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Wenn ein Mensch gähnt, ist das meist ein typisches Anzeichen dafür, dass wir a) müde oder b) gelangweilt sind. Aber bei Hunden verhält es sich ein bisschen anders.
Nicht jeder Hund gähnt aus demselben Grund. Und je nachdem, wie, wann und in welcher Situation dein Hund gähnt, kann das eine Reihe unterschiedlicher Dinge bedeuten – und auf einige davon solltest du als Tierhalter unbedingt achten.
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Was sind also genau die verschiedenen Lesarten eines Hundegähnens? Was versucht dein Haustier zu sagen, wenn es auf einmal im Auto, während es Hundetrainings oder kurz vorm Schlafengehen anfängt, zu gähnen? Und wie kannst du wissen, ob es dir mit diesem Gähnen versucht, etwas mitzuteilen?
Was genau ist ein Hundegähnen?
Bevor wir uns die verschiedenen Arten von Hundegähnen genauer ansehen und ergründen, was sie bedeuten, sollten wir zunächst klären, was ein Hundegähnen eigentlich ist.
Ein Hund gähnt genauso wie ein Mensch – es handelt sich dabei um einen Reflex, bei dem sich das Maul weit öffnet und die Lungen unwillkürlich einen tiefen Atemzug machen. Und da es unwillkürlich geschieht, gibt es keine Möglichkeit, irgendeinen Aspekt des Gähnens zu kontrollieren – wann es passiert, wie lange es dauert oder wie viel Luft eingeatmet wird. Das gilt sowohl für Menschen als auch Hunde.
Es gibt jede Menge Theorien darüber, warum Menschen und Tiere gähnen (beispielsweise als Reaktion auf Temperaturschwankungen oder um das Hirn wieder zu aktivieren, wenn es bereits in Richtung “erschöpft” abdriftet), aber die Wissenschaft hat noch keine definitive Antwort darauf gefunden, was es mit dem Gähnen auf sich hat.
Schauen wir uns also, nachdem wir das vorausgeschickt haben, einige der plausibelsten Theorien an, warum dein Hund einen schweren Fall von “Gähneritis” haben könnte.
Dein Hund gähnt, weil der dich liebt
Ja, wirklich!
Du weißt bestimmt, dass das Gähnen manchmal ansteckend sein kann, oder? Da ist wirklich was dran: Menschen gähnen tatsächlich eher, wenn sie jemand anderen (oder sogar nur ein Bild von jemand anderem!) gähnen sehen. Und anscheinend ist das bei Hunden auch so. Mit anderen Worten: Weil Menschen empathisch sind, erspüren sie das Gähnen ihres Gegenübers. Es auch wenn es so gut wie unmöglich erscheint, die Empathie eines Hundes zu messen, ist es wahrscheinlich, dass mit dem Gähnen eine Bindung zur Bezugsperson symbolisiert wird.
Eine Studie, die in der New York Times beschrieben wurde, fand heraus, dass Hunde sich vom Gähnen von Menschen “anstecken” lassen, was nach Ansicht der Forscher ein Zeichen für die Bindung zwischen Hunden und Menschen sein könnte. Wenn du also bemerkst, dass dein Hund gähnt, könnte es daran liegen, dass er ein Signal von dir aufnimmt.
Dein Hund gähnt, weil er gestresst ist
Ein gelegentliches Gähnen ist nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Wenn dein Hund aber übermäßig gähnt, könnte das ein Anzeichen von Stress sein.
Achte darauf, wann, wo und wie oft dein Hund gähnt. Ein Gähnen hier und da vor dem Schlafengehen oder während eines Spaziergangs stellt kein Problem dar. Wenn du allerdings bemerkst, dass dein Hund in Situationen, die Angst auslösen können – wie z.B. bei der Begegnung mit einer neuen Person oder bei der Teilnahme an einem Trainingskurs – in schneller Folge gähnt, ist dies wahrscheinlich ein Zeichen dafür, dass sich dein Vierbeiner überfordert und gestresst fühlt.
Eine meiner Kolleginnen hier bei Rover hat zum Beispiel festgestellt, dass ihr Hund Scout immer wieder gähnt, wenn sie versucht, ihm etwas über den Kopf zu ziehen. Seitdem probiert sie nicht mehr, Scout etwas anzuziehen, weil es offensichtlich ist, dass das ihren Liebling stresst. (Schade natürlich um den wunderschönen Frühlings-Hunde-Hoodie, Scout. Was für tolle Fotoshootings das hätten werden können!) Wenn du lernst, die Signale deines Hundes zu lesen, wirst du seine Gefühle in jedem Moment richtig deuten können, auch wenn er sie dir nicht unmittelbar mitteilen kann.
