- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Schon lange gibt es die Diskussion darüber, was eigentlich besser ist: Ein reinrassiger Hund oder ein Mischling. Dies ist eine der ersten Fragen, über die man nachdenkt, wenn man sich darüber Gedanken macht, sich einen Hund anzuschaffen. Es gibt Stimmen dafür, dass Mischlinge gesünder seien, während wiederum andere sagen, reinrassige Hunde könnte man besser trainieren, da ihr Temperament besser vorherzusagen ist. Die Wahrheit liegt natürlich irgendwo in der Mitte.
Um besser zu verstehen, welcher Hund am besten für dich geeignet ist, haben wir Dr. Bricks Coggin befragt, einen Tierarzt, der sich auf die Designerhunderasse mit dem Namen Goldendoodles spezialisiert hat. Außerdem haben wir mit Dr. Iram Gladan gesprochen, Tierärztin und Doktorandin mit dem Fachgebiet Hunderassen. Gemeinsam nehmen sie die Vor- und Nachteile reinrassiger Hunde gegenüber Mischlingen unter die Lupe.
Wann ist ein Hund reinrassig?
Laut Dr. Coggin und Dr. Gladan haben reinrassige Hunde eine bekannte Abstammung innerhalb einer bestimmten Rasse, die auf mehrere Generationen zurückgeht. Dachverbände der Hundezüchter definieren die Rassenstandards für reinrassige Hunde. Zu diesen Verbänden zählen:
- The American Kennel Club
- The United Kennel Club
- The Federation Cynologique Internationale
Die von diesen Verbänden festgelegten Standards definieren die Merkmale, das Erscheinungsbild und die Eigenschaften, die eine Rasse haben sollte, um Konstanz und Vorhersehbarkeit zu wahren.
Warum ist Konstanz so wichtig? Dr. Gladan erklärt, dass die unterschiedlichen Hunderassen aus historischer Sicht in Anbetracht ihrer Rollen in der Gesellschaft als bedeutsam angesehen wurden. Sie wurden zu bestimmten Zwecken gezüchtet und ihre entsprechenden Merkmale wiesen sie als zum Hüten, Jagen, Bewachen oder Begleiten geeignet hervor.
Border Collies beispielsweise wurden auf Intelligenz, Beweglichkeit und ihre Fähigkeit hingezüchtet, bei der Viehhaltung behilflich zu sein. Labrador Retriever verfügen über einen außergewöhnlichen Geruchsinn und konnten daher wunderbar Wild aus dem Wasser holen. Und Mastiffs wurden aufgrund ihrer Schutzinstinkte und imposanten Statur gezüchtet. Diese speziellen Eigenschaften waren für den Lebensunterhalt und die Sicherheit ihrer menschlichen Gefährten absolut wichtig.
Heute führen lizenzierte Züchter diese Muster fort und züchten ihre Hunde mit besonderer Sorgfalt, um die von Dachverbänden geforderten Eigenschaften beizubehalten.
Vor- und Nachteile reinrassiger Hunde
Es ranken sich zahllose Mythen um reinrassige Hunde. Allgemein kann man Folgendes erwarten:
- Ein Risiko gesundheitlicher Probleme, das nicht höher ist als bei Mischlingen, wenn du dich an einen vertrauenswürdigen Züchter wendest
- Ein vorhersehbares Aussehen und Größe
- Einige eher voraussehbare Aspekte in Bezug auf Temperament, insbesondere Rassentendenzen
Und darauf kannst du dich nicht verlassen:
- Einen Hund ohne gesundheitliche Probleme
- Eine vorhersehbare Persönlichkeit
Gesundheit und Lebenserwartung
Eine der häufigsten Fragen, die sich Hundebesitzer stellen, ist, ob bei reinrassigen Hunden das Risiko gesundheitlicher Probleme steigt. Die kurze Antwort darauf lautet nein. Nicht, wenn der Züchter verantwortungsbewusst arbeitet.
