- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Eine Trübung der Augenlinse in einem oder beiden Augen deiner Katze könnte bedeuten, dass deine Katze an einer fortschreitenden Augenkrankheit namens Grauer Star (Katarakt) leidet. Bei Katzen sieht das anfangs oft aus wie kleine grauweiße Flecken, die sich nach und nach ausdehnen und die gesamte Linse eintrüben.
Von Grauem Star spricht man, wenn die Augenlinse eingetrübt ist. Die Augenlinse filtert das Licht, das auf die Netzhaut und den Sehnerv trifft. Die Trübung verhindert, dass Licht in die Netzhaut eintritt. Mit der Zeit erleidet die Katze also einen Sehverlust – doch es gibt wirksame Behandlungsmöglichkeiten.
Jede Katze, unabhängig von Alter oder Rasse, kann von Grauem Star betroffen sein. Mögliche Ursachen sind chronische Gesundheitsprobleme wie Bluthochdruck, Augeninfektionen und -entzündungen, traumatische Augenverletzungen und ein hohes Alter.
In diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte über Grauen Star bei Katzen, seine Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.
Was verursacht Grauen Star bei Katzen?
„Katarakte kommen bei Katzen deutlich seltener vor als bei Hunden“, so Dr. Casey Robinson, DVM, Spezialist für Tieraugenheilkunde und Area Medical Director von IndeVets.
Er führt aus, dass Katarakte, die durch Krankheiten oder Infektionen verursacht wurden, Schmerzen verursachen und zu schwerwiegenden sekundären Augenproblemen wie einem Glaukom führen können.
Während eine der Hauptursachen für Katarakte bei Hunden Diabetes ist, ist es bei Katzen am häufigsten einfach Teil der natürlichen Alterung. Ohne zugrunde liegende medizinische Ursache tritt Grauer Star im Durchschnitt im Alter von etwa neun Jahren auf.
Bei älteren Katzen, die unter altersbedingtem Grauem Star leiden und keine gesundheitlichen Komplikationen haben, kann sich langsam ein größerer Grauer Star entwickeln, der jedoch keine schmerzhaften Nebenwirkungen verursacht. Grauer Star bei älteren Katzen ist also kein Grund zur Sorge, solange dein Tierarzt ein medizinisches Problem als Ursache ausschließen kann.
Weitere mögliche Ursachen für Katarakte bei Katzen sind:
Infektion oder Entzündung am Auge (Uveitis)
Uveitis oder eine Augenentzündung ist laut Dr. Robinson die häufigste Ursache für Grauen Star bei Katzen. Bei Katzen ist eine Entzündung am Auge häufig auf ein Problem an einem anderen Körperteil zurückzuführen. Aus der Forschung wissen wir, dass Uveitis mit Folgendem zusammenhängt:
- Bakterielle Infektionen und Pilzinfektionen
- Felines Leukämievirus (FeLV)
- Felines Immundefizienz-Virus (FIV)
- Feline infektiöse Peritonitis (FIP)
- Toxoplasmose
Genetik
Auch bei jungen Katzen und Kätzchen kann sich Grauer Star bilden.
Sogenannte juvenile hereditäre Katarakte können auf Unterernährung zurückzuführen sein, werden jedoch häufig direkt durch Mutationen oder genetische Variation verursacht. Aufgrund der Gene ihrer Rassen können bei der Russisch Blau, der Perserkatze und der Bengalkatze auch erblicher Grauer Star entstehen.
Traumatische Verletzung am Auge
Tiefe Kratzer und Stichwunden am Auge können zur Bildung von Grauem Star beitragen. Wenn die Linse perforiert oder verletzt wurde, steigt die Wahrscheinlichkeit dafür.
So erkennst du, ob deine Katze Grauen Star hat
Das Hauptsymptom von Grauem Star bei Katzen ist eine ausgeprägte Trübung des Auges. Dieser grauweiße Schleier kann die Hornhaut und die farbige Iris teilweise oder vollständig bedecken.
Manche Krankheiten wie nukleare Sklerose ähneln Grauem Star. Bei nuklearer Sklerose kommt es zum Abbau von Proteinen und zur Verklumpung der Gewebefasern in der Augenlinse. Nukleare Sklerose führt manchmal auch zu einer Trübung des Auges, aber nicht zu ernsthaften Sehproblemen.
Änderungen im Verhalten
Katzen können ihre Schmerzen gut verbergen, meint Dr. Geri Katz, DVM, Mitglied der American Association of Feline Practitioners und Gründerin der Katzenklinik Aristokatz. Oft äußern sich Schmerzen und Unwohlsein als Änderungen im Verhalten.
