Die Hundezucht kann ein sehr kontroverses Thema sein. Es gibt Tierliebhaber, die ganz versessen auf eine bestimmte Hunderasse sind und viel Geld für den perfekten Rassehund ausgeben würden. Andere hingegen lehnen die Züchtung strikt ab, weil es einfach schon zu viele Hunde in Tierheimen gibt.
Früher war die Zucht vor allem funktional – ein Schäfer züchtete nur die besten Hütehunde oder ein Jäger züchtete die Hunde mit den besten Instinkten – aber da Hunde heute mehr zu einem menschlichen Begleiter geworden sind, suchen viele zukünftige Haustiereltern einfach nach bestimmten Eigenschaften ihres Welpen, egal ob es sich dabei um einen reinrassigen oder um einen Designer-Mix handelt.
Wie ist es also genau dazu gekommen, dass das Aussehen eines Hundes potentiell wichtiger ist als seine Funktion? Wir schauen uns das Wie und Warum der Hundezucht etwas genauer an und blicken zurück auf eine jahrhundertelange Geschichte, die uns schließlich bis hierher geführt hat.
Zur Geschichte von Hunden als Haustiere
Wir wissen, dass die heutigen domestizierten Hunde Nachfahren uralter Wölfe sind, von denen man annimmt, dass sie zunächst von den Menschen als Alarmsysteme geduldet wurden, später aber als Arbeitshunde auf Bauernhöfen eingesetzt wurden und in der heutigen Zeit zunehmend als Begleittiere in Erscheinung treten.
Die Wissenschaft ist sich nicht sicher – man nahm an, dass die ersten domestizierten Hunde vor etwa 15.000 Jahren in China oder im Nahen Osten ihren Ursprung nahmen, aber eine neue Studie legt nahe, dass die ersten domestizierten Hunde vor 19.000 bis 32.000 Jahren aus Europa kamen.
2010 stießen Forscher in Sibirien auf ein 35.000 Jahre altes Fossil, das später als Überreste eines Wolfs identifiziert wurde und als engstes Bindeglied zwischen Hunden und Wölfen gilt und darauf hindeutet, dass Haushunde ihren Ursprung in Europa hatten.
Unabhängig von der Herkunft wurden Hunde ursprünglich für eine bestimmte Funktion gezüchtet: als Wach-, Hüte- oder Jagdhunde – und diese Funktion erfüllen sie auch heute noch für viele Landwirte oder Jäger.
Der American Kennel Club und reinrassige Hunde
Der American Kennel Club (AKC) ist der größte Dachverband der Rassehundezüchter in den USA (ähnlich dem Verband für das deutsche Hundewesen, kurz VDH, in Deutschland) und wurde in den späten 1800er Jahren als “Club der Clubs” gegründet. Es handelte sich um einen Zusammenschluss von 13 verschiedenen Hunderassen-Clubs, deren erklärtes Ziel es war und ist, “die Erforschung, die Zucht, das Ausstellen, das Führen und die Pflege von reinrassigen Hunden zu fördern.” Bis heute sind 184 Hunderassen vom AKC anerkannt.
Reinrassige Hunde galten in der amerikanischen Gesellschaft einst als Statussymbol, heute sind sie eher ein Zeichen persönlicher Vorlieben.
Manchmal ist es die Liebe zu einer bestimmten Rasse, die einige zu Züchtern werden lässt. Sarah Halbeck von Sarken Kennels in Tennessee wollte beispielsweise schon immer einen irischen Wolfshund und begann 2002 mit der Zucht von Würfen.
“Als ich an einem Ort mit genügend Land lebte, um tatsächlich einen solchen Hund zu haben, wurde mir klar, wie schwierig es ist. Deshalb entschloss ich mich, mit der Aufzucht von Irischen Wolfshunden zu beginnen”, erklärt Halbeck. “Wir nehmen die Züchtung sehr ernst. Wir verstehen unsere Aufgabe als Züchter so, die bestmöglichen Welpen in die Welt bringen, ihre neuen Besitzer zu schulen und sie jederzeit zu unterstützen.”
