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- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Hat dein Hund manchmal das Bedürfnis, Knochen oder andere Gegenstände zu vergraben? Möglicherweise findest du dieses Verhalten amüsant oder liebenswert. Sobald allerdings deine Blumenbeete oder Sofakissen bei diesem Wühleifer zu Schaden kommen, wird es lästig. Dann fragst du dich wahrscheinlich, warum dein Hund überhaupt Knochen, Leckerlis und Spielzeug im Garten – oder in Stapeln frisch gewaschener Wäsche – vergraben will.
Seine Leidenschaft zum Buddeln und Vergraben ist hauptsächlich den Instinkten deines Hundes zu verdanken. Hunde haben dieses Verhalten von ihren wilden Vorfahren geerbt, die überschüssige Nahrung für schlechte Zeiten versteckten.
„Hunde können auch aus anderen Gründen graben, zum Beispiel aus Langeweile, weil sie den Garten eines Nachbarn erreichen oder fliehen wollen“, so Dr. Kristyn Echterling-Savage, zertifizierte Tierverhaltensforscherin und Gründerin von Beyond The Dog.
In diesem Artikel erfährst du nun mehr darüber, wieso dein Hund dieses Verhalten so schwer ablegen kann. Wir haben mit Experten geredet, um die wissenschaftlichen Ursachen näher unter die Lupe zu nehmen.
Wieso versteckt ein Hund Knochen?
Die Tendenz, „Schätze“ zu vergraben, kann sich auf unterschiedliche Weise manifestieren. Hunde vergraben fast alles, was sie für wertvoll halten und für später aufbewahren möchten – was möglicherweise erklärt, warum ein buddelfreudiger Dackel Spielzeug unter seinem Hundebett oder Trockenfutter in der Sofaritze versteckt.
Es gibt einige Erklärungen für dieses Hundeverhalten:
- Sie lieben ein Objekt: „Dass Hunde Knochen vergraben, könnte mit dem Wert der Ressource und der Tendenz zum Ressourcenschutz zusammenhängen“, erklärt Dr. Echterling-Savage. Will heißen: Hunde vergraben alles, was sie für wertvoll halten, um es vor Raubtieren und Dieben zu schützen. Das Verhalten könnte also besonders dann auftreten, wenn ein Hund sich sein Zuhause mit anderen Haustieren teilt, sofern diese potenzielle Konkurrenz bei ihm den Drang auslöst, wertvolle Besitztümer zu verbergen.
- Sie wollen spielen: Ein gelangweilter Hund könnte einen Knochen vergraben, weil er seine Menschen zum Spielen auffordern möchte. „Manche Hunde vergraben Knochen oder andere Gegenstände, einfach weil sie es lustig oder unterhaltsam finden“, erklärt Tierarzt Dr. Tehreem Puri. „Das Buddeln ist für sie ein tolles Ventil, um Energie loszuwerden und ihre Neugier zu befriedigen“, sagt sie.
- Sie sind ängstlich: In manchen Fällen graben Hunde, um Angst oder Stress abzubauen. „Dieses Verhalten kann häufiger bei Hunden auftreten, die längere Zeit allein gelassen werden oder unter Trennungsangst leiden“, erklärt Puri.
- Ihre Rasse neigt zum Graben: Die Rasse eines Hundes könnte eine Rolle bei seiner Neigung zum Graben spielen, erklärt uns Dr. Echterling-Savage. So könnten zum Beispiel einige Jagdhunde, die speziell darauf gezüchtet wurden, Beute in unterirdischen Höhlen zu jagen, eher zum Graben neigen. Rassen mit bekannter Neigung zum Buddeln sind Zwergschnauzer, Terrier, Dackel, Basset Hounds, Beagles und Bloodhounds.
- Sie buddeln einfach gern: Es ist nicht immer möglich, den genauen Grund für das Verhalten eines Hundes zu ermitteln – und das ist in Ordnung. Für viele Hunde ist das Graben eine unheimlich unterhaltsame Beschäftigung – also einfach nur ein toller Zeitvertreib.
Ist das Vergraben von Dingen ein evolutionär bedingtes Verhalten?
Viele Verhaltensweisen von Hunden sind auf ihre Abstammung zurückzuführen – so auch das Vergraben von Knochen. Obwohl sich Haushunde weit von ihren frühen Vorfahren, den Wölfen, weiterentwickelt haben, und sich Vergleiche zu diesen nicht immer als nützlich erweisen, kann man bezüglich des Vergrabens doch behaupten, dass es über die Generationen vererbt wurde, erklärt uns Dr. Echterling-Savage.
