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Katzen sind flink, energiegeladen und temperamentvoll – alles Eigenschaften, die bei Hunden ganz unterschiedliche Reaktionen auslösen können. Dabei gibt es zwei Reaktionsmuster, die man nicht ignorieren sollte: wenn dein Hund deine Katze starr mit seinem Blick fixiert oder wenn er ihr gegenüber aggressiv ist.
„Aggressivität bei Hunden hat fast immer einen Grund“, erklärt uns Dr. Alex Schechter, DVM, von der Tierklinik Burrwood Veterinary. „Viele denken, dass es für Hunde ganz natürlich sei, Dingen hinterherzujagen, aber es ist tatsächlich eine Frage der Erziehung.“ Um Aggressionen in den Griff zu bekommen, ist es gut, wenn du die bisherige Geschichte deines Hundes kennst. Alternativ kannst du mit der Hilfe von zertifizierten Trainern lernen, wie du Feindseligkeit gegenüber Katzen unterbindest. Wie uns Dr. Schechter in diesem Artikel verrät, ist positive Verstärkung der Schlüssel zu einer harmonischen Koexistenz.
Egal, ob du mit einem noch nicht sozialisierten Welpen zusammenlebst oder mit einem älteren Hund, der regelmäßig Katzen jagt, empfehlen Experten wie Nicole Vento, CCPDT-KA, von der Calm Canine Academy, sich an einen zertifizierten Trainer zu wenden. Dies gilt insbesondere dann, wenn du andere Anzeichen von Aggression, wie Beißen, Knurren oder Anspringen beobachten kannst. Der richtige Trainer wird laut Dr. Schechter rücksichtsvolle und ethische Trainingsansätze anwenden.
So unterbindest du aggressives Verhalten von Hunden gegenüber Katzen
Möchtest du deinem Hund beibringen, deine Katze besser zu behandeln? Laut den von uns befragten zertifizierten Trainern, die angst- oder gewaltfreie Methoden anwenden, ist eine Kombination aus Management- und Trainingsstrategien die beste Herangehensweise. Wenn du anfängst, deinen Hund zu sozialisieren, damit er weniger aggressiv ist, denk daran, ihn niemals unbeaufsichtigt zu lassen – besonders wenn er Zeichen von Angst, Reaktivität oder Jagdverhalten zeigt.
Diese Strategien sind auch dann hilfreich, wenn du einen neuen Hund oder Welpen adoptiert hast und frühzeitig jegliche Aggressionen gegenüber deiner Katze verhindern möchtest. „Wenn du deinen Hund von klein auf ermutigst, anderen Tieren gegenüber freundlich zu sein, dann wirst du keine Probleme haben“, fügt Dr. Schechter hinzu.
1. Arbeite mit einem zertifizierten Trainer zusammen, der sich auf gewaltfreie, positive Verstärkung spezialisiert hat
Positive Verstärkung und gewaltfreie Methoden können dazu beitragen, dass dein Hund während des Trainings nicht erneut traumatisiert wird. „Wenn man mit Bestrafung arbeitet, kann man das Problem unter Umständen noch weiter verschärfen“, mahnt Rachel Forday, VSA-CDT, Trainerin bei Dog at Heart.
Sie empfiehlt auch, einen Hundetrainer zu finden, der die Körpersprache von Hunden und Katzen lesen kann. „Wenn man die emotionale Erfahrung beider Tiere versteht, ist das sehr hilfreich, um diese Situationen zu verbessern.“
2. Schaffe eine Möglichkeit, deine Tiere voneinander getrennt zu halten
„Das könnte ein Babygitter oder ein Laufstall zwischen zwei Räumen sein, eine Hundebox oder einfach separate Zimmer, in denen die Tiere sicher und voneinander getrennt eingeschlossen werden können“, empfiehlt Vento. Ziel ist es dabei, negative Interaktionen zwischen Hund und Katze zu verhindern.
„Eine andere Management-Strategie besteht darin, der Katze einen Katzenbaum oder eine erhöhte Plattform bereitzustellen, damit sie sich bei Bedarf außerhalb der Reichweite des Hundes bewegen kann“, fügt Forday hinzu.
Foto von GlobalP/iStock
Machst du dir Sorgen, dass deine Haustiere in ihrer Freiheit eingeschränkt werden? Dann kannst du einen Zeitplan aufstellen, damit jedes Haustier einen bestimmten Raum zu festen Zeiten frei nutzen kann. Du könntest zum Beispiel deine Katze nachts rauslassen, während dein Hund in deinem Schlafzimmer in einer Hundebox schläft.
