Katzen verfügen scheinbar über endlos viele Methoden, um uns Menschen zu faszinieren und unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ganz oben auf der Liste skurriler Eigenschaften steht wahrscheinlich die Tatsache, dass sie uns „Geschenke“ bringen. Doch nichts an unseren Katzen ist so geheimnisvoll wie ihre leuchtend grünen (oder gelben) Augen – sie sind seit langer Zeit die Inspiration von mystischen Geschichten, Folklore und diversen Kunstwerken.
Katzenaugen leuchten im Dunkeln, da nicht absorbiertes Licht von ihrem Tapetum lucidum (einer einzigartigen spiegelähnlichen Struktur) in unsere Augen reflektiert wird. Auch andere Tiere verfügen über dieses Merkmal, das ihre Nachtsicht verbessert – der Mensch jedoch nicht. In diesem Artikel werden wir dir weitere Fakten über die leuchtenden Augen von Katzen verraten und erklären, was zu tun ist, wenn die leuchtenden Augen deiner Katze plötzlich nicht mehr so hell strahlen.
Was bedeutet es, wenn Katzenaugen leuchten?
Leuchtende Augen helfen Katzen auf entscheidende Weise dabei, Beute oder Raubtiere bei schlechten Lichtverhältnissen zu erspähen – etwa in der Dämmerung und im Morgengrauen, wenn Katzen am aktivsten sind. Technisch gesehen, so Dr. Iram Sharma, DVM und Veterinärautorin, „leuchten Katzenaugen nicht, sie reflektieren das Licht der Außenwelt.“ Um zu verstehen, warum Katzenaugen dies tun, müssen wir zuerst die Anatomie des Katzenauges verstehen.
Wie funktionieren Katzenaugen?
Katzenaugen haben viel Ähnlichkeit mit dem menschlichen Auge, auch wenn sie optisch leicht auseinanderzuhalten sind. Kleine Unterschiede in der Anatomie ihrer Augen haben jedoch einen großen Einfluss auf die Jagdfähigkeiten einer Katze.
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Licht tritt in das Auge ein. Zuerst tritt Licht durch die Hornhaut in das Auge ein, wo es zur besseren Fokussierung gebrochen und dann durch die Pupille geleitet wird. Soweit sind Katzen- und Menschenaugen in ihrer Funktionsweise nicht zu unterscheiden. Wahrscheinlich hast du jedoch schon bemerkt, dass unsere Pupillen anders aussehen. Katzenpupillen sind größer, manchmal vertikal ausgerichtet, und Katzen können die Form ihrer Pupillen schneller anpassen und erweitern als andere Arten.
Das Licht fällt auf lichtempfindliche Zellen. Hinter der Pupille sitzt die Linse, welche das Licht auf die Netzhaut mit ihren lichtempfindlichen Zellen (Fotorezeptoren) fokussiert. Es sind dieselben lichtempfindlichen Zellen, die wir haben – Stäbchen (lichtabsorbierend) und Zapfen (farbabsorbierend). Katzen haben jedoch mehr Stäbchen und weniger Zapfen als wir.
Nicht absorbiertes Licht wird von einer speziellen Struktur reflektiert und erneut auf die lichtempfindlichen Zellen gefiltert. Dank der reflektierenden Oberfläche des Tapetum lucidum (eine Gewebeschicht an der Hinterseite des Auges) erhalten die Stäbchen und Zapfen eine zweite Chance, Licht zu absorbieren. Menschen haben kein Tapetum lucidum, weshalb unsere Augen auch nicht leuchten. Katzen, Hunde, Kühe, Schafe und sogar Ochsenfrösche haben jedoch alle Tapeta lucida.
Signale werden an das Gehirn gesendet. Nachdem die Stäbchen und Zapfen ihre Arbeit (zweimal) getan haben, senden sie über die Sehnerven Signale an das Gehirn. Daraus formt das Gehirn dann Bilder.
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Warum leuchten Katzenaugen?
Hast du schon einmal für ein Foto posiert, nur um danach festzustellen, dass du darauf rote Augen hast? Das ist eine Reflexion der Blutgefäße in der Netzhaut. Ein heller Blitz ist eine der wenigen Lichtquellen, die stark genug sind, um von der Netzhaut reflektiert zu werden und dieses Glühen zu erzeugen.
