- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Dir ist mit Sicherheit schon einmal aufgefallen, dass deine Katze tagsüber sehr häufig Nickerchen macht – und in den Nachtstunden aufsteht, um zu spielen (und um dich dabei vielleicht aufzuwecken). Katzen sind allerdings nicht nacht-, sondern dämmerungsaktive Tiere. Das bedeutet, dass sie während der Morgen- und Abenddämmerung am aktivsten sind. Außerdem haben sie einen polyphasischen Schlafrhythmus und verteilen ihren Schlaf auf mehrere Schlafphasen über den Tag hinweg.
„In der Morgen- und Abenddämmerung sind Vögel und Mäuse sehr aktiv. Katzen passen ihr Jagdmuster dementsprechend an ihre Beute an“, erklärt Stephen Quandt, Experte für Katzenverhalten und Gründer von Cat Behavior Help.
Katzen wird nachgesagt, dass sie sehr viel schlafen, vor allem tagsüber (um viel Energie für ihre nächtlichen „Zoomies“ zu sammeln). Laut Quandt sollten gesunde Katzen, die tagsüber viel Abwechslung bekommen, jedoch nicht die ganze Nacht über wach bleiben.
Vielen von uns wäre es recht, wenn der Schlafrhythmus unserer Katzen an unseren eigenen Tagesablauf angepasst werden könnte. Quandt rät allerdings davon ab, die täglichen Nickerchen zu unterbrechen, und schlägt alternative Methoden vor, dem dämmerungsaktiven Tier beim Durchschlafen zu helfen. Lies weiter, um mehr über das Aufwach- und Schlafverhalten deiner Katze zu erfahren!
Schlafen Katzen nachts?
Katzen sind nicht nachtaktiv. Sie schlafen also durchaus auch wie wir Menschen in der Nacht, aber nicht nur. Aufgrund ihres polyphasischen Schlafmusters machen sie, so Quandt, mehrere Nickerchen innerhalb von 24 Stunden.
Der Grund: Katzen sind sowohl Raubtiere als auch Beute. Der mehrphasige Schlaf erlaubt ihnen, aufmerksam genug zu bleiben, um bei Bedarf schnell Raubtieren entkommen zu können. Menschen sind hingegen typischerweise tagaktiv mit einem primären Schafzyklus in der Nacht.
Wie auch Menschen erleben Katzen sowohl den sogenannten REM-Schlaf als auch Nicht-REM-Schlafphasen (Rapid Eye Movement), wobei laut Quandt der Großteil des Schlafs in der Nicht-REM-Phase stattfindet.
„Wenn Katzen im Schlaf mit ihren Schnurrhaaren und Pfoten zucken, träumen sie“, so Quandt. „Obwohl sie zu einem sehr leichten Schlaf neigen, gibt es kurze Schlafphasen, die so tief sind, dass wir sie nur schwer aufwecken können.“
Wieso sind Katzen dämmerungsaktiv?
Man könnte meinen, Katzen hätten Schwierigkeiten dabei, die Tageszeit zu bestimmen – dem ist aber nicht so. Vielmehr ist es ihrer inneren Uhr zu verdanken, dass sie in der Dämmerung und im Morgengrauen aufwachen, erklärt Quandt. Dieser Rhythmus hilft ihnen, erfolgreich zu jagen und sich gleichzeitig vor Raubtieren zu schützen.
Glückliche Hauskatzen erhalten das Futter allerdings von ihren Besitzern – sie müssen sich für ihr Futter also nicht auf die Jagd begeben. Die Instinkte sind laut Quandt jedoch manchmal so ausgeprägt, dass dich deine Katze kurz vor Tagesanbruch anstupst (oder auch anleckt, tätschelt oder Laute von sich gibt), um dich aufzuwecken.
