- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Viele Menschen gehen davon aus, dass Hunde Fleischfresser bzw. Karnivore sind. Immerhin stammen sie von den fleischfressenden Wölfen ab. Es stimmt: Vor Tausenden von Jahren haben Hunde vermutlich vor allem Fleisch gefressen. Aber im Laufe der Zeit hat sich ihre Ernährung verändert.
Die heutigen Hunde ernähren sich sowohl von Fleisch als auch von Pflanzen und sind somit Omnivore, also Allesfresser.
Wir haben mehrere Haustierexperten dazu befragt, warum viele Menschen Hunde für Fleischfresser halten und welche Ernährungsbedürfnisse wir aus der Anatomie von Hunden ableiten können. Lies weiter und erfahre außerdem, warum die richtige Ernährung eine wichtige Grundlage für die Gesundheit deines Hundes ist.
Warum glauben viele Menschen, dass Hunde Fleischfresser sind?
Laut Dr. Emily Luisana, DVM, DACVIM, Tierärztin und klinische Ernährungswissenschaftlerin am Friendship Hospital for Animals, herrscht Verwirrung darüber, was die Begriffe „Fleischfresser“, „obligate Fleischfresser“ und „Allesfresser“ bedeuten.
Obligate oder strikte Fleischfresser sind Tiere, die sich ausschließlich von den Nährstoffen ernähren, die in Fleisch enthalten sind.
Aber es gibt auch noch andere Arten der Ernährung:
- Fakultative Fleischfresser: Diese Tiere fressen manchmal Fleisch, aber es ist für sie keine primäre Nahrungsquelle. Sie ernähren sich auch von Pflanzen.
- Allesfresser: Für diese Tiere sind sowohl Fleisch als auch Pflanzen Hauptnahrungsquellen.
- Pflanzenfresser: Diese Tiere fressen ausschließlich Pflanzen.
„Wären Hunde obligate Fleischfresser, müssten sie Fleisch fressen und könnten keine Pflanzen verdauen, und das stimmt nicht. Hundebesitzer mit dieser Auffassung gehen davon aus, dass nur rein fleischliches Futter erforderlich oder gesund ist“, erklärt sie. „In Wahrheit sind Hunde Allesfresser und können sowohl Fleisch als auch Pflanzen zu sich nehmen.“
Katzen sind hingegen obligate Karnivore. Ihre Ernährung muss proteinreich sein und Taurine enthalten, eine essenzielle Aminosäure, die nur in Fleisch vorkommt. Der Körper der Katze ist nicht in der Lage, sich an eine andere Zusammensetzung der Ernährung anzupassen.
Da sich Hunde aus domestizierten Wölfen entwickelt haben und Wölfe obligate Fleischfresser sind, hält sich die Annahme, dass es sich bei Hunden auch um Karnivore handelt. Hunde und Wölfe haben sich jedoch vor 20.000–40.000 Jahren genetisch auseinanderentwickelt. Zudem lernten Hunde, Abfälle aus menschlichen Siedlungen in ihre Nahrung aufzunehmen, und entfernten sich von einer rein fleischlichen Ernährung.
Wir sollten also bei der Frage, wie wir unsere Hunde heute füttern und erziehen sollten, uns nicht darauf stützen, von wem sie abstammen. Seitdem hat sich nämlich viel getan.
Eher sollten wir Hunde als Allesfresser betrachten bzw. als Fleischfresser, die für ein vollständiges Nährstoffprofil neben Proteinen noch zusätzliche Nährstoffgruppen benötigen. Hunde selbst suchen sich auch nicht immer besonders proteinreiche Lebensmittel aus. In einer Studie aus dem Jahr 2018 entschieden sich manche Hunde wiederholt für Futter, das ihnen gut schmeckte, aber weniger Protein enthielt als andere angebotene Futtersorten.
Die Ernährungsbedürfnisse von Hunden gemäß ihrer Anatomie
Der Hundekörper hat sich im Laufe Zehntausender Jahre an eine omnivore Ernährung angepasst. Erkennbar ist das an den Zähnen, am Speichel, Magen, Darm und sogar am Kot des Hundes.
Zähne
Die scharfen Eckzähne von Hunden helfen ihnen dabei, ihr Fressen in Stücke zu reißen, während sie ihre Backenzähne verwenden, um Pflanzen zu zerkleinern und zu zermalmen.
Magen
Im Gegensatz zu Fleischfressern und Pflanzenfressern, die Lebensmittel mit sehr wenig Stärke bevorzugen, können Hunde fast alle Kohlenhydrate verdauen, die sie fressen.
Darm
Der Dünndarm eines Hundes ähnelt dem anderer Allesfresser: Er nimmt etwa 23 % des gesamten Magen-Darm-Volumens ein. Bei Katzen und anderen obligaten Fleischfressern ist der Dünndarm viel kleiner.