3. Finde heraus, warum dein Hund Katzen gegenüber aggressiv ist
Ein zertifizierter Trainer kann dir helfen, den Sinn hinter dem Verhalten deines Hundes herauszufinden, und dir geeignete Befehle und Management-Strategien für die jeweilige Situation an die Hand geben. Wenn dein Hund zum Beispiel reaktiv ist, weil er mit jemandem spielen will, könntest du versuchen, seinen Spieltrieb mithilfe von Spielzeug umzuleiten. Ist dein Hund jedoch aus Angst heraus aggressiv, musst du möglicherweise zuerst mehrere Gehorsamsverhalten bestärken.
Im Folgenden findest du einige der häufigsten Gründe für aggressives Verhalten gegenüber Katzen:
- Frustration durch unbefriedigten Spieltrieb (Reaktivität)
- Besitzergreifendes Verhalten (Reaktivität oder Aggression, je nach Intensität)
- Hütetrieb (Reaktivität)
- Angst (Aggressivität)
- Ausgeprägter Beutetrieb (Aggressivität)
Laut Joseph Ryan, CPDT-KA und zertifizierter Trainer für nicht angstbasierte Methoden von Patrick’s Pet Care, hängt die Definition von Reaktivität und Aggression oft vom Kontext ab. „Als ‚aggressives Verhalten‘ kann man viele verschiedene Verhaltensweisen beschreiben, die nur im jeweiligen Kontext als unangemessen bewertet werden“, erklärt Ryan. „Der Begriff Reaktivität wird verwendet, um eine anormale Reaktion eines Hundes auf eine alltägliche Situation zu beschreiben. Die Reaktion muss nicht per se ‚aggressiv‘ sein, sondern kann sich aus vielen verschiedenen Verhaltensweisen zusammensetzen.“
4. Kümmere dich vor dem Training um die Bedürfnisse und das Stresslevel deines Hundes
„Die therapeutische Bereicherung hilft Hunden, sowohl ihre geistigen als auch ihre physischen rassespezifischen Bedürfnisse zu erfüllen“, erklärt Vento. Dazu gehört zum Beispiel, dass du mit deinem Hund Sport treibst und ihm Zeit zum Spielen sowie Spielzeug gibst, mit dem er seine Bedürfnisse zum Hüten oder Jagen befriedigen kann. So versteht er, dass es eine Zeit gibt zum Spielen, eine zum Trainieren und eine zum Entspannen. Wenn er zwischen diesen drei Konzepten unterscheiden kann, wird er zukünftig möglicherweise ruhiger auf deine Katze reagieren.
Achte auf zusätzliche reaktive Verhaltensweisen, die den Stress deines Hundes erhöhen – zum Beispiel, wenn er sich dazu genötigt fühlt, auf Geräusche in eurem Zuhause mit Bellen zu reagieren. Unter Umständen müsst ihr erst an diesen Verhaltensweisen arbeiten, damit dein Hund die nötige Gelassenheit entwickelt, bevor er in der Gegenwart deiner Katze neue Befehle lernen kann.
5. Warte ab, bis dein Hund problemlos auf Trainingsbefehle reagiert
„Bevor du eine Katze ins Spiel bringst, solltest du eine für den Hund ruhige und entspannende Umgebung schaffen“, rät Forday. Nachdem dein Hund zuverlässig auf deine Befehle reagiert, kannst du Ablenkungen wie anderes Spielzeug, Menschen oder Futter in euer Training einbringen. Erst danach kannst du nach und nach auch deine Katze einbinden.
Meda macht es sich unter einem Stuhl bequem. Foto von Christal Yuen
Es empfiehlt sich, das Training zunächst im Innenbereich und ohne Ablenkungen durchzuführen, um das Gelernte erst später im Freien anzuwenden. Wenn dein Hund auf Spaziergängen oder bei euch zu Hause gerne auf Katzenjagd geht, kann euer anfängliches Trainingsprogramm Folgendes beinhalten:
- Rückruf (mit Ablenkungen): „[Haustierbesitzer, die] den Rückrufgehorsam ihres Hundes im Kontext einer Reihe verschiedener Ablenkungen wie Menschen, Futter und Spielzeug bestärken, haben bessere Chancen, ihren Hund durch Rückruf von einer Katze wegzurufen“, erklärt Vento.
- Bleib: Mit dem Bleib-Befehl sagst du deinem Hund, wohin er gehen soll. Wenn dieser Befehl ausreichend bestärkt wurde, kann er dem Hund zudem helfen, in Gegenwart einer Katze entspannt zu bleiben. Eine Kombination aus gutem Rückruf- und Bleib-Gehorsam ist besonders hilfreich, um Interaktionen zwischen Hund und Katze zu verhindern.