Sarken Kennels testet die Elterntiere, überprüft die Abstammung und ihre Vorgeschichte und bietet einen Einjahresvertrag für jeden Welpen, der ihre Gesundheit garantiert. Die Welpen werden mit einem Mikrochip versehen und durchlaufen Gesundheitschecks, bekommen Impfungen und natürlich Futter, wenn sie das Alter erreichen, in dem sie adoptiert werden können. Sie berücksichtigen auch eine Reihe weiterer Faktoren, wenn sie entscheiden, welche Hunde gezüchtet werden sollen.
“Unsere Entscheidung für eine Zucht basiert auf Gesundheit, Alter, Zeitpunkt des letzten Wurfes, Größe des letzten Wurfes, Langlebigkeit und Gesundheit der Eltern und Großeltern”, erklärt Halbeck. “Einige unserer Hündinnen hatten vielleicht schon einen Wurf, aber fanden diese Erfahrung nicht positiv, und wenn das der Fall ist, werden sie nicht noch einmal verpaart. Wir halten nicht viel von Linienzucht und glauben, dass dies zu unserem Erfolg mit langlebigen und gesunden Hunden beiträgt.”
Leider arbeiten nicht alle Züchter so wie Sarken Kennels – einige machen sich sogar aus dem Staub, nachdem sie Welpen verkauft haben, die zu Krankheiten neigen. Halbeck sagt, dass Sarken sogar Irische Wolfshundwelpen aufgenommen haben, die von anderen, weniger verantwortungsvollen Züchtern verkauft wurden und diese die vielen Anrufe und E-Mails der neuen Besitzer einfach ignoriert haben.
“Wir lieben diese Rasse und werden alles tun, was wir können, um sie in der heutigen Gesellschaft zu schützen und zu fördern”, so Halbeck. “Es ist einfach nur schön, mit ihnen zusammen zu sein.”
Es gibt Vorschriften und Richtlinien, die die schlechten Praktiken von “Hinterhofzüchtern” oder Welpenfabriken unterbinden sollen. Halbeck ist der Meinung, dass das Internet es diesen unverantwortlichen Züchtern leichter gemacht hat, weiter zu agieren.
“Es wird immer Leute geben, die außerhalb der Legalität agieren”, sagt Halbeck. “Es gibt viele Leute, die in der Zucht vor allem den Profit sehen. Es ist einfach und oft sogar kostenlos, online zu werben, und das nutzen viele Betrüger leider aus.”
Halbeck hat einige Tipps, wie man einen seriösen und verantwortungsvollen Züchter findet und die betrügerischen Hinterhofzüchter meidet:
- Suche auf der Webseite des VDH (Verband für das deutsche Hundewesen) oder in einem örtlichen Züchterverein nach einem seriösen Züchter.
- Hole dir immer Referenzen ein und überprüfe diese.
- Bei dem gewählten Züchter solltest du ein gutes Gefühl haben. Frage ihn nach seinen Plänen für die Zukunft. “Dein Züchter sollte ein Leben lang für dich da sein und du solltest ihn jederzeit kontaktieren können”, fügt Halbeck hinzu.
- Lass dir einen Kaufvertrag mit einer Gesundheitsgarantie geben.
- Besuche den Züchter, wenn möglich, direkt. Oder recherchiere, ob der Züchter vom VDH oder den Bezirksbeamten kontrolliert wurde.
- Suche nach Züchtern, die sich nur auf eine oder zwei Rassen spezialisieren. “Viele Internet-Betrüger werben mit einer Auswahl von vier bis 15 verschiedenen Rassen”, sagt Halbeck.
Designerhunde
Besonders im Trend sind aktuell die sogenannten “Designer”-Rassen – auch bekannt als Kreuzung zweier reinrassiger Hunde. Sie werden vom AKC und dem VDH nicht offiziell anerkannt, sehr zur Enttäuschung einiger Züchter.
“Designerhunde… ich mag diesen Begriff so gar nicht”, sagt Tammie Rendon, Besitzerin von Rocky Mt. Bernedoodles. “Jede AKC-Rasse ist aus Kreuzungen entstanden. Das ist nicht anders als bei den vom AKC anerkannten Rassen – deshalb gibt es ja so viele verschiedene Hunderassen.”
