- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Gibt dir dein Hund Pfötchen, knufft dich mit dem Kopf an oder winselt, wenn du dich zum Essen hinsetzt? Benimmt er sich immer so, als würde er dahin siechen oder verhungern, sobald du etwas zu Essen in der Hand hast? Klingt so, als hättest du einen Hund, der gerne bettelt. Aber warum betteln Hunde um Essen, wenn sie doch ihr eigenes Futter haben, und was kannst du dagegen tun?
Mit aller Wahrscheinlichkeit ist dein Hund nicht einfach nur hungrig. Er hat vermutlich gelernt, dass du ihm, wenn er es nur richtig kommuniziert (denke nur an den typischen Hundeblick), seinen Wunsch erfüllst, dein Essen zu kosten.
Wenn du diese Situation kennst, können wir dir helfen. Wir haben mit Nicole Kohanski gesprochen, zertifizierte Hundetrainerin, Tierverhaltensexpertin und Gründerin von Wiggle Butt Academy, um professionelle Tipps zum Thema Betteln bei Hunden zu bekommen. Außerdem beschäftigen wir uns damit, wann Betteln zum Problem wird und wann nicht, und wie du dieses Verhalten in den Griff bekommst.
So lernen Hunde, um Futter zu betteln
Hunde erlernen das Betteln, indem ihr Verhalten bestärkt wird. Du musst dir das in etwa so vorstellen: Wenn du deinem Hund einen neuen Befehl beibringst, zum Beispiel „Schütteln“ oder „Sitz“, belohnst du ihn jedes Mal dann mit einem köstlichen Leckerli, wenn er den Befehl ausführt, um ihn dazu zu bewegen, dies immer wieder zu tun. Das Betteln funktioniert ganz genauso. Jedes Mal, wenn dein Hund dich mit seinen großen, braunen Augen anblickt und du ihm etwas von deinem Essen oder einfach Aufmerksamkeit schenkst, lernt er, dass Betteln funktioniert.
Kohanski erklärt dass Trainer diese Form der Interaktion als „das Gesetz der Wirkung“ bezeichnen. Vereinfacht gesagt? Von wünschenswerten Ergebnissen gefolgte Verhaltensweisen werden wahrscheinlicher wiederholt.
Hier sind einige Faktoren, die mit hineinspielen.
Soziale Interaktion
Manche Hunde betteln einfach um deine Aufmerksamkeit, selbst wenn du nichts zu Essen hast. Dir fällt vielleicht auf, dass dein Hund eher dazu neigt, wenn du gerade in ein Gespräch vertieft bist oder, Gott bewahre, dich mit einem anderen Tier beschäftigst (was für eine Frechheit!).
Um diesem Verhalten entgegenzuwirken, solltest du darauf achten, dich ausreichend mit deinem Hund zu beschäftigen und ihm im Laufe des Tages genug Bereicherung zu bieten. Wenn du später Gäste zu Besuch hast, plane einfach im Voraus. Unternimm vorher einen langen Spaziergang und beschäftige deinen Hund zum Beispiel mit einem Rätselspielzeug, wenn der Besuch da ist.
Hunger
Es kann aber auch sein, dass dein Hund wirklich Hunger hat, wenn er dich beim Essen belästigt. Wenn dein Hund normalerweise nicht zum Betteln tendiert, dies aber plötzlich tut, solltest du dir vielleicht darüber Gedanken machen, ob dein Hund genug Futter bekommt, vor allem wenn du vor Kurzem das Futter gewechselt hast oder sich dein Hund gerade im Wachstum befindet.
Neugier
Manchmal sind Hunde einfach nur neugierig, was du auf dem Teller hast oder was du gerade machst. Vielleicht sammeln sie bloß Informationen und lassen dich alleine, wenn ihre Neugier befriedigt wurde.
Stress
Es gibt Hunde, die aus Stress- oder Angstgründen betteln. Wenn dein Hund deine Routine kennt, legt er möglicherweise Bettelverhalten an den Tag, bevor du das Haus verlässt, vor allem wenn das in der Vergangenheit bereits dazu geführt hat, dass du deine Pläne geändert hast.
So wissen Hunde, wen sie anbetteln können
Hunde erkennen nicht unbedingt, welche Menschen ein besonders großes Herz oder eine Schwäche für sie haben, aber sie erinnern sich daran, wenn sie mit jemandem eine positive Erfahrung gemacht haben. Außerdem entwickeln sie Assoziationen mit Menschen, die dafür gesorgt haben, dass sie sich glücklich und zufrieden gefühlt haben, und sie können die Körpersprache und den Tonfall einer Person deuten.
Und wenn eine bestimmte Person (absichtlich oder nicht) das Bettelverhalten deines Hundes bestärkt hat, wendet er sich selbstverständlich an sie, wenn er etwas haben möchte.