Bei leuchtenden Katzenaugen hat man hingegen den Eindruck, als würde man mit zwei winzigen Taschenlampen angestrahlt werden. Katzen (und eine Handvoll anderer Tiere) haben leuchtende Augen, weil sie im Gegensatz zu uns ein Tapetum lucidum haben. Wenn du also leuchtende Augen siehst, handelt es sich dabei um nicht absorbiertes sichtbares Licht, das erst vom Tapetum lucidum reflektiert wird, dann die Fotorezeptoren verfehlt und schließlich das Auge wieder verlässt. Das feline Tapetum lucidum ist etwas ganz Besonderes, da es aus Riboflavin besteht, einem B-Vitamin, das Licht auf eine bestimmte katzenfreundliche Wellenlänge verstärkt.
Die meisten Katzenaugen leuchten grün, sie können jedoch auch weiß oder blau reflektieren. Im Gegensatz zu anderen Katzen leuchten die Augen der meisten blauäugigen Kätzchen und Albinokatzen rot.
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Wie gut kann eine Katze bei Tageslicht sehen?
Katzen haben keine perfekte Nachtsicht, aber sie ist viel besser als ihre Sicht bei Tag. Ihr Tapetum lucidum bietet ihnen gewisse Vorteile für die Mäusejagd in der Morgen- und Abenddämmerung. Allerdings reflektiert es das Licht in verschiedene Richtungen, wodurch Bilder bei Tag unschärfer werden.
„Katzen sehen ihre Umgebung [bei Tageslicht] nur dann scharf, wenn sie etwa 6 Meter vom jeweiligen Objekt entfernt sind“, so Dr. Sharma. Im Vergleich dazu können normalsichtige Menschen Objekte aus einer Entfernung von etwa 60 Metern klar sehen.
Da Katzen über weniger Zapfen verfügen als wir, sehen sie zudem eine kleinere Anzahl von Farben. Wir können sie zwar nicht fragen, was ihre Lieblingsfarben sind, aber es wird angenommen, dass Katzen die Welt in Blau-, Grau-, Grün- und Gelbtönen sehen.
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Was bedeutet es, wenn die Augen meiner Katze im Dunkeln nicht leuchten?
Wenn eines oder beide Augen deiner Katze früher einmal geleuchtet haben und jetzt nicht mehr, wurde ihr Tapetum lucidum möglicherweise durch eine Verletzung oder Infektion beschädigt. Erkrankungen wie Bluthochdruck, Grauer Star, Glaukom, Wucherungen, Toxizität und Vitaminmangel können alle das normale Sehvermögen deiner Katze beeinträchtigen.
Laut Dr. Sharma werden Katzen normalerweise nicht mit einem genetisch geschädigten Tapetum lucidum geboren. Sie fügt jedoch hinzu, dass „die Augen einiger Katzenrassen heller leuchten als die anderer.“ Studien deuten darauf hin, dass die Augen von Siamkatzen möglicherweise schwächer leuchten als andere.
Die Rasse einer Katze ist dabei jedoch nicht der einzige bestimmende Faktor. „Die Menge an Riboflavin und Zink in den Pigmentzellen einer Katze ist der Hauptfaktor für die Farbe und die [Helligkeit des] Leuchtens“, erklärt Dr. Sharma.
Zusammenfassung
Unter den richtigen Bedingungen sollten die Augen einer Katze also theoretisch leuchten. Je nachdem, wie das Licht in das Auge eintritt, kannst du das Leuchten jedoch möglicherweise nicht sehen. Wenn du also deine Katze über die Haustierkamera beobachtest, solltest du nicht direkt beunruhigt sein, wenn du keine zwei leuchtend grünen Augen siehst.
Sollten die Augen deiner Katze allerdings niemals Licht reflektieren, könnte etwas das Licht daran hindern, zum Tapetum lucidum zu gelangen. Dann besteht die Möglichkeit, dass deine Katze bei schlechten Lichtverhältnissen nicht sehr gut oder überhaupt nichts sehen kann. Wenn du Veränderungen im Sehvermögen deiner Katze oder im Aussehen ihrer Augen bemerkst, wie zum Beispiel ungewöhnlichen Ausfluss oder Rötungen, ist es wichtig, einen Termin mit deinem Tierarzt zu vereinbaren.