Wenn du den Eindruck hast, dass dein Hund stressbedingt gähnt, solltest du ihn möglichst aus der stressigen Situation herausholen, damit er sich beruhigen kann. Wenn dein Hund z.B. in einer Trainingsstunde unter Stress gähnt, kannst du deinen Trainer bitten, eine Pause einzulegen und für ein paar Minuten mit deinem Hund nach draußen gehen und ihm ein paar Streicheleinheiten oder ein Leckerli geben, damit er sich wieder beruhigt. Sobald dein Hund wieder ruhiger ist, sollte auch das übermäßige Gähnen nachlassen.
Wenn dein Hund unter chronischer Angst leidet, solltest du mit einem Hundeverhaltenstherapeuten zusammenarbeiten. Dein Tierarzt oder Hundetrainer kann dir bestimmt einen deiner Nähe empfehlen.
Dein Hund gähnt, um Konflikte zu vermeiden
Das Gähnen deines Hundes könnte auch eine Strategie sein, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Gähnen kann auch ein Zeichen von Passivität sein. Wenn dein Vierbeiner also als Reaktion auf eine Auseinandersetzung mit einem größeren oder aggressiveren Hund gähnt, könnte dies seine Art sein, dem anderen Hund zu sagen: “Ich will keinen Ärger.”
Gähnen gehört zu den typischen Beschwichtigungssignalen von Hunden, um anderen Hunden gegenüber so etwas wie “hey, lass uns einfach chillen” zu sagen. Die Hundeverhaltensberaterin Amber Drake erläutert in diesem Leitfaden noch mehr über diese Beruhigungssignale.
Dein Hund gähnt, weil er müde ist
Und last but not least der offensichtlichste Grund: Gähnen bedeutet Müdigkeit. Einer der häufigsten Gründe, warum ein Hund gähnt, ist auch einer der häufigsten Gründe, warum Menschen gähnen: Weil sie einfach müde sind.
Das Gähnen deines Hundes kann schlichtweg bedeuten, dass er einen langen Tag hinter sich hat und schlafen möchte. Wenn dein Hund einen guten Grund hat, müde zu sein – z.B. weil er den Nachmittag im Hundepark verbracht hat oder viel ums Haus herumgelaufen ist – oder wenn er lange gähnt, kurz bevor er sich zum Schlafen zusammenrollt, ist das Gähnen wahrscheinlich nur ein Zeichen dafür, dass er müde ist.
Wann ist das Gähnen ein Grund zur Besorgnis?
Wie das Gähnen bei Menschen ist meist auch das Gähnen von Hunden völlig harmlos. Wenn dein Hund ab und zu mal gähnt, wenn er sich langweilt oder müde ist, ist das kein Grund zur Sorge.
Wenn du allerdings feststellst, dass dein Hund oft oder in schneller Folge gähnt, solltest du das auf jeden Fall beobachten. Wie wir bereits erwähnt haben, kann ein übermäßiges Gähnen – oder ein häufig aufeinanderfolgendes Gähnen – ein Signal dafür sein, dass dein Hund in Not ist. Wenn du dich in einer Situation befindest, die für deinen Vierbeiner eindeutig stressig ist, solltest du ihn dieser Situation nicht länger aussetzen. Wenn dein Hund ständig ein Stressgähnen zeigt, kann das auch ein Anzeichen für ein schwerwiegenderes Problem sein (wie z.B. Trennungsangst).
Wenn letzteres der Fall ist, solltest du einen Tierarzt oder einen professionellen Hundetrainer konsultieren. Gemeinsam könnt ihr einen Plan ausarbeiten, um den chronischen Stress deines Hundes zu vermindern und damit letztlich auch das Gähnen in den Griff bekommen.
Weiterführende Lektüre
Möchtest du noch mehr darüber erfahren, was dein Hund denkt und fühlt? Dann empfehlen wir Dr. Stanley Coren’s Wie Hunde denken und fühlen: Die Welt aus Hundesicht. So lernen und kommunizieren Hunde zum Thema Hundepsychologie und Dr. Patricia McConnell’s Liebst du mich auch? Die Gefühlswelt bei Hund und Mensch zum Thema Hundeemotionen.
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