Es gibt kaum etwas Besseres als das Gefühl, anderen Menschen zu helfen – und die Ausbildung deines Hundes zum Therapiehund ist eine tolle Möglichkeit, deiner Community etwas zurückzugeben. Während der Ausbildung baust du nicht nur eine enge Bindung zu deinem besten Freund auf, sondern kannst bei Therapiebesuchen auch noch neue Kontakte knüpfen.
Was genau ist ein Therapiehund?
Therapiehunde unterscheiden sich von Diensthunden oder Begleithunden zur emotionalen Unterstützung. Diensthunde durchlaufen eine rigorose Ausbildung, in der sie lernen, komplexe Aufgaben zu erfüllen, bevor sie von Menschen, die ihre Fähigkeiten benötigen, adoptiert werden. Unterstützerhunde bei emotionalen Unsicherheiten haben keine spezielle Ausbildung, Patienten müssen jedoch ein medizinisches Empfehlungsschreiben einholen. Therapiehunde bleiben in der Regel bei den Besitzern, die sie auch ausbilden.
Die Besitzer werden gemeinsam mit dem Hund als Teil des “Therapieteams” betrachtet. Nach der Ausbildung und Zertifizierung könnt ihr zusammen Pflegeheime, Krankenhäuser, Schulen und andere Einrichtungen besuchen, um mit allen Arten von Menschen eine kurze therapeutische Session abzuhalten. Dieser Service kann einzelnen Patienten verschrieben oder Interessierten in einer Gemeinschaft angeboten werden. Therapiehunde können Menschen mit Suchterkrankungen, psychisch Kranke, Behinderte und andere Personen unterstützen.
Junge, gut sozialisierte, freundliche Hunde mit guter Gesundheit sind die besten Kandidaten für die Rolle des Therapiehunds. Nach dem erfolgreichen Besuch von Verhaltenstrainings kannst du dich bei z.B. beim Deutschen Berufsverband für Therapie- und Behindertenbegleithunde, bei Vereinen wie Therapiehunde Deutschland e.V. oder Therapiebegleithunde Deutschland e.V., die auch Regionalgruppen im ganzen Land haben, melden, die erforderliche Anzahl von Besuchen absolvieren und dann den offiziellen Titel “Therapiebegleithund” für deinen Vierbeiner erhalten.
Welche Arten von Hunden können Therapietiere sein?
Laut dem American Kennel Club “sollten potentielle Therapiehunde von Natur aus ruhig, freundlich und Fremden gegenüber zutraulich sein. Sie müssen auch im Grundgehorsam gut trainiert sein und sich schnell an neue Geräusche, Orte, Gerüche und Geräte gewöhnen können. Die Therapiehunde-Organisationen verlangen auch, dass Therapiehunde gesund sind, regelmäßige Checkup-Untersuchungen wahrnehmen und bei allen Besuchen gut gepflegt, sauber und gebürstet sind.” Hunde aller Rassen können Therapiehunde werden.
Eine frühe Sozialisierung ist der Schlüssel zu einem gut angepassten, freundlichen Haustier, das sich an viele verschiedene Umgebungen und Situationen problemlos anpassen kann. Wenn du einen Welpen hast, solltest du darauf achten, dass er Zeit mit Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Körperbaus, Alters und unterschiedlichen Persönlichkeiten verbringt. Dein Hund sollte sich beispielsweise in der Gegenwart von Menschen mit Gesichtsbehaarung, bei Hutträgern oder Personen mit verschiedenen Stimmen wohlfühlen. Du kannst dafür auch ein System mit positiven Belohnungen einsetzen, damit dein Haustier in jeder Situation ruhig und konzentriert bleibt.
Der AKC empfiehlt, dass Hunde zunächst den “Canine Good Citizen“-Hundetest bestehen, bevor sie für ein therapiespezifisches Training zur Verfügung stehen. Dieser 10-Stufen-Test bietet deinem Haustier die Möglichkeit, ein ausgezeichnetes Verhalten und Reaktionsvermögen zu demonstrieren. Du kannst dein Haustier eigenständig trainieren, um diesen Test zu bestehen oder du dich nach Kursen umhören, die von lokalen Organisationen angeboten werden. Nachdem dein Vierbeiner den CGC-Status erlangt hat, kannst du auch noch weiterführende Kurse (bei dem die Konzentration bei gleichzeitiger Ablenkung geschult wird) oder eine fortgeschrittene CGC-Zertifizierung in Betracht ziehen, die Tests in Gemeinden und Städten umfasst, die in belebten und realen Situationen wie z.B. auf überfüllten Bürgersteigen durchgeführt werden.
