draußen zu lassen. In den wärmeren Monaten kannst du auch Sonnencreme auf deine Katze auftragen, um zu verhindern, dass sie sich verbrennt.
Sonnenbrand, auch als Dermatitis solaris bekannt, ist für Katzen nicht nur unangenehm. Eine wiederholte und längere Sonnenexposition kann Hautkrebs, wie etwa Plattenepithelkarzinom, verursachen. Diese Krankheit ist schmerzhaft und kann sogar tödlich verlaufen. Sie ist jedoch vermeidbar, indem du deine Katze im Haus behältst und vor schädlichen Strahlen schützt.
Wenn deine Katze trotzdem einen Sonnenbrand bekommt, ist es wichtig, haustiersicheres Aloe-vera-Gel auf die betroffenen Stellen aufzutragen. Wenn du keines hast, ist es immer am besten, einen Tierarzt zu konsultieren.
Weiße Katzen gehören nicht alle derselben Rasse an
Möglicherweise sind dir einige der bekanntesten Rassen geläufig, die weiße Katzen hervorbringen, aber tatsächlich „kann man bei vielen Rassen neben Farben und Mustern auch ein einfarbiges weißes Fell beobachten“, sagt Keiger. Im Folgenden nennen wir einige der beliebtesten Rassen mit weißem Fell.
Khao Manee
Ihr Name bedeutet wörtlich „wie weiße Diamanten“. Wahrscheinlich bezieht sich der alte thailändische Name auf das schimmernde weiße Fell und die glitzernden Augen der Rasse, doch tatsächlich kostet diese seltene weiße Katze auch so viel wie ein Diamant. Khao Manee ist laut Keiger die einzige Katzenrasse, der es komplett an Farbe mangelt. Ihr Fell ist immer reinweiß.
Türkisch Angora
Keiger zufolge wurde früher angenommen, dass Türkisch Angora immer ein rein weißes Fell tragen – ab den späten 70er Jahren ließen Katzenliebhaber jedoch ihre wahren Farben durchscheinen. Die mittel- bis langhaarige Rasse gibt es in allen möglichen Fellschattierungen, von reinem Weiß über Schwarz, Blau und Creme bis hin zu Schildpatt, Tabby und zweifarbig.
Persische Sprache
Perserkatzen stehen auf den Listen der beliebtesten Katzenrassen durchweg ganz oben. Und schon 1684 konnten die Menschen nicht widerstehen, sie in Hieroglyphen zu verewigen. Doch warum sind sie so beliebt? Es könnte daran liegen, dass sie mit ihren knuffigen Gesichtern und ihrem flauschigen Fell einem Marshmallow sehr ähneln – besonders wenn sie reinweiß sind.
Rex-Katzen
Je nachdem, wen man fragt, gibt es ungefähr acht Rex-Katzenrassen. Sie sind typischerweise an ihrem lockigen, gewellten Fell oder (manchmal) an ihrem Mangel an Fell zu erkennen. Mit etwas Glück kann man einer LaPerm, Cornish, Selkirk oder Devon Rex mit einem glänzenden weißen Fell begegnen.
Türkisch Van
Dass Katzen Wasser nicht mögen, ist kein Mythos. Die Türkisch Van jedoch zeigt uns, dass bestimmte Rassen Ausnahmen von der Regel darstellen. Die wegen ihrer Liebe zum Wasser auch als „Schwimmkatze“ bezeichnete Türkisch Van hat einen reinweißen Oberkörper sowie einen farbigen Kopf und Schwanz.
Weiße Katzen sind keine Albinos
Albinokatzen sind weiß, aber eine weiße Katze ist nicht automatisch ein Albino. Dr. Hart erklärt, dass Albinokatzen kein Melanin produzieren. „Weiße Katzen können dunkle Augen oder dunkle Flecken auf ihren Pfoten oder Nasen haben. Sie haben etwas Melanin und auch eine Pigmentierung – halt nur weniger als Katzen mit dunklerem Fell“, fügt sie hinzu. Im Vergleich dazu haben Albinos rötliche oder hellblaue Augen, hellrosa Haut und weißes Fell.
Ebenso wie die Maskierung von Melanin ist das vollständige Fehlen von Melanin genetisch bedingt – es wird jedoch durch ein völlig anderes Gen verursacht.
Weiße Katzen gelten als Glücksbringer
Wenn du deine weiße Katze als eine Art Glücksbringer betrachtest, bist du nicht allein. „In Russland besteht der Aberglaube, dass eine weiße Katze im eigenen Zuhause Reichtum und Wohlstand bringt“, erzählt Dr. Hart. In anderen Teilen der Welt ist es üblich zu hoffen, dass man einer weißen Katze über den Weg läuft.
Weiße Katzen werden als schüchtern oder ruhig empfunden
Die Fellfarbe von Katzen regt den Menschen dazu an, ihnen eine bestimmte Persönlichkeit zuzuschreiben. Zum Beispiel gelten Katzen mit Calico-Muster als verschmitzt und gesprächig. Manche denken, weiße Katzen seien schüchterner oder ruhiger als ihre farbenfrohen Artgenossen. „Im Vereinigten Königreich findet man den Glauben, dass weiße Katzen nachtragender sind als Katzen mit anderen Fellfarben“, verrät uns Dr. Hart. Es gibt jedoch keinen eindeutigen Beweis dafür, dass die Fellfarbe Aufschluss über die Persönlichkeit oder Eigenheiten einer Katze gibt.
Viele fiktive Katzen sind weiß
Weiße Katzen sind keine Seltenheit in Film und Fernsehen. In Disneys „Aristocats“ zum Beispiel streifen die weißen Türkisch Angora Duchesse und Marie zur Melodie von „Katzen brauchen furchtbar viel Musik“ durch Paris. Auch der Kater des Anime-Charakters Sailor Moon, Artemis, trägt kurzes weißes Fell und hat strahlend blaue Augen. Und obwohl weiße Katzen als reine und unschuldige Wesen gelten, werden sie doch auch als böse Haustiere gecastet – so etwa die langhaarige Perserkatze Mr. Bigglesworth in Austin Powers oder Ernst Stavro Blofelds böse Schoßkatze in der James-Bond-Serie. Last, but not least sollten wir auch Hello Kitty erwähnen, obwohl diese eigentlich ein britisches Cartoon-Mädchen sein soll, keine Katze.
Weiße Katzen haben im White House gewohnt
So mancher US-Präsident entschied sich dafür, passend zur Farbe des Weißen Hauses dort eine weiße Katze zu halten. Siam war der Name der ersten weißen White-House-Katze – die Siamkatze des 19. US-Präsidenten, Rutherford B. Hayes. Obwohl nicht reinweiß, war Siam die erste einer Handvoll Siamkatzen, die durch die Flure des Weißen Hauses streifen durften – gefolgt von Gerald Fords Shan und Jimmy Carters Misty Malarky Ying Yang. Das weißeste Fell von allen hatten die Türkisch Angora des 25. Präsidenten, William McKinley, namens Enrique DeLome und Valeriano Weyler.