Katzen haben außerdem einige körperliche Merkmale, die sie für das Leben im Morgen- und Abendlicht ausstatten, darunter:
- Sehvermögen bei schlechten Lichtverhältnissen: Hast du schon einmal gesehen, dass die Augen deiner Katze im Dunkeln leuchten? Das liegt an einer reflektierenden Schicht, dem sogenannten „Tapetum Lucidum“. Katzenaugen können auch bei noch so schlechten Lichtverhältnissen sehr viel Licht bündeln und zurückwerfen.
- Fellfarbe und -muster: Das Fell einer Katze erfüllt einen entscheidenden Zweck für ihr Überleben. Je nach Genetik einer Katze verfügen manche Tiere über einen sogenannten Melanismus – eine Eigenschaft, die zu einer sehr dunklen Pigmentierung führt. Diese Form der Tarnung dient dazu, sich in Umgebungen mit wenig Licht vor Gegnern zu verstecken.
- Schnurrhaare: Schnurrhaare sind ein wichtiges Instrument für Katzen, um sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden – sowohl in schlechten Lichtverhältnissen als auch tagsüber. Schnurrhaare an ihrer Schnauze, über ihren Augen und auf der Rückseite ihrer Gliedmaßen ermöglichen ihnen, Vibrationen und Luftbewegungen zu spüren.
Verschiedene Katzen und ihre Schlafmuster
Art der Katze | Schlafgewohnheiten |
Hauskatzen | Dämmerungsaktiv mit geringer Nachtaktivität |
Freigänger | Dämmerungsaktiv mit erhöhter Nachtaktivität |
Wildkatzen | Das Schlafverhalten von Wildkatzen hängt von der Art ab. Einige Katzen, so Quandt, sind nachtaktiv – wie Tiger. Pumas hingegen sind dämmerungsaktiv. |
Hauskatzen neigen dazu, ihren Schlafrhythmus an den Rhythmus ihrer Besitzer anzupassen. Konkret bedeutet das, dass deine Katze womöglich – so wie du – die ganze Nacht durchschläft.
„Wenn wir bei der Arbeit sind, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie schlafen. Sind wir jedoch zu Hause und wach, gewöhnen sie sich daran, uns zum Spielen aufzufordern“, erläutert Quandt. Hauskatzen im Freien halten sich jedoch eher an einen natürlicheren Zeitplan.
Einige Wildkatzen sind nachtaktiv
Wildkatzen wie Löwen und Tiger meiden in der Regel Aktivitäten während der Tageshitze und jagen nur im Morgengrauen, in der Abenddämmerung oder in der Nacht.
Außerdem schlafen sie viel länger als Hauskatzen, weil sie für die Jagd sehr viel Energie aufwenden. Und vor dem Schlafengehen fressen sie sehr viel, so Quandt.
Sollte eine schlafende Katze geweckt werden?
Hast du schon einmal von dem Sprichwort „Schlafende Hunde soll man nicht wecken“ gehört? Das gilt genauso für unsere Katzen.
Wenn du möchtest, dass deine Katze die ganze Nacht durchschläft, solltest du sie nicht während eines Nickerchens wecken, sondern etwa eine Stunde vor dem Schlafengehen einen vollen Raubzyklus mit ihnen durchspielen, so Quandt.
„Zuerst spielen wir mit ihnen, um die Jagd nachzuahmen, und danach servieren wir ihnen Futter. In der natürlichen Abhandlung folgt dann der Schlaf, um Kalorien zu sparen“, führt Quandt weiter aus.
Du kannst zum Beispiel einen Laserpointer verwenden, sie eine Maus jagen lassen oder mit einer Katzenangel beschäftigen.
Quandt empfiehlt außerdem, Katzen über den Tag verteilt mehrere kleine Mahlzeiten zu servieren – in freier Wildbahn nehmen sie nämlich bis zu 15 Mahlzeiten pro Tag zu sich! Wenn deine Katze mehrmals am Tag kleinere Mahlzeiten zu sich nimmt, kann das dazu führen, dass sie nachts besser schläft – und so auch du.