Geschmackssinn
Hunde bevorzugen bestimmtes Futter möglicherweise, weil ihnen das Aussehen, der Geruch, der Geschmack und die Textur zusagen. Außerdem reagieren die meisten Geschmacksknospen von Hunden auf Aminosäuren, die von Menschen als süß schmeckend beschrieben werden. Eine durchaus nennenswerte Tatsache, da Katzen und andere obligate Fleischfresser Süßes nicht schmecken können.
Häufchen
Eine kürzlich veröffentlichte Studie über fossilisierten Hundekot ergab, dass die Zusammensetzung des Darmmikrobioms früherer Hunde auf eine Allesfresser-Ernährung mit stärkehaltigen Lebensmitteln hinweist.
Der ideale Stuhl heutiger Hunde sollte laut Dr. Luisana „nicht zu fest und nicht zu weich“ sein. „Man sollte ihn leicht aufheben können.“
Laut Dr. Lusiana bestimmen unter anderen die folgenden Faktoren die Stuhlqualität:
- Magen-Darm-Bakterien
- Dauer des Verdauungsprozesses
- Eine vorhandene Entzündung
- Futter
Wenn der Kot deines Hundes eine ungewöhnliche Konsistenz oder Farbe aufweist, empfiehlt Dr. Luisana ballaststoffreiches Gemüse und Getreide. Das kann dazu beitragen, die Stuhlqualität zu regulieren und eine gesunde Magen-Darm-Flora bzw. Mikroorganismen im Darm zu fördern.
Können sich Hunde vegan ernähren?
Eine sorgfältig zusammengestellte vegane oder vegetarische Ernährung kann bei Hunden funktionieren. Manche Ernährungsberater für Hunde verschreiben diese Art von Ernährung sogar, wenn bestimmte gesundheitliche Probleme wie eine Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Nahrungsmittelallergien vorliegen.
Allerdings ist es nicht ratsam, deinen Hund mit kommerziellen veganen Lebensmitteln zu füttern, da diese möglicherweise den Nährstoffbedarf des Hundes nicht decken. In manchen Fällen kann eine vegane Ernährung Vorteile für Hunde haben, doch eine nicht ausgewogene Ernährung birgt das Risiko einer Unterernährung.
Wende dich also an deinen Tierarzt und lasse dir einen ausgewogenen Ernährungsplan für deinen Hund zusammenstellen. Tierärzte können auch Nahrungsergänzungsmittel empfehlen, mit denen du sicherstellen kannst, dass dein Hund alle notwendigen Nährstoffe bekommt.
Welche Nährstoffe brauchen Hunde eigentlich?
Dr. Luisana erklärt, dass Hunde viele essentielle Nährstoffe benötigen, darunter essentielle Aminosäuren, essentielle Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Wenn sie sich eine Ernährung ansieht, prüft sie über 40 verschiedene Parameter.
„Proteine sind zwar eine wunderbare Quelle für manche dieser Nährstoffe, aber eine rein fleischliche Ernährung führt zu Mangelerscheinungen, die tödlich enden können“, meint sie. „Darüber hinaus gibt es Nährstoffe, die zwar wichtig, aber nicht lebensnotwendig sind, zum Beispiel Phytonährstoffe und bestimmte Antioxidantien. Diese Nährstoffe können einfach über Gemüse und Obst aufgenommen werden.“
Laut Alex Schechter, DVM, Tierarzt bei Burrwood Veterinary, brauchen Hunde Kohlenhydrate nicht unbedingt, aber sie können eine wertvolle Energiequelle sein. Schechter empfiehlt, Hunden auch Ballaststoffe zu füttern, die ihre Darmgesundheit und eine gesunde Verdauung fördern.
Welche Nährstoffe Hunde täglich brauchen
Wir haben bei unseren Experten Rat zu essentiellen Mikronährstoffen, Nährstoffmengen und Nahrungsquellen für eine gesunde Hundeernährung eingeholt.
Nährstoff | Menge pro Tag (auf Basis der Trockenmasse) | Ideale Nahrungsquellen |
Proteine | 18–22 % oder 5–10 Gramm pro 100 Kalorien | Fleisch, Fisch, Eier, Soja |
Fette | 5–8 % oder 2–6 Gramm pro 100 Kalorien | Hühnerfett, Fisch- und Leinöl, Kokosöl, Rinderfett |
Kohlenhydrate | 30–60 % oder 8–17 Gramm pro 100 Kalorien | Gemüse, Obst, Süßkartoffeln, Hirse |
Ballaststoffe | 2–4 % oder 0,5–4 Gramm pro 100 Kalorien | Vollkornreis, Vollkornhaferflocken, Rübenschnitzel, Karotten |
Dr. Luisana betont, dass jeder Hund individuell ist. Auch in ihrer Praxis behandelt sie jeden Hund als Individuum.
