- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Wenn dein Hund schwer gestürzt ist oder einen Unfall hatte, fragst du dich vielleicht: Können Hunde eine Gehirnerschütterung bekommen? Ja, Hunde können genau wie Menschen eine Gehirnerschütterung bekommen.
Eine Gehirnerschütterung beim Hund tritt auf, wenn bei einer Kopfverletzung das Gehirn betroffen ist. Das verursacht Lethargie, Orientierungslosigkeit, unterschiedlich große Pupillen und mehr. Achte auf diese Anzeichen, denn anders als Menschen können Hunde nicht verbal ausdrücken, wie es ihnen geht.
Wenn du siehst, dass sich dein Hund am Kopf stark verletzt hat, rufe einen Tierarzt. Deutliche Anzeichen einer Kopfverletzung sind Schädelbrüche, Blutungen oder Schwellungen des Gehirns – veterinäre Hilfe ist in dem Fall unerlässlich. Die meisten Hunde, die schnell von einem Tierarzt behandelt werden, erholen sich auch wieder von ihrer Kopfverletzung.
„Jegliche stumpfe Gewalteinwirkung kann leider zu einem Hirntrauma führen“, so Dr. Rebecca Greenstein, Veterinary Medical Advisor für Rover und Chief Veterinarian im Kleinburg Veterinary Hospital. Wenn dein Hund leicht am Tisch anstößt, führt das noch nicht unbedingt zu einer Gehirnerschütterung. Aber ein Fall aus großer Höhe stellt vor allem für kleine Hunde ein Risiko dar.
Mit Hilfe von Dr. Greenstein sehen wir uns die Anzeichen für eine Gehirnerschütterung beim Hund an und erklären Ursachen, Behandlungswege und wie du deinen Hund schützen kannst.
Anzeichen für eine Gehirnerschütterung bei deinem Hund
Wie bei Menschen solltest du auch deinen Hund im Auge behalten, wenn du den Verdacht hast, dass er sich den Kopf gestoßen hat. Nicht alle Anzeichen sind sofort erkennbar.
Aber sobald du die Symptome klar erkennst, rufe den Tierarzt und gib an, wie lange dein Hund schon daran leidet. Dr. Greenstein betont, dass dein Hund keine Angaben darüber machen kann, ob er unter Verwirrung oder Gedächtnisverlust leidet. Trotzdem gibt es deutliche Anzeichen und Symptome, die du mit einem Tierarzt besprechen solltest.
Ein Hund mit Gehirnerschütterung kann folgende Symptome haben:
- Unterschiedlich große Pupillen: Wenn nach einer Verletzung eine Pupille größer ist als die andere, ist das ein Hinweis auf ein Kopftrauma. Es sollte sofort ärztlicher Rat eingeholt werden.
- Schnelle Augenbewegung: Hunde, die ein Kopftrauma erlitten haben, verlieren womöglich die Kontrolle über ihre Augenbewegung. Auch dann solltet ihr rasch zum Tierarzt fahren.
- Lethargie: Lethargie kann viele verschiedene Ursachen haben, kann aber auch ein Symptom einer Kopfverletzung sein. Hunde sind üblicherweise lethargisch, wenn sie ein medizinisches Problem haben.
- Orientierungslosigkeit: Eine Gehirnerschütterung kann bei deinem Hund zu Verwirrung führen, die sich als Orientierungslosigkeit äußern kann.
- Krampfanfälle: Zusätzlich zu schnellen Augenbewegungen kann eine Kopfverletzung beim Hund auch dazu führen, dass er die Kontrolle über seinen Körper verliert und einen Krampfanfall erleidet. Das solltest du ernst nehmen und von einem Tierarzt untersuchen lassen.
- Bewegungsunfähigkeit: Der Kontrollverlust über den Körper kann sich aber auch anders ausdrücken. Wenn sich dein Hund nicht mehr bewegen kann, ist das ein Notfall, den der Tierarzt behandeln muss.
- Schwierigkeiten beim Stehen oder Gehen: Eine Kopfverletzung beeinträchtigt die Bewegungsfähigkeit und das Gleichgewicht deines Hundes. Wenn er taumelt oder sich nicht wieder normal bewegen kann, weist das auf ein schwerwiegendes Problem hin und er sollte so bald wie möglich ärztlich behandelt werden.
- Erbrechen: Erbrechen ist wie Lethargie kein eindeutiges Anzeichen einer Gehirnerschütterung, kann aber nach einer Verletzung auftreten.„Erbrechen deutet nicht auf eine bestimmte Ursache hin, hat also nicht unbedingt etwas mit einer Gehirnerschütterung zu tun“, meint Dr. Greenstein. Wenn dein Hund erbricht, achte darauf, dass er genug Wasser trinkt, damit er nicht dehydriert.