Laut Dr. Coggin spielen die Zuchtpraktiken des Menschen eine wichtige Rolle bei der Gesundheit reinrassiger Hunde. Deshalb ist es auch so bedeutend, mit einem verantwortungsbewusst lizenzierten Züchter zu arbeiten. Verantwortungsbewusste Züchter, die sich auf die Gesundheit und genetische Vielfalt konzentrieren, züchten reinrassige Hunde mit einem geringen Risiko gesundheitlicher Probleme. Züchter, die keinen großen Wert auf genetische Vielfalt legen, können die Chancen von Krankheiten wie Hüftdysplasie, Herzproblemen oder Atemproblemen erhöhen, wenn die Eltern des Hundes zu eng miteinander verwandt sind.
Leider entstehen bei Züchtern, die sich anstatt auf Gesundheit und Lebenserwartung auf körperliche Merkmale (wie Größe oder Gesichtsstruktur) konzentrieren, Hunde mit geringer genetischer Vielfalt, die anfälliger auf Krankheiten sind.
Temperament
Eine weitere häufige Frage ist, ob reinrassige Hunde ein eher vorhersehbares Temperament haben. Dr. Coggin hebt hervor, dass die wichtigsten Faktoren beim Temperament eines Hundes seine Sozialisierung, Training und das Umfeld ist und nicht seine DNA.
Die Rasse eines Hundes kann den künftigen Besitzern jedoch einen Einblick in sein mögliches Temperament geben. Bei Hütehunden beispielsweise geht man von einer erhöhten Intelligenz und Energie aus, während Retriever vor allem gerne apportieren. Diese Eigenschaften sind jedoch keine Garantie für ein bestimmtes Temperament, da jeder einzelne Hund anders ist. Deshalb kann es durchaus entspannte Border Collies und nervöse Labradore geben.
Erscheinungsbild und Größe
In puncto Erscheinungsbild und Größe können zukünftige Hundebesitzer bei reinrassigen Hunden natürlich eher vorhersagen, wie ihr Hund aussehen wird. Dr. Gladan sagt, dass reinrassige Hunde aufgrund ihrer Züchtung gemäß bestimmten körperlichen Standards ziemlich sicher einem bestimmten Bild und einer bestimmten Größe entsprechen, wenn sie ausgewachsen sind. Das kann dabei helfen, sich auf die Fellpflege und Auslaufbedarf einzustellen.
Trainingsbedarf
Einen reinrassigen Hund zu besitzen, garantiert nicht, dass man weniger Zeit für das Training verwendet als bei einem Mischling. Es kann aber helfen, vorhersagen zu können, welche Eigenschaften besonders hervorgehoben werden sollte, oder welche Aktivitäten deinem Hund besonders liegen. Hunderassen mit starkem Jagdtrieb beispielsweise lassen sich ganz einfach im Aufspüren und Finden trainieren. Sie brauchen wahrscheinlich auch Hilfe dabei, entsprechende Instinkte zu unterdrücken, wenn sie in eine Situation geraten, in der das Jagen nicht erwünscht ist, zum Beispiel wenn sie einer Katze nachjagen wollen.
Manche Rassen lassen sich besonders gut trainieren und etwas beibringen, da sie zu Nutzzwecken gezüchtet wurden. Bedenke aber, dass sehr leicht zu trainierende Nutzhunderassen oftmals besonders hohe Auslaufansprüche haben, also bereite dich darauf vor
Ausgaben
Wenn du dich schon über den Kauf eines reinrassigen Hundes oder Welpen informiert hast, weißt du wahrscheinlich, wie außerordentlich teuer dieser Schritt bei einem Züchter sein wird. Laut Dr. Gladan tragen zahlreiche Faktoren zu diesen Kosten bei. Wenn du einen verantwortungsbewussten Züchter findest, hat dieser extrem viel Zeit, Mühe und Geld in die Züchtung seiner Hunde gesteckt. Dazu gehören Tierarztuntersuchungen, Gentests und die gute Betreuung der Welpen und ihren Eltern.
In vielen Fällen können Züchter deutlich mehr Geld verlangen, weil die Nachfrage für bestimmte Hunderassen so hoch ist, dafür aber relativ wenige Welpen vorhanden sind. Diese Dynamik ermöglicht es leider auch verantwortungslosen Züchtern, einen Fuß in die Tür zu bekommen, die sich nicht um die Gesundheit oder genetische Vielfalt der Hunde scheren. Als potenzieller Käufer sollte man den Züchter also mit Bedacht auswählen.
