- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Kannst du dich noch an den Tag erinnern, an dem du deinen Hund das erste Mal nach Hause gebracht hast? Du hast wahrscheinlich noch ziemlich klar vor Augen, ob er mit dem Schwanz gewedelt, sich nervös umgesehen oder sich einfach nur freudig verhalten hat. Aber erinnert sich dein Hund noch an dieselben Dinge? Das Kurzzeitgedächtnis von Hunden ist flüchtig und ihr Langzeitgedächtnis ähnelt eher einem Netz aus Assoziationen als einem filmähnlichen Gedächtnis.
Die Details sind uns dahingehend nicht allzu klar, sagt Dr. Joel Ehrenzweig, Tierarzt und Forscher für geriatrisches Gedächtnis und Alter am Veterinary Health Research Center. Doch dein Hund erkennt dich definitiv und erinnert sich an dich. Wahrscheinlich weiß er nicht mehr den genauen Moment, als ihr euch getroffen habt, aber er verbindet dich mit positiven Gefühlen, Leckerli, Spielen und allen guten Dingen, die damit zusammenhängen, dass er Teil deiner Familie ist.
Erfahre hier mehr über die Erinnerung deines Hundes und wie du diese noch schöner gestalten kannst!
Wie funktionieren die Erinnerungen von Hunden?
Wenn wir an Erinnerungen denken, handelt es sich dabei meist um die Fähigkeit, einen Moment aus der Vergangenheit detailliert nachzuempfinden. Man spricht hier von episodischen Erinnerungen. Hunde erleben Erinnerungen auf eine etwas andere Weise. Sie verlassen sich weniger auf Momente, sondern eher auf Assoziationen mit ihren Emotionen (an diesem Ort habe ich mich ängstlich, glücklich oder nervös gefühlt) oder ihren Grundbedürfnissen (als das passiert ist, habe ich Futter bekommen).
Das bedeutet aber nicht, dass sich dein Hund nicht an dich erinnert. Stattdessen verbindet er dich mit positiven Gefühlen und Erfahrungen und nicht mit spezifischen Erlebnissen.
Wenn du zum Beispiel an eine Gassi-Runde mit deinem Hund denkst, fallen dir vielleicht spezielle Details zu diesem Spaziergang ein (Wetter, Weg, Outfit).
Für Hunde ist die Gassi-Runde nicht die Erinnerung an einzelne Details, sondern dreht sich darum, was für ihn dabei herausgekommen ist. Gab es Leckerli? Wurde er gestreichelt? Hat er mit anderen Hunden gespielt? Letztendlich werden diese Emotionen mit dir in Verbindung gebracht, was dazu beiträgt, eine positive Verbindung zu deinem Hund aufzubauen.
Woran erinnern Hunde sich bei uns?
Ein MRT vom Gehirn zeigt, dass Hunde eine ähnliche Gehirnanatomie haben wie wir Menschen. Der größte Unterschied zwischen deinem Gehirn und dem deines Hundes? Hunde verfügen über ein ausgeprägteres Geruchssystem (also der Teil des Gehirns, der für den Duftsinn verantwortlich ist).„Der Geruchssinn von Hunden ist phänomenal,“ erklärt Ehrenzweig. „Er ist der größte Auslöser für Erinnerungen.“ Außerdem können Hunde mitunter auch die Gesichter anderer Hunde und Menschen wieder erkennen, doch das spielt in ihrer Erinnerung keine so große Rolle wie zum Beispiel der Klang einer Stimme.
Zusammengefasst stellen diese Faktoren erkennbare Marker für Hunde dar, die dich mit positiven Emotionen und Ergebnissen in Verbindung bringen, selbst wenn ihr euch eine Weile nicht gesehen habt. Du musst dir also keine Sorgen machen, dein Hund würde dich nach äußeren Veränderungen wie einer Verletzung oder Operation nicht mehr erkennen.
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Wie lange erinnern Hunde sich an Menschen?
Dein Hund erinnert sich vielleicht nicht mehr im Detail an die Dinge, die ihr miteinander unternommen habt, und wahrscheinlich weiß er auch nichts Genaues mehr über seine Welpenzeit. Tatsächlich hat dein Hund wahrscheinlich sogar vergessen, dass du gerade das Haus verlassen hast. Sein Kurzzeitgedächtnis reicht nämlich nur etwa zwei Minuten zurück.
Aber keine Sorge, die Assoziationen mit dir bleiben ihm ein Leben lang erhalten. Ehrenzweig meint, dass Hunde Menschen und Tiere sogar wieder erkennen können, die sie seit Jahren nicht gesehen haben. Sie trauern auch um den Verlust anderer Haustiere oder Menschen und können unter Trennungsangst leiden, wenn man sie für längere Zeit alleine lässt.
Leider wird die Erinnerung des Hundes mit dem Alter immer schlechter. Ehrenzweig erklärt, dass etwa 60 % der Tiere Anzeichen von kognitivem Abbau zeigen, also eine Art Alzheimer bei Tieren. Dies betrifft in der Regel mittelgroße und kleine Hunderassen ab einem Alter von acht Jahren und große Hunderassen ab etwa fünf Jahren. Neben Änderungen im Verhalten wird auch der Geruchssinn von Hunden im Rahmen des kognitivem Abbaus des Hundes schlechter, so dass es ihm schwerer fällt, Erinnerungen zu formen und abzurufen.
Erinnern sich Hunde an schlechte Erfahrungen?
Basierend auf vergangenen Erlebnissen können Hunde positive und negative Assoziationen bilden. Hunde, die zum Beispiel in der Vergangenheit schlecht behandelt wurden, zeigen Anzeichen von Furcht oder Angst, wenn sie in eine ähnliche Situation geraten, auch wenn sie sich nicht an Details dieses Traumas erinnern können. Das bedeutet nicht unbedingt, dass sie jemanden vermissen oder sich bewusst an ein Erlebnis erinnern. Stattdessen verbinden sie einen Trigger (einen Ort, eine Aktivität oder sogar Körpersprache) mit negativen Gefühlen.
Du kannst deinem Hund dabei helfen, diese negativen Assoziationen zu überwinden, indem du sie durch positive ersetzt. Diese Trainingsmethode nennt sich Desensibilisierung und Gegenkonditionierung und kann folgendermaßen aussehen.
- Konfrontiere deinen Hund vorsichtig mit dem negativen Trigger
- Belohne ihn für seinen Fortschritt
- Gehe sanft und langsam vor
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Kann ich die Erinnerung meines Hundes verbessern?
Du kannst gute Erinnerungen für deinen Hund aufbauen, indem du so viele positive Assoziationen wie nur möglich für ihn schaffst. Allerdings kann es sein, dass er sich an manche dieser schönen Momente nicht erinnert. So verbesserst du die Erinnerungsfähigkeit deines Hundes. Mit diesen Tricks fällt es deinem Hund leichter, sich an schöne Erlebnisse zwischen euch beiden zu erinnern.
- Belohne gutes Verhalten
- Übernimm eine aktive Rolle in der Grundversorgung (Füttern und Gassigehen)
- Nimm dir Zeit für gemeinsame spaßige Aktivitäten
- Trainiere sein Gehirn mit Rätseln und Spielen