Wenn man eine Katze ins Wasser fallen sieht – vielleicht während sie ein volles Waschbecken oder den Gartenteich inspiziert –, die sich dann unter haarsträubendem Geschrei gleich wieder herauszukämpfen versucht, als ob sie in heiße Lava geplumpst wäre, könnte man denken, sie wäre einfach nur ein bisschen melodramatisch.
Bei solch einer extremen Reaktion ist es kaum verwunderlich, dass Katzen allgemein als wasserscheue Tiere gelten. Aber das liegt nicht daran, dass sie pingelig oder theatralisch sind: Katzen mögen es aus verschiedenen Gründen nicht, nass zu werden, und da spielt nicht nur ihr persönlicher Komfort, sondern zum Beispiel auch die Evolution eine Rolle.
Doch obwohl die meisten Katzen tatsächlich keine Wasserratten sind, haben nicht alle von ihnen eine angeborene Aversion dagegen. Manche Rassen sind Wasser eher abgeneigt als andere, während es anderen Katzen überhaupt nichts ausmacht, wenn sie mit dem kühlen Nass in Kontakt kommen.
Da Katzen sich selbst um die Pflege ihres Fells kümmern, müssen sie glücklicherweise nicht oft gebadet werden.
In diesem Artikel werden wir uns ansehen, warum (viele) Katzen kein Wasser mögen.
Sie sind nicht gerne nass
Bist du schon einmal nach einer schönen warmen Dusche aus der Duschkabine gestiegen, nur um festzustellen, dass nirgendwo ein Handtuch hängt. Da standest du nun klatschnass und bibbernd. Keine schöne Erfahrung, oder? Deine Katze fühlt sich ganz ähnlich, wenn sie nass wird.
„Das Fell einer Katze ist nicht wasserabweisend“, erklärt Molly DeVoss, zertifizierte Trainings- und Verhaltensspezialistin für Katzen (CFTBS), zertifizierte Beraterin für Katzenverhalten (CCBC) und Gründerin der gemeinnützigen Organisation Cat Behavior Solutions. „Ein nasses Fell ist schwerer und trocknet nur sehr langsam.“
Ein schweres Fell ist für Katzen nicht nur ungemütlich. Für sie ist es eine evolutionäre Notwendigkeit, sich flexibel und schnell bewegen zu können.
„Katzen möchten von Natur aus jederzeit bereit sein, aus potenziell gefährlichen Situationen zu fliehen. Wenn ihr Fell jedoch nass ist, wird das schwierig“, bemerkt DeVoss.
Sie haben sich fern von Wasserquellen entwickelt
Während manche Tiere von Natur aus an ein Leben im Wasser oder um Gewässer herum angepasst sind, ist bei Katzen das Gegenteil der Fall.
Die Urahnen unserer domestizierten Katzen stammen ursprünglich aus den heißen, feuchten Gebieten des Nahen Ostens, wo es nicht viele Wasserquellen wie Seen und Flüsse gibt. DeVoss bestätigt, dass „Katzen sich in trockenen Klimazonen entwickelt haben und kaum Wasser ausgesetzt waren“.
Wenn sie heute also auf Wasser treffen, ist das für sie eher ein Schock als für andere Tiere, die sich in der Nähe von Wasser entwickelt haben.
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Sie können Chemikalien im Wasser riechen
Es gibt bestimmte Düfte, die Katzen einfach nicht mögen. Starke Gerüche im Wasser – wie z. B. von Behandlungschemikalien – können auf sie sehr abstoßend wirken.
Als Menschen kennen wir den starken Geruch von Chlor in Schwimmbädern. Dieser Geruch kann für Katzen schier überwältigend sein. Laut FirstVet haben Katzen bis zu 200 Millionen Geruchsrezeptoren in der Nase. Zum Vergleich: Menschen haben nur etwa 6 Millionen.