Haustiere, die Schwierigkeiten haben, diese Prüfungen erfolgreich zu meistern, eignen sich wahrscheinlich weniger gut als Therapiehund.
In Deutschland gibt es bundesweit vergleichbare Gehorsamkeitstrainings und weitere Kursangebote, um den Hundeführerschein zu erlangen.
Zertifizierungsanforderungen für Therapiehunde
Dein Hund muss mindestens ein Jahr alt sein, bevor er sich bei einem Therapiehunde-Verband wie dem Deutschen Berufsverband für Therapie- und Behindertenbegleithunde, bei Therapiehunde Deutschland e.V. oder bei Therapiebegleithunde Deutschland e.V. registrieren lassen kann. Die Impfungen deines Vierbeiners müssen dafür auf dem neuesten Stand sein. Die oben genannten Organisationen führen Tests durch, um zu prüfen, ob dein Haustier bereit ist und du in der Lage bist, mit deinem Haustier richtig umzugehen und es anzuleiten.
Für die Zertifizierungsprüfung zum Therapiebegleithund können besondere Anforderungen hinsichtlich des Halsbandes und der Leine, deines Schuhwerks und des professionellen Aussehens für dich und dein Tier bestehen. Wenn dein Haustier sehr schüchtern ist oder unerwünschte Verhaltensweisen wie Anspringen, Bellen oder das Umklammern deiner Hand mit dem Maul zeigt, kann der Prüfer empfehlen, noch mehr Verhaltenstraining zu absolvieren oder wiederzukommen, wenn dein Hund besser sozialisiert ist. Wenn dein Hund offensichtliche Aggressionen zeigt, kann der Prüfer dir gänzlich davon abraten, eine Zertifizierung als Therapiehund anzustreben. Jedes Haustier, das bereits das CGC-Zertifikat oder einen vergleichbaren Gehorsamkeitsnachweis erlangt hat, sollte den Test aber ohne Schwierigkeiten bestehen können.
Nach der Zertifizierung zum Therapiehund
Bevor du mit offiziellen Besuchen beginnen kannst, solltest du vielleicht erstmal ein paar Hausbesuche bei Bekannten machen, damit du mit deinem Haustier üben kannst, und es sich in seiner neuen Rolle wohl fühlt. So lernt dein Vierbeiner viele neue Menschen und Situationen kennen und du kannst dabei besser herausfinden, wie er Menschen, die therapeutische Unterstützung benötigen, am besten helfen kann. Einige Haustiere mögen es besonders, gestreichelt und geknuddelt zu werden, während andere eher mit Tricks und einem fröhlichen Temperament für Unterhaltung sorgen. Diese optionalen Besuche würden zwar nicht zur Erlangung des Therapiehunde-Zertifikats zählen, aber stellen eine hervorragende Möglichkeit dar, zu üben.
Sobald dein Hund den Handhabungstest bestanden hat und von der Zertifizierungsorganisation grünes Licht erhält, kannst du mit der Durchführung von Patientenbesuchen bei den teilnehmenden Organisationen beginnen. In der Regel werden die ersten Besuche von deiner Zertifizierungsorganisation mit beaufsichtigt. Danach bist du berechtigt, eigenständig Besuche durchzuführen. In den USA sind für eine Standard-Therapiehunde-Zertifizierung durch den AKC 50 Besuche erforderlich. Zu Zertifizierungszwecken empfehlen wir dir, sorgfältige Aufzeichnungen über jeden Besuch zu machen und dir jede Session durch die Mitarbeiter der besuchten Einrichtungen mit einer Unterschrift bescheinigen zu lassen. Der AKC hat ein nützliches Formular, das du dafür verwenden kannst.