Rendon züchtet seit 12 Jahren Australische Labradoodles und seit zwei Jahren Bernedoodles. Bernedoodles sind eine Kombination aus Berner Sennenhund und Pudel oder Australian Labradoodle und Pudel, die wegen ihrer dualen Eigenschaften sehr geschätzt werden.
“Meine Kunden lieben das Temperament eines Berners, aber sie wünschen sich eine höhere Lebenserwartung, die die Bernedoodles aufweisen”, erklärt Rendon. “Sie möchten einen Hund, der weniger gesundheitliche Probleme hat, also kaufen sie einen Bernedoodle. Ein weiterer Vorteil eines Bernedoodles ist, dass er wenig oder gar nicht haart, während Berner Sennenhunde stark haaren.”
Die Rasse ist so gefragt, dass man sechs Monate auf einen Welpen aus einem von Rendons Würfen warten muss. Bei Swiss Ridge in Kanada, die Rendon als die “Patin des Bernedoodles” bezeichnet, sind es sogar zwei Jahre.
“Ich glaube nicht, dass Bernedoodles ein Trend sind”, fügt Rendon hinzu. “Ich denke, weil sie eine neuere Rasse sind, sind sie sehr schnell beliebt geworden, aber es gibt eben nicht viele Züchter, bei denen man sie kaufen kann.”
Obwohl es eine relativ neue Rasse ist, sagt Rendon, haben die wenigen Bernedoodle-Züchter, die es gibt, einen hohen Qualitätsstandard.
“Ich habe den Eindruck, dass Bernedoodle-Züchter bei Gesundheitstests sehr wachsam sind”, sagt Rendon. “Sie versuchen, den besten Qualitätshund zu züchten; ich habe das Gefühl, dass die Standards höher sind als bei vielen AKC-Züchtern.”
Bernedoodles werden immer beliebter, aber Labradoodles und Goldendoodles sind sogar so beliebt, dass sie in mehr als einem Dutzend US-Staaten des Landes auf dem Vormarsch sind. Da es Hunderte von Labradoodle-Züchtern gibt, ist es umso wichtiger, einen verantwortungsvollen Züchter zu finden.
Obwohl Designerhunde-Züchter weder vom AKC noch vom VDH anerkannt werden, empfehlen wir dir, die gleichen Ratschläge wie bei der Suche nach einem reinrassigen Züchter zu befolgen: Besuche die Website, hole dir Empfehlungen ein, lass dir einen Vertrag geben und fühle dich bei deinem Züchter wohl.
Gefahren bei der Zucht
Die wichtigsten Tipps, die du beim Kauf eines reinrassigen Hundes beachten solltest, haben wir bereits ausführlich beschrieben – und das aus gutem Grund. Schätzungsweise 25 % der 20 Millionen reinrassigen Hunde in den USA haben ein gravierendes genetisches Problem, da dem Aussehen gegenüber der Funktion, aber vor allem der Gesundheit, in der Zuchtpraxis ein höherer Stellenwert eingeräumt wird.
“Es gibt Züchter, denen die Zucht des perfekten Showhunds wichtiger ist die geistige und körperliche Gesundheit des Hundes”, beklagt die kalifornische Hundetrainerin und Verhaltensforscherin Beverly Ulbrich.
Die richtigen Zuchtpraktiken sind entscheidend für eine gute Gesundheit. Da aber das Aussehen so wichtig geworden ist, schrecken einige Züchter auch vor Inzucht nicht zurück, um überzogene Merkmale zu erzeugen. Andere Probleme sind die Zucht von zu jungen Hunden und die Zucht von Hunden, die unerwünschte Eigenschaften aufweisen.
“In der Vergangenheit haben Züchter natürlich die Besten der Hunderasse behalten, die die erforderlichen Fähigkeiten und die gewünschten Persönlichkeitsmerkmale hatten”, erklärt Ulbrich. “Heute gibt es Züchter, die Hunde im Alter von weniger als einem Jahr einsetzen, lange bevor man überhaupt feststellen kann, ob der Hund genetische Defekte hat. Sie müssten eigentlich warten, bis der Hund das Erwachsenenalter erreicht hat, um zu sehen, ob er körperlich und geistig gesund ist. Viele Züchter warten aber nicht, und infolgedessen nehmen genetische Störungen und Verhaltensprobleme zu.”