Jedes Anzeichen für ein Kopftrauma muss tierärztlich abgeklärt werden
„Der Zustand deines Hundes in der ersten Stunde nach der Verletzung sagt noch nichts darüber aus, wie es ihm in den Stunden oder Tagen danach gehen wird“, erklärt Dr. Greenstein. Deshalb ist es wichtig, alle 30 bis 60 Minuten nachzuschauen, wie es dem Hund geht. „Wenn der Patient anfangs keine Probleme zu haben scheint, später aber zunehmend lethargischer wird oder Probleme beim Gehen hat, sollte sofort ein Tierarzt gerufen werden.“
Was verursacht eine Gehirnerschütterung beim Hund?
Wie bereits erwähnt, sind Autounfälle die häufigste Ursache für Gehirnerschütterungen bei Hunden. Je nach Größe und Alter deines Hundes gibt es aber auch andere Risiken für Gehirnerschütterungen. Ein Hund kann eine Gehirnerschütterung erleiden, wenn er:
- aus einer gewissen Höhe fällt oder die Treppen hinunterstürzt
- von einem größeren Tier getreten wird
- gegen einen harten Gegenstand oder eine harte Oberfläche prallt
- mit einem größeren Hund kämpft
So transportierst du einen Hund mit Gehirnerschütterung
Wenn dein Hund eine Gehirnerschütterung hat, zählt jede Sekunde. Beim Verdacht auf eine Kopfverletzung solltest du deinen Hund sofort zu dir nehmen und ruhig stellen. Bringe ihn dann sofort zu einem Tierarzt.
Es kann schwierig sein, einen Hund mit einer Kopf- oder Nackenverletzung zu transportieren. „Wenn er sich wehrt oder zappelt oder er in eine andere Position umgelegt werden muss, kann zusätzlicher Schaden entstehen“, so Dr. Greenstein. Am besten holst du einen (mobilen) Tierarzt zu dir oder lässt vor Ort eine Notfallbehandlung durchführen.
Wenn kein Tiernotdienst verfügbar ist, transportiere deinen verletzten Hund auf einer Trage oder einem flachen Brett. Dr. Greenstein empfiehlt, den Kopf des Hundes abzuheben und ihn ruhig zu halten, damit er nicht stürzt und sich noch mehr verletzt.
Wie wird eine Gehirnerschütterung beim Hund behandelt?
In der Klinik untersucht der Tierarzt die Atemwege, den Atem und das Herz deines Hundes. So wird sichergestellt, dass dein Hund (insbesondere nach einer schweren Verletzung) nicht in akuter Gefahr schwebt. Bei der Kopftrauma-Überprüfung wird untersucht, ob dein Hund:
- Flüssigkeit verliert
- Atembeschwerden hat (auch neurogenes Lungenödem genannt)
- Sauerstoff im Blut verliert
- einen Schädel- oder Knochenbruch erlitten hat
So wird geprüft, ob dein Hund eine medizinische Behandlung, eine Operation oder beides braucht. Je nach den Vitalparametern kommt manchmal auch eine unterstützende Behandlung hinzu, so Dr. Greenstein. Der Hund kann auch mit entzündungshemmenden Mitteln oder Therapien zur Behandlung der Hirnschwellung versorgt werden, z. B. indem sein Kopf angehoben wird.
Medizinische Behandlung bei Kopfverletzungen beim Hund:
Möglicherweise empfiehlt dein Tierarzt Folgenes:
- Infusionen: Diese helfen dehydrierten Hunden, wenn sie erbrechen mussten. Infusionen regulieren auch den Blutdruck und stellen die Blutmenge wieder her.
- Sauerstofftherapie: Wenn das Trauma Atembeschwerden verursacht, hilft eine Sauerstofftherapie mit einer Gesichtsmaske deinem Hund bei der Genesung.
- Steroide: Diese können Schwellungen bei leichten bis mittelschweren Kopfverletzungen reduzieren.
- Eine Operation: Wenn dein Hund einen Schädelbruch oder ein Blutgerinnsel hat oder eine Bluttransfusion benötigt, kann dein Tierarzt eine Operation empfehlen. Das ist eine seltene Behandlung und sollte nur nach gründlicher Absprache mit dir geschehen.
Wie erholt sich ein Hund von einer Kopfverletzung?
Wie schnell sich ein Hund erholt, hängt von der Schwere der Gehirnerschütterung ab. Wenn du ihn nach Hause bringst, gilt für ihn erst einmal Ruhe. Der Tierarzt kann dir Tipps geben, wie du seine Aktivitäten einschränkst und wie du erkennst, dass dein Hund wieder komplett gesund ist. Du erfährst auch, auf welche anderen Anzeichen du während der Genesung deines Hundes achten solltest.
Dr. Greenstein empfiehlt, den Hund zu Hause ruhig zu stellen, seine Aktivitäten und Stimuli einzuschränken und seine Symptome weiterhin zu überwachen. Sollte sich sein Verhalten oder sein Bewegungsvermögen verändern, suche so bald wie möglich erneut den Tierarzt auf.
