Nein, das ist kein wandelnder Mopp mit Zunge – es handelt sich um eine hinreißende Errungenschaft der Fellkunst!
Nur eine Handvoll Hunderassen haben die quirligen Dreadlocks als Fell. Einige haben sie von Natur aus, so z.B. der Komondor, der Puli und der Bergamasker Hirtenhund. Andere hingegen – wie der Pudel, der Spanische Wasserhund oder der Havaneser – benötigen ein wenig Hilfe ihrer Besitzer, um diesen Look zu bekommen. Aber ob es sich nun um eine funktionale oder ästhetische Haarpracht handelt, diese Frisur ist auf jeden Fall immer ein Blickfang. Und bevor wir näher darauf eingehen, müssen wir an dieser Stelle nochmal betonen, dass die korrekten Begriffe für Hunde-Dreadlocks Zotten/Schnüre, Flocken und Filzhaarmatten sind.
Komondor
Dieser Herdenschutzhund wurde (offiziell!) zum nationalen Kulturgut Ungarns erklärt, wo die Hunderasse bereits jahrhundertelang Schafe und Rinder bewacht hat. Der Name des Komondor bedeutet “Hund der Kumanen” und bezieht sich auf den Volksstamm, der die Hunde im 12. und 13. in die Region des heutigen Ungarns einführte. Dank des weißen Fells der Hunde verschmelzen sie optisch förmlich mit ihren Herden und der winterlichen Landschaft. Während der Welpenphase ist das Fell weich und gewellt. Mit zunehmendem Alter wird das Deckhaar allerdings derber, zottiger und verfilzt und schließt das feinere Unterfell ein, was den Hund vor Raubtieren schützen und Wärme spendet.
Puli
Der Puli ist ein naher Verwandter des Komondor und hat eine dünnere Schnüren-Behaarung, die sich ebenfalls auf natürliche Weise bildet, wenn das äußere Deckhaar mit der feineren Unterwolle verfilzt. Der Puli ist ebenfalls in Ungarn beheimatet und wird für seine Hüteeigenschaften geschätzt. (Viele Hirten investieren ein ganzes Jahresgehalt in ihre Arbeitshunde.) Pulis wurden oft mit Komondoren verpaart, um als Hütehunde eingesetzt zu werden – der Komondor hielt oft nachts Wache, während die Pulis tagsüber die Herde behüteten. Ihre weißen, grauen oder cremefarbenen Schnüre bieten ihnen Wärme und Schutz, aber ihr Fell muss gepflegt werden, um schmerzhafte Verfilzungen zu vermeiden.
Bergamasker Hirtenhund
Der Bergamasker Hirtenhund wurde erst 2015 offiziell vom American Kennel Club anerkannt, aber es handelt sich um eine uralte Rasse, deren 2.000-jährige Geschichte sich vom Nahen Osten über Asien bis zu den europäischen Alpen erstreckt. Ihr unabhängiges, soziales und intelligentes Wesen macht sie zum perfekten Hütehund. Und so wie sie daran gewöhnt sind, ihre Schafherden zu beschützen, halten ihre “Zotten” sie in den extrem rauen Bergwintern warm und schützen sie vor Raubtieren. Die langen Haare über ihren Augen fungieren als schützendes Visier und um an hellen Wintertagen, wenn sie von reflektierendem Schnee umgeben sind, einem Sonnenbrand vorzubeugen.
Spanischer Wasserhund
Diese gut aussehende, ländliche Rasse von der iberischen Halbinsel hat zwar nicht von Natur aus rein “zottiges” Fell, dafür aber prächtiges lockiges Haar. Spanische Wasserhunde sind wachsame Beobachter und wollen gefallen. Jäger, Viehhirten und Fischer verlassen sich seit langem auf sie als treue Gefährten. Ihr lockiges Fell ist perfekt an das feuchte Klima in ihrer Heimat angepasst, aber um ein zottiges Aussehen zu erzielen, muss der Besitzer das Fell scheren, es dann wachsen lassen und dabei die Schnüre formen.
Pudel
Diese markante Hunderasse ist für ihr vielseitiges Fell und ihr elegantes Auftreten bekannt. Schnüre sind für einen Pudel nicht unbedingt typisch, aber ein akribischer Besitzer kann das Fell dahingehend verändern und schmale Schnüre herbeiführen, wie sie die hier abgebildete stylische Pudeldame trägt. Das Fell muss dafür zuerst geschoren und darf niemals gebürstet werden. Wenn sich Schnüre bilden, müssen sie immer wieder getrennt werden. Das Fell darf auch keinesfalls shampooniert werden. Das schnürenartige Fell muss in warmem Wasser eingeweicht und dann trocken gedrückt werden. Im Prinzip so, als würde man eine Kuh melken!
Havaneser
Die Havaneser wurden in den 1800er Jahren als Begleithunde für die kubanische Aristokratie gezüchtet. Sie werden manchmal auch als “Kletthunde” bezeichnet, weil sie so sehr an ihren Besitzern hängen. Havaneser sind bekannt dafür, lustig, aufgeschlossen und verspielt zu sein, und sie kamen schon sowohl als Zirkusartisten als auch als Assistenzhunde zum Einsatz. Diese Hunderasse sieht mit einem Schnüren-Fell fantastisch aus, aber um diesen Look zu erzielen, bedarf es aufwendiger Pflege. Die Besitzer müssen das Fell in mehrere Haarabschnitte unterteilen, die wiederholt kontrolliert werden müssen, damit sich keine Filzmatten bilden, und das gesamte Prozedere kann bis zu zwei Jahre dauern!
Ganz gleich, ob ein Fell nun von Natur aus Zotten und Schnüre hat oder etwas nachgeholfen wurde – ein Hund mit Dreadlocks verdient unsere anerkennenden Blicke. Denn entweder hat die Fellbeschaffenheit über die Jahrhunderte dieser Hunderasse dazu verholfen, sich voll und ganz zu entfalten oder es handelt sich um Hunde, die einen akribischen Besitzer mit enormen Fellpflegetalenten an ihrer Seite haben und so mit ihrer Haarpracht für einen echten Blickfang sorgen. Wie auch immer es zustande kommen mag, tolles Haar verdient einfach unsere tiefste Bewunderung.