Leider garantieren Stammbaum-Dokumente nicht mehr länger, dass du auch einen gesunden Hund bekommst.
In einem TIME-Bericht aus dem Jahr 2001 über den alarmierenden Anstieg genetischer Störungen bei Hunden wurde der damalige Vizepräsident des AKC für Planung, John Mandeville, mit den Worten zitiert, dass die AKC-Zertifizierung “leider absolut kein verlässliches Gütesiegel ist.”
Wir empfehlen dir, auch hier die oben genannten Empfehlungen bei der Wahl eines Züchters zu berücksichtigen und nachzufragen, ob dein Züchter die Elterntiere auf genetische Defekte testet. Lerne den Welpen und die Elterntiere vor dem Kauf kennen, um sicherzustellen, dass dein zukünftiges Haustier keine Angst- oder Aggressionsprobleme hat. Wenn so etwas nämlich ignoriert wird, könntest du später mit einer Reihe von gesundheitlichen Problemen und hohen Summen an Tierarztrechnungen konfrontiert werden.
Vernarrt in eine bestimmte Hunderasse
Wenn es dir eine bestimmte Rasse angetan hat, bist du damit nicht allein. Manche Menschen sind so vernarrt in diese eine Hunderasse, dass sie sich einfach nicht vorstellen können, irgendeine andere Art von Hund zu haben.
“Oft ist es so, dass jemand positive Erfahrungen mit der Rasse gemacht hat und sie gut kennt”, erklärt Darlene White, Executive Director der San Diego Animal Support Foundation. “Ich verstehe, warum Menschen bestimmte Hunderassen lieben – es ist das Aussehen und das Verhalten, das oft mit einer Rasse einhergeht, und das kann ich nachvollziehen. Und es gibt großartige Züchter mit einem einwandfreien Ruf, die für eine qualitative Zucht stehen und nicht auf Quantität hin züchten.”
Aber heutzutage muss man nicht mehr kaufen, um an die gewünschte Rasse kommen. In den meisten Ländern gibt es zahlreiche rassespezifische Rescue Organisationen.
“Für die am meisten überzüchteten Hunde wie z.B. Chihuahuas, Pitbulls, Labradore und Schäferhunde, gibt es in jeder Stadt mehrere Rescue Anlaufstellen, die versuchen, die Menge an Hunden, die in Tierheimen abgegeben werden, aufzufangen”, sagt White.
White sagt, dass die Anzahl der reinrassigen Hunde, die heute zur Adoption zur Verfügung stehen, eine direkte Folge der oben erwähnten unverantwortlichen Züchtungsmethoden ist, die bei vielen Hunden unerwünschte gesundheitliche oder Verhaltensprobleme hervorrufen.
“Reinrassige Rescue Hunde haben die gleichen genetischen Gesundheitsrisiken wie die meisten reinrassigen Hunde, die von Züchtern kommen, da viele von ihnen ja sowieso von [unverantwortlichen] Züchtern stammen”, fügt White hinzu. “Rescue Hunde werden allerdings kastriert, geimpft und oft werden die Hunde vor der Adoption wegen ihrer gesundheitlichen Probleme behandelt.”
Fazit
Hunde helfen und begleiten den Menschen seit Zehntausenden von Jahren und haben sich von wilden Wölfen zu den besten Freunden entwickelt, die wir heute so sehr lieben. Unsere Haustiere sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens, und wir behandeln sie oft wie unsere eigenen Kinder.
Auch wenn es viele wunderbare Züchter mit guten Absichten gibt, lauern da draußen leider auch jede Menge Betrüger, die aus unserer Liebe zu Hunden Kapital schlagen wollen. Deshalb ist es wichtig, alles dafür zu tun, damit man keine Zuchtpraktiken unterstützt, die für Millionen unschuldiger Hunde ein Leben mit unnötigen Krankheiten bedeuten könnte.