Dass unsere Katzen sonderbare Allüren an den Tag legen, ist nichts Neues: Mal machen sie sich an möglichst ungünstigen Orten breit, mal miauen sie scheinbar grundlos vor sich hin, mal schmeißen sie absichtlich Dinge aus dem Regal. Das sind alles „normale“ Verhaltensweisen für Katzen. Aber was ist bloß mit einer Katze los, wenn sie mit dem Hintern über den Boden rutscht – und dabei gar nicht glücklich aussieht?
Die Antwort auf diese Frage ist meist recht simpel. Kratzt sich deine Katze gelegentlich den Hintern an einem Bettpfosten, Tischbein oder Teppich, versucht sie wahrscheinlich nur einen Juckreiz zu lindern oder Überreste von Kot zu entfernen. In dem Fall kannst du nachschauen, ob irgendetwas an ihrem Fell festklebt.
„Das sogenannte Schlittenfahren ist bei Katzen weit verbreitet“, bestätigt Dr. Patrik Holmboe, Cheftierarzt von Cooper Pet Care. Möglicherweise bemerkst du parallel dazu andere Verhaltensweisen wie Lecken, Kauen oder Kratzen. Der Hauptgrund dafür, dass eine Katze mit dem Hintern über den Boden rutscht, ist laut Holmboe, dass sie unter „Reizungen oder Jucken im Analbereich“ leidet.
Wird das Schlittenfahren bei deiner Katze jedoch chronisch, solltest du einen Tierarzt aufsuchen. Wenn Katzen ihren Hintern über einen längeren Zeitraum regelmäßig über den Boden scheuern, kann dies sogar zusätzliche Hautirritationen hervorrufen, sodass ein regelrechter Teufelskreis aus Reizung, Kratzen und noch mehr Reizung entsteht. Hält das Verhalten lange Zeit an, kann das aber auch auf eine ernstere Ursache hinweisen, sodass möglicherweise eine medizinische Behandlung erforderlich ist.
Wenn du wissen möchtest, ob das Verhalten deiner Katze ernst genug ist, um mit ihr zum Tierarzt zu gehen, dann findest du in diesem Artikel nützliche Informationen zu möglichen Ursachen, Behandlungsmethoden und präventiven Schritten.
Am Hintern deiner Katze klebt Kot
Für uns Menschen ist es nervig, wenn etwas unter unserer Schuhsohle festklebt. Katzen empfinden das gleiche Unbehagen, wenn etwas an ihrem Fell haftet.
Wenn du also deine Katze dabei erwischst, wie sie ihren Hintern über den Boden zieht, empfiehlt Holmboe zuerst zu prüfen, ob Kot an ihrem Fell klebt. Kot ist eines der häufigsten Dinge, die um den Anus herum kleben bleiben. Da Katzen ihren Hintern weder mit den Pfoten noch mit dem Maul erreichen können, müssen sie zu einer anderen Maßnahme greifen, um ihn loszuwerden: dem Schlittenfahren.
Besitzer von Katzen mit langen Haaren sollten den Hintern ihres Mitbewohners deshalb regelmäßig überprüfen. „Achte besonders auf den Bereich um den Anus und die Vulva (bei Weibchen)“, rät Dr. Kelly Diehl, Tierärztin und Senior Director of Science and Communication bei der Morris Animal Foundation.
Festkleben von Kot verhindern
Indem du sicherstellst, dass deine Katze genügend Ballaststoffe in ihrer Ernährung hat, kannst du einer Verstopfung oder Durchfall vorbeugen. Außerdem solltest du regelmäßig überprüfen, ob Kot am Hintern deiner Katze klebt, und etwaige Rückstände entfernen. Getrockneter Kot und verfilztes Fell können ansonsten Hautprobleme verursachen. Sollte sich deine Katze gegen deine Versuche einer Popo-Inspektion wehren, kannst du als Ablenkungsmanöver Leckerlis verwenden oder Freunde bitten dir zu helfen, deine Katze ruhig zu halten.
„Wenn der Kot im Fell verfilzt und zu lange an der Haut haftet, kann das zu Hautirritationen und sogar Infektionen führen“, erklärt Holmboe. Eine gute Fellspülung kann dabei helfen, die Haut deiner Katze zu beruhigen und das Fell zu entwirren.
Wenn das Fell deiner Katze bereits so verfilzt ist, dass du es nicht mehr entwirren kannst, empfiehlt Holmboe, deine Katze zu einem Katzenfriseur zu bringen. Der Friseur kann das verfilzte Fell rasieren und dir erklären, wie sich das Scheuern auf dem Boden auf die Haut deiner Katze ausgewirkt hat. Je nach Schweregrad kannst du anschließend auch zum Tierarzt gehen, um Medikamente zur Behandlung der gereizten Popohaut zu erhalten.
Hinweis: Wenn der Kot an einem Faden hängt, darfst du nicht daran ziehen. Bring deine Katze stattdessen zum Tierarzt, um den Faden sachgerecht entfernen zu lassen – daran zu ziehen könnte ihren Darm verletzen.