Was genau ist ein Mischling?
Als Mischling bezeichnet man einen Hund, der von zwei oder mehr Rassen abstammt. Manchmal weiß man, um welche Rassen es sich handelt, insbesondere wenn das äußere Erscheinungsbild des Hundes auf eine bestimmte Rasse hindeutet. Ein „Corgi-Mischling“ beispielsweise verfügt über mehrere eindeutige Merkmale eines Corgis, zum Beispiel einen langgezogenen Torso und ein dichtes Fell. In anderen Fällen ist die Abstammung eines Mischlings rein gar nicht eindeutig. Diese Hunde werden gerne auch als „Promenadenmischung“ bezeichnet.
Ein „Designerhund“ ist ein gezüchteter Mischling, bei dem der Züchter absichtlich zwei bestimmte Rassen aufgrund ihrer Merkmale miteinander kombiniert hat. Zu den bekanntesten Beispielen gehören „Labradoodle“ und „Puggle“. Diese Hybridhunde können verschiedene Eigenschaften beider Elternteile erben. Laut Dr. Gladan verfügen Designerhunde oft über die besten Eigenschaften ihrer Eltern und haaren zum Beispiel nicht. Da es sich hierbei aber um neue Kombinationen handelt, können die körperlichen Merkmale in manchen Fällen unvorhersehbar sein. Es ist wichtig zu beachten, dass auch Designerhunde gesundheitliche Probleme vererbt bekommen können, wenn bei einem Elternteil nicht auf genetische Vielfalt geachtet wurde.
Vor- und Nachteile von Mischlingshunden
Es ranken sich zahllose Mythen um Mischlingshunde. Allgemein kann man Folgendes erwarten:
- Weniger vererbte Gesundheitsschäden
- Auf Sozialisierung und Geschichte basierendes Verhalten
Und darauf kannst du dich nicht verlassen:
- Einen Hund ohne gesundheitliche Probleme
- Ausgewachsene Größe und Erscheinungsbild
- Eine vorhersehbare Persönlichkeit
Gesundheit und Lebenserwartung
Da Mischlinge wahrscheinlich über eine größere genetische Vielfalt verfügen, kann es sein, dass sie seltener unter gesundheitlichen, durch vererbte Krankheiten verursachten Problemen leiden. Das ist aber keine Garantie dafür, dass dein Mischlingshund gesünder ist als ein reinrassiger Hund. Er kann trotzdem von einem Elternteil Krankheiten vererbt bekommen.
Wenn dein Mischling außerdem aus dem Tierheim kommt, kann seine Gesundheit von dem Umfeld beeinflusst sein, aus dem er stammt. Dazu gehören eine frühe und konstante Gesundheitsversorgung und die Qualität des Futters.
Temperament
Sozialisierung, Training und Umfeld eines Hundes sind am besten geeignet, um sein Temperament vorherzusagen. Nicht immer, aber oft, kommen Mischlingshunde aus Tierheimen und blicken vielleicht auf eine komplexe Geschichte zurück. Das bedeutet aber nicht, dass sie zu Aggressionen oder Verhaltensstörungen neigen müssen. Es ist möglich, dass sie besonders viel Zuwendung und Aufmerksamkeit benötigen, um ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Wenn ein Hund zum Beispiel in der Vergangenheit zu wenig zu fressen bekommen hat, benötigt er ein spezielles Training, um seine Ressourcen in seinem neuen Zuhause nicht zu verteidigen.
Wenn man die Vergangenheit eines Hundes versteht, kann man das optimale Umfeld für ihn finden. Besitzer von Mischlingshunden wissen, wie besonders und einzigartig ihre Persönlichkeiten sein können.
Erscheinungsbild und Größe
Das Erscheinungsbild und die Größe deines ausgewachsenen Mischlings ist eine absolute Überraschung, vor allem wenn er mehr als zwei Abstammungslinien hat. Kennst du die Eltern deines Hundes, kann du seine Größe in etwa irgendwo zwischen diesen beiden Hunden einschätzen. Kennst du sie nicht, können dir das Tierheim oder der Tierarzt Einschätzungen je nach Pfotengröße, Alter und Wachstumsrate geben.