In freier Wildbahn horten Hunde ihr Futter an mehreren Orten, statt einen großen Vorrat in nur einem Versteck aufzubewahren. Ihr Ziel ist es dabei, Nahrung für magerere Zeiten – wenn die Beute knapp wird – aufzubewahren.
Natürlich müssen unsere Haustiere keine Futtervorräte mehr anlegen, um zu überleben, doch ihr Instinkt könnte sie trotzdem dazu verleiten.
„Das Verhalten hat wahrscheinlich überdauert, weil es Hunden in bestimmten Situationen einen Überlebensvorteil verschafft hat“, vermutet Dr. Puri. „Während für viele Haushunde Futterknappheit kein Problem darstellt, vergraben sie dennoch instinktiv Knochen – das ist für sie ein natürliches Verhalten.“
Indem sie ihr Futter vergraben, schützen Wildhunde es jedoch nicht nur vor Aasfressern, sondern sie sorgen auch dafür, dass es länger frisch bleibt, da es es unter der Erde vor Sonnenlicht und Hitze geschützt ist. Je tiefer ein Hund gräbt, desto kälter ist der Boden. Ein solches unterirdisches Versteck ist also eine Art natürlicher Kühlschrank.
Erinnern sich Hunde daran, wo sie ihre Knochen vergraben haben?
Hunde haben einen unglaublich starken Geruchssinn, sodass sie ihre versteckten Schätze mit ein bisschen Herumschnüffeln problemlos aufspüren können. Die Nase eines Hundes verfügt über bis zu 300 Millionen Geruchsrezeptoren (deine Nase hat nur etwa 6 Millionen), und seine Nasenlöcher funktionieren unabhängig voneinander. Dank dieser einzigartigen Nasenanatomie können Hunde nicht nur erkennen, was sie riechen, sondern auch, woher der Geruch kommt.
Ihre Nasen sind also wahre Wunder der Natur – ihr Magen-Darm-Trakt hingegen nicht so sehr. Im Vergleich zu ihren wilden Vorfahren haben Haushunde nämlich ein deutlich empfindlicheres Verdauungssystem. Buddeln sie vergrabene Gegenstände wieder aus, ist das noch eine weitgehend harmlose Tätigkeit; handelt es sich dabei jedoch um verderbliche Gegenstände wie Knochen, die sie auch noch versuchen zu fressen, dann wird es gefährlich. Deshalb sollte man als Haustierbesitzer dafür sorgen, dass der eigene Hund seinen Knochen möglichst direkt verputzt.
Auch sollte man ihn überwachen, während er an seinem Knochen kaut. Als allgemeine Faustregel gilt: Nach 10–15 Minuten sollte man dem Hund Knochen und Kauartikel wieder wegnehmen. Außerdem sollte man ihm keine gekochten Knochen geben und stattdessen rohe Knochen verfüttern oder ihm nichtessbare Kausnacks geben.
Sollte man Hunde davon abhalten, Knochen zu vergraben?
Das Eingraben von Knochen kann in folgenden Fällen zum Problem werden:
- Der Hund gräbt so heftig, dass er sich die Pfoten aufkratzt.
- Der Hund gräbt in der Nähe von giftigen Rasenchemikalien oder Substraten mit scharfen Kanten, wie Steinen.
- Der Hund zerstört Garten oder Möbel.
Um deinen Hund von einem problematischen Buddelverhalten abzuhalten, empfehlen unsere Experten:
- Biete ihm mit Lebensmitteln gefüllte Spielzeuge an, um durch Langeweile verursachtes Graben zu unterbinden.
- Gib ihm regelmäßig anderes Spielzeug, um Langeweile zu verhindern.
- Gib deinem Buddler ein Grab-Puzzle-Spielzeug.
- Befestige Maschendraht an deinem Zaun (und im Boden), um Fluchtversuche zu verhindern.
- Gib deinem Hund jeden Tag viel Aufmerksamkeit und sorge dafür, dass er ausreichend Bewegung bekommt.
- Wende dich bei Bedarf an einen Tierarzt oder zertifizierten Tierverhaltensforscher, um weitere Ratschläge zu erhalten.
Obwohl es Möglichkeiten gibt, das Buddelverhalten eines Hundes zu unterbinden, sollten wir noch einmal darauf hinweisen, dass es sich hierbei um eine natürliche Verhaltensweise von Hunden handelt. Du könntest deinen Vierbeiner also ruhig weitermachen lassen, solange er dabei nichts in deinem Haus oder Garten kaputt macht.
Dr. Echterling-Savage versichert uns gegenüber, dass grundsätzlich nichts Schlimmes daran ist, wenn Hunde Knochen vergraben, solange der Ressourcenschutz nicht zu einer Bedrohung für andere wird.