Warum kleinere Hunde und Welpen anfälliger sind
„Kleine Hunde haben einfach einen kleineren und dünneren Schädel“, so Dr. Greenstein. „Viele kleine Hunderassen, zum Beispiel Chihuahuas, sind besonders anfällig, weil sie eine kleine Öffnung in ihrem Schädel haben können, die sogenannte Fontanelle. Dort ist der Schädel nicht richtig zugewachsen und es bleibt eine kleine Lücke, unter der sich das Gehirn befindet. Bei manchen Rassen bleibt die Lücke auch im Erwachsenenalter bestehen.“
Diese kleine, offene Fontanelle ist auch der Grund, warum Welpen in den ersten Lebensphasen leichter Gehirnerschütterungen erleiden. Dr. Greenstein weist außerdem darauf hin, dass Welpen dünnere Knochen haben und ihr Nervensystem noch nicht voll entwickelt ist, wodurch ihre Köpfe verletzlicher sind. In den meisten Fällen schließt sich der Schädel vor oder kurz nach der Geburt.
Aber die folgenden Rassen, wie Chihuahuas, können auch noch im Erwachsenenalter eine Fontanelle aufweisen:
- Shih Tzu
- Zwergspitz
- Dackel
- Yorkshire Terrier
- Pekingese
- Lhasa Apso
- Malteser
So schützt du deinen Hund vor einer Gehirnerschütterung
Besonders bei vulnerablen Hunden ist es wichtig, mit vorbeugenden Maßnahmen die Gefahr einer Gehirnerschütterung zu verringern. Laut Dr. Greenstein unterschätzten Besitzer von kleinen oder älteren Hunden oft, wie leicht diese stürzen können.
Die folgenden Maßnahmen dienen dem Schutz deines Hundes:
- Lasse deinen Hund angeleint oder eingezäunt. „In der Nähe von Nutztieren dürfen Haustiere nie unbeaufsichtigt sein. Man muss immer wissen, wo der Hund gerade ist“, so Dr. Greenstein. Kopfverletzungen bei Hunden passieren ihr zufolge in vielen Fällen, wenn der Hund von einem Auto angefahren wird, wenn er während dem Gassigehen wegläuft oder aus dem Garten entkommt. Die richtige Ausrüstung für Spaziergänge und robuste Zäune sind wichtig. Dazu muss jeder Besitzer ein waches Auge haben, um Unfälle zu verhindern.
- Sorge bei Autofahrten dafür, dass dein Hund geschützt ist. Viele Hunde verletzen sich bei Autounfällen. Manchmal kann man einen Unfall nicht vermeiden, daher solltest du so gut wie möglich für die Sicherheit deines Hundes Sorge tragen. Wir Menschen schnallen uns ja auch an! Vielleicht ist ein Geschirr für Autofahrten das richtige für deinen Hund. Oder du transportierst ihn in einer Hundebox.
- Lasse deinen Hund möglichst nicht in die Nähe von aggressiveren Hunden. Ein größerer Hund kann einen kleinen Hund ganz schön verletzen, wenn er Aggression zeigt oder aggressiv spielt. Dr. Greenstein rät, einen kleineren Hund beim Spielen mit einem größeren Hund genau zu beaufsichtigen oder kein Spielen zu erlauben.
- Behalte deinen Hund im Auge, wenn er auf einer erhöhten Fläche steht, etwa auf dem Bett oder auf der Treppe. „Wenn ein sehr kleiner Hund von einem normal hohen Bett fällt, ist das vergleichbar mit einem Menschen, der ein ganzes Stockwerk hinunterstürzt. Je nachdem, wie er am Boden aufkommt, kann er sich ernsthaft verletzen“, so Dr. Greenstein. Ebenso kann das Stiegensteigen für ältere Hunde mit schlechten Augen ein Risiko darstellen – insbesondere, wenn es dunkel ist. „Wenn dein Haustier früher schon Zusammenbrüche oder Krampfanfälle hatte, solltest du besonders gut auf es aufpassen, wenn es auf einer erhöhten Oberfläche ist“, warnt Dr. Greenstein.
Auch, wenn du einen guten Präventionsplan hast, können Fehler passieren. Zögere nicht, deinen Tierarzt zu fragen, wenn du wegen einer Kopfverletzung oder des allgemeinen Gesundheitszustandes deines Hundes besorgt bist. Wenn du den Verdacht auf eine Kopfverletzung hast, solltest du Ruhe bewahren und den Tierarzt aufsuchen.
Dr. Greenstein meint, es ist immer besser, auf Nummer sicher zu gehen – besonders bei einer Kopfverletzung.
Empfohlene Artikel
- Was ist Kopfpressen bei Hunden? Auf welche Anzeichen muss ich achten und wie kann ich es behandeln?
- Der Erste-Hilfe-Kasten für deinen Hund: Eine schrittweise Anleitung
- Der Rover-Leitfaden für einen sicheren Urlaub mit deinem Hund: Unsere besten Tipps in nur 2 Minuten [Video]