Die Analdrüsen deiner Katze sind voll
„Bei den Analdrüsen handelt es sich um zwei kleine mit Flüssigkeit gefüllte Säcke, die direkt im Rektum sitzen“, erklärt Holmboe. „Ihr Zweck ist es, eine übel riechende Flüssigkeit auf den Kot auszuscheiden. Es wird angenommen, dass dies bei der Reviermarkierung helfen soll.“ Der Geruch kann sogar für dich und andere Katzen wahrnehmbar sein.
Analdrüsen sind zwar klein, können jedoch einen großen Einfluss auf das Verhalten deiner Katze haben. Wenn die Analdrüsen voll, verstopft oder infiziert sind, kann dies zu Schmerzen und Reizungen führen. Kleinere Katzenrassen entwickeln häufiger Analbeutelprobleme als größere Katzenrassen.
Bitte deinen Tierarzt, die Analdrüsen deiner Katze auszudrücken
Glücklicherweise ist die Lösung für dieses Problem relativ einfach. Bei vollen und verstopften Drüsen ist „ein Besuch beim Tierarzt, um sie entleeren zu lassen, oft die beste Lösung“, rät Holmboe. Dein Tierarzt kann dir dann auch sagen, ob dies eine Hygienemaßnahme ist, die regelmäßig durchgeführt werden sollte. Einige Katzenfriseure bieten das Ausdrücken der Analdrüsen als Teil eines Pflegepakets an.
Bei einer schweren Analbeutelerkrankung ist eine zusätzliche Behandlung notwendig. Dein Tierarzt kann Antibiotika und entzündungshemmende Medikamente verschreiben, die entweder oral eingenommen oder per Infusion verabreicht werden.
Deine Katze hat eine Infektion oder Entzündung
Allergien, Hautentzündungen und Infektionen können dazu führen, dass eine Katze ihrem Hintern mehr Aufmerksamkeit als gewöhnlich schenkt. Wenn du genauer hinschaust, kannst du möglicherweise auch die folgenden Veränderungen beobachten:
- kahle Stellen im Fell, die durch Herumrutschen, Lecken oder Kauen verursacht wurden
- Rötungen
- Schwellungen
- schuppige Haut
- Beulen
Diese Symptome können durch Flöhe, Milben, Akne oder andere Hautprobleme entstehen. „Die häufigsten Hauterkrankungen sind darauf zurückzuführen, dass in dem betroffenen Bereich Feuchtigkeit eingeschlossen ist, insbesondere bei langen Haaren“, verrät Diehl. „Wenn eine Katze aus anderen Gründen viel herumrutscht, kann sie eine Hautinfektion bekommen.“
Holmboe erklärt, dass Pollen, Staub, Futter und Gräser bei Katzen häufig Allergien auslösen. Während „häufig betroffene Bereiche das Gesicht, die Ohren, die Achselhöhlen und die Leistengegend sind“, fährt er fort, ist die Analregion ebenfalls anfällig. „Das Schlittenfahren ist eine Möglichkeit für Katzen, die Haut um Anus und Hinterteil zu kratzen.“
Eine innere Entzündung, welche die Vagina, die Blase oder den Darm deiner Katze betrifft, kann ebenfalls Ursache für das Schlittenfahren oder Lecken am Unterkörper sein. „Eine Hautinfektion, ein Harnwegsinfekt oder eine Vaginalfalteninfektion könnte ebenfalls zu dem gleichen Problem führen“, bestätigt Holmboe.
Geh zum Tierarzt, um die Grundursache für das Schlittenfahren zu identifizieren
Hautinfektionen sind nicht immer direkt erkennbar, doch dein Tierarzt kann sie als Ursache für das Rutschen identifizieren, indem er dir eine Reihe Fragen zum täglichen Verhalten deiner Katze stellt und ihre Haut untersucht. Du wirst kaum in der Lage sein, eine Infektion oder Allergie selbst zu behandeln. Um das Problem vollständig zu beheben, so Diehl, muss sowohl die Infektion als auch deren Grundursache angegangen werden.
Holmboe legt Wert darauf, dass Besitzer betroffener Katzen einen Termin mit einem Tierarzt vereinbaren, zumal die genaue Ursache des Rutschens oft schwierig zu ermitteln ist. Manchmal gibt es gleich mehrere Hautprobleme, die behandelt werden müssen.
Zum Beispiel: „Flohallergien werden mit besonderen Flohbekämpfungsmitteln kontrolliert, [während] die allgemeine Hauterkrankung atopische Dermatitis generell mit einem Anti-Juckreiz-Medikament namens Cyclosporin behandelt wird“, erklärt Holmboe.
Deine Katze hat Würmer
Diehl zufolge könnte das Schlittenfahren bei Katzen ebenso durch Würmer bedingt sein, auch wenn das nicht die häufigste Ursache dafür ist. Die kleinen Würmer verursachen Reizungen und Jucken, die Katzen dann durch das Herumrutschen zu lindern versuchen.