In Deutschland darf man nach bestandener Prüfung mit seinem Hund als Therapiebegleithundeteam arbeiten. Für eine kontinuierliche Qualitätssicherung wird die Erlaubniserteilung für jeweils zwei Jahre ausgesprochen und muss gegen eine geringe Gebühr im dritten Jahr nach Zertifizierung durch eine wiederholte Wesensprüfung des Hundes erneuert werden. Bei erfolgreicher Prüfung gilt die Zertifizierung wiederum für zwei Jahre.
Die Organisation, bei der du das Zertifikat machst, bietet oft eine Vielzahl von Kursen an, die deinen Vierbeiner bei der Entwicklung therapeutischer Fähigkeiten unterstützen. Regelmäßige Therapiebesuche werden deinem Hund helfen, diese Fähigkeiten in die Praxis umzusetzen. Häufig brauchen Patienten einfach nur ein Haustier, das ruhig bei ihnen sitzt, um ihnen hilfreiche Stütze zu sein. Versuche, möglichst verschiedene Situationen mitzuerleben, damit dein Hund auf ein breites Spektrum von Erfahrungen zurückgreifen kann, die ihn gründlicher auf seine neue Rolle vorbereiten werden als beispielsweise 50 Besuche am gleichen Ort oder bei den gleichen Patienten.
Mit dem Titel Therapiebegleithund wird dein Haustier wahrscheinlich unterschiedlichste Situationen kennenlernen und eventuell auch eingeladen werden, sich einer Gruppe lokaler Therapiehunde-Teams anzuschließen, um gemeinsame Besuche zu machen. In den USA kannst du deine Besuche weiterhin dokumentieren, wenn du noch mehr Zertifizierungen erlangen möchtest: Fortgeschritten (100 Besuche), Profiliert (200 Besuche) oder Exzellent (400 Besuche). Diese Besuche sind allerdings auf freiwilliger Basis und sollten die Möglichkeiten deines Haustiers, seine Rolle als Therapiehund auszuüben, nicht beeinträchtigen.
Wo kann ich meinen Therapiehund einsetzen?
Mit der Zeit wirst du merken, wo sich dein Haustier am wohlsten fühlt und den größten Beitrag leisten kann. Medizinische Einrichtungen sind ein beliebter Ort für Therapiehunde, aber auch Pflegeheime, Krankenhäuser, Rehabilitationseinrichtungen und Kliniken eignen sich hervorragend für den Einsatz deines Therapiehundes. Häufig werden Therapiehunde auch im Zusammenhang mit Ausbildungsprogrammen eingeladen. Im Rahmen von Förderprogrammen für frühes Lesen und anderen Erziehungseinrichtungen können Hunden wunderbare Beziehungen knüpfen und Kindern dabei helfen, Selbstvertrauen zu gewinnen und wichtige Ziele zu erreichen. Einige Flughäfen bieten jetzt sogar Therapiehundesitzungen an.
Wenn du bei dir in der Nähe keine Einsatzmöglichkeiten für Therapiehunde findest, kannst du dir auch einfach deine eigenen schaffen. Sprich mit diversen Verwaltungen potentiell interessanter Einrichtungen über die Vorteile einer Therapie mit Hunden, die von chronischen Schmerzen bis hin zu psychischen Erkrankungen reichen kann. Hunde sind auch fantastische Begleiter für Kinder, die weniger verbal als andere, eher introvert oder schnell ängstlich sind.
Vielleicht wird dich die Ausbildung deines Vierbeiners zum Therapiehund inspirieren, noch mehr Hunde anzuleiten – oder du stellst fest, dass dein Liebling besonders talentiert ist und sogar ein großartiger Diensthund sein könnte. Wie es auch kommen mag – das, was du für die ehrenamtliche Arbeit als Therapieteam zurückbekommst, ist kaum zu übertreffen. Du wirst neue Freundschaften knüpfen (sowohl mit Menschen als auch mit Hunden), die ein Leben lang halten können und dabei gleichzeitig den Mitmenschen in deiner Community einen dringend benötigten Dienst erweisen. Je stärker die Bindung zu deinem Haustier wird, desto einfühlsamer, liebevoller und ausgeglichener wird es auch werden. Und wenn du und dein Therapiehund eure Energie und Hingabe der Community zur Verfügung stellt, wird es niemandem an Liebe mangeln.