- „Look At That“ (Kuck mal da): Dieses Spiel von Leslie McDevitt’s Control Unleashed hilft Hunden, positive Gefühle für eine Katze zu entwickeln. „Mithilfe von Look At That kann unser Hund uns auf ruhige Weise vermitteln, dass er eine Katze sieht, und sich dann stattdessen mit uns beschäftigen. Auch hierbei ist es wichtig, mit Bedacht vorzugehen. Man sollte bei diesem Training anfangs mit einem Auslöser arbeiten, der für den Hund neutral ist und der sich in einer Entfernung befindet, bei der der Hund noch nicht reagiert“, sagt Forday.
Die richtigen Werkzeuge, wie z. B. eine Leine oder ein Schutzgitter, helfen deinem Hund, sich während des Trainings zu konzentrieren. Solltest du dir Sorgen machen, dass er beißen könnte, kannst du ihm während des Trainings einen Maulkorb anziehen. Wenn Beißen ein richtiges Problem darstellt, arbeite bitte mit einem Trainer zusammen.
6. Vermeide auf Bestrafung basierende Trainingsansätze
Vento warnt vor Bestrafungen während der Trainingseinheiten, besonders wenn die Katze in der Nähe ist. So auch Forday: „[Hunde] reagieren möglicherweise nur deshalb aggressiv, weil sie denken, sie müssten sich verteidigen. Vielleicht haben sie in der Vergangenheit eine beängstigende Erfahrung durchgemacht: etwa einen Angriff durch eine Katze oder Bestrafungen bzw. Schmerzen in der Gegenwart einer Katze.“
Bestrafungen sorgen für Verwirrung in den Trainingseinheiten, und es besteht die Gefahr, dass dadurch die Aggression deines Hundes gegenüber Katzen verstärkt oder auf dich umgeleitet wird. „Wenn du mit einem sehr sozialen oder leicht erregbaren Hund arbeitest, kann Bestrafung das Problem noch verstärken“, warnt Vento.
7. Sei proaktiv, nicht reaktiv
Einer der größten Fehler, die Haustierbesitzer machen können, besteht darin, ihre Haustiere einander zu früh vorzustellen oder den Kennenlernprozess zu übereilen. „Wenn Haustiere völlig uneingeschränkt miteinander interagieren können, führt das oft dazu, dass mindestens eines davon von Beginn der Beziehung an eine oder mehrere schlechte Erfahrungen macht“, mahnt Vento.
Ein weiterer Fehler wäre es, erst einmal abzuwarten, wie dein Hund oder deine Katze reagieren, anstatt eine Interaktion zu verhindern. Wenn du befürchtest, dass dein Hund deine Katze jagen wird, ist es am besten, die Aufmerksamkeit deines Hundes umzulenken, bevor er deine Katze bemerkt.
8. Zwinge deinen Hund nicht zum Training
Natürlich möchtest du, dass dein Hund und deine Katze sich möglichst schnell gut verstehen, aber an manchen Tagen haben deine Haustiere vielleicht gar keine Lust auf Training – und das ist in Ordnung.
„Du solltest deinen Hund nicht zwingen, ruhig liegen zu bleiben“, sagt Forday. Wenn du deinen Hund dazu zwingst, sich in der Gegenwart eines für ihn potenziell angstauslösenden Objekts auf den Boden zu legen, kann dies euer Vertrauensverhältnis erschüttern. Du solltest stattdessen herausfinden, wie nah deine Katze an deinen Hund höchstens herankommen darf, damit er sich noch immer wohlfühlt. Anschließend kannst du Trennelemente einsetzen, damit dieser Abstand auch eingehalten wird.
An diesem Punkt sollten wir anerkennen, dass diese ganze Situation mit zwei Haustieren, die sich gegenseitig anfeinden, auch für dich stressig sein kann. Wenn du eine Pause einlegst (während deine Haustiere voneinander getrennt sind), kannst du neue Kräfte sammeln, um besser auf die Trainingseinheit am nächsten Tag vorbereitet zu sein.
Anzeichen von Aggression und Reaktivität bei Hunden gegenüber Katzen
Basierend auf unseren Recherchen ist Aggressivität bei Hunden gegenüber Katzen oft ein Ergebnis eines ausgeprägten Raubtierinstinkts (z. B. Jagen oder Zuschnappen) und/oder von Angst. „Wenn dein Hund aggressives Verhalten zeigt, ist es an der Zeit, einen Termin mit einem Fachmann zu vereinbaren, der dir helfen kann, die Situation so zu bewältigen, dass niemand verletzt wird“, rät Dr. Schechter.