„Bei jedem Hund müssen in Bezug auf die Ernährung unterschiedliche Faktoren beachtet werden. Manchen tut eine proteinreiche Ernährung besonders gut, für andere ist eine proteinarme Ernährung besser.“
Welches Futter ein Hund bekommt, hängt von der Hunderasse und von der Größe ab, fügt sie hinzu. Außerdem müssen der allgemeine Gesundheitszustand und Unterschiede zwischen einzelnen Hunden berücksichtigt werden.
Dr. Ivana Crnec, DVM, Tierärztin bei Veterinarians.org, stimmt zu und betont, dass die Ernährungsanforderungen auch je nach Lebensstil des Hundes variieren können. Ein weniger aktiver Hund benötigt andere Nährstoffe als ein Hund, der viel Zeit im Freien mit Laufen oder Trainieren verbringt.
Welpen und besonders aktive Hunde brauchen tendenziell mehr Eiweiß und Fette. Ältere Hunde hingegen profitieren möglicherweise von einer fett- und kalorienärmeren Ernährung, so Schechter.
So findest du die beste Ernährung für deinen Hund
Wenn du überlegst, wie du deinen Hund am besten fütterst, solltest du grundlegende Ernährungsrichtlinien für Hunde berücksichtigen. Zum Beispiel sollte das Hundefutter mindestens 18 % Protein und mindestens 5 % Fett auf Basis der Trockenmasse beinhalten.
Sprich am besten mit deinem Tierarzt, bevor du ein neues Hundefutter auswählst. Dein Tierarzt kann dir je nach den individuellen Bedürfnissen deines Hundes Tipps zur richtigen Ernährung geben.
Crnec betont auch, dass du ein Hundefutter wählen solltest, das in Bezug auf das Alter deines Hundes vollwertig und ausgewogen ist.
Sie erklärt, dass du vollwertige und ausgewogene Futtermittel an den Gütesiegeln oder Zertifikaten auf der Verpackung erkennst. In den USA gibt es etwa die Kennzeichnung der Association of American Feed Control Officials (AAFCO). Das ist eine gemeinnützige Organisation, die Ernährungsstandards für vollwertige und ausgewogene Futtermittel festlegt. Eine Kennzeichnung der AAFCO bedeutet also, dass das Futter seine Ernährungsstandards erfüllt oder übertrifft bzw. eine Futtermittelprobe gemäß den AAFCO-Richtlinien durchgeführt wurde.
Hundefutter sollte von einem vertrauenswürdigen Hersteller bezogen werden, so Crnec. Sie empfiehlt, Kundenbewertungen durchzulesen und nachzuforschen, ob das Futter vor dem Verkauf überprüft wurde. Futtermittelproben sind nicht verpflichtend, sind aber eine zusätzliche Maßnahme, um zu prüfen, ob das Tierfutter wirklich vollwertig und ausgewogen ist.
Außerdem solltest du laut Crnec andere Faktoren wie die Verfügbarkeit am Markt, Benutzerfreundlichkeit, den Preis und individuelle Vorlieben deines Hundes bedenken. „Ob deinem Hund das Futter schmeckt, ist ein ganz wichtiger Faktor – das beste Hundefutter ist nutzlos, wenn dein Hund es nicht fressen möchte“, so Crnec.
So wählst du das richtige Futter
Laut Crnec sollten Hundebesitzer generell von Hundefutter absehen, das:
- in Bezug auf das Alter deines Hundes nicht vollwertig und ausgewogen ist
- kein hochwertiges tierisches Eiweiß als erste Zutat enthält
- gefährliche Konservierungsmittel wie BHA, BTA, Ethoxyquin oder Propylenglykol enthält
- künstliche Farbstoffe, Aromen und andere Zusatzstoffe enthält
- keine spezifischen, sondern allgemeine Bezeichnungen anführt, etwa „tierisches Fett“ anstelle von „Rinderfett“ oder „Hühnerfett“
- Zucker enthält (dient als Geschmacksverstärker)
- Carrageenan enthält (dient als Verdickungsmittel und verleiht Textur)
- gefährliche und schlecht Untersuche wie Zwiebel- oder Knoblauchextrakte enthält
Du kannst die Ernährung deines Hundes an alle möglichen Bedürfnisse anpassen, etwa zum Abnehmen oder für eine proteinarme bzw. eine ballaststoffreiche Ernährung. (Es gibt sogar eine Ernährung, die auf grünen Bohnen basiert.) Auch für wählerische Hunde, untergewichtige Hunde oder Hunde, die mehr Nährstoffe aus frischen Zutaten benötigen, hat dein Tierarzt den richtigen Futterplan.
Manche probieren sogar eine Rohkosternährung oder eine Ernährung, die aus rohem Fleisch, Eiern, Obst und Gemüse besteht. Lasse dich unbedingt von deinem Tierarzt beraten, wenn du deinem Hund ausschließlich Rohkost fütterst oder Fragen hinsichtlich der Ernährungsbedürfnisse deines Hundes hast.
Was letztendlich zählt, ist, dass dein Hund zufrieden und gesund ist und Futter bekommt, das für ihn das richtige ist.