Wenn wir uns nun vorstellen, wir würden in ein großes Becken mit einer übelriechenden Flüssigkeit fallen, würden wir ja auch versuchen, uns so schnell wie möglich daraus zu retten.
Sie hatten zuvor eine negative Erfahrung mit Wasser
Menschen können Angst oder Phobien bezüglich des Kontakts mit bestimmten Dingen entwickeln, wenn sie zuvor eine schlechte Erfahrung damit gemacht haben. Katzen geht es da nicht anders.
„Wenn sie an irgendeinem Punkt in ihrem Leben ein Trauma im Zusammenhang mit Wasser erlitten haben, kann dadurch eine langfristige Abneigung entstehen“, verrät DeVoss. Vielleicht hat deine Katze eine negative Erfahrung gemacht, nachdem sie als Kätzchen in die Badewanne oder ein Schwimmbad gefallen ist, und fürchtet jetzt, dass das wieder passiert.
Ist deine Katze noch jung, profitiert ihr beide davon, wenn du dir die Zeit nimmst, um sie langsam und vorsichtig an die Badezeit zu gewöhnen.
„Wenn du ein Kätzchen in jungen Jahren regelmäßig auf sichere und stressfreie Weise mit Wasser konfrontierst, wird es sich als erwachsene Katze viel wohler damit fühlen“, rät DeVoss.
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Sie fürchten den Kontrollverlust
Wenn wir als Menschen das Gefühl haben, dass wir eine Situation nicht kontrollieren können – etwa wenn wir im Wasser den Boden unter den Füßen nicht mehr spüren –, macht das viele von uns recht nervös. Katzen geht es da nicht anders.
Mit ihren ausgefeilten Jagdtechniken und ihrem Geruchsmarkierungsverhalten verfügen Katzen über angeborene Mechanismen, um ihre Umgebung zu kontrollieren. „Das Gefühl der Kontrolle ist entscheidend für eine selbstbewusste Katze“, erklärt DeVoss.
„Wenn sie sich nicht als Herr der Lage fühlen, werden sie schnell ängstlich“, setzt sie fort. Wenn deine Katze im Wasser also das Gefühl hat, dass sie nicht mehr die Kontrolle hat, dann kommt bei ihr wahrscheinlich Stress auf.
Gibt es auch Katzen, die Wasser mögen?
Wenn du eine Katze hast, der das Baden nichts ausmacht, könnte das an ihrer Rasse liegen.
„Es gibt bestimmte Rassen, die den Kontakt mit Wasser eher als angenehm empfinden“, erklärt DeVoss. „Dazu gehören zum Beispiel die Maine-Coon-Katze und die Türkisch Van.“
The Cat Fanciers’ Association nennt außerdem die Sibirische Katze, die Sphynx-Katze und die Bengalkatze. Und laut Purina sind auch die Türkisch Angora und Manx-Katzen Wasser nicht abgeneigt.
Wenn deine Katze es nicht mag, mit Wasser übergossen zu werden, heißt das nicht, dass sie es gar nicht tolerieren kann. Ganz im Gegenteil: Viele Katzen sind fasziniert von laufenden Wasserhähnen und Springbrunnen. Aber warum? Manche glauben, dass Katzen einerseits den Klang und die Bewegung von laufendem Wasser mögen (das dies ihren Spielinstinkt weckt), dass sie andererseits geringe Wassermengen als ungefährlicher empfinden.
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Soll ich meine Katze baden?
Katzen kümmern sich generell selbst um ihre Fellpflege. Dabei verwenden sie ihre Zunge, um Schmutz von ihrem Fell abzulecken und dafür zu sorgen, dass es schön glänzt. Bis zu 50 % ihrer Wachzeit können sie mit der Fellpflege verbringen. (Wenn sie ihr Fell allerdings so intensiv bearbeiten, dass kahle Stellen entstehen, ist das ein Zeichen von exzessiver Pflege und etwas, worüber du mit deinem Tierarzt sprechen solltest.)