Im Folgenden haben wir weitere potenziell problematische Verhaltensweisen von Hunden aufgeführt, einschließlich Angaben dazu, wann sie als reaktiv oder aggressiv gelten. Beachte, dass dein Hund möglicherweise abweichende Reaktionen hat und die Hilfe eines Trainers benötigt.
Verhalten und Anzeichen | Reaktivität | Aggression |
Fokus und Fixierung auf eine Katze oder Weigerung, eine Katze anzusehen | ✓ | ✓ |
Springen oder Ziehen | ✓ | ✓ |
Aufgerichtetes Nackenfell | ✓ | ✓ |
Bellen | ✓ | ✓ |
Futterverweigerung | ✓ | ✓ |
Unfähigkeit, in der Nähe des Auslösers zur Ruhe zu kommen oder zu schlafen | ✓ | ✓ |
Gähnen, blinzelnde Augen oder Nasenlecken | ✓ | ✓ |
Gefletschte Zähne | ✓ | |
Versteifung des Körpers | ✓ | |
Tiefes Knurren | ✓ | |
Mit der Schnauze stoßen (mit geschlossenen Lippen) | ✓ | |
Beißen oder Schnappen | ✓ | |
Besitzergreifendes Verhalten (Spielzeug oder Futter) | ✓ | |
Anspringen | ✓ | |
Jagen | ✓ | ✓ |
„Wenn dein Hund aus heiterem Himmel gewalttätiges Verhalten zeigt, solltest du ihn zum Arzt bringen, um medizinische Probleme auszuschließen“, rät Dr. Schechter. Schmerzen sowie Angst vor Schmerzen sind häufige Gründe, warum Hunde sprunghaft reagieren. Möglicherweise braucht dein Hund Medikamente gegen Schmerzen – oder zur Regulierung seines Stressniveaus.
Manche Hunde können in der Nähe einer Katze so stark erregt sein, dass ein Gehorsamstraining unmöglich ist. Medikamente wie Trazodon können den Serotoninspiegel deines Hundes positiv beeinflussen, damit er ruhig genug ist, um das gewünschte Verhalten zu üben.
Wie lange dauert es, bis du deinem Hund und deiner Katze vertrauen kannst?
Es ist schwer zu sagen, wie schnell zwei Haustiere sich aneinander gewöhnt haben und sich problemlos zusammen im gleichen Raum aufhalten können. Um die Aggression eines Hundes gegenüber Katzen zu unterbinden – egal ob drinnen oder draußen –, erfordert es ein kontinuierliches Training und Management. Bei einigen Hunden kann es bis zu sechs Wochen dauern, bei anderen sogar mehrere Monate.
Du musst hierbei auch bedenken, wie lange dein Hund dieses reaktive oder aggressive Verhalten bereits manifestiert hat, bevor du mit dem Training begonnen hast. Je länger dein Hund Katzen gegenüber aggressiv war, desto länger müsst ihr trainieren.
Vier Monate Bleib- und Desensibilisierungstraining ermöglichen es Meda und Hazel, friedlich nebeneinander zu leben. Foto von Christal Yuen
Anstatt einen Zeitplan aufzustellen, empfiehlt Vento, dass man das Verhalten von Katze und Hund beobachten sollte. „[Sie sollten] mehrere Monate lang konstant im grünen Bereich sein (siehe Zonen auf Aggressionsleiter von Hunden), bevor man sie unbeaufsichtigt lassen kann.“ Andernfalls riskiert man eine unerwünschte Reaktion, was ein erneutes Training erfordern könnte.
Vergiss nicht, auch deine Katze zu „trainieren“
Wenn sie stundenlang zusehen muss, wie dein Hund ein Leckerli nach dem anderen bekommt, könnte deine Katze eifersüchtig werden. Belohne deine Katze mit Leckerlis dafür, dass sie deinen Hund ansieht, damit auch sie positive Gefühle zum Hund entwickelt. Ziel ist es, langsames Blinzeln seitens deiner Katze (ein Zeichen der Zufriedenheit) und einen sanften Augenkontakt seitens deines Hundes zu belohnen und zu fördern.
Als Haustierbesitzer mit zwei Hunden und einer Katze habe ich in der Vergangenheit viele Stunden damit verbracht, auf dem Boden sitzend Leckerlis an meine Katze, meinen Welpen und meinen älteren Hund zu verteilen. Meinen Welpen kann ich zwar noch nicht alleine lassen, doch mein älterer Hund und meine Katze sind heute in der Lage, die Grenzen des jeweils anderen zu respektieren und friedlich im gleichen Zimmer zu schlafen.