Auch wenn es manchmal nur schwer vorstellbar ist, sind unsere heutigen Hunde mit Wölfen verwandt – am engsten mit dem grauen Wolf. Man nimmt an, dass beide Tiere einen gemeinsamen, ausgestorbenen Wolfsvorfahren haben. Aber Hunde und Wölfe unterscheiden sich sehr voneinander, wenn es um Evolution und Verhalten geht.
Worin liegen also die wesentlichen Unterschiede zwischen Wölfen und Hunden? Lies gleich weiter, um mehr darüber zu erfahren, wie sich die beiden Tiere voneinander unterscheiden und warum wir sie beide schätzen sollten.
Zuallererst: Gehören Hunde und Wölfe derselben Gattung an?
Diese Frage ist gleich schon etwas komplizierter. Jahrelang wurden Wölfe und Hunde als eigene Gattungen betrachtet: Canis familiaris und Canis lupus. Seit jüngerer Zeit sind sich Wissenschaftler jedoch im Allgemeinen einig, dass es sich bei beiden um eine Unterart von canis lupus handelt. Anders als bei Hunden und Füchsen können sich Wölfe und Hunde fortpflanzen, woraus der umstrittene Wolfshund entsteht. Wenn zwei Tiere einen fruchtbaren Nachkommen zeugen können, werden sie als derselben Art zugehörig betrachtet.
Eine hervorragende und ausführliche Analyse der Frage nach der Artenzugehörigkeit von Wölfen und Hunden kannst du hier nachlesen. Und zum weiteren Verständnis des Hundegenoms findest du hier eine fundierte, aber faszinierende Aufschlüsselung von Nature.
Hunde vs. Wölfe: Aussehen und Erscheinungsbild
Um Hund und Wolf gut miteinander vergleichen zu können, kann man als erstes mit dem Aussehen beginnen. Die Köpfe von Wölfen sind im Vergleich zu ihrer Körpergröße viel größer als die Köpfe von Hunden. Aber auch wenn ihre Köpfe groß sind, sind ihre Brust und Hüften eher schmal und sie haben lange Beine und große Pfoten. Diese Proportionen sind in der Wildnis (wo es ziemlich rau zugehen kann) vorteilhaft und dank ihrer riesigen Pfoten können sie lange Strecken mit wirklich hoher Geschwindigkeit laufen.
Im Gegensatz dazu haben Hunde im Allgemeinen breitere Hüften, eine breitere Brust und viel kürzere Beine. Ihr Gang ist wippender, wenn sie laufen, während ein Wolf eher geschmeidig und schleichend unterwegs ist.
Sie haben auch sehr unterschiedliche Kiefer, was in Anbetracht ihrer Ernährungsweise Sinn macht. Wölfe brauchen große, starke Kiefer, um Knochen zu zerkleinern, während unsere domestizierten Hunde ihre Zähne mittlerweile eigentlich nur noch zum Futter kauen und um an ihrem Spielzeug rumknabbern zu können, brauchen.
Interessanterweise haben sie die gleiche Anzahl an Zähnen (42!), auch wenn die der Haushunde natürlich um einiges kleiner sind.
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Die Augenfarbe ist ein weiteres Merkmal, das Wölfe und Hunde nicht gemeinsam haben. Die Augenfarbe von Hunden kann von blau bis braun reichen. Wölfe hingegen haben immer gelbe oder bernsteinfarbene Augen – aber niemals braune.
Auch ihr Fell ist einzigartig. Das Fell von Hunden kann alle möglichen Farben haben, während Wolfsfelle in der Regel weiß, schwarz, grau oder braun sind, weil sie zum Überleben auf Tarnung angewiesen sind.
Wolfsruten sind sehr gerade, und die riesigen Pfoten haben zwei besonders große Vorderzehen, die mit Schwimmhäuten versehen sind, um das Schwimmen und Wandern durch den Schnee zu erleichtern.
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Hunde- vs. Wolfsverhalten
Die Art und Weise, wie Hunde und Wölfe mit der Welt und insbesondere mit Menschen interagieren, unterscheidet sich sehr voneinander. Unsere Hundefreunde sind im Allgemeinen sozial und betrachten uns als Teil der Familie; sie lernen sogar, unsere Mimik zu lesen und zu verstehen.
Wölfe sind eng mit den Familienverbänden verbunden, die sie schon früh bilden, aber sie akzeptieren definitiv keine Fremden und werden niemals Menschen um Zuneigung oder Führung bitten – dafür sind sie einfach viel zu unabhängig.
In letzter Zeit wurde viel über die unterschiedliche Entwicklung von Hundewelpen und Wolfswelpen geforscht. Dabei fand man heraus, dass Hunde sich langsamer entwickeln, sich ihre Augen nicht so früh öffnen und auch die Sozialisierung etwas später als bei Wolfswelpen einsetzt (im Vergleich: bei Hunden beginnt sie mit vier Wochen, bei Wölfen bereits mit zwei).
Wolfswelpen werden zudem nur im Frühjahr geboren, damit sie ausreichend stark und robust sind, um gut durch den harten Winter zu kommen. Domestizierte Hündinnen können zu jeder Zeit des Jahres Welpen bekommen.
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Können Wölfe Haustiere werden?
Kurz gesagt: Nein. Sowohl Hunde als auch Wölfe können bis zu einem gewissen Grad trainiert werden, aber ein Wolf kann niemals domestiziert werden.
Und warum ist das so? Weil Domestizierung das Ergebnis jahrelanger Zucht ist. Eine aktuelle Studie zeigt zwar, dass Wölfe, die von Menschen aufgezogen werden, sich an diese binden können, aber sie zeigen niemals das Verhalten von domestizierten Hunden. Der Hauptautor der Studie spricht sich auch ausdrücklich dafür aus, dass Wölfe wilde Tiere bleiben sollten.
Beide sind stimmstark und beide buddeln gerne
Hunde und Wölfe setzen beide gerne ihre Stimme ein, auch wenn Wölfe mehr heulen und Hunde eher bellen. Beide graben auch Löcher – obwohl der Wolf damit vor allem nach Nahrung sucht, eine Höhle für seine Welpen baut oder einen kühlen Platz während der heißen Monate aufsucht.
Ihre Ernährungsgewohnheiten unterscheiden sich ebenfalls voneinander. Wölfe sind Fleischfresser und ernähren sich hauptsächlich von Tieren wie Hirschen, Elchen und Büffeln. Sie fressen zwar auch kleinere Vögel und Säugetiere, bevorzugen aber größeres, fleischreiches Wild. Hunde lieben ebenfalls Fleisch, aber sie haben durch den Menschen die Vielfalt von Lebensmitteln kennengelernt und sind auch fleischloser Kost gegenüber offen.
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Es ist deutlich geworden, dass es jede Menge Unterschiede zwischen Haushunden und ihren wilden Verwandten in der Natur gibt. Obwohl Wölfe faszinierende und majestätische Kreaturen sind, bleiben sie für uns doch unerreichbar – aber zum Glück gibt es ja sowieso kaum etwas Schöneres, als mit seinem besten Hundefreund zu schmusen!