Manchmal benötigen Katzen jedoch Hilfe bei der Fellpflege. Vielleicht ist ihr Fell nach einem Ausflug im Freien hoffnungslos mit Schlamm verklebt oder es hat einen unangenehmen Geruch angenommen. Katzen können sich auch eine Infektion mit Flöhen oder eine Ringelflechte einfangen. Übergewichtige oder ältere Katzen sind zudem unter Umständen nicht mehr in der Lage, bestimmte Bereiche ihres Fells zu erreichen.
Es ist am besten, eine Katze auf kleinerem Raum zu baden, z. B. in einem Waschbecken, das nur mit ein paar Zentimetern warmem Wasser gefüllt ist. Sobald du alles vorbereitet hast, kann es losgehen.
- Halte dein Kätzchen vorsichtig am Nacken fest.
- Fülle einen Becher mit warmem Wasser und gieße diesen über den Körper deiner Katze, bis ihr gesamtes Fell nass ist. Die American Society for the Prevention of Cruelty to Animals (ASPCA) empfiehlt, den Kopf nicht nass zu machen und Baumwolle zu verwenden, damit kein Wasser in die Ohren gerät.
- Verwende ein spezielles Katzen-Shampoo, mit dem du das Fell sorgfältig einschäumst.
- Spüle das Shampoo gründlich aus.
- Trockne deine Katze vorsichtig mit einem Handtuch (nicht mit dem Haartrockner). Kätzchen mit längerem Fell musst du möglicherweise anschließend noch kämmen.
- Gib deinem tapferen kleinen Freund ein Leckerli.
Falls das Gesicht oder der Kopf deiner Katze schmutzig sind, empfiehlt die ASPCA, einen mit Wasser angefeuchteten Waschlappen zu verwenden, um den Schmutz sanft abzuwischen.
Zusammenfassung
Es stimmt zwar, dass viele Katzen den Kontakt mit Wasser scheuen, aber das ist bei Weitem nicht bei allen der Fall. So kann zum Beispiel die Rasse einer Katze eine große Rolle dabei spielen, ob sie Wasser mag, ebenso wie frühere Erfahrungen.
Doch selbst wenn dein Kätzchen einer Rasse angehört, die normalerweise nicht als Wasserliebhaber gilt, kannst du sie trotzdem so erziehen, dass ihr ein gelegentliches Bad nichts ausmacht. „Du kannst einer Katze so ziemlich alles beibringen (solange sie es selbst will)“ behauptet DeVoss.
Wenn du das versuchen möchtest, solltest du unbedingt angenehm warmes (aber kein heißes!) Wasser verwenden. DeVoss erklärt, dass die Körpertemperatur von Katzen bei etwa 38,8 °C liegt, die von Menschen bei etwa 37 °C. Das bedeutet: „Einer Katze wird dein Badewasser zu kalt sein.“
Du solltest unbedingt positive Assoziationen mit Wasser fördern. „Um ihre Reaktion zu beeinflussen, ist es wichtig, dass gleichzeitig mit der beängstigenden oder neuen Erfahrung auch etwas Angenehmes oder Schönes passiert. So entsteht eine positive Assoziation“, erklärt uns DeVoss. „Ich finde die Leckerlis von Vitakraft Lick ‘n’ Lap dafür besonders praktisch, weil du ein wenig davon auf die Arbeitsplatte geben kannst, damit sie das ablecken können, während du sie mit den Händen beruhigst.“
Es gibt viele Dinge, die dem einen Menschen zwar gefallen, ein anderer aber gar nicht mag. Genauso ist es bei Katzen. Wenn sie Widerstand leistet oder sich offensichtlich unwohl fühlt, solltest du deine Katze also nicht zu etwas zwingen, das sie nicht mag. Denke daran, dass du jederzeit die Möglichkeit hast, die Dienste eines professionellen Katzenfriseurs in Anspruch zu nehmen, wenn bei dir das Waschbecken zur Badezeit zum Schlachtfeld wird.