- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Bist du bereit für ein brisantes Thema? Wir wollen uns die Vor- und Nachteile näher betrachten, wenn Katzen als reine Wohnungskatzen gehalten werden oder draußen als Freigänger unterwegs sind.
Diese Begriffe kann man kaum googeln, ohne in hitzige Debatten unter Tierhaltern zu geraten, welche Haltungsweise dich nun zu einem “guten” Katzenhalter macht. Unsere Katzen sind uns natürlich sehr wichtig, deshalb ist die Leidenschaft bei diesem Thema auch irgendwie verständlich. Aber wir hoffen, dass wir ohne Vorurteile und auf faktenbasierten Informationen darüber sprechen können, was Katzen auf ihren täglichen Streifzügen so alles erleben.
Hier erfährst du alles Wissenswerte zum Thema Wohnungskatze vs. Freigängerkatze.
Gibt es gesundheitliche Bedenken, deine Katzen nach draußen zu lassen?
Obwohl viele Menschen ihre Katzen sowohl im Haus halten als auch nach draußen lassen, sind sich Experten darüber einig, dass der Innenbereich der klare Gewinner ist, wenn es darum geht, deine Katze sicher und gesund zu halten.
Einer der Hauptgründe ist dabei die Lebenserwartung. Wie WebMD erklärt, leben Wohnungskatzen im Durchschnitt deutlich länger (bis zu 17 Jahre!) als Freigängerkatzen, die durchschnittlich 10 Jahre alt werden.
Abgesehen von der höheren Lebenserwartung verletzen sich Katzen im Freien auch häufiger. Besitzer von Freigängerkatzen werden dir sicherlich erzählen können, dass ihre Kätzchen mit fehlenden Hautstücken oder verletzten Augen nach Hause gekommen sind, weil sie mit anderen Tieren in eine Reiberei geraten sind. Als Freigänger ist die Wahrscheinlichkeit leider auch größer, dass sie sich mit dem Felinen Leukämie-Virus und dem Felinen Immundefizienz-Virus anstecken. Und eine Katze, die im Freien lebt, kann auch Ungeziefer mit nach Hause bringen, wie Aspen Grove Vet anmerkt, z. B. Flöhe, die dann dein Zuhause befallen können. Flohhalsbänder können helfen, sind aber keine perfekte Lösung.
Gibt es sowas wie typische Wohnungskatzen und typische Freigänger?
Manche Katzen haben eine Vorliebe dafür, lieber drinnen zu bleiben, während andere nach draußen drängen. Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass deine Katze immer versucht, aus der Tür zu stürmen oder dass sie eher zufrieden am Fenster faulenzt. Katzen sind letztendlich Individuen, und ihre Persönlichkeit kann beeinflussen, ob sie abenteuerlustig oder eher widerwillig sind, nach draußen zu gehen. (Eine meiner Freundinnen hat sogar eine Katze, die sich vor der freien Natur fürchtet!)
Die Idee, dass Katzen sehr unabhängige Geschöpfe sind, ist eigentlich ein Mythos. Katzen, die ihre ganze Zeit drinnen verbringen, können nämlich ziemlich abhängig von ihren Besitzern werden, stellt Aspen Grove Vet fest, da du als Besitzer ihre hauptsächliche Anlaufstelle bist, was Unterhaltung angeht. Und natürlich Fressen. Und Streicheleinheiten. (Wir wären umgekehrt wohl auch ziemlich abhängig.) Bei Katzen, die deine Gesellschaft vielleicht zu sehr lieben, musst du dich möglicherweise mit Trennungsangst auseinandersetzen.
Wenn du einen Schrank voller Katzenspielzeug hast, wirst du sicher wissen, dass viele Katzen wirklich davon profitieren, was Verhaltensforscher als “Bereicherung” bezeichnen – also im Wesentlichen das Spielen. Gelangweilte Katzen können laut Preventive Vet richtige Störenfriede sein: Sie kauen dann ggf. an Kabeln herum, zerkratzen weitere Möbel (oder Menschen!) und können sich sogar aggressiv verhalten. Wenn eine Katze ihr Gehirn und ihren Körper zum Jagen, Toben und sich Herumwinden einsetzen muss, ist sie viel glücklicher.
Zugegeben: die freie Natur ist ein sehr bereichernder Ort für Katzen. Dort gibt es jede Menge Geräusche, Gerüche und andere herumwuselnde Tiere – ein wahres Spielparadies. Es ist also nachvollziehbar, warum so viele Katzenbesitzer ihre Katzen entgegen der Expertenempfehlung trotzdem nach draußen lassen.
Die Animal Humane Society weist darauf hin, dass deine Katze auch drinnen viel Abwechslung bekommen kann, ohne den Risiken, die draußen bestehen, ausgesetzt zu sein. Ganz zu schweigen davon, dass die anderen, da draußen herumwuselnden Tiere es dir danken werden – Freigängerkatzen töten allein in den USA jedes Jahr etwa 2,4 Milliarden Vögel und 12,3 Milliarden Kleintiere.
Was sind die Vor- und Nachteile einer Wohnungskatze?
Vorteile einer Wohnungskatze:
- Längere Lebenserwartung
- Durchschnittlich weniger Verletzungen
- Trotzdem eine total glückliche Katze, vor allem, wenn sie mit bereichernden Aktivitäten beschäftigt wird
Nachteile einer Wohnungskatze:
- Manche Katzen sind richtige Ausreißer und werden versuchen, nach draußen zu entkommen
- Wohnungskatzen sind schneller gelangweilt
- Können übermäßig abhängig von der Aufmerksamkeit ihrer Besitzer werden
Was sind die Vor- und Nachteile von Freigängerkatzen?
Vorteile von Freigängern:
- Draußen gibt es viele Beschäftigungsmöglichkeiten, um den Körper und das Gehirn der Katze aktiv zu beanspruchen
- Kein Ringen mit der Katze, weil sie ja nach draußen darf
- Weniger Arbeit mit dem Katzenklo (weil sie mehr draußen ist)
Nachteile von Freigängern:
- Kürzere Lebenserwartung
- Höhere Verletzungsgefahr (und damit auch mehr/höhere Tierarztrechnungen)
Sollte ich meine Katze draußen frei herumlaufen lassen?
Letztendlich ist es deine Entscheidung und die deiner Katze. Dir stehen jetzt alle wichtigen Informationen zur Verfügung, was die Sicherheit im Haus und im Freien betrifft, was Experten empfehlen und andere Faktoren, die sich auf deine Entscheidung auswirken können.
Eine letzte Sache noch: Informiere dich am besten über die örtlichen Gesetze – in manchen Gegenden dürfen freilaufende Katzen von der Tierschutzbehörde eingefangen werden; in anderen gelten Freigängerkatzen ohne Halsband als “ungeschützte Art”, d. h., sie können wie Schädlinge gejagt werden.
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Foto von Corina Selberg bei Pixabay