Bandwürmer und Spulwürmer sind zwei häufig vorkommende parasitäre Würmer bei Katzen. „Sie werden als Teil ihres Lebenszyklus lebend aus dem Anus ausgeschieden“, erklärt Holmboe. Abhängig von der Art des Wurms, so Holmboe weiter, sieht man dann Reiskorn- oder Spaghetti-ähnliche Ausscheidungen im Kot der betroffenen Katze.
Wenn du zum Tierarzt gehst, solltest du in diesem Fall daher eine frische Kotprobe mitnehmen. Normalerweise kann man jederzeit eine Probe in der Praxis abgeben, auch wenn man erst einige Tage später einen Termin beim Tierarzt erhält. Eine Analyse der Probe sollte dann Aufschluss darüber geben, welcher Parasit deine Katze befallen hat, erklärt uns Diehl. Danach kann dein Tierarzt bestimmen, welche Behandlung am besten dagegen geeignet ist.
„Es gibt viele verschiedene Entwurmungsmittel auf dem Markt. Welches davon dein Tierarzt empfiehlt, hängt von der Art des Parasiten ab“, bemerkt Diehl.
Wie kann ich verhindern, dass meine Katze Würmer bekommt?
Die Wurmprävention ist besonders bei Freigängern schwierig, aber Diehl empfiehlt die folgenden Ansätze:
- Lass für alle Katzen im Haushalt eine jährliche Kotanalyse durchführen.
- Stelle sicher, dass jede neue Katze entwurmt wurde, bevor du sie mit nach Hause bringst.
- Sorge für eine effektive Flohprävention. Eine Katze kann während ihrer Fellpflege versehentlich einen infizierten Floh herunterschlucken und sich dadurch mit Bandwürmern infizieren.
Deine Katze hat einen Knoten oder eine Zyste
Neue Knotenwucherungen und Zysten bei Katzen können krebsartig oder nicht krebsartig sein – du solltest also nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen. Zysten können zum Beispiel das Ergebnis verstopfter Haarfollikel sein, kleine Knubbel wiederum das Ergebnis von Akne. Schlittenfahren ist eine Möglichkeit für Katzen, die durch einen Knoten oder eine Zyste verursachte Reizung zu lindern.
Glücklicherweise „kommt es nur sehr selten vor, dass Katzen in diesem Bereich Wucherungen entwickeln“, erklärt Diehl und betont, dass Wucherungen um den Hintern herum bei Hunden ein gängigeres Problem sind.
Wenn du jedoch irgendwo am Körper deiner Katze einen neuen Knoten oder Knubbel bemerkst – am Hintern oder an einer anderen Stelle – „ist es wichtig, sie sofort zum Tierarzt zu bringen“, mahnt Diehl. Nur ein Tierarzt kann feststellen, ob der Knoten behandelt werden muss.
Fazit: Behalte die Gesundheit deiner Katze im Auge
Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass deine Katze mit dem Hintern über den Boden rutscht – von festgeklebtem Kot bis hin zu Allergien. Wenn du bemerkst, dass deine Katze wiederholt und regelmäßig Schlitten fährt, solltest du zum Tierarzt gehen, damit er oder sie die Ursache ermitteln und eventuell Gegenmaßnahmen vorschlagen kann. Mögliche Behandlungen sind Antibiotika, Anti-Flohmittel sowie entzündungshemmende Mittel, um Reizungen und Schwellungen zu lindern.
Wenn Kot und Flöhe zum Problem werden, kann dein Tierarzt auch Schritte empfehlen, um die allgemeine Gesundheit deiner Katze zu verbessern:
- Eine höhere Ballaststoffaufnahme mit Nahrungsergänzungsmitteln; du kannst auch versuchen, ihrem Essen Kürbis hinzuzufügen
- Eine Diät für empfindliche Mägen, um die Ursache von Hautallergien zu identifizieren
- Regelmäßige Fellpflege, insbesondere wenn deine Katze übergewichtig ist und bestimmte Körperstellen nicht selbst erreichen kann
- Eine monatliche Flohprävention, um das Risiko von Hautreizungen und Würmern zu verringern
Katzen pflegen ihr Fell von Natur aus regelmäßig (sie verbringen bis zu 50 % ihres Tages mit der Fellpflege!), aber manchmal brauchen sie dabei Hilfe. Wenn du dafür sorgst, dass der Bereich um den Katzenhintern herum sauber und gepflegt bleibt, kannst du verhindern, dass sich Kot daran festsetzt. Außerdem wird es für dich und deine Katze dadurch einfacher, regelmäßig ihren Hintern zu untersuchen.
Noch ein Wort der Warnung: Achte darauf, deine Katze nicht zu lange zu untersuchen. Zu viele Berührungen können eine Reizüberflutung und in der Folge aggressives Verhalten hervorrufen. Wenn deine Katze dir also ein klares Signal gibt aufzuhören – wenn sie dich zum Beispiel mit den Zähnen kneift –, dann solltest du eine Pause einlegen und es nach ein paar Minuten erneut versuchen.