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So hältst du deinen Hund vom Betteln ab
Um Hunde vom Betteln abzubringen, empfiehlt Kohanski einen dreistufigen Ansatz:
- Bestärkung einstellen
- Vermeide Gelegenheiten, in denen es zu diesem Verhalten kommt (durch Management)
- Andere gewünschte Verhaltensweisen bestärken
Bestärken unterbinden
Der erste Schritt, deinen Hund vom Betteln abzubringen, ist das Ignorieren oder Ablenken seines ungewünschten Verhaltens. Wenn dein Hund dir also seine Pfote hinstreckt, dich mit dem Kopf anstupst oder dich anspringt, reagiere nicht so, dass sein Wunsch nach Futter, Aufmerksamkeit oder Interaktion erfüllt wird. Es ist wichtig, dass alle Mitglieder des Haushalts (und Gäste) darauf achten, sein Verhalten nicht zu bestärken.
Management einsetzen
Kohanski empfiehlt außerdem, die Umgebung deines Hundes zu managen und umzustellen, damit er gar nicht die Chance dazu hat, zu betteln. Installiere zum Beispiel ein Hundegitter oder setze ihn in eine Transportkiste mit einem Kuscheltier, während du am Tisch sitzt.
Du könntest auch die Futterzeiten deines Hundes umstellen, um sie an deine Essenszeiten anzupassen. Wenn dein Hund satt ist, wenn du gerade isst, fühlt er sich vielleicht nicht zum Betteln hingezogen.
Neue Verhaltensweisen beibringen
Als Nächstes solltest du deinem Hund beibringen, was er anstelle des Bettelns tun sollte. Er könnte lernen, an einen bestimmten Ort zu gehen, zum Beispiel auf eine Decke, in ein Körbchen oder eine Kiste, wenn du dich zum Essen hinsetzt.
Vielleicht ist es dir auch lieber, wenn er sich hinsetzt oder hinlegt, anstatt dich anzuspringen oder dir die Pfote zu geben, wenn du anderes im Kopf hast. Das Ziel besteht darin, das neue Verhalten mit Leckerli, Lob und anderen Dingen, die dein Hund mag, zu bestärken, damit er es hoffentlich wiederholt.
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Ist Betteln immer ein Problem?
Wenn es dir nichts ausmacht, dass dein Hund bettelt, dann ist es auch kein Problem. Kohanski merkt an, dass Betteln ihrer Erfahrung nach nicht zu Verhaltensstörungen wie dem Bewachen von Ressourcen führt. Denke aber immer daran, dass es Momente geben kann, in denen das Betteln unerwünscht ist, beispielsweise in Gegenwart von Gästen oder beim Essen in einem hundefreundlichen Restaurant. Kleine Kinder oder ältere Menschen könnten sich außerdem erschrecken oder verletzen, wenn sie ein Hund anspringt oder mit der Pfote anstupst.
Denke immer daran: Hunde machen, worin sie bestärkt werden. Sie wissen nicht unbedingt, in welchem Kontext sich etwas gehört und in welchem nicht. Deshalb ist es nicht fair, das Betteln zu belohnen und dann unzufrieden mit dem Hund zu sein, wenn er es in Situationen tut, in denen es nicht angemessen ist.
Was du aber tun kannst, so Kohanski, ist, das Betteln mit einem Stichwort zu verbinden. So erhältst du mehr Kontrolle über dieses Verhalten. Du könntest deinem Hund Befehle wie „Schön hinsetzen“ oder „Lieb fragen“ beibringen und ihn dann damit belohnen, was er haben möchte, zum Beispiel etwas Leckeres zu Essen oder Zuneigung.
Was ist, wenn mein Hund Hunger hat?
Wenn dein Hund einfach Hunger hat, solltest du ihm Zugang zu seinem eigenen Futter verschaffen und dafür sorgen, dass er genug bekommt. Leben mehrere Hunde im Haushalt, ist es außerdem wichtig, darauf zu achten, dass jeder Hund die ihm zugeteilte Menge frisst.
Kohanski fügt hinzu, dass dein Hund möglicherweise mehr Futter am Abend braucht, wenn er einen besonders aktiven Tag erlebt hat, beispielsweise nach einer langen Wanderung oder nachdem er Schwimmen war. Ein Fitnesstracker für Hunde kann dir dabei helfen, Tage zu erkennen, an denen dein Hund aktiver war als sonst.
Dies sind Anzeichen dafür, dass dein Hund mehr Futter braucht:
- Kürzlicher Gewichtsverlust
- Untypisches Betteln
- Die Rippen werden sichtbar
- Lethargie oder Energielosigkeit
- Trockenes oder stumpfes Fell
- Erhöhte Wasseraufnahme
Wenn du dir nicht sicher bist, ob dein Hund ein gesundes Gewicht hat, sieh dir den Körperzustandswert deines Hundes an und sprich wie immer mit einem Tierarzt. Er kann dir dabei helfen, herauszufinden, was dein Hund braucht, oder ob er einfach mehr fressen sollte.