Du möchtest eine bessere Vorstellung davon haben, wie groß dein Welpe werden und wie er aussehen wird? Es wäre möglich, sich für einen zahlungspflichtigen DNA-Test für Hunde zu entscheiden. Dadurch wird dir eine Übersicht der Anteile gegeben, von welchen Hunderassen dein Hund abstammt. Dadurch erhältst du einige Hinweise darauf, wie er ausgewachsen aussehen wird. Je mehr Rassen in deinem Hund stecken, desto schwieriger wird es allerdings, seine späteren körperlichen Merkmale vorherzusagen.
Training
Zwar kennst du vielleicht nicht alle Rassen, von denen dein Mischling abstammt, das bedeutet aber nicht, dass man ihn weniger gut trainieren kann als einen Hund mit bekannter Abstammung. Viele Mischlingshunde sind besonders intelligent und profitieren von einer Vielzahl an Eigenschaften ihrer Abstammung. Diese Hunde lassen sich extrem gut trainieren, sie sind ausdauernd und lernen willig. Vielleicht eignen sie sich nicht nur dafür, grundlegende Befehle zu erlernen, sondern auch komplizierte Aufgaben und Kommandos zu erfüllen. Bei vielen der besten Agility-Hunde handelt es sich nämlich um Mischlinge!
Wenn du einen Mischling besitzt, der einen schweren Start ins Leben hatte, kann eine Trainingsroutine sehr wichtig sein, um eine Bindung aufzubauen und unerwünschte Angewohnheiten abzutrainieren.
Welcher Hund ist der richtige für mich?
Sowohl reinrassige Hunde als auch Mischlinge haben ihre Vorteile. Den richtigen für dich zu finden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Manche zukünftigen Hundebesitzer wünschen sich vielleicht einen reinrassigen Hund, weil ihnen bestimmte Merkmale wie die Größe oder Fähigkeiten wichtig sind. Das kann von Bedeutung sein, wenn Hundebesitzer ihr Tier bezüglich bestimmter Aufgaben trainieren möchten.
Künftige Hundebesitzer entscheiden sich außerdem vielleicht für einen reinrassigen Hund, weil sie sich einen „kindersicheren“ oder „familienfreundlichen“ Hund wünschen. In den meisten Fällen sind aber Sozialisierung, Training und Umfeld eines Hundes das, was ihn familientauglich macht, nicht seine DNA.
Auch die Kosten können eine Rolle spielen. Bei der Aufzucht eines reinrassigen oder Mischlingswelpen entstehen die gleichen Kosten, aber die Anschaffung eines reinrassigen Hundes bei einem verantwortungsbewussten Züchter kann sehr teuer werden. Holt man hingegen einen Mischlingshund aus dem Tierheim, fallen deutlich weniger Kosten an.
Unter dem Strich ist die richtige Entscheidung für dich die, die deine Bedürfnisse erfüllt und natürlich auch die des Hundes. Alle Hunde benötigen die passende Art von Sozialisierung und Training. Da Mischlingshunde oftmals aus dem Tierheim oder von einem vorherigen Besitzer kommen, musst du die Welt berücksichtigen, in der sie vorher gelebt haben, und überlegen, wie du ihnen ausreichend Stabilität und Sicherheit bieten kannst.
Zu den Menschen, die eher nach einem reinrassigen Hund gucken sollten, gehören diejenigen, die:
- Nach einem Welpen suchen, der eine vorhersehbare Größe erreicht
- Sich auf eine bestimmte Rasse eingeschossen haben
- Rassenspezifische Eigenschaften für eine bestimmte Aufgabe oder Aktivitäten benötigen
Zu den Menschen, die eher nach einem Mischlingshund gucken sollten, gehören diejenigen, die:
- Lieber einen Hund aus dem Tierheim und nicht von einem Züchter holen möchten
- Eher einen ausgewachsenen oder alten Hund adoptieren möchten
- Die Idee mögen, einen Hund mit verschiedenen Merkmalen zu besitzen
- Ihre anfänglichen Ausgaben beschränken möchten