Wenn Grauer Star noch nicht im Auge sichtbar ist, könnte die betroffene Katze an vertrauten Orten vorsichtig und unruhig wirken. Bei einer Katze mit Katarakt könnte dir Folgendes auffallen:
- Die Katze hat Schwierigkeiten, ihren Futter- und Wassernapf und die Katzentoilette zu finden
- Ihr Gleichgewicht ist schlechter, sie schätzt Sprünge falsch ein oder stürzt
- Sie stößt gegen Möbel oder andere Gegenstände
Wann du tierärztlichen Rat einholen solltest
Dr. Robinson rät Katzenbesitzern, sich regelmäßig die Augen ihrer Katze anzusehen. Bei Veränderungen in den Augen, zum Beispiel Ausfluss, Rötungen oder Eintrübungen, solltest du einen Termin beim Tierarzt vereinbaren, empfiehlt er.
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist der wirksamste Weg, um Katarakte festzustellen, die Ursache zu finden und das krankheitsbedingte Erblinden zu verlangsamen oder vollständig zu verhindern.
Können Katzen mit Grauem Star trotzdem ein erfülltes, glückliches Leben führen?
Generell gilt, dass sich Katzen mit Sehverlust ohne allzu große Schwierigkeiten oder Probleme anpassen können. Ihre anderen Sinne wie Tast-, Hör- und Geruchssinn werden nämlich stärker, wenn sie ihre Sehkraft verlieren.
Viele Tierärzte, darunter auch Dr. Robinson und Dr. Katz, sind sich einig, dass blinde Katzen genauso ein langes und glückliches Leben führen können wie sehende Katzen.
So verbesserst du die Lebensqualität einer blinden Katze
Katzen sind super darin, einen Plan ihrer Umgebung im Kopf abzuspeichern – das gilt auch, wenn sie teilweise oder vollständig erblindet sind!
Aus diesem Grund ist es wichtig, der Katze eine gewisse Beständigkeit zu bieten. Wer einen sehbehinderten Vierbeiner hat, muss sicherstellen, dass Futter, Wasser, die Katzentoiletten und das Spielzeug immer am gleichen Ort sind.
Dr. Robinson empfiehlt außerdem, blinde Katzen mit einem Mikrochip zu versehen und sie im Haus zu halten. Wenn die Katze die frische Luft und die Gerüche von draußen genießt, könntest du es auch mit einem Außengehege versuchen. Er schlägt vor, Gefahrenbereiche wie unbekannte Treppen mit einem Schutzgitter oder anderen Möbelstücken abzusichern, damit die Katze nicht versehentlich stürzt oder sich verletzt.
Muss Grauer Star bei Katzen behandelt werden?
Unbehandelt führt Grauer Star bei Katzen nach einiger Zeit zu einem Verlust der Sehkraft und in manchen Fällen zur vollständigen Erblindung. Betroffene Katzen genießen jedoch trotzdem eine hohe Lebensqualität, sofern der Graue Star nicht durch ein medizinisches Problem ausgelöst wurde.
Wie schnell der Graue Star fortschreitet, unterscheidet sich je nach Ursache, dem Alter der Katze und ihrem Gesundheitszustand. Bei einer FIV-positiven Katze mit hohem Blutdruck und bestehenden Netzhautproblemen kann der Graue Star schneller wachsen als bei einer älteren Katze ohne weitere Erkrankungen.
Dein Tierarzt kann dich über den möglichen Verlauf des Grauen Stars und die Behandlungsoptionen informieren, doch garantierte Aussagen über die Entwicklung der Erkrankung kann er nicht treffen.
Wenn du Anzeichen von Augenproblemen bei deiner Katze bemerkst, solltest du laut Dr. Robison und Dr. Katz sofort einen Tierarzt hinzuziehen. Die Augen deiner Katze sind empfindliche Organe. Bleiben Gesundheitsprobleme unbehandelt, können sie schnell zu schweren Schäden führen, die möglicherweise irreversibel sind.
Unbehandelt kann Grauer Star zu Folgendem führen:
- Glaukom
- Linsenluxation
- Netzhautablösung
- Entzündungen
- Sehverlust oder Erblinden
Mit einer rechtzeitigen Behandlung kann man jedoch dem Schlimmsten vorbeugen. Wenn der Graue Star aufgrund eines gesundheitlichen Problems wie Bluthochdruck entstanden ist, sollte die Katze Medikamente gegen dieses Problem bekommen. So können das Fortschreiten des Grauen Stars verlangsamt und schmerzhafte Nebenwirkungen gelindert werden, erklärt Dr. Robinson.
Gibt es eine medikamentöse Behandlung?
Es gibt keine Medikamente, die Katarakte heilen können. Tierärzte können nichtsteroidale Entzündungshemmer in Form von Augentropfen verschreiben, um die Entzündung zu lindern. Dadurch können jedoch weder bestehende Katarakte geheilt noch Glaukome verhindert werden.
Für rezeptfreie Optionen wie N-Acetyl-Carnosin-Augentropfen gibt es nur wenige klinische Studien. Außerdem werden diese Produkte nicht wie zugelassene Medikamente reguliert und es gibt kaum Nachweise über ihre Wirksamkeit.
Kataraktoperationen bei Katzen
Nur durch eine Operation ist Grauer Star reversibel. Ein frühzeitiger chirurgischer Eingriff ist die wirksamste Möglichkeit, um Katarakte rückgängig zu machen, das Sehvermögen der Katze wiederherzustellen und sekundären Gesundheitsproblemen vorzubeugen.
Derzeit gibt es keine nicht-invasive, nicht-chirurgische Behandlung des Grauen Stars. Aufgrund der hohen Erfolgsquote gilt eine Operation zur Behandlung des Grauen Stars (Phakoemulsifikation) in der Fachwelt als die beste Behandlungsmethode, so Dr. Robinson.
Mit dieser Operation lassen sich Katarakte nicht nur in über 90 % der Fälle erfolgreich behandeln, es ist auch ein sicheres Verfahren für Katzen jeden Alters und stellt die Sehkraft der Katze sofort wieder her. Allerdings sind Katzen mit bestimmten Erkrankungen im Augeninneren keine guten Kandidaten für diese Operation, da ihre bestehenden Erkrankungen dadurch schlimmer werden könnten.
Eine Phakoemulsifikation dauert etwa eine Stunde. Die Katze erhält eine Vollnarkose, dann werden kleine Schnitte in die Hornhaut und die Linse gemacht. Es wird ein Instrument eingeführt, das Ultraschallschwingungen erzeugt, die den Grauen Star aufbrechen und ihn aus dem Auge entfernen. Der tierärztliche Augenarzt schließt den Eingriff ab, indem er eine künstliche Linse einsetzt.
Unter Umständen kann die Katze noch am selben Tag nach Hause zurückkehren.
Wie hoch sind die Kosten?
Die Kosten für diese Operation können je nach Land und den individuellen Umständen und Bedürfnissen der Katze variieren. In den USA liegen sie bei zwischen 2.000 $ und 8.000 $.
Viele Haustierversicherungen decken Augenoperationen ab. Davon können aber Kataraktoperationen ausgenommen sein, falls der Graue Star durch eine bereits bestehende Erkrankung ausgelöst wurde. Wirf also zunächst einen Blick in deine Versicherungsunterlagen und sieh nach, ob dein Vertrag den Eingriff abdeckt.
Nebenwirkungen der Operation
Während der Genesungsphase nach der Operation kann deine Katze leichte Nachwirkungen haben. Behalte die Nebenwirkungen im Auge und wende dich an einen Tierarzt, wenn du eine Verschlimmerung bemerkst.
Hier sind einige Beispiele für Nachwirkungen:
- Leichte Lichtempfindlichkeit
- Zusammenkneifen der Augen in den ersten 24 Stunden nach der OP
- Rötungen im Weiß der Augen oder um die Nähte in den Augen
- Weißer, farbloser, hellgelber oder rosafarbener Ausfluss einige Tage nach der OP
Dein Tierarzt informiert dich vor der Operation über mögliche Komplikationen und problematische Nebenwirkungen.
Zu den vorübergehenden, harmloseren Komplikationen gehören:
- Geschwüre rund um die Einstichstelle
- Infektion
- Entzündung (Uveitis)
Zu den seltenen, aber schwerwiegenden Komplikationen gehören:
- Netzhautablösung
- Fehler an der Operationsstelle
- Synechie (Verklebung von Geweben)
Nachsorge nach der Operation
Wie die Genesung verläuft, ist von Katze zu Katze verschieden. Bis zur vollständigen Genesung kann es zwischen vier und acht Wochen dauern.Im Rahmen der Nachsorge bekommt die Katze in der Regel sowohl topische als auch orale Medikamente, um ein Trauma an der Operationsstelle zu verhindern. Damit es nicht zu postoperativen Komplikationen kommt, muss die Katze mehrmals zur Nachuntersuchung beim tierärztlichen Augenarzt.
Die folgenden Behandlungen kannst du in der Genesungsphase erwarten:
- Tägliche orale Medikamente und Augentropfen in den ersten zwei Wochen nach der Operation
- Postoperative Nachkontrolle am Tag nach der Operation
- Nachkontrollen alle paar Wochen nach der Operation
- Jährliche Augenuntersuchungen
- Langzeittherapie mit entzündungshemmenden Medikamenten
Schenke deiner Katze während der Genesung viel Liebe und Streicheleinheiten und achte darauf, dass sie